John Stuart MILL und John RAWLS: beide gehen sie der Frage nach, wie eine Gesellschaft organisiert werden sollte, um eine gerechte Gemeinschaft zu erzielen. Nach MILL ist "das gemeinschaftliche Leben dem Menschen so vertraut, daß er sich niemals [...] anders denn als das Glied eines Ganzen denkt; ...". Und das auf die utilitaristische Moral aufbauende "unerschütterliche Fundament sind die Gemeinschaftsgefühle der Menschen", so MILL. Und auch RAWLS möchte zeigen, dass "sich die Gerechtigkeit mit dem Ideal einer sozialen Gemeinschaft verbindet". Eine Gesellschaft im Sinne der Gerechtigkeit als Fairness ist für ihn "selbst eine Form der sozialen Gemeinschaft." Mehr noch, macht RAWLS das Gelingen gesellschaftlicher Regelungen davon abhängig, ob eine Gesellschaft es schafft, das Gut der Gemeinschaft zu verwirklichen oder nicht.
Wir finden also im "Utilitarismus" von MILL wie auch in der "Theorie der Gerechtigkeit" von RAWLS die "Gemeinschaft" als ein zentrales Moment der Untersuchung wieder. Sind sich RAWLS und MILL in dieser Hinsicht dann etwa einig? Wohl kaum! So lassen sich bis auf den gleich verwendeten Begriff der "Gemeinschaft" keine Gemeinsamkeiten im Begriff der beiden Autoren finden. Vielmehr lassen sich insbesondere anhand des Gemeinschaftsbegriffes von MILL und RAWLS zwei grundverschiedene Ansätze herausarbeiten, die letzten Endes in zwei konträre Auffassungen von einem sozialen Miteinander münden. Aus diesem Grund scheint eine nähere Auseinandersetzung mit dem in beiden Theorie-Entwürfen verwendetem Begriff der "Gemeinschaft" aufschlussreich. Dieser Essay wird zunächst darzulegen, was bei unseren beiden Autoren unter dem Begriff der Gemeinschaft gefasst wird, um anschließend exemplarisch anhand der Erziehung als elementarer Bestandteil einer Gemeinschaft die Ausgangsthese zu stützen, dass sich hinter diesem Verständnis zwei grundsätzlich verschiedene "Gemeinschaftsideale" verbergen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff der Gemeinschaft bei Mill und Rawls
- Die Erziehung als fester Bestandteil der Gemeinschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Konzept der Gemeinschaft in den Theorien von John Stuart Mill und John Rawls. Er analysiert die unterschiedlichen Vorstellungen von Gemeinschaft, die in den jeweiligen Theorien von Gerechtigkeit zum Ausdruck kommen, und zeigt auf, wie diese unterschiedlichen Konzepte sich in der Frage der Erziehung widerspiegeln.
- Das Verständnis von Gemeinschaft in den Theorien von Mill und Rawls
- Die Rolle der Erziehung in der Gestaltung einer gerechten Gesellschaft
- Die Auswirkungen der unterschiedlichen Gemeinschaftsideale auf das Individuum
- Die Beziehung zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft
- Der Begriff des "größten Guts" und die Frage des Verzichts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Frage nach einer gerechten Gesellschaft und führt die beiden Philosophen John Stuart Mill und John Rawls ein, die sich mit dieser Frage auseinandergesetzt haben. Die Einleitung hebt hervor, dass beide Philosophen das Konzept der Gemeinschaft als zentralen Aspekt ihrer Theorien betrachten.
Zum Begriff der Gemeinschaft bei Mill und Rawls
Dieser Abschnitt vergleicht die unterschiedlichen Vorstellungen von Gemeinschaft bei Mill und Rawls. Während Mill ein idealisiertes Bild von Gemeinschaft zeichnet, das auf einer "höchsten Vollkommenheit" und einem "tiefwurzelnden Selbstverständnis" beruht, betrachtet Rawls Gemeinschaft als eine Form der "wohlgeordneten Gesellschaft", die durch Zusammenarbeit und Konflikt gleichermaßen geprägt ist.
Die Erziehung als fester Bestandteil der Gemeinschaft
Dieser Abschnitt untersucht die Bedeutung der Erziehung als Mittel zur Gestaltung einer Gemeinschaft. Mill sieht in der Erziehung ein Instrument, das den Einzelnen dazu befähigt, das Interesse der Gemeinschaft als sein eigenes zu begreifen. Rawls hingegen betont die Bedeutung der individuellen Freiheit und stellt die Frage nach der Gerechtigkeit in den Vordergrund.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit den zentralen Begriffen Gemeinschaft, Gerechtigkeit, Utilitarismus, Theorie der Gerechtigkeit als Fairness, Erziehung, Individuum, Gesellschaft, Wohl des Ganzen, "größtes Gut", Selbstverzicht, Freiheit, Gleichheit und Konflikt.
- Quote paper
- Timo Nitz (Author), 2005, Gemeinsamkeit in der Gemeinschaft?!, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40540