„G8-Finanzminister feiern historischen Schuldenerlass“ (SPIEGEL online am 11.06.05, http://www.spiegel.de) – so oder so ähnlich lauten die Schlagzeilen seit Sonntag, dem 11. Juni 2005, an dem die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen und Russlands sich auf einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt geeinigt haben. In diesem Zusammenhang ist das Good Governance Konzept wieder aktueller denn je und in aller Munde als Antwort auf die Fragen zu welchen Bedingungen die Schulden erlassen werden und was diese Länder mit den durch den Erlass frei gewordenen Mitteln machen sollten. Die Interpretationen dieses Konzeptes sind vage und unterschiedlich: „Korruptionsbekämpfung“ (NTV-Nachrichten, 11.06.05), „gute Regierungsführung“ (Frankfurter Rundschau, 13.06.05), „Demokratisierungsfortschritte, Korruptionsbekämpfung und die Transparenz der nationalen Finanzhaushalte“ (NZZ, 13.06.05), „Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Sozialpolitik“ (SZ, 13.06.05), „Unter anderem wird von den Kreditnehmern verlangt, dass sie Korruption im eigenen Land bekämpfen, die Qualität ihrer öffentlichen Institutionen verbessern, einen transparenten Haushalt führen und eine transparente Vergabe von öffentlichen Investitionsprogrammen nachweisen, und zwar in Absprache mit dem IWF“ (FAZ, 13.06.05), „Der Schuldenerlass sei an die Bedingung einer "guten Regierungsführung" geknüpft, etwa für den Kampf gegen die Korruption und die sinnvolle Verwendung der Mittel, beispielsweise für das Bildungs- und Gesundheitswesen.“ (Spiegel online 11.06.05, http://www.spiegel.de). Auch angesichts des bekannten Zitates von Kofi Annan ist die Bedeutung des Konzeptes wohl nicht zu überschätzen: „Good Governance ist vielleicht der wichtigste Faktor, wenn es darum geht, Armut auszulöschen und Entwicklung voranzubringen.“ (BMZ (2003): Recht – Demokratie – Frieden, Seite 56). Was also verbirgt sich hinter dem Konzept „Good Governance“? Der Begriff scheint unendlich dehnbar, vielschichtig und vielleicht sogar zugunsten von Nationalinteressen auslegbar zu sein. In dieser Arbeit möchte ich das Konzept der Good Governance vorstellen und eine inhaltliche Analyse bezüglich der Definitionen, Ideengeschichte und Dimensionen anstellen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Good Governance
- Ideengeschichte
- Das Definitionsproblem
- Good Governance als Kriterium und als Bereich der Entwicklungszusammenarbeit
- Das BMZ und Good Governance
- Das Aktionsprogramm 2015
- Ausgewählte Beispiele aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
- Das Projekt Bibosi – Empowerment der Armen in Bolivien
- Verwaltungsförderung und Unterstützung des PRSP in Guinea
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Good Governance und analysiert dessen Bedeutung und Anwendung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie untersucht die Ideengeschichte, die verschiedenen Definitionen und Dimensionen des Konzepts und beleuchtet die Rolle von Good Governance als Kriterium und als Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.
- Die Entwicklung und Ideengeschichte des Good Governance Konzepts
- Das Definitionsproblem und die unterschiedlichen Interpretationen von Good Governance
- Die Bedeutung von Good Governance für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und die Rolle des BMZ
- Die Anwendung des Good Governance Konzepts in konkreten Projekten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
- Die normative Debatte um Good Governance und die Kritik an dessen möglicher Instrumentalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema Good Governance ein und beleuchtet die Aktualität des Konzepts im Kontext der Schuldenerlass-Initiative für die ärmsten Länder der Welt. Sie stellt verschiedene Interpretationen des Begriffs „Good Governance“ vor und erläutert die Notwendigkeit einer näheren Analyse des Konzepts.
Good Governance
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Ideengeschichte des Good Governance Konzepts, angefangen mit seiner Entstehung im Kontext des Kalten Krieges und der geostrategischen Bedeutung der Entwicklungsländer. Es wird auf die Veränderungen nach dem Ende des Kalten Krieges und die Rolle von „Staatsversagen“ in der Entstehung des Good Governance Konzepts eingegangen. Die Kapitel diskutiert die verschiedenen Definitionen von Good Governance und die Herausforderungen, die mit der Vielschichtigkeit des Konzepts verbunden sind. Außerdem wird der normative Aspekt des Good Governance Konzepts beleuchtet und die Kritik an möglichem Kulturimperialismus und Neokolonialismus diskutiert.
Das BMZ und Good Governance
In diesem Kapitel werden die Position und die Aktivitäten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bezug auf Good Governance dargestellt. Es wird das Aktionsprogramm 2015 des BMZ und die Bedeutung von Good Governance in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit erläutert. Anhand von zwei ausgewählten Beispielen aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird die Anwendung des Good Governance Konzepts in der Praxis demonstriert.
Schlüsselwörter
Good Governance, Entwicklungszusammenarbeit, deutsche Entwicklungszusammenarbeit, BMZ, Aktionsprogramm 2015, Staatsversagen, Korruption, Menschenrechte, Demokratie, neoliberale Reformen, Schuldenerlass, Geberländer, Empfängerländer, Kulturimperialismus, Neokolonialismus, Empowerment, Verwaltungsförderung.
- Arbeit zitieren
- Katrin Kornmann (Autor:in), 2005, Das "Good Governance Konzept "in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40374