Vampirismus - Der mediale Mythos


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. „Dracula“ Bram Stoker (1897)
2.1. Handlungsverlauf
2.2. Analyse

3. Nosferatu – Symphonie des Grauens (1922)
3.1. Handlungsverlauf
3.2. Analyse

4. Querschnitt der Umsetzungen der Thematik
4.1. „Dracula“ Universal Pictures, Tod Browning (1931)
4.2. „Horror of Dracula” Hammer Film Productions (1958)
4.3. “Nosferatu – Phantom der Nacht” Werner Herzog (1978)
4.4. „Bram Stokers Dracula“ Francis Ford Coppola (1992)

5. Schlussbemerkung

6. Quellenverzeichnis
6.1. Filme
6.2. Literatur
6.3.Internet

„Die älteste und mächtigste Emotion der Menschheit ist die Angst, und die älteste und mächtigste Erscheinungsform dieser Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“[1]

1. Einleitung

Vor allem aber ist sie auch eine der grundlegenden Ursachen der Faszination für die Figur des Vampirs, die zu allen Zeiten und in allen Kulturen zu finden ist. Keine andere Mythengestalt hat und hatte einen solchen Einfluss auf Literatur, Theater und Film wie diese. Selbst Altersgrenzen scheinen kein Hindernis zu sein, wie man an verschieden Serien wie „Der kleine Vampir“, „Duckula“ oder verschieden Hörbuchauflagen sehen kann. Heutzutage ist der Vampir sogar zum zentralen Thema in Musik und Lebensführung bestimmter Subkulturen der Gesellschaft geworden. Es werden Zeitschriften herausgegeben Spätestens seit dem Roman von Bram Stoker wird der Name und die Figur Dracula als Innbegriff des Vampirs angesehen. In der vorliegenden Arbeit geht es jedoch vorrangig um die filmische Umsetzung des Stoffs, denn die historischen Entwicklungen und kulturell jeweils spezifisch unterschiedlichen Inhalte würden den Rahmen dieser Hausarbeit bei weitem sprengen.

Ausgehend vom Roman sollen Friedrich Wilhelm Murnaus Umsetzung von 1922, Tod Brownings „Dracula“ aus dem Jahr 1931, die Hammer Film Produktion „Horror of Dracula” von 1958, Werner Herzogs Remake des Nosferatu 1978 und die Verfilmung von Francis Ford Coppolas 1992 unter medienwissenschaftlichen Aspekten beleuchtet werden. Vor allem aber soll deutlich gemacht werden wie stark der Einfluss Murnaus auch heute noch ist, denn viele Bildkompositionen und Strukturen sind eindeutig auf ihn rückführbar.

2. „Dracula“ Bram Stoker (1897)

2.1. Der Handlungsverlauf

Für die Auseinandersetzung mit dem Thema des Vampirismus in den Medien ist es unerlässlich, die Handlungsstruktur des Romans wenigstens im Groben zu umreißen:

Der junge Immobilienmakler Jonathan Harker reist nach Transsylvanien, um dort mit einem wohlhabenden Grafen auf dessen Schloss über verschiedene Grundstücksverkäufe in England zu verhandeln. Die Warnungen von verschiedensten Personen, sowie seltsame Geschehnisse auf der Reise, deren Verlauf der mysteriöse Graf, welcher Dracula heißt, bis ins Detail geplant hat, deuten bereits einen dramatischen Verlauf an. Hier erscheinen die ersten Indizien, z.B. blaue, im Kreis auftauchende Flammen am Wegesrand, auf Außersinnliches.

Im Schloss angekommen lernt Harker den Grafen in mehreren ausschließlich Nachts stattfindenden Unterhaltungen kennen und bald verabscheuen. Er merkt, dass er ein Gefangener des Grafen ist und dieser ein seltsam monströses Geschöpf zu sein scheint, welches sich den Gesetzen der Räumlichkeit nicht zu unterwerfen hat:

„Ich hatte meinen Rasierspiegel ins Fenster gehängt und fing gerade an, mich zu rasieren. Da spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und hörte die Stimme des Grafen sagen >>Guten Morgen.<< Das überraschte mich, denn ich hatte ihn nicht gesehen, obwohl ich im Spiegel den ganzen Raum hinter mir überblicken konnte. Ich war so erschrocken, dass ich mich schnitt. […] In diesem Moment sah ich, dass der Schnitt ein wenig blutete, und das Blut tropfte über mein Kinn hinunter. […] Als der Graf mein Gesicht sah, glühten seine Augen in geradezu dämonischer Wut, und ganz plötzlich fasste er nach meiner Kehle. Ich drehte mich weg, und seine Hände berührten das Kettchen, das mein Kruzifix trug. Dies bewirkte einen totalen Umschwung bei ihm, denn die Wut verschwand schlagartig.“[2]

Der Graf reist nach England und lässt Harker im Schloss bei seinen drei Konkubinen zurück. Trotz der Gefahr, der Harker nun ausgesetzt ist, gelingt es ihm dem Schloss zu entkommen.

