Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) nimmt in der Geschichte der Sprachphilosophie einen wichtigen Platz ein. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit dem Thema Sprache: um ihren Stellenwert und den Umgang mit Sprache in der Gegenwart ebenso wie um den Ursprung und das Wesen von Sprache. Immer hatte er den Bezug seiner Überlegungen zu Fragen im Auge, die ihn im Hinblick auf die Rolle von Literatur und auf gesellschaftliche Fragen seiner Zeit und zukünftiger Visionen beschäftigen.
Die vorliegende Arbeit behandelt das Thema des Sprachursprungs in Herders Werk. Dabei interessiert zum einen der Begriff des ‚Ursprungs’ an sich, zum anderen konkret der Ursprung von Sprache, der im Laufe der Jahre bei Herder gewissen Schwankungen ausgesetzt war – wenn auch die entscheidenden Überlegungen und ihre Bedeutung für Herders Weltbild konstant blieben.
Das 18. Jahrhundert interessiert sich in besonderem Maße für die Frage des Ursprungs – nicht nur für den von Sprache. Zunächst beschreibt diese Arbeit dieses besondere Interesse der Epoche der Aufklärung für die Frage des Ursprungs und speziell des Ursprungs von Sprache. Anschließend wird ein Überblick über den philosophischen Kontext der Herderschen Sprachursprungsdebatte gegeben. Dabei interessieren zum einen die Bereiche der Erkenntnisphilosophie und der Sprache, zum anderen der Überblick über wichtige andere Sprachursprungstheorien des 18. Jahrhunderts vor Herder.
Anschließend wird eine Einteilung von Herders Gesamtwerkes vorgenommen, die sich nach dem Erscheinen seines sprachphilosophischen Hauptwerkes richtet: Die Abhandlung über den Ursprung der Sprache1 von 1772 markiert den Übergang vom Früh- zum Spätwerk.
Zunächst wird das Frühwerk unter zwei Gesichtspunkten behandelt: Zum einen geht es um das sprachphilosophische Denken dieser Zeit, zum anderen um die Kategorie des „Ursprungs“. Nach einer eingehenden Betrachtung der Abhandlung wird nach den sprachphilosophisch wichtigen Stationen der späteren Jahre gefragt und schließlich nach den Kernaussagen in Hinsicht auf die Kategorie des „Ursprungs“.
Abschließend wird die Bedeutung des Themas „Sprachursprung“ für Herders Humanitätsideal herausgearbeitet und gezeigt, dass Herders Beschäftigung mit dem Thema niemals losgelöst von weiteren Bezügen gesehen werden sollte: Herder interessiert der Ursprung von Sprache in seiner Bedeutung für das Verständnis des menschlichen Wesens und für die Möglichkeiten einer glücklicheren menschlichen Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- URSPRUNGSDEBATTE IM 18. JAHRHUNDERT
- PHILOSOPHISCHER KONTEXT DER HERDERSCHEN SPRACHURSPRUNGSDEBATTE
- Erkenntnisphilosophie, Sprache
- Rationalismus
- Empirismus
- Sensualismus: Condillac
- Sprachursprungstheorien im 18. Jahrhundert
- Erkenntnisphilosophie, Sprache
- HERDERS FRÜHWERK
- Sprachphilosophisches vor der Abhandlung
- Werke vor den Fragmenten: 1764 - 1766
- Über die neuere deutsche Literatur - Fragmente (1766/67)
- Ursprungsdenken vor der Abhandlung
- Sprachphilosophisches vor der Abhandlung
- ABHANDLUNG ÜBER DEN URSPRUNG DER SPRACHE
- Anlass und Aufbau
- „Sprache der Empfindung“
- Kritik der Kontrahenten: Condillac, Rousseau, Süßmilch
- ,,Besonnenheit“ - Verhältnis von Mensch und Tier
- Erkenntnistheorie, Ursprung der Sprache
- Laut, Gehör, Bedeutung, Artikulation
- 2. Teil: Progression, Konstitution von Gesellschaft
- Kritik und Rechtfertigung der Abhandlung
- HERDERS SPÄTERE JAHRE
- Sprachphilosophisches nach der Abhandlung
- Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (1774)
- Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele (1778)
- Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784 - 1791)
- Ursprungsdenken nach der Abhandlung
- Sprachphilosophisches nach der Abhandlung
- BEDEUTUNG DER SPRACHURSPRUNGSDEBATTE FÜR HERDERS HUMANITÄTSIDEAL
- RESÜMEE
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS DER HERDERSCHEN WERKE
- BIBLIOGRAPHIE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage des Sprachursprungs im Werk Johann Gottfried Herders. Sie analysiert die Bedeutung des Begriffs „Ursprung“ für Herder und untersucht die Entwicklung seines Denkens zum Thema Sprache. Die Arbeit beleuchtet die philosophischen und historischen Einflüsse auf Herders Sprachphilosophie und setzt sie in den Kontext der damaligen Debatte um den Sprachursprung. Besonderes Augenmerk liegt auf Herders berühmter „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“.
- Herder und die Frage des Ursprungs
- Die philosophischen Wurzeln von Herders Sprachursprungstheorie
- Die Rolle der Sprache in Herders Weltbild
- Die „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ als zentrales Werk
- Die Bedeutung des Sprachursprungs für Herders Humanitätsideal
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt Herders Werk im Kontext der Sprachphilosophie des 18. Jahrhunderts vor. Sie beleuchtet das besondere Interesse der Aufklärung an der Frage des Ursprungs, insbesondere des Sprachursprungs.
Das zweite Kapitel widmet sich der Untersuchung der Sprachursprungsdebatte im 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die philosophischen Grundströmungen dieser Zeit, insbesondere Rationalismus, Empirismus und Sensualismus.
Kapitel drei widmet sich Herders Frühwerk. Es untersucht Herders sprachphilosophisches Denken vor dem Erscheinen seiner Abhandlung und die Entwicklung seines Ursprungsdenkens in dieser Zeit.
Das Kapitel über Herders „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ beleuchtet die Entstehung und den Aufbau des Werkes. Es analysiert die wichtigsten Kernaussagen der Abhandlung, insbesondere die „Sprache der Empfindung“, die Kritik an den Kontrahenten Condillac, Rousseau und Süßmilch sowie die Konzepte von „Besonnenheit“ und der Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Kapitel fünf widmet sich Herders Spätwerk. Es beleuchtet seine sprachphilosophischen Positionen nach der Abhandlung und die Entwicklung seines Ursprungsdenkens in dieser späteren Phase.
Im letzten Kapitel der Arbeit wird der Stellenwert der Sprachursprungsdebatte für Herders Humanitätsideal beleuchtet. Es wird gezeigt, wie Herders Beschäftigung mit dem Thema Sprache eng mit seinem Verständnis des menschlichen Wesens und seiner Vision einer besseren Gesellschaft verbunden ist.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter in dieser Arbeit sind: Sprachursprung, Johann Gottfried Herder, Aufklärung, Rationalismus, Empirismus, Sensualismus, Condillac, Rousseau, Süßmilch, Abhandlung über den Ursprung der Sprache, „Sprache der Empfindung“, Besonnenheit, Humanität, Gesellschaft, Sprache als Spiegel des Denkens, Sprache als Mittel der Kommunikation, Sprache als Ausdruck des Menschen.
- Arbeit zitieren
- Florian Görner (Autor:in), 2004, Die Sprachursprungsdebatte bei Johann Gottfried Herder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40588