Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Balance von Autonomie und Verbundenheit in Liebesbeziehungen. Bedürfnisse nach Autonomie und Verbundenheit sind zu einem großen Teil durch die Beziehungserfahrungen eines Menschen im Lebensverlauf geprägt. Dies wird in dieser Arbeit vor dem Hintergrund der Bindungstheorie beleuchtet. In Liebesbeziehungen stehen Bedürfnisse nach Autonomie und Verbundenheit in einer dialektischen Beziehung zueinander und müssen daher immer wieder in eine Balance gebracht werden. Dies geschieht innerhalb der partnerschaftlichen Kommunikation und Interaktion. Es wird der aktuelle Forschungsstand zur partnerschaftlichen Interaktion dargestellt.
In Konfliktsituationen zeigt sich, ob die Partner ihre Autonomie wahren können, indem die eigene Meinung sowie Bedürfnisse und Wünsche klar geäußert werden, und gleichzeitig die Verbundenheit zum Partner aufrechterhalten können. Daher wird die Interaktion einer Stichprobe von 38 jungen Paaren im Rahmen eines Konfliktgesprächs beobachtet, und es werden Autonomie und Verbundenheit fördernde und verhindernde Verhaltensweisen identifiziert. Es wird untersucht, ob diese Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Persönlichkeitsvariablen wie Selbstwert und Depressivität, mit der Einschätzung des Konfliktstils beider Partner und mit der aktuellen Beziehungsrepräsentation und der Beziehungszufriedenheit stehen.
Insgesamt bewährte sich das „Autonomy and Relatedness Coding System“ (Allen, 1995), das in übersetzter und überarbeiteter Form (Becker-Stoll et al., 1996) erstmals auf Paarinteraktionen angewandt wurde. Durch die Verhaltensbeobachtung konnte aufgezeigt werden, an welchen Stellen die Selbstwahrnehmung der Probanden hinsichtlich ihres Konfliktstils hinter der Fremdbeurteilung durch den Partner zurück blieb. Frauen schätzten ihre verbale Aggressivität, Männer ihre Fähigkeit zu konstruktivem Problemlösen falsch ein. Weiterhin belegen die Ergebnisse den transaktionalen Charakter von Beziehungsrepräsentationen und Verhaltensweisen in der Interaktion, der sich in Bezug auf Frauen und Männer unterscheidet. Der Selbstwert der Probanden moderierte den Zusammenhang zwischen Beziehungsrepräsentation und Verhalten. Dies weist auf die Vielfältigkeit der Einflüsse von inneren Arbeitsmodellen und Kognitionen auf das Verhalten in der Interaktion hin.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG
- AUTONOMIE UND VERBUNDENHEIT – THEORETISCHER RAHMEN
- Die Partnerschaftsforschung
- Junge Paarbeziehungen als Forschungsgegenstand
- Einflussfaktoren auf Verläufe von Liebesbeziehungen
- Bindung in Liebesbeziehungen
- Grundzüge der Bindungstheorie
- Bindung im Erwachsenenalter
- Liebesbeziehungen als Bindungsbeziehungen
- Auswirkung von Beziehungrepräsentationen auf Liebesbeziehungen
- Autonomiebedürfnis und Autonomieentwicklung
- Das Konzept der Autonomie und sein Bezug zur Bindung
- Autonomieentwicklung im Jugendalter
- Autonomie und Verbundenheit in Liebesbeziehungen
- Zusammenfassung: Autonomie und Verbundenheit in Paarbeziehungen
- Die Partnerschaftsforschung
- AUTONOMIE UND VERBUNDENHEIT IN DER INTERAKTION
- Kommunikation und Konflikt in der Partnerschaft
- Die Beobachtung von Paarinteraktionen
- Die Methode der Interaktionsbeobachtung
- Befunde der Interaktionsbeobachtung von Paaren
- Paarbeobachtung im Kontext von Autonomie und Bindung
- Eine Theorie - viele Beobachtungsansätze
- Beobachtung von nicht-bindungsspezifischen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Bindungsrepräsentation
- Beobachtung von bindungsspezifischen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Bindungsrepräsentation
- Zusammenfassung: Autonomie und Verbundenheit in der Paarinteraktion
- FRAGESTELLUNG UND METHODE