Während dessen erreicht Dracula England. Sein Schiff fährt mit toter Besatzung in den Hafen von Whitby ein. Bei der Ankunft wird gesehen, wie ein großer Hund von Bord springt und es werden lediglich die mit Erde gefüllten Kisten auf dem Schiff vorgefunden.

In Withby halten sich zur selben Zeit die Verlobte Harkers, Wilhelmina Murray (auch Mina genannt) und ihre Freundin Lucy Westenra auf. Lucy wird als lebensfreudige und viel umworbene junge Frau dargestellt. Sie erhält beispielsweise drei Heiratsanträge innerhalb kürzester Zeit. Die beiden Damen sind in ihren Figuren sehr gegensätzlich konstruiert worden, was Aussehen und Lebenseinstellung betrifft. Lord Arthur Godalming, Quincy Morris und der Psychiater Dr. John Seward, die drei Verehrer von Lucy, erhalten im Verlauf der Geschichte noch tiefere Bedeutung.

Renfield, einer der Patienten in Sewards Anstalt, erregt durch sein seltsames Verhalten besonderes Interesse. Er züchtet Insekten um sie als Glied einer Nahrungskette, deren Endpunkt nicht definiert wird, dem nächst größeren Glied als Nahrung zur Verfügung zu stellen. Teilweise ißt er sie selbst, denn er glaubt so deren Lebensenergie übernehmen zu können. Für den Leser erkennbar, besteht eine ungeklärte Verbindung zwischen Renfield und dem Grafen. Er ist der erste der dem Grafen nach seiner Ankunft begegnet und immer wieder seine Gegenwart betont.

Lucy verliert nach einem nächtlichen Ausflug, bei dem sie vom Grafen gebissen wird und von dem Mina sie wieder nach Hause bringt, zusehends an Kraft und Gesundheit. Mina, die das Schlafgemach mit Lucy teilt, bemerkt, dass sich des Öfteren eine riesige Fledermaus in Lucys Nähe befindet. Aufgrund der Verschlechterung des Gesundheitszustandes bittet Dr. Seward seinen alten Lehrer Professor Abraham van Helsing um Hilfe. Dieser erkennt die Ursache sehr schnell, beschließt jedoch es vorerst für sich zu behalten, denn er fürchtet um das ihm entgegen gebrachte Vertrauen. Er veranlasst mehrere Bluttransfusionen, die eine nur kurzzeitige Verbesserung bei Lucy bewirken.

In einer Nacht wird Lucy, durch ein Missverständnis hervorgerufen, nicht bewacht, und so wird es für Dracula möglich sie und ihre Mutter als Wolf anzufallen. Die Mutter stirbt an einem Herzanfall, Lucy folgt ihrer Mutter wenig später. Kurz nach ihrer Beerdigung wird in der Zeitung über eine „blutige Dame“ berichtet, die Kindern des Nächtens nachsteigt. Van Helsing erkennt, dass Lucy zum Vampir geworden ist und vertraut sich nun Lord Godalming, Dr. Seward und Quincy Morris an, um gemeinsam mit ihnen Lucy bekämpfen zu können. Nach einigen Auseinandersetzungen gelingt es ihnen, Lucy in ihrer Gruft mit Hilfe von Knoblauch (was ein neues von Stoker eingeführtes Detail ist) und geweihten Hostien einzusperren und sie dort zu pfählen und zu köpfen. Kurze Zeit später und unabhängig davon stirbt der entflohene Renfield in einem Kampf mit dem Grafen.

