Fashion in Kate Chopins "The Awakening"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mode am Ende des 19. Jahrhunderts
2.1 Geschichte der Mode

3. Entwicklung des Kleidungsstils von Edna Pontellier
3.2 Gründe für den Suizid

4. Zusammenfassung und Fazit

5. Literatur

1. Einleitung

Jahrhunderte lang bekleideten sich die Menschen zum Schutz vor Kälte, Hitze oder ähnlichen Umwelteinflüssen. Als man aber nicht mehr länger Bärenfelle trug und man mehrere verschiedene Garderoben zum Wechseln besaß, bemerkte man recht schnell, dass die Kleidung weitaus mehr zu bieten hatte als den rein funktionalen Schutzaspekt. Man konnte nun auch Gefühle und innere Stimmungen unausgesprochen ausdrücken und dies ist bis heute so geblieben. Nach wie vor trägt man in unserer Kultur Schwarz bei Trauerfällen, Weiß bei Hochzeiten oder elegante, luxuriöse Kleidung zu festlichen Anlässen. Heute ist es jedoch zudem möglich, offen seine Gefühle zu äußern, ohne dies subtil über die Kleidung tun zu müssen. Es gibt bei weitem keine so strengen Konventionen mehr wie im 19. Jahrhundert, die die angemessene Kleidung vorschreiben.

Im 19. Jahrhundert war es vor allem für die Frau noch schwierig, ihre Gefühle und Einstellungen auf direktem Weg zu äußern, sofern sie nicht dem traditionellen Rollenbild entsprachen. Aus diesem Grund musste die Frau eine passende Möglichkeit finden, dies versteckt zu tun. Mit der Wahl der Farbe und der Art ihrer Garderobe konnte die Frau ihrer Umwelt mitteilen, in welcher seelischen Verfassung sie sich befand. Edna Pontellier ist eine dieser Frauen.

In Kate Chopins The Awakening findet sich neben verschiedenen anderen Bildern wie die Vögel, das Meer oder die Musik, die Kleidung als eine zentrale Metapher im Verständnis von Edna Pontelliers Erwachen. Die Kleidung und das Ablegen dergleichen haben einen stark symbolischen Charakter, da mit der Beschreibung von Ednas Kleidung ihre Gefühle und ihre allmähliche Veränderung auf subtilem Weg übermittelt werden können. Ziel dieser Arbeit ist es, die Veränderungen in Ednas Wahl der Kleidung und die damit einhergehenden Veränderungen in ihrem Denken zu beschreiben und zu analysieren.

Zunächst werde ich die Mode gegen Ende des 19. Jahrhunderts beschreiben, um anschließend die verschiedenen Garderoben von Edna Pontellier und die Kleidungsmetaphern vor und nach Ednas Metamorphose genauer betrachten zu können. Bei der Beschreibung der Mode beschränke ich mich auf die letzten ca. 20 bis 30 Jahre des Jahrhunderts, da der Roman im Jahr 1899 spielt, und Edna und die übrigen Frauen stets nach der aktuellen Mode gekleidet waren, da dies ihre soziale Stellung verlangte. Allein die Beschreibung der letzten fünf Jahre hätte nicht genügt, da auf diese Weise die neuesten Veränderungen und Einflüsse früherer Mode nicht hätten berücksichtigt werden können. Zudem werde ich beschreiben, welche Garderobe zu welcher Tageszeit und zu welchem Anlass getragen werden sollte und welche zusätzlichen Punkte eine Frau zu beachten hatte, wenn sie sich ankleiden wollte.

Weiterhin werde ich Edna mit Adèle Ratignolle und Mademoiselle Reisz und deren Art sich zu kleiden vergleichen. Letztlich schließt Edna ihre Veränderung und ihr Erwachen dennoch mit dem Suizid ab. Ich werde die möglichen Gründe für diesen Selbstmord aus einigen Ansichten in der Literatur zusammentragen und daraus ein Fazit ziehen.

2. Mode am Ende des 19. Jahrhunderts

2.1 Geschichte der Mode

In den letzten 20 bis 30 Jahren des 19. Jahrhunderts fand ein deutlicher Wandel der damaligen Mode statt. Die Frau wollte nun bequemere, alltagstauglichere Kleidung tragen statt der meterweisen und kiloschweren Stoffe, die für die oberen Gesellschaftsschichten üblich waren. Bis zu dieser Zeit war es ausschließlich den Männern und den Kindern vorbehalten Kleidung zu tragen, welche nicht bei jeder auch noch so geringen Anstrengung ein Hindernis darstellte und die Bewegungsfreiheit stark einschränkte (Byrde 69). Doch trotz einer Veränderung zu praktischerer und komfortablerer Kleidung war wohl kein Abschnitt des 19. Jahrhunderts so streng und restriktiv in Bezug auf die Kleidung wie diese letzten 30 Jahre.

