Wenn heute allgemein von ,,Geschlechterforschung" die Rede ist, ist damit eigentlich nahezu immer ,,Frauenforschung" gemeint. In Abhandlungen, die sich mit Geschlechterforschung auseinandersetzen, sind Männer bisher selten zum Gegenstand empirischer Untersuchungen geworden. In dieser Arbeit sollen aktuelle wissenschaftliche Befunde über ,,Männlichkeit" dargestellt werden: Was weiß man heute von ,,Männlichkeit" und wie ist die Entwicklung hin zur Männlichkeit zu verstehen? Ansätze sollen betrachtet werden, die Männer als Geschlecht im Vergleich zu Frauen darstellen. Dabei wird zunächst einmal die Frage nach den Unterschieden zwischen beiden Geschlechtern und ihren Ursachen zu beantworten sein. Entwicklungsprozesse müssen hierbei verstanden werden, die beide Geschlechter in Form von Sozialisation durchleben. In Bezug auf die sozialisationsbedingten Geschlechtsunterschiede stellt sich des weiteren die Frage, ob diese nicht angeglichen werden sollten. Weiter soll nach einer empirischen Erhebung, die Cornelia Behnke in ihrem Buch ,,Frauen sind wie andere Planeten" darstellt, untersucht werden, wie sich nach Jahren der Frauenbewegung und Emanzipation Männer selbst definieren und wie sie das andere Geschlecht sehen: Was denken Männer in der heutigen Zeit über das andere Geschlecht und wie deuten sie Beziehungen zwischen sich und dem anderen Geschlecht ? Besteht ein Denken in Geschlechterkategorien fort oder hat eine Annäherung stattgefunden? Gibt es, da Frauen in vielen gesellschaftlichen und politischen Bereichen ,,aufgeholt" haben, ein verschärftes Konkurrenzdenken, oder eher ein sich gegenseitig akzeptierendes Miteinander? Als letzter Punkt sollen Ansätze zur Konstruktion von Männlichkeit dargestellt werden. Dabei werden Ansätze aus unterschiedlichen Bereichen (Klinisch- therapeutisch, sozialpsychologisch etc.) beleuchtet und miteinander verglichen. Einen besonderen Stellenwert nehmen hier die psychoanalytischen Ansätze zur Erklärung unterschiedlicher Sozialisation von Männern ein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Männerbilder/ Frauenbilder
- Wie Männer sich selbst sehen
- Wie Männer Frauen sehen
- Resümee/ Aussichten
- Geschlechtersozialisation
- Die geschlechtsspezifische Sozialisationsforschung
- Das Modell bipolarer Geschlechtersozialisation
- Das biologisierende Modell bipolarer Geschlechtersozialisation
- Die affirmative Variante bipolarer Geschlechtersozialisation
- Kritische Variante
- Das Modell bipluraler Geschlechtersozialisation (kurze Betrachtung)
- Die geschlechtsspezifische Sozialisationsforschung
- Ansätze zur Konstruktion von Männlichkeit
- Theorie der Geschlechtsrollen
- Psychoanalytische Ansätze
- Die Psychoanalyse nach S. Freud
- Die Archetypen bei C.G. Jung
- Das Konzept der Geschlechtsidentität von Erik Erikson
- Radikale Psychoanalyse nach A. Adler
- Die männliche Rolle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit aktuellen wissenschaftlichen Befunden zur Männlichkeit und zielt darauf ab, ein Verständnis für die Entwicklung und Konstruktion von Männlichkeit zu entwickeln. Sie untersucht verschiedene Ansätze, die Männer als Geschlecht im Vergleich zu Frauen betrachten und beleuchtet dabei die Frage nach den Unterschieden zwischen den Geschlechtern und ihren Ursachen. Die Arbeit geht auch auf die Frage ein, ob die sozialisationsbedingten Geschlechtsunterschiede angeglichen werden sollten.
- Das Selbstbild von Männern in der heutigen Zeit
- Die Sichtweise von Männern auf Frauen und das Geschlechterverhältnis
- Die Rolle der Geschlechtersozialisation in der Konstruktion von Männlichkeit
- Psychoanalytische Ansätze zur Erklärung der unterschiedlichen Sozialisation von Männern und Frauen
- Die Frage nach einer Angleichung der sozialisationsbedingten Geschlechtsunterschiede
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Hausarbeit vor und beleuchtet den Mangel an Forschung zu Männerbildern in der Geschlechterforschung. Das zweite Kapitel analysiert das Buch "Frauen sind wie andere Planeten" von Cornelia Behnke, welches die Sichtweise von Männern auf das Geschlechterverhältnis untersucht. Es werden verschiedene Gruppen von Männern, wie Manager, Freiberufler und Männer der "intellektuellen Mittelschicht" vorgestellt, und ihre unterschiedlichen Perspektiven auf Männlichkeit und das Geschlechterverhältnis aufgezeigt. Im dritten Kapitel wird die geschlechtsspezifische Sozialisationsforschung diskutiert, wobei verschiedene Modelle der Geschlechtersozialisation, wie das Modell bipolarer Geschlechtersozialisation und das Modell bipluraler Geschlechtersozialisation, vorgestellt und kritisch beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Männlichkeit, Geschlechterforschung, Geschlechterbilder, Geschlechtersozialisation, Psychoanalyse, Geschlechtsrollen, Frauenbewegung, Emanzipation, Männergruppen, Milieuzugehörigkeit, Geschlechtsidentität.
- Quote paper
- Matthias Rischer (Author), 2000, Männer und Geschlechterforschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39743