In der Mitte des Jahres 1991 kam es in der früheren jugoslawischen Republik Kroatien zu bewaffneten Konflikten, die schließlich zum Krieg führten. Dieser Krieg war eine der Etappen auf dem Weg zum endgültigen Zerfall der "Föderativen Volksrepublik Jugoslawien". Den Anlaß zum Krieg bildete die ungelöste Frage des Krajina-Gebiets, einer mehrheitlich von Serben bewohnten Region, die insgesamt ungefähr ein Drittel Kroatiens einnimmt.
Der in dieser Arbeit verwendete "Krajina"-Begriff bedarf einer kurzen Erläuterung. Grundsätzlich ist dabei mit "Krajina" nicht nur die geographische Region Krajina im Süden Kroatiens gemeint, sondern ebenso die Regionen West- und Ostslawonien. Die Verwendung eines erweiterten Krajina-Begriffs ist deshalb sinnvoll, weil die Entwicklung aller drei Regionen im beobachteten Zeitraum parallel verlief: Krajina, West- und Ostslawonien befanden sich ursprünglich auf kroatischem Territorium, wiesen aber eine mehrheitlich serbische Bevölkerung (bzw. starke serbische Minderheiten) auf. Infolge dessen wurden alle drei Gebiete nach 1990 sowohl von serbischer als auch von kroatischer Seite für sich beansprucht. Nach Kriegsbeginn wurde die Krajina ebenso wie West- und Ostslawonien von serbischen Einheiten erobert. Wenig später schlossen sich alle drei Gebiete zur "Republika Srbska Krajina" und damit zu einem einheitlichen politischen Gebilde zusammen. Etwa zur selben Zeit wurden in diesem Gebiet drei UNO-Schutzzonen implementiert – der Beginn eines UNO-Blauhelmeinsatzes, der bis 1995 dauern sollte. All diese Gemeinsamkeiten zusammengenommen legen die Verwendung des Begriffs "Krajina" als Sammelbegriff nahe. Das Thema dieser Arbeit "Der Konflikt in der Krajina 1991-1995" bezieht sich dementsprechend auf den Konflikt in allen drei Regionen.
Um den Konflikt in der Krajina verstehen zu können, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden: Hier ist zum ersten die extreme "Gemengelage" zu nennen, die prägend für das gesamte frühere Jugoslawien ist. Denn bis 1991 siedelten Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Sprachen und Konfessionen verstreut auf einem relativ kleinen Territorium. Dieser Umstand führte nach dem Zerfall des Bundesstaats zu einer Vielzahl von Minderheitenproblemen, von denen eines das der serbischen Minderheit in Kroatien ist.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Krieg um die Krajina (1991-1995)
- 2.1. Vorgeschichte. Die Ursachen des Konfliktes
- 2.1.1. Die Erosion Jugoslawiens
- 2.1.2. Die serbische Minderheit in Kroatien
- 2.1.3. Die Positionen der Regierungen zu Beginn des Konflikts
- 2.2. Krieg in drei Phasen
- 2.2.1. Phase 1: "Heißer" Krieg (Juli 1991-Januar 1992)
- 2.2.2. Phase 2: Weder Krieg noch Frieden (1992-1995)
- 2.2.3. Phase 3: Die kroatischen "Rückeroberungen" (Mai/August 1995)
- 2.3. Der spezifische Charakter des Krieges: Chaos und "ethnische Säuberungen"
- 2.4. Der Krieg in Kroatien - ein "ethnischer Konflikt"?
- 3. Die Einmischung der "Internationalen Gemeinschaft"
- 3.1. Die Interessen der Interventionsmächte
- 3.2. Die voreilige Anerkennung Kroatiens
- 4. UNPROFOR - Der Blauhelmeinsatz in Kroatien
- 4.1. Exkurs: Geschichte und Wesen von UNO-Friedensmissionen
- 4.2. Die UNO-Mission in der Krajina (1992-1995)
- 4.3. Das Scheitern von UNPROFOR
- 4.4. Scheiterte UNPROFOR am Defensiv-Grundsatz?
