Aufmerksamkeitsgestörte, hyperaktive Kinder sind meist von früh morgens bis spät abends in Bewegung, scheinen nie richtig bei einer Sache zu sein, fangen alles an, führen selten etwas zu Ende, sprechen oft dazwischen, hören nicht richtig zu, reagieren auf jeden möglichen Reiz und sind manchmal sogar aggressiv. Andere Kinder wiederum scheinen ständig verträumt zu sein, wirken lethargisch und ständig versunken in ihrer »eigenen Welt«. Eine AD/HS kann schwerwiegende Begleiterscheinungen mit sich bringen. Eltern betroffener Kinder stoßen an ihre erzieherischen Grenzen. Aussagen Betroffener zufolge wird jeder einzelne Tag als nicht endender Kampf empfunden und schnell leidet das gesamte Familienleben und die eheliche Gemeinschaft unter dem »nervtötendem Zappelphilipp« oder der »nervtötenden Störenfrieda«. Aber auch Lehrkräfte wissen sich nach einiger Zeit meist nicht mehr zu helfen. Das aufmerksamkeitsgestörte, hyperaktive Kind kaspert im Schulunterricht herum, hat Probleme mit seinen Mitschülern und erbringt nur unzureichende schulische Leistungen.
Gravierend sind die psychosozialen Folgen dieser Störung. Die Kinder geraten in böse Teufelskreise, innerhalb derer sich die (falschen) Reaktionen der Umwelt und die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes gegenseitig aufstacheln und das Kind sich somit in einer immer schwierigeren Situation befindet.
Die kindliche Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung fordert zweifelsohne Pädagogen heraus und stellt sie vor eine schwierige Aufgabe. Eltern, Lehrer, Therapeuten und letztendlich alle, die mit diesen Kindern direkt (bspw. als Therapeut) oder indirekt (bspw. als Berater betroffener Eltern) zu tun haben, müssen angemessen mit dieser Störung und der damit verbundenen Problematik umgehen, Unterstützung bieten und entsprechende Interventionsmaßnahmen einleiten, damit diese Kinder sich bestmöglich entwickeln können. Wenn den Kindern die Anforderungen der Umwelt erschwert sind und sie damit nicht klarkommen, dann liegt es an den Erwachsenen, diese so zu gestalten, dass sich die jungen Individuen, die im Prinzip lediglich etwas mehr an Unterstützung und Anleitung brauchen, sich darin zurechtzufinden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kapitel 1: Hinführung zum Thema
- 1.1 Eltern sind ratlos
- 1.2 Ein Blick ins Säuglings- und Vorschulalter
- 1.3 Was Eltern sich oft fragen
- 1.3.1 »Warum ausgerechnet mein Kind?« und: »Nur mein Kind?<<
- 1.3.2 Ist die Intelligenz der Kinder beeinträchtigt?
- 1.3.3 Wovon spricht man eigentlich? Von aufmerksamkeitsgestört, hyperaktiv oder hyperkinetisch?
- 1.3.4 Dann sind nicht alle Kinder gleich?
- 1.4 Die elterliche Sorge um die Zukunft des Kindes – zum wesentlichen Verlauf der Störung
- 1.5 AD/HS und was sonst noch? – Häufige Begleitstörungen
- 1.6 Verdacht auf AD/HS - zur Relevanz einer Diagnosenstellung
- Kapitel 2: Verstehen schafft Toleranz! – zum kindlichen Verhalten des AD/HSlers
- 2.1 Die drei Kernmerkmale
- 2.2 Aufmerksamkeitsstörungen
- 2.2.1 Was bedeutet eigentlich 'Aufmerksamkeit'?
- 2.2.2 Was ist eine Aufmerksamkeitsstörung und wie kommt sie zum Ausdruck?
- 2.3 Hyperaktivität
- 2.4 Impulsivität
- 2.4.1 Kaum gedacht - schon getan!
- 2.4.2 Impulsivität beim Problemlösen
- 2.5 Problematische Situationen
- 2.6 Weitere Merkmale
- 2.6.1 Schwierigkeiten im feinmotorischen Bereich
- 2.6.2 Probleme mit Regeln und Anweisungen
- 2.6.3 Neigung zu extremen emotionalen Reaktionen
- 2.6.4 Das »Hier und Jetzt zählt<<
- 2.7 Positive Eigenschaften und Stärken der Kinder
- 2.7.1 ADS-Kinder als »Jäger<<
- Kapitel 3: Die Folgen von AD/HS im Umfeld des Kindes
- 3.1 Das Kind mit AD/HS im Kontext der Familie
- 3.1.1 Der Alltag - ein »endloser Hindernislauf<<
- 3.1.2 Isolierungstendenzen und Familienaktivitäten
- 3.1.3 Geschwisterstreit
- 3.1.4 Interaktion und Beziehung zwischen Eltern und Kind
- 3.1.5 Elterliche Belastung
- 3.2 AD/HS und Schule
- 3.2.1 Leistung und Noten
- 3.2.2 Ausgrenzung und Reaktionen des Kindes
- 3.2.3 Lehrkräfte fühlen sich >>genervt<<
- 3.2.4 Das Kind in der »Abwärtsspirale<<
- 3.2.5 Die Sicht des Kindes und psychische Folgen
- 3.1 Das Kind mit AD/HS im Kontext der Familie
- Kapitel 4: Diagnosenstellung
- 4.1 Diagnostische Klassifikation
- 4.2 Ausschluss- und Differentialdiagnostik
- 4.3 Diagnostisches Vorgehen
- 4.3.1 Verhaltens- und Interaktionsdiagnostik
- 4.3.2 Intelligenz- und Leistungsdiagnostik
- 4.3.3 Familiendiagnostik
- 4.4 Indikation und Verlaufskontrolle
- 4.5 Diagnose AD/HS - was bedeutet das für Eltern?