Etwa um 1874 wurde noch der so genannte „Brustharnisch“ von der Frau getragen, ein Mieder, welches die Rundungen um die Hüften verschwinden ließ, so dass das Gesäßpolster noch weiter unten getragen wurde. Das Mieder war jacken- oder westenähnlich geschnitten und war mit Stehbündchen am Hals hoch geschlossen (Liegl-Raditschnigg 53). Der Rock der Kleider wurde länger, das Gesäßpolster enger und der Stoff des Rockes endete nicht selten in einer Schleppe. Diese Gesäßpolster wurden „Turnüre“ genannt, ein Gestell aus Stahlschienen und Fischbeinstäben, welches wie ein Hufeisen um das Gesäß gelegt wurde und mit Bändern an der Taille befestigt werden konnte. Noch bis Mitte der 80er Jahre wurde es getragen. Die Turnüre betonte das Gesäß sehr stark, eine im Rücken gebundene riesige Schleife verstärkte diesen Effekt noch zusätzlich. Oft konnte der Rock auch in einer Schleppe enden (Liegl-Raditschnigg 53).

Ab 1876 trugen die Frauen die so genannte „Polonaise“, ein Mieder mit angenähtem Rock, welcher nicht mit Volants besetzt war, sondern glatt geschnitten und mit drei Nähten im Rücken einen schürzenähnlichen Effekt hatte (Byrde 72). Weiterhin sollte der Rock des Kleides eng um die Beine liegen, so dass das Kleid vorn wie eine Art Mumie aussah, hinten aber eine lange Schleppe hatte (Byrde 72).

Dennoch kam der Brustharnisch noch nicht aus der Mode. Dieses Mieder war aufgrund der fünf dichten Nähte im Rücken sehr eng. Diese Nähte verliefen von der Schulter bis zur Hüfte, wobei die Abnäher auf der Vorderseite kurz und eng beieinander lagen. Um den Effekt einer geraden und glatten Linie in der Körperhaltung zu intensivieren, konnte der Brustharnisch optional im Rücken geschnürt werden. Der Halsausschnitt war entweder rund und hochgeschlossen oder die Frau trug einen V-Ausschnitt mit einer Art Unterhemd aufgefüllt, welches passend zum Stoff des Kleides war. Die Ärmel des Kleides waren normalerweise auch sehr eng und gerade, am Handgelenk endete der Ärmel in einer angedeuteten Manschette. Etwa um 1870 wurden die Ärmel kürzer, man trug nun nur noch ¾ -Länge, auch bei normalen unformellen Tageskleidern. Jedoch wurden nun lange Handschuhe getragen, die den Rest des Unterarmes bedeckten (Byrde 72).

Ab 1870 wurden die Kleider bereits aus zwei verschiedenen Materialien hergestellt, so dass die Ärmel eine andere Farbe haben konnten als das Mieder. Beispielsweise konnten Satin und Samt miteinander kombiniert werden. Auf diese Weise sah das Mieder aus, als sei es ärmellos, womit der Effekt der geraden, engen Linie verstärkt wurde. In erster Linie sollte die Kleidung folglich schlank machen, doch die meisten Frauen fühlten sich in derartig enger Kleidung nicht wohl. Man musste andere Wege finden, um den schlankmachenden Effekt der Kleidung zu erzielen. Der Rock wurde nun mit Hilfe von unzähligen Bändern zurückgebunden, die an der Innenseite des Rockes befestigt waren, doch war das Laufen mit dieser Bindung möglich, wie Byrde im Folgenden ausführt:

[...] but tying back the skirt, by a series of interior tapes which pulled the front flat across the legs, was the most common means of giving a sheath-like impression. [...] In reality the skirts were not as narrow as they might appear and a measurement of three or three and a half yards wide was considered correct in December 1876. (Byrde 72)

Im Gegensatz zu Byrde berichtet Liegl-Raditschnigg allerdings, dass das Laufen sehr wohl durch die Bindung erschwert wurde, da die Überröcke über den Knien zeitweise sehr eng waren (Liegl-Raditschnigg 54).

