In der Vergangenheit haben sich zahlreiche Sprachwissenschaftler immer wieder mit der adjektivischen Attribuierung von Determinativkomposita, und hier speziell mit der Attribuierung von Substanti vkomposita befasst. Sie gelangten zu zum Teil sehr differenten Einschätzungen und Ergebnissen. Es fiel den Wissenschaftlern nicht leicht zu entscheiden und zu begründen, ob die korrekte Bezeichnung keltisches Fürstengrab oder keltisches Grab eines Fürsten ist. Ist die Rede von einer verregneten Feriengefahr grammatikalisch genauso akzeptabel wie die von der deutschen Sprachwissenschaft? Gibt es, und wenn ja, was ist eine ausgefallene Pullizeit? Woran kann der Sprachteilnehmer erkennen, welche Form von Attribuierung korrekt ist? Kann man eine so klare Entscheidung überhaupt treffen? Die vorliegende Arbeit möchte versuchen einen Überblick über einige der bisher vorgenommenen Analysen zu geben. Insgesamt lassen sich drei zentrale Ansätze individualisieren, denen sich die verschiedenen Sprachwissenschaftler grundsätzlich zuordnen lassen: Da ist zunächst die Analyse auf der Grundlage einer angenommenen hierarchischen Struktur der Verbindung zwischen Adjektivattribut und substantivischem Determinativkompositum. Des weiteren die auf der Prämisse der Existenz einer sogenannten „Fehlattribution“ basierende Analyse, und schließlich eine Analyse, in der lediglich ein Bezug des Adjektivattributes auf das Kompositum in seiner Gesamtheit als korrekt ane rkannt wird. Im Rahmen der Darstellung soll zunächst auf die Prämissen und Analysemethoden der jeweiligen Theorie eingegangen werden. Im Anschluss daran werden die Untersuchungsergebnisse präsentiert und an einigen Beispielen verdeutlicht. Der so gewonnene Einblick soll letztendlich zu einer begründeten Präferenz einer der Analyse- und Verständnismöglichkeiten führen und diese Entscheidung nachfolgend argumentativ begründet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Der Normalfall: Substantivkompositum mit Adjektivattribut - Sprachwissenschaftler und Grammatiken sind sich einig
- Abgrenzung durch Analyse der hierarchischen Struktur von 3-gliedrigen Verbindungen
- Analysemethoden: Auflösbarkeitsprobe; Kompatibilitätsprobe; Paraphrasierbarkeitsprobe
- Analyseergebnisse
- Die Theorie der Fehlattribution
- Ursachen der Fehlattribution
- Tendenzen der Fehlattribution
- Kritik an der Analyse der hierarchischen Struktur und an der Theorie der Fehlattribution
- Bezug der Adjektivattribute ausschließlich auf das Kompositum insgesamt
- Zusammenfassung der Ergebnisse und Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die problematische Attribuierung von Determinativkomposita im Deutschen, insbesondere die Frage, ob ein Adjektivattribut sich auf das gesamte Kompositum oder nur auf einen Bestandteil bezieht. Ziel ist es, verschiedene sprachwissenschaftliche Ansätze zu dieser Problematik zu analysieren und zu bewerten, um zu einer begründeten Positionierung zu gelangen.
- Analyse der hierarchischen Struktur von Komposita
- Die Theorie der Fehlattribution und ihre Ursachen
- Bewertung verschiedener Analysemethoden (Auflösbarkeitsprobe, Kompatibilitätsprobe, Paraphrasierbarkeitsprobe)
- Der Gesamtbezug des Adjektivattributs auf das Kompositum
- Bewertung der Akzeptanz unterschiedlicher Attribuierungen in der Sprachpraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkung: Die Vorbemerkung führt in die Thematik der adjektivischen Attribuierung von Determinativkomposita ein und skizziert die unterschiedlichen sprachwissenschaftlichen Ansätze zur Analyse dieser Problematik. Sie hebt die Schwierigkeit hervor, eindeutig zu bestimmen, ob beispielsweise "keltisches Fürstengrab" oder "keltisches Grab eines Fürsten" die korrekte Form ist, und kündigt die Darstellung verschiedener Analysemethoden und -ergebnisse an, um letztendlich eine begründeten Präferenz für einen Analyseansatz zu entwickeln.
Der Normalfall: Substantivkompositum mit Adjektivattribut - Sprachwissenschaftler und Grammatiken sind sich einig: Dieses Kapitel beschreibt den Konsens unter Sprachwissenschaftlern und in Grammatiken bezüglich der Attribuierung von Substantivkomposita. Es erklärt, wie das Bestimmungswort das Grundwort semantisch determiniert und wie das Adjektivattribut sich formal auf das Grundwort, semantisch aber auf das gesamte Kompositum bezieht. Abweichungen von dieser Regel werden als nicht akzeptabel betrachtet, obwohl einige Fügungen sprachüblich geworden sind.
Abgrenzung durch Analyse der hierarchischen Struktur von 3-gliedrigen Verbindungen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Analyse von dreigliedrigen Verbindungen mittels Auflösbarkeitsprobe, Kompatibilitätsprobe und Paraphrasierbarkeitsprobe. Die Analysemethoden werden detailliert erläutert und an Beispielen verdeutlicht, um die hierarchische Struktur der Verbindungen aufzuzeigen und die korrekte Attribuierung zu bestimmen. Die Ergebnisse dieser Analysen werden präsentiert und diskutiert.