- Kapitel 5: Erklärungsansätze
- 5.1 Neurobiologische Ansätze
- 5.1.1 Schädigungen des Zentralnervensystems
- 5.1.2 Entwicklungsanomalien des Gehirns
- 5.1.3 Die Rolle der Gene
- 5.1.4 Gestörte Immunregulation
- 5.2 Psychosoziale Faktoren
- 5.3 Zusammenfassung und Fazit
- 5.1 Neurobiologische Ansätze
- Kapitel 6: Zur Medikation von AD/HS mit Stimulanzien
- 6.1 Stimulanzien für Kinder – ein schwieriges Thema für Eltern
- 6.2 Welche Medikamente werden verwendet?
- 6.3 Indikation und Kontraindikation
- 6.4 Wirksamkeit und Effekte
- 6.4.1 Kurz- und Langzeiteffekte
- 6.4.2 Stimulanzientherapie in Kombination mit Verhaltenstherapie
- 6.5 Wirkungsweise
- 6.6 Nebenwirkungen
- 6.7 Kritische Aspekte und mögliche Gefahren
- Kapitel 7: Verhaltenstherapeutische Interventionen
- 7.1 Überblick über die Verfahren und ihre Indikation
- 7.2 Theoretische Grundlagen der Verhaltenstherapie mit Kindern
- 7.2.1 Klassische Lerntheorie
- 7.2.2 Kognitive Lerntheorie
- 7.3 Kindzentrierte Verfahren
- 7.3.1 Ziele
- 7.3.2 Beziehungsaufbau und Information
- 7.3.3 Spezielle Trainingseinheiten und Methoden
- 7.4 Eltern- und familienzentrierte Verfahren
- 7.4.1 Ziele
- 7.4.2 Vorbereitung der Therapie
- 7.4.3 Förderung einer positiven Eltern-Kind-Beziehung
- 7.4.4 Pädagogisch-therapeutische Maßnahmen für zuhause
- 7.4.5 Unterstützung spezieller Trainingseinheiten durch die Eltern
- 7.4.6 Bewältigung spezieller Problemsituationen im Alltag
- 7.4.7 Wenn in Zukunft Verhaltensprobleme auftreten
- 7.5 Interventionen im Kindergarten und in der Schule
- 7.5.1 Interventionen im Kindergarten
- 7.5.2 Interventionen in der Schule
- 7.6 Eine abschließende Bemerkung
- Kapitel 8: Was Eltern sonst noch tun können
- 8.1 Einstellung ändern - 'Niemand ist perfekt'
- 8.2 Was Eltern für sich selbst tun können
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem AD/HS-Syndrom bei Kindern und seinen Auswirkungen auf die Familie. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Besonderheiten dieser Störung zu entwickeln und Eltern in ihrer Rolle als Bezugspersonen zu unterstützen.
- Das AD/HS-Syndrom und seine Symptome
- Die Auswirkungen von AD/HS auf das Kind und seine Familie
- Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von AD/HS
- Die Rolle der Eltern bei der Bewältigung von AD/HS
- Elterliche Strategien und Hilfestellungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und beleuchtet die Herausforderungen, denen Eltern von Kindern mit AD/HS begegnen. Kapitel 1 gibt einen Überblick über die typischen Merkmale und den Verlauf der Störung sowie häufige Begleitstörungen. In Kapitel 2 wird das Verhalten von Kindern mit AD/HS aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, wobei die drei Kernmerkmale Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität im Detail analysiert werden.
Kapitel 3 befasst sich mit den Folgen von AD/HS im Umfeld des Kindes. Hierbei stehen die Auswirkungen auf die Familie, die Schule und die Interaktion mit Gleichaltrigen im Vordergrund. Kapitel 4 widmet sich der Diagnosenstellung und beleuchtet unterschiedliche diagnostische Ansätze sowie das Vorgehen bei der Diagnoseerstellung. Kapitel 5 beleuchtet verschiedene Erklärungsansätze für AD/HS, darunter neurobiologische und psychosoziale Faktoren.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit der Medikation von AD/HS mit Stimulanzien. Es werden die verwendeten Medikamente, die Indikation und Kontraindikation sowie die Wirksamkeit und möglichen Nebenwirkungen erläutert. Kapitel 7 behandelt verhaltenstherapeutische Interventionen und deren Anwendung bei Kindern mit AD/HS. Es werden verschiedene Verfahren vorgestellt und deren theoretische Grundlagen sowie praktische Umsetzung beleuchtet.
Schließlich werden in Kapitel 8 zusätzliche Hilfestellungen und Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern aufgezeigt. Die Arbeit zielt darauf ab, Eltern ein umfassendes Verständnis für AD/HS zu vermitteln und ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
AD/HS-Syndrom, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeitsstörungen, Diagnostik, Behandlung, Verhaltenstherapie, Medikation, Eltern-Kind-Beziehung, Familie, Schule, Integration, Inklusion.
- Quote paper
- Tamara Di Quattro (Author), 2004, Das AD/HS-Syndrom beim Kind und die Bedeutung für seine Familie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40035