In Hjalmar Söderbergs 1901 erschienenem Roman „Martin Bircks Ungdom“ heißt es an einer Stelle:
„Men den första orsaken till deras vänskap var den, att de bägge hade läst Niels Lyhne och älskade den mer än andra böcker."
Wie wir sehen können, wird in diesem Textauszug explizit auf den 1880 erschienen literarischen Text „Niels Lyhne“ des dänischen Schriftstellers Jens Peter Jacobsen (1847-1885) verwiesen. Dass es sich bei diesem intertextuellen Verweis um keinen belanglosen Einzelfall handelt, sondern dass dieser Verweis im Gegenteil eine vom Autor intendierte, textkonstituierende Eigenschaft des Entwicklungsromans „Martin Bircks Ungdom“ darstellt, die wiederum die Sinnkonstitution des Textes maßgeblich bestimmt, möchte ich innerhalb dieser Arbeit darlegen. In diesem Sinne beschränkt sich der hier im Mittelpunkt stehende intertextuelle Bezugshorizont ausschließlich auf das Werk „Niels Lyhne“, womit jedoch nicht suggeriert werden soll, dass es keine weiteren Prätexte, d. h. keine anderen literarischen Texte, gibt, auf die Hjalmar Söderbergs Roman verweist.
Bevor ich mich jedoch dieser Aufgabe widme, werde ich im ersten Teil die für die Textanalyse notwendigen theoretischen Voraussetzungen einführen. Ich werde also zunächst den Begriff der Intertextualität erläutern und anschließend eine auf Peter Stocker basierende Intertextualitätstheorie skizzieren. Im zweiten Teil werde ich mich der Textanalyse von „Martin Bircks Ungdom“ zuwenden. Nach einer kurzen Zusammenfassung beider Texte werde ich zunächst die verschiedenen Intertextualitätsformen, die auf den Prätext „Niels Lyhne“ verweisen, auflisten und kategorisieren. Anschließend werde ich untersuchen, welche Funktionen diese innerhalb des Textes erfüllen und letztendlich versuchen, mithilfe dieser aufgedeckten Textverweise eine abschließende Sinnkonstitution herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intertextualität
- Wortgeschichte
- Intertextualitätsbegriff
- Intertextualitätstheorie
- Formen der Intertextualität
- Funktionen der Intertextualität
- Modell der Intertextualität
- Hjalmar Söderbergs „Martin Birck Ungdom“
- Prätext: Jens Peter Jacobsens „Niels Lyhne“
- Formen der Intertextualität
- Funktionen der Intertextualität
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Intertextualität in Hjalmar Söderbergs Roman „Martin Bircks Ungdom“, indem sie die verschiedenen Formen und Funktionen der Intertextualität untersucht, die auf den Prätext „Niels Lyhne“ von Jens Peter Jacobsen verweisen. Ziel ist es, die textkonstituierende Rolle dieser intertextuellen Verweise aufzuzeigen und deren Einfluss auf die Sinnkonstitution des Romans zu beleuchten.
- Intertextualität als textkonstitutives Element
- Analyse der Intertextualitätsformen in „Martin Bircks Ungdom“
- Funktionen der Intertextualität in Bezug auf die Textgestaltung und -deutung
- Zusammenhang zwischen Intertextualität und Sinnkonstitution
- Erläuterung des Intertextualitätsbegriffs und der Intertextualitätstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz der Intertextualität in „Martin Bircks Ungdom“ heraus. Das Kapitel „Intertextualität“ erläutert den Begriff und seine Entwicklung, wobei der Fokus auf der Wortgeschichte und verschiedenen Definitionen liegt. Anschließend wird im Kapitel „Intertextualitätstheorie“ die Theorie von Peter Stocker vorgestellt und die Formen und Funktionen der Intertextualität diskutiert. Kapitel 4 widmet sich der Analyse von „Martin Bircks Ungdom“ im Kontext von „Niels Lyhne“ und untersucht die verschiedenen Formen und Funktionen der Intertextualität, die im Roman vorhanden sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Intertextualität in Hjalmar Söderbergs Roman „Martin Bircks Ungdom“ und analysiert die Verweise auf den Prätext „Niels Lyhne“ von Jens Peter Jacobsen. Schwerpunkte sind die Intertextualitätsformen und -funktionen, die Textkonstitution und Sinnkonstitution sowie die Anwendung der Intertextualitätstheorie von Peter Stocker.
- Arbeit zitieren
- Katrin Raschke (Autor:in), 2005, Intertextualität in Hjalmar Söderbergs "Martin Bircks Ungdom", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39657