- 4.5. Die wahren Gründe für das Scheitern von UNPROFOR
- 4.6. Westliche Militärhilfe für Kroatien
- 4.7. Fazit: Die UNO-Mission in der Krajina Einseitige Unterstützung großkroatischer Ambitionen
- 4.8. Was ist von "humanitären Motiven" zu halten?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Konflikt in der Krajina von 1991 bis 1995. Die Zielsetzung ist es, die Ursachen des Konflikts zu beleuchten, den Verlauf des Krieges in seinen verschiedenen Phasen zu analysieren und das Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, insbesondere den UNPROFOR-Einsatz, kritisch zu bewerten. Dabei wird der Fokus auf die komplexen Zusammenhänge zwischen innerjugoslawischen Entwicklungen und dem internationalen Kontext gelegt.
- Die Ursachen des Konflikts in der Krajina, einschließlich der Rolle der serbischen Minderheit und der jugoslawischen Auflösung.
- Der Verlauf des Krieges in der Krajina und seine verschiedenen Phasen.
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft und der UNPROFOR-Mission.
- Die Motive der beteiligten Akteure und die Interessenlage der internationalen Mächte.
- Der Zusammenhang des Konflikts mit dem Ende des Kalten Krieges und der Entstehung einer neuen Weltordnung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Konflikts in der Krajina ein und erläutert den verwendeten Begriff "Krajina" als Sammelbegriff für die Regionen Krajina, West- und Ostslawonien. Sie skizziert die komplexen Faktoren, die zum Verständnis des Konflikts beitragen, wie die ethnische Gemengelage Jugoslawiens, die Instrumentalisierung der Geschichte und die Vielzahl beteiligter Akteure. Die Arbeit betont den Schwerpunkt auf der Untersuchung des internationalen Engagements, insbesondere der UNPROFOR-Mission, und deren Motive. Der Zusammenhang zum Ende des Kalten Krieges und der Entstehung einer neuen Weltordnung wird ebenfalls angesprochen. Die Einleitung gibt einen Ausblick auf die verwendeten Quellen und deren jeweilige Stärken und Schwächen.
2. Der Krieg um die Krajina (1991-1995): Dieses Kapitel beschreibt den Krieg um die Krajina, unterteilt in seine drei Phasen. Es analysiert die Vorgeschichte, beleuchtet die Ursachen des Konflikts und die Positionen der beteiligten Regierungen. Die Zusammenfassung der drei Kriegsphasen beinhaltet den "heißen" Krieg, die Phase zwischen Krieg und Frieden und schließlich die kroatischen "Rückeroberungen". Die Rolle von "ethnischen Säuberungen" und die Frage, ob der Konflikt als rein "ethnischer Konflikt" bezeichnet werden kann, werden ebenfalls thematisiert.
3. Die Einmischung der "Internationalen Gemeinschaft": Dieses Kapitel analysiert die Einmischung der internationalen Gemeinschaft im Konflikt in der Krajina. Es untersucht die Interessen der Interventionsmächte und deren Einfluss auf den Konfliktverlauf. Die voreilige Anerkennung Kroatiens durch die internationale Gemeinschaft wird kritisch beleuchtet und deren Folgen für den Konflikt bewertet. Die Zusammenfassung zeigt die verschiedenen Motive und Interessen der beteiligten internationalen Akteure auf und ihre Auswirkungen auf den Konflikt in der Krajina.
4. UNPROFOR - Der Blauhelmeinsatz in Kroatien: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den UNPROFOR-Einsatz in Kroatien und analysiert dessen Geschichte, Wesen und letztliches Scheitern. Es untersucht die Gründe für das Scheitern, inklusive der Frage, ob der Defensiv-Grundsatz dafür verantwortlich war. Die Rolle der westlichen Militärhilfe für Kroatien wird ebenso beleuchtet wie die Frage nach den tatsächlich vorhandenen "humanitären Motiven" des Einsatzes. Die Zusammenfassung bewertet den UNPROFOR-Einsatz kritisch und zeigt auf, wie er einseitig die großkroatischen Ambitionen unterstützte.