Mina hatte während dessen von Jonathans Aufenthalt erfahren, ist zu ihm gefahren um ihn gemeinsam mit den Schwestern eines Hospitals in Budapest gesund zu pflegen, ihn dort zu ehelichen und um dann mit ihm gemeinsam nach England zurück zu kehren. Bei einem Spaziergang durch London erkennt Harker den Grafen wieder:

„Ich glaube, das ist der Graf, aber er ist jünger geworden. Mein Gott, wenn das wahr wäre! […]“[3]

Mina gerät mehr oder weniger durch Zufall in Briefkontakt mit Van Helsing, woraufhin sie sich, gemeinsam mit ihrem Mann, Van Helsing im Kampf gegen den Vampir anschließt.

Aber auch Mina wird vom Grafen gebissen. Hiernach beginnt die Verfolgung Draculas durch London und anschließend durch ganz Europa um ihr Leben zu retten. Im Verlauf dieser Verfolgungsjagd haben die Beteiligten immer mehr mit dem stärker werdenden Einfluss Draculas auf Mina zu kämpfen, welcher im Begriff ist auf sein Schloss zurück zu kehren um zu neuen Kräften zu kommen. Durch diesen Einfluss ist es jedoch den Verfolgern wiederum erst möglich dem Grafen zu folgen (eine wechselseitige Bewegung in dieselbe Richtung). Kurz bevor dieser sein Schloss erreicht gelingt es ihn zu töten und somit Mina zu retten. Der Schluss des Romans ist ein Nachtrag von Harker etwa sieben Jahre nach den Geschehnissen.

2.2. Analyse

Das Buch fasst im Großen und Ganzen die bisherige Vampirliteratur zusammen. Stoker hat literarisches mit mythischem und dieses mit aktuellen Geschehnissen seiner Zeit geschickt arrangiert und verwoben, um daraus unter dem Aspekt des Vampirismus den Roman Dracula zu kreieren. So hat er unter anderem die Erzählstruktur von Wilkie Collins übernommen in der erstmalig die Charaktere die Geschichte erzählen und anhand der Ereignisse in verschiedene Positionen gestellt wurden. Des Weiteren hat er sich von der Graböffnung Elizabeth Siddals (ein ihr bei der Beerdigung von ihrem Mann beigegebenes Gedichtband sollte dem Sarg wieder entnommen werden) in seinen Friedhofs- und Grabschändungsszenen inspirieren lassen. Für seine Transsylvanien Beschreibungen hat er den Erfahrungsbericht seines Bruders aus der türkischen Armee herangezogen. Der Titel des Buches basiert höchstwahrscheinlich auf einer irischen Sage aus Derry, die von `Dén Dreach-Fola´, dass drak´ola gesprochen wird, handelt. Das Schiff Demeter mit dem Dracula aus Varna nach Whitby kommt hieß ursprünglich Dmitry und strandete einige Jahre bevor Stoker mit seiner Arbeit an dem Roman begann in Whitby. Solche Verknüpfungen lassen sich noch weitaus mehr finden, aber in der vorliegenden Arbeit soll es vor allem um die filmischen Parallelen und Konvergenzen gehen.

Um der Geschichte, die eine Mischung aus Detektivroman, Abenteuerroman und Horrorgeschichte darstellt, mehr Authentizität zu geben, lässt Stoker anhand von Tagebüchern, Briefen, Telegrammen, Zeitungsberichten und, um seiner Zeit den entsprechenden Tribut zu zollen, anhand von phonographischen Aufnahmen erzählen. Diese Form der Darstellung haben viele spätere Filme übernommen. Stoker hat sozusagen dem französischen Film vorweg genommen, was heute unter Montageeffekt bekannt ist.

[...]


[1] Aus einem Artikel von H.P. Lovecraft in Supernatural Horror in Literature

[2] Diese Szene wird unter besonderer Beachtung der Schlüsselbedeutung in fast allen Filmen hier zitiert. Bram Stoker, Dracula – Das Original, Bastei Lübbe Taschenbuch, 6.Auflage: Februar 2004; Seiten 38-39

[3] Hier erkennt man zum ersten Mal auch die mystische Bedeutung des Blutes. Bram Stoker, Dracula – Das Original, Bastei Lübbe Taschenbuch, 6.Auflage: Februar 2004; Seite 246

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Vampirismus - Der mediale Mythos
Hochschule
Universität Potsdam
Veranstaltung
Mit und um den Film
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V40182
ISBN (eBook)
9783638387583
ISBN (Buch)
9783638776417
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vampirismus, Mythos, Film
Arbeit zitieren
Mandy Peschenz (Autor:in), 2004, Vampirismus - Der mediale Mythos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40182

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