Einige Frauen wollten nicht mehr länger in ihren engen Korsetts „eingesperrt“ sein und riefen eine Bewegung ins Leben, die auf lange Sicht erreichte, dass die enge Schnürung außer Mode kam und normale Röcke und sogar Hosen akzeptiert waren. Doch zunächst hatte diese Bewegung nur mäßigen Erfolg. Laut Byrde dauerte es weitere 20 Jahre, bis die unbequeme Kleidung außer Mode kam: „It was not until the first decades of the twentieth century that tight lacing was abandoned and divided skirts or trousers were accepted.” (Byrde 71).

Die Kleidung der Frau war unpraktisch, steif und schränkte die gesamte Bewegungsfreiheit stark ein. Doch mit der Zunahme berufstätiger Frauen gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderten sich auch die Ansprüche der Frauen an ihre Kleidung, so dass die Turnüre aus der Mode kam. Gegen Ende der 90er Jahre wurden die Linien und Stoffe des Mieders weicher und geschmeidiger. Dies sollte die Kurven der Frau betonen. Einige andere Änderungen der Kleidung wurden am Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommen, auch wenn nach wie vor die grundlegende Form der Frauenkleider erhalten blieb. Das klassische Kleid bestand aus zwei Teilen, einem Mieder und einem langen Rock. Unter diesen beiden Teilen trug die Frau nach wie vor ein sehr eng geschnürtes Korsett, so dass sie jederzeit eine Wespentaille hatte. Ein neuer Einfluss in die Art der Garderobe war jedoch die Erfindung des Kostüms, ein Kleid oder Rock mit passender Jacke und wahlweise einer Weste. Das Kostüm war meist aus glatter Wolle und konnte mit einem weniger streng genähten Rock mit farblich unterschiedlicher Bluse im Alltag tagsüber getragen werden. Laut Liegl-Raditschnigg war das Kostüm eine „praktische Kombination aus zunächst knöchellangem Rock und Jacke“ (Liegl-Raditschnigg 55).

Weiterhin trugen die Frauen auf der Straße keine Capes oder Schals mehr, sondern strapazierfähigere Mäntel. Der Rock war nach wie vor sehr schmal, doch weitete er sich nach unten glockenförmig, so dass man von nun an von einer „Glockenrockkrinoline“ (Liegl-Raditschnigg 55) sprach. Die eigentliche Krinoline wurde in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts vorzugsweise getragen – ein mit Rosshaar oder Stahlreifen verstärkter Unterrock, der dem Kleid eine kuppelartige Form verlieh. Doch auch die Glockenrockkrinoline brachte keine deutliche Erleichterung der Bewegungsfreiheit, da der Saum des Unterrocks mit zahlreichen Rüschen versehen war und der Rock sowohl vorn als auch hinten schleppend auf dem Boden lag. Nur mit hochgenommenen Röcken war das Gehen halbwegs möglich (Liegl-Raditschnigg 55).

Da nun allerdings die Silhouette der Frauen offensichtlich war, musste die Unterwäsche auf ein Minimum reduziert werden, damit diese sich nicht unter dem engen Rock oder dem engen Mieder abzeichnen konnte. Die Unterwäsche wurde daher aus einem dünneren Material hergestellt als früher wie beispielsweise Leinen, Batist oder Linon. Ab 1878 konnte sogar einteilige Unterwäsche getragen werden. Bis zu diesem Jahr war ausschließlich mehrteilige Unterwäsche in Mode. Trotz der Reduzierung der Unterwäsche blieb die Kleidung extrem schwer, was kaum verwunderlich scheint, wenn man – so Byrde - die Unmengen an Volants am Rock bedenkt. Um die Volants und die Schleppe tragen zu können, musste zusätzlich ein gerüschter Unterrock getragen werden: „[...] but the heaviness of clothes was to become an increasing preoccupation in the 1880s, and it was perhaps hardly surprising in view of the amount of drapery on the skirt.“ (Byrde 73).