Die Theorie der Fehlattribution: Dieses Kapitel stellt die Theorie der Fehlattribution vor, welche erklärt, warum Adjektivattribute fälschlicherweise dem Bestimmungswort zugeordnet werden. Es werden Ursachen und Tendenzen dieser Fehlattribution erörtert, und die Implikationen für die Analyse und Beurteilung der korrekten Attribuierung von Determinativkomposita werden diskutiert.
Kritik an der Analyse der hierarchischen Struktur und an der Theorie der Fehlattribution: Dieses Kapitel analysiert kritisch die beschriebenen Analysemethoden und die Theorie der Fehlattribution, indem es deren Stärken und Schwächen aufzeigt und alternative Erklärungen für die beobachteten Phänomene vorschlägt. Die Kapitel beleuchtet Limitationen der bestehenden Ansätze und regt eine weiterführende Diskussion an.
Bezug der Adjektivattribute ausschließlich auf das Kompositum insgesamt: Dieses Kapitel präsentiert einen alternativen Analyseansatz, welcher ausschließlich einen Bezug des Adjektivattributs auf das gesamte Kompositum anerkennt. Die Argumente für diesen Ansatz werden dargelegt und mit den vorherigen Ansätzen verglichen. Die Vor- und Nachteile dieser Perspektive werden gewichtet und diskutiert.
Schlüsselwörter
Determinativkomposita, Adjektivattribuierung, hierarchische Struktur, Fehlattribution, Analysemethoden, Grammatik, Sprachwissenschaft, Kompatibilität, Auflösbarkeit, Paraphrasierbarkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Adjektivattribuierung bei Determinativkomposita
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die problematische Attribuierung von Adjektivattributen bei Determinativkomposita im Deutschen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob ein Adjektivattribut sich auf das gesamte Kompositum oder nur auf einen Bestandteil bezieht (z.B. "keltisches Fürstengrab").
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel ist die Analyse und Bewertung verschiedener sprachwissenschaftlicher Ansätze zu dieser Problematik, um zu einer fundierten Positionierung zu gelangen. Die Arbeit untersucht die hierarchische Struktur von Komposita, die Theorie der Fehlattribution, verschiedene Analysemethoden (Auflösbarkeitsprobe, Kompatibilitätsprobe, Paraphrasierbarkeitsprobe) und die Frage des Gesamtbezugs des Adjektivattributs auf das Kompositum.
Welche Analysemethoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet die Auflösbarkeitsprobe, die Kompatibilitätsprobe und die Paraphrasierbarkeitsprobe, um die hierarchische Struktur dreigliedriger Verbindungen zu analysieren und die korrekte Attribuierung zu bestimmen. Diese Methoden werden detailliert erläutert und anhand von Beispielen veranschaulicht.
Was ist die Theorie der Fehlattribution?
Die Theorie der Fehlattribution erklärt, warum Adjektivattribute fälschlicherweise dem Bestimmungswort eines Kompositums zugeordnet werden. Die Arbeit erörtert die Ursachen und Tendenzen dieser Fehlattribution und deren Auswirkungen auf die Analyse der korrekten Attribuierung.
Welche verschiedenen Ansätze zur Adjektivattribuierung werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht den gängigen Ansatz, bei dem das Adjektivattribut sich auf das Grundwort bezieht, mit einem alternativen Ansatz, der einen ausschließlichen Bezug des Adjektivattributs auf das gesamte Kompositum postuliert. Die Vor- und Nachteile beider Ansätze werden diskutiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Vorbemerkung, Der Normalfall (Konsens in der Sprachwissenschaft), Abgrenzung durch Analyse der hierarchischen Struktur, Die Theorie der Fehlattribution, Kritik an den vorgestellten Ansätzen, Bezug des Adjektivattributs auf das gesamte Kompositum, Zusammenfassung und Stellungnahme.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Determinativkomposita, Adjektivattribuierung, hierarchische Struktur, Fehlattribution, Analysemethoden, Grammatik, Sprachwissenschaft, Kompatibilität, Auflösbarkeit, Paraphrasierbarkeit.
Gibt es einen Konsens in der Sprachwissenschaft zum Thema Adjektivattribuierung bei Komposita?
Im "Normalfall" besteht ein Konsens darüber, wie Adjektivattribute bei Substantivkomposita attribuiert werden. Die Arbeit zeigt jedoch, dass bei komplexeren Strukturen, insbesondere dreigliedrigen Verbindungen, die Zuordnung des Adjektivattributs problematisch werden kann und unterschiedliche Interpretationen existieren.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu einer begründeten Stellungnahme bezüglich der korrekten Attribuierung von Adjektivattributen bei Determinativkomposita. Die genaue Schlussfolgerung wird im Kapitel "Zusammenfassung der Ergebnisse und Stellungnahme" dargelegt.
- Quote paper
- M.A. Ilka Lütkemeier (Author), 2003, Deutsche Sprachwissenschaft und ausgefallene Pullizeit!? Zur problematischen Attribuierung von Substantivkomposita, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39632