Schlüsselwörter
Jugoslawien, Kroatien, Krajina, Serbien, Krieg, ethnischer Konflikt, internationale Gemeinschaft, UNPROFOR, Friedensmission, "ethnische Säuberungen", Kalter Krieg, neue Weltordnung, Interventionsmächte, Minderheitenproblem.
Häufig gestellte Fragen zum Text über den Krieg um die Krajina
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text analysiert den Konflikt in der Krajina (1991-1995), beleuchtet dessen Ursachen, Verlauf und die Rolle der internationalen Gemeinschaft, insbesondere den UNPROFOR-Einsatz. Ein Schwerpunkt liegt auf den komplexen Zusammenhängen zwischen innerjugoslawischen Entwicklungen und dem internationalen Kontext.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Ursachen des Konflikts (einschließlich der Rolle der serbischen Minderheit und der jugoslawischen Auflösung), den Kriegsverlauf in seinen verschiedenen Phasen, die Rolle der internationalen Gemeinschaft und der UNPROFOR-Mission, die Motive der beteiligten Akteure und die Interessenlage der internationalen Mächte sowie den Zusammenhang des Konflikts mit dem Ende des Kalten Krieges und der Entstehung einer neuen Weltordnung.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zum Krieg um die Krajina (mit Unterkapiteln zur Vorgeschichte, den Kriegsphasen und dem Charakter des Konflikts), zur Einmischung der internationalen Gemeinschaft und zum UNPROFOR-Einsatz. Jedes Kapitel wird zusammengefasst und Schlüsselwörter werden am Ende aufgeführt.
Welche Phasen des Krieges werden unterschieden?
Der Krieg wird in drei Phasen unterteilt: Phase 1: "Heißer" Krieg (Juli 1991-Januar 1992); Phase 2: Weder Krieg noch Frieden (1992-1995); Phase 3: Die kroatischen "Rückeroberungen" (Mai/August 1995).
Welche Rolle spielte die internationale Gemeinschaft?
Der Text analysiert kritisch die Einmischung der internationalen Gemeinschaft, insbesondere die Interessen der Interventionsmächte und die voreilige Anerkennung Kroatiens. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse des UNPROFOR-Einsatzes und dessen Scheitern.
Was war UNPROFOR und warum scheiterte die Mission?
UNPROFOR war die UN-Friedensmission in Kroatien. Der Text untersucht die Gründe für das Scheitern von UNPROFOR, einschließlich der Rolle des Defensiv-Grundsatzes, westlicher Militärhilfe für Kroatien und der Frage nach "humanitären Motiven". Es wird argumentiert, dass UNPROFOR einseitig großkroatische Ambitionen unterstützte.
Wie wird der Konflikt eingeordnet?
Der Text hinterfragt, ob der Konflikt als rein "ethnischer Konflikt" bezeichnet werden kann, und betont die komplexen Zusammenhänge zwischen ethnischen, politischen und internationalen Faktoren.
Welche Quellen wurden verwendet?
Der Text erwähnt die verwendeten Quellen und deren Stärken und Schwächen in der Einleitung, jedoch werden die spezifischen Quellen nicht im FAQ aufgelistet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Jugoslawien, Kroatien, Krajina, Serbien, Krieg, ethnischer Konflikt, internationale Gemeinschaft, UNPROFOR, Friedensmission, "ethnische Säberungen", Kalter Krieg, neue Weltordnung, Interventionsmächte, Minderheitenproblem.
- Arbeit zitieren
- Arne Friedemann (Autor:in), 1999, Der Konflikt in der Krajina 1991-1995, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40020