1. Einleitung
Vorliegende Arbeit soll an dieser Stelle in Konzeption und eingeschlagenem Lösungsweg vorgestellt werden. Das Thema bedarf zuerst der Einordnung in einen größeren historiographischen Bezug.
Den strukturhistorischen Hintergrund bildet das Problem der Moderne, also der gesellschaftliche Transformationsprozeß vom Ancien Régime zur modernen bürgerlichen Welt. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts wird hierfür wenn nicht als Beginn, so doch als Periode angesehen, welche diese Entwicklung enorm beschleunigte, gleichsam verdichtete und für ihren Vollzug als ausschlaggebend zu gelten hat. Der Ausgangspunkt der Trennung von Staat und Gesellschaft ist in dieser Zeit zu finden. Die bislang selbstverständliche Unterordnung der gesellschaftlichen unter die staatliche Sphäre begann sich zu einem Gegeneinander zu entwickeln1, neben dem modernen zentralisierten und einheitlich verwalteten Staat etablierte sich – partiell gegen diesen - die vom Bürgertum beherrschte, sich rasch industrialisierende Gesellschaft2. Folgerichtig nahm die Entstehung der maßgeblichen politischen Strömungen in Deutschland hier ihren Anfang. Neben der umfassenden, vornehmlich in der Sphäre intellektueller Diskurse angesiedelten Aufklärungsbewegung ist dieser Politisierungsprozeß mit dem für das „gesellige Jahrhundert“ so typischen Phänomen der geheimen Gesellschaften verbunden.
Den Anstoß für die intensive Durchdringung dieser Zirkel gab Reinhart Koselleck mit seiner Arbeit Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt.3 Darin interpretierte er die Entstehung der Freimaurerei und ihre Abgrenzung nach außen mit Hilfe des Geheimnisses als dialektisches Pendant des Absolutismus.4 Bürgerliche Eliten, im absoluten Staat in ein – im Vergleich zum ständischen System – kaum Profilierungsmöglichkeiten bietendes Untertanenverhältnis gezwungen, hätten im arkanen Binnenraum eine moralische Gegenwelt kultiviert und in dieser bürgerliche Freiheit bereits verwirklicht. Standesüberschreitende Gleichheit, Brüderlichkeit, religiöse Toleranz und Leistungsprinzip – diese bürgerlichen Ideale fänden sich hier schon umgesetzt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaftliche Gruppenbildung: Der Aufstieg der Beamtendynastie Beyer
- Politische Gruppenbildung: Die Beamtendynastie Beyer und der Orden der Gold- und Rosenkreuzer in Brandenburg-Preußen
- Überblick über die Geschichte der Freimaurerei in Brandenburg-Preußen 1738-1800
- Die Bruderschaft des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer in Brandenburg-Preußen
- Johann Christoph von Wöllner - Aufstieg und Einfluß in Brandenburg-Preußen
- George Eberhard Friedrich Beyer - Wöllners „graue Eminenz“
- Ein vernünftiger Gold- und Rosenkreuzer: Christian Samuel Ludwig Beyer
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Beamtendynastie Beyer im Preußen Friedrich Wilhelms II. und deren Rolle in der gesellschaftlichen und politischen Gruppenbildung der Zeit. Sie analysiert den Aufstieg dieser Dynastie und ihre Verflechtung mit dem Orden der Gold- und Rosenkreuzer in Brandenburg-Preußen. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die gesellschaftliche und politische Landschaft durch die Aktivitäten der Beyer-Dynastie und deren Verbindungen zu Geheimgesellschaften prägte.
- Der Aufstieg der Beamtendynastie Beyer und ihre gesellschaftliche Rolle
- Die politische Vernetzung der Beyer-Dynastie im Brandenburg-Preußischen Kontext
- Die Bedeutung des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer in Brandenburg-Preußen
- Die Rolle des Esoterischen und seiner Verbindung zu aufklärerischen Ideen
- Die Verbindung zwischen staatlicher Macht und geheimen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert den historiographischen Hintergrund der Arbeit und stellt die gesellschaftlichen Transformationsprozesse vom Ancien Régime zur modernen Welt in den Fokus. Sie betont die Bedeutung der Geheimgesellschaften im 18. Jahrhundert und diskutiert verschiedene Interpretationen der Rolle der Freimaurerei, insbesondere in Bezug auf die Entstehung und Entwicklung bürgerlicher Ideale und politischer Strömungen.
- Gesellschaftliche Gruppenbildung: Der Aufstieg der Beamtendynastie Beyer: Dieses Kapitel beleuchtet den Aufstieg der Beamtendynastie Beyer und ihre Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung Brandenburg-Preußens. Es untersucht die familiären Strukturen, die beruflichen Karrierewege und den Einfluss der Familie Beyer auf das gesellschaftliche Gefüge der Zeit.
- Politische Gruppenbildung: Die Beamtendynastie Beyer und der Orden der Gold- und Rosenkreuzer in Brandenburg-Preußen: Dieses Kapitel untersucht die Verflechtung der Beamtendynastie Beyer mit dem Orden der Gold- und Rosenkreuzer. Es analysiert die Geschichte der Freimaurerei in Brandenburg-Preußen, die Bruderschaft des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer, die Rolle von Johann Christoph von Wöllner und seine Verbindung zu George Eberhard Friedrich Beyer, sowie die Persönlichkeit und den Einfluss von Christian Samuel Ludwig Beyer.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der gesellschaftlichen und politischen Gruppenbildung im Preußen Friedrich Wilhelms II., der Beamtendynastie Beyer, dem Orden der Gold- und Rosenkreuzer, der Freimaurerei, der Aufklärung, dem Esoterischen, dem Absolutismus und den Beziehungen zwischen staatlicher Macht und geheimen Gesellschaften.
- Quote paper
- M.A. Ulrich Herrmann (Author), 2001, Politische und gesellschaftliche Gruppenbildung im Preußen Friedrich Wilhelms II, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40243