Zunächst scheint die komplizierte Kleidung des späten 19. Jahrhunderts umständlich und überflüssig, jedoch ist auf diese Weise eine hohe Variabilität in der Wahl der Kleidung gesichert, da jedes Kleidungsstück zu jedem anderen Kleidungsstück passte. Dennoch konnte sich die Frau in den sehr engen Korsetten kaum bewegen, so dass das Teekleid bald auch ohne Korsett getragen werden konnte. Als Grund hierfür führt Byrde an:

Women were clearly prepared to suffer a certain amount of discomfort and it was hardly denied that the fashionably long and tight corsets required some effort to wear; but a temporary relief from the rigorous of high fashion was openly welcomed. (Byrde 74)

Dieses Kleid war eine formellere Version des Morgenkleides, es war vorn sehr eng genäht und hatte auf der Rückseite ein wallendes Watteteil, so dass das Korsett überflüssig wurde. Das Teekleid konnte im Haus getragen werden, wenn man das Nachmittagskleid bereits aus-, das Abendkleid aber noch nicht angezogen hatte. Allerdings konnten am Anfang nur verheiratete Frauen dieses Teekleid tragen, da es für alle unverheirateten Frauen ohne das Korsett wohl zu aufreizend gewesen wäre. Erst ab 1889 war dieses Kleid auch für das Hauspersonal oder das Kindermädchen akzeptabel, so dass das Kindermädchen mit der Familie zu Tisch speisen konnte: „By 1889 the tea gown was considered dressy enough for the mistress of the house to dine en famille.“ (Byrde 74).

In den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts begann außerdem die Bluse ein beliebtes Kleidungsstück zu werden. Die Bluse wurde zu informellen Gelegenheiten am Tag mit einem glatt geschneiderten Rock getragen, oder mit einem zweiteiligen Kostüm bestehend aus Jacke und Rock am Abend. Zum Ausruhen im Hause war am Besten das Teekleid geeignet, die Frau trug es vorzugsweise mit einer halb offenen Teejacke, welche über dem Rock anstatt eines engen Korsetts getragen werden konnte. Diese Kombination wurde auch „matinée jacket“ (Byrde 81) genannt. Das Teekleid und die dazu passende Jacke waren meist aus dünner Seide mit einer Spitzenborte und Bändern (Byrde 81f). Hauptsächlich trug die Frau die Bluse an der See oder auf dem Land, meist mit einem farblich anderem Rock (Byrde 85).

Da das Korsett am Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr ganz so eng geschnürt wurde wie noch einige Jahre zuvor, aber die Frau immer noch das Bedürfnis hatte, eine schmale Taille zu haben, wurden die Ärmel des Kleides so riesig, dass die Taille im Vergleich zu den Ärmeln sehr schmal erschien. Einen Nachteil hatten diese riesigen Ärmel aber dennoch: Es war so gut wie unmöglich, eine Jacke oder einen Mantel über dem Kleid zu tragen. Aus diesem Grund trug die Frau von nun an ein kurzes, rundes Cape. Es hatte einen hohen, runden Kragen, welcher genau auf das Halsbündchen des Kleides passte. Da das Cape ein wenig von den Schultern abstand, verstärkte es den Effekt einer weiten Silhouette (Byrde 84).

1897 war wohl das entscheidende Jahr im 19. Jahrhundert im Hinblick auf Mode, da nun nicht nur die letzten drei Jahre des alten Jahrhunderts begannen, sondern auch die ersten drei Jahre einer neuen Mode (Byrde 87). Die riesigen Ärmel am Kleid der Frau wurden wieder kleiner und schmaler, letztlich waren die Ärmel nur noch puffähnlich oder hatten eine Epaulette. Das Korsett schmiegte sich nun weich an den Körper, wobei es vorn eine beutelartige Form hatte, die über einen Gürtel gelegt werden konnte, so dass das Korsett aussah, als hätte die Frau eine lange Hüfte (Byrde 87). Die Form der Kleider war also weich und fließend und man wählte vorzugsweise Pastellfarben für die Stoffe (Byrde 87). Für Byrde sind diese letzten Jahre dieses Jahrhunderts folglich der Beginn einer neuen Modeära: „Thus the last three years of the nineteenth century were also the first three of a new fashion cycle which brought it well into the twentieth century. (Byrde 87).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Fashion in Kate Chopins "The Awakening"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für England- und Amerikastudien)
Veranstaltung
Weibliche Subjektivität im Roman des 19. Jahrhunderts
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V40440
ISBN (eBook)
9783638389525
ISBN (Buch)
9783638655507
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fashion, Kate, Chopins, Awakening, Weibliche, Subjektivität, Roman, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Katrin Zielina (Autor:in), 2005, Fashion in Kate Chopins "The Awakening", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40440

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Titel: Fashion in Kate Chopins "The Awakening"



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