- Konkretisierung der Fragestellung
- Stichprobe und Datenerhebung
- Erhebungsinstrumente
- Skalen aus den Fragebögen der Intensivstudie
- Beobachtungsdaten zu Autonomie und Verbundenheit in der Interaktion
- Verfahren der Datenanalyse
- ERGEBNISSE
- Einführende Analysen
- Statistische Kennwerte und Interkorrelationen der Beobachtungsskalen bei jeweils Männern und Frauen (Fragestellung 1)
- Interkorrelationen der Beobachtungsskalen zwischen Männern und Frauen und geschlechtsspezifische Unterschiede (Fragestellung 2)
- Beobachtetes Verhalten, Persönlichkeitsvariablen und Beziehungszufriedenheit (Fragestellung 3 und 4)
- Beobachtetes Verhalten und Einschätzung der Konfliktstile (Fragestellung 5)
- Beobachtetes Verhalten und Beziehungsrepräsentation
- Zusammenhang zwischen Beziehungsrepräsentation und Verhalten (Fragestellung 6)
- Zusammenhang zwischen Selbstwert, Beziehungsrepräsentation und Verhalten (Fragestellung 7)
- Einführende Analysen
- DISKUSSION
- Diskussion der Befunde zu den Beobachtungsdaten allgemein
- Diskussion der Befunde zu den Persönlichkeitsvariablen, der Paarzufriedenheit und den Konfliktstilen
- Diskussion der Befunde zur Beziehungsrepräsentation
- Abschließende Evaluation
- AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit zielt darauf ab, das Zusammenspiel von Autonomie und Verbundenheit in Paarbeziehungen junger Erwachsener zu untersuchen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie diese beiden Bedürfnisse in der Interaktion von Paaren zum Ausdruck kommen und welche Auswirkungen sie auf die Beziehungszufriedenheit haben. Die Arbeit integriert dabei theoretische Ansätze der Bindungsforschung, der Autonomieentwicklung sowie der Paarinteraktionsforschung.
- Autonomiebedürfnis und Autonomieentwicklung in jungen Paarbeziehungen
- Bindungsdynamiken und ihre Auswirkung auf die Interaktion
- Beziehungszufriedenheit und Einflussfaktoren
- Konfliktverhalten und Konfliktlösungsstile in Paarbeziehungen
- Die Rolle der Beziehungsrepräsentation in der Interaktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Autonomie und Verbundenheit in Paarbeziehungen junger Erwachsener und stellt den theoretischen Rahmen vor. Anschließend wird auf die Partnerschaftsforschung und die Bindungstheorie eingegangen, wobei insbesondere die Bedeutung von Bindungsrepräsentationen für Liebesbeziehungen hervorgehoben wird. Das Konzept der Autonomie und sein Bezug zur Bindung sowie die Autonomieentwicklung im Jugendalter werden im Detail beleuchtet. In Kapitel 3 wird das Thema Autonomie und Verbundenheit in der Interaktion von Paaren betrachtet, wobei die Methoden der Interaktionsbeobachtung und die Befunde zu bindungsspezifischen und nicht-bindungsspezifischen Verhaltensweisen in Paarbeziehungen präsentiert werden. Kapitel 4 erläutert die Fragestellung der Arbeit, die Stichprobe und die verwendeten Erhebungs- und Analysemethoden. Die Ergebnisse der Studie werden in Kapitel 5 vorgestellt, wobei die statistischen Kennwerte der beobachteten Verhaltensweisen sowie die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsvariablen, Beziehungszufriedenheit, Konfliktstilen und Beziehungsrepräsentation analysiert werden. In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der Studie diskutiert und die Schlussfolgerungen aus den Befunden gezogen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Autonomie, Verbundenheit, Bindung, Beziehung, Paarbeziehung, Interaktion, Kommunikation, Konflikt, Beziehungszufriedenheit, Beziehungsrepräsentation, Persönlichkeitsentwicklung, Jugendalter, Bindungstheorie, Autonomieentwicklung, Paarinteraktionsforschung.
- Arbeit zitieren
- Sonja Bröning (Autor:in), 2005, Autonomie und Verbundenheit in jungen Paarbeziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40680