Woran man denkt, wenn man den Begriff 'Geschlecht' hört, ist klar zu bestimmen. Wir assoziieren ihn unmittelbar mit zwei Kategorien, mit männlich und mit weiblich. Eine andere Zuordnung ist uns eher fremd. Die Frage, welchem der beiden Geschlechter man angehört, erübrigt sich meist bei zwischenmenschlichen Begegnungen, denn wir haben in der Regel eindeutige Zeichen für das Mann- bzw. Frausein. Dies sind nicht nur körperliche Merkmale, sondern das Geschlecht spiegelt sich ebenso im Verhalten, im Ausdruck und vielem Anderen wider. Dadurch ist es im Regelfall direkt zu bestimmen. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Geschlecht als soziale Konstruktion, wobei die 'Natürlichkeit' des Geschlechts, nämlich das, wovon wir annehmen, es sei angeboren, eine andere Bedeutung bekommt. Das Geschlecht wird aus soziologischer Sicht betrachtet.
Wie werden Mädchen und Jungen behandelt? Welche Erwartungen werden an sie gestellt? Wie verhalten sich Erwachsene gegenüber Kindern unterschiedlichen Geschlechts? Und vor allem: mit welchen Auswirkungen? Diesen Fragen soll im ersten Teil dieser Arbeit nachgegangen werden.
Der zweite Teil befasst sich vor allem mit der Frage, was Menschen tun, um ihr Geschlecht zu verkörpern. Hierzu werden zunächst verschiedene Ansätze vorgestellt und darauf wird beschrieben, wie das Geschlecht innerhalb von Interaktionen dargestellt wird.
Die vorliegende Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung aus pädagogischer Sicht, die Folgerungen für die Erziehung beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung / Hinführung zum Thema
- Teil 1: Mädchen und Jungen im Sozialisationsprozess / „Making gender“
- „Was wird mit uns gemacht, dass wir Geschlecht werden?“
- Zu den Begriffen „sex“ und „gender“
- Feministische Ansichten und Biologismus
- Erziehung / Sozialisation
- Über Geschlechterdifferenzen (Untersuchungen)
- Geschlechtsrelevante Erlebnisse und Geschlechtsetikettierung
- Sozialisation als Abrichtung / Naturalisierung als Legitimation zur Ausbeutung von Frauen
- Teil 2:,,Doing gender“
- ,,Was machen wir, um Geschlecht zu sein?“
- Feministische Mikrosoziologie und relevante Ansätze
- Der Goffmannsche Ansatz
- Garfinkels Ethnomethodologie
- Transexuellenforschung
- Garfinkels „Agnes-Studie❝
- Kessler und McKenna
- Alltagswissen und Geschlechterdichotomie
- Interaktive Konstruktion von Geschlecht
- Geschlechtsdarstellung („ich stelle mein Geschlecht dar“)
- Ressourcen
- Geschlechts attribution („ich mache dich zu einem Geschlecht“)
- Stabilisierende Faktoren der Geschlechterdifferenz
- Geschlecht und soziale Ungleichheit / Doing gender und doing inequality
- Die Unterscheidung zwischen biologischem Geschlecht (sex) und sozialem Geschlecht (gender)
- Die Kritik am Biologismus und die Annahme des Geschlechts als soziale Konstruktion
- Die Rolle der Sozialisation bei der Formung von Geschlechtsidentitäten
- Der Goffmannsche Ansatz und die Ethnomethodologie im Kontext von „Doing gender“
- Die interaktive Konstruktion von Geschlecht und die Rolle von Ressourcen und Geschlechtsattribution
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Geschlecht als soziale Konstruktion und stellt die „Natürlichkeit“ des Geschlechts infrage. Aus soziologischer Sicht werden die Behandlung von Mädchen und Jungen, die an sie gestellten Erwartungen und das Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern unterschiedlichen Geschlechts untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Geschlechterkonstruktion ein und erläutert den Fokus der Hausarbeit. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem „Making gender“ und untersucht die Sozialisationsprozesse, die zur Konstruktion von Geschlechtsidentitäten beitragen. Es werden die Begriffe „sex“ und „gender“ definiert, feministische Ansichten und der Biologismus kritisch beleuchtet, sowie die Rolle der Erziehung und Sozialisation bei der Entwicklung von Geschlechterrollen analysiert. Der zweite Teil konzentriert sich auf das „Doing gender“ und betrachtet, wie Menschen ihr Geschlecht in Interaktionen darstellen und konstruieren. Hierzu werden verschiedene Ansätze vorgestellt, darunter der Goffmannsche Ansatz und die Ethnomethodologie. Die Forschung zu Transexuellen wird ebenfalls in den Fokus genommen.
Schlüsselwörter
Geschlecht, soziale Konstruktion, „Making gender“, „Doing gender“, Sozialisation, Feminismus, Biologismus, Ethnomethodologie, Goffman, Garfinkel, Transexuellenforschung, Geschlechterdifferenz, Geschlechtsattribution, Geschlechtsdarstellung, soziale Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Tamara Di Quattro (Autor:in), 2003, Geschlecht als soziale Konstruktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40342