Zum Philipps-Jahr 2004 ist, neben der Bedeutung des hessischen Landgrafen für die Reformation, sein Einfluss auf die Herausbildung des frühmodernen Staates wieder neu ins Blickfeld gerückt. Als ein Wirkungsfeld nennen die zum Jubiläum erschienenen Schriften den Ausbau des Steuerwesens. Im Begleitband zur Ausstellung „Mit dem Glauben Staat machen“ der Evangelischen Kirche wird es beispielsweise als Leistung Philipps hervorgehoben, ein neues Steuersystem durchgesetzt zu haben, bei dem der Gedanke der Steuergerechtigkeit eingeführt worden sei: „Anstelle der früheren ziemlich willkürlichen Steuerzumessungen wurden zusammen mit den Landständen Erhebungsverfahren entwickelt, die niemanden steuerfrei ließen, aber auch niemanden stärker als den Nachbarn belasten sollten.“ Hingewiesen wird auch auf die Bedeutung der Türkensteuern, die ein neues Finanzierungssystem der Landesherrschaft etablierten. Mit seiner maßgeblichen Arbeit über den Finanzstaat Hessen hat Kersten Krüger die Theorie Gerhard Oestreichs des Systemwechsels vom Domänenstaat über die Zwischenstufe Finanzstaat zum Steuerstaat mit Leben erfüllt und dabei die Rolle der Steuern in der Umwandlung Hessens zum Finanzstaat betont. Doch wie stark war diese Entwicklung in Hessen an die Person Landgraf Philipp gebunden? Die Literatur gibt zahlreiche Hinweise, die vorliegende Arbeit will eine Zusammenführung dieser Erkenntnisse versuchen. Zunächst sollen die theoretischen Grundlagen von Oestreichs Drei-Phasen- Modell erörtert werden, da die Bedingungen des Systemwechsels den Handlungsrahmen des Landgrafen abstecken. Zudem sollen die Ursachen des Systemwechsels in Hessen skizziert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Systemwechsel vom Domänenstaat zum Steuerstaat
- Das Drei-Phasen-Modell von Gerhard Oestreich
- Ursachen des Systemwechsels in Hessen
- Quellenlage und Quellenkritik
- Steuern
- Matrikularsteuer
- Vermögenssteuern
- Verhältnis der Einkünfte aus Matrikular- und Vermögenssteuern
- Tranksteuer
- Verhältnis Domäneneinkünfte – Steuern
- Steuern und Stände
- Finanzstaaten im Vergleich
- Steuern im ernestinischen Sachsen im Vergleich zur Landgrafschaft Hessen
- Die Entwicklung im Herzogtum Preußen
- Zusammenfassung und Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Steuerwesens in Hessen unter Landgraf Philipp dem Großmütigen und untersucht die Rolle des Landgrafen bei der Umwandlung des Staates von einer Domänenwirtschaft zum Steuerstaat. Sie analysiert die theoretischen Grundlagen des Drei-Phasen-Modells von Gerhard Oestreich und erörtert die Ursachen des Systemwechsels in Hessen.
- Die Rolle von Landgraf Philipp im Ausbau des Steuerwesens
- Die Bedeutung des Drei-Phasen-Modells von Gerhard Oestreich für die Analyse des Systemwechsels
- Die Ursachen des Systemwechsels von der Domänenwirtschaft zum Steuerstaat
- Die Bedeutung der Landtagsabschiede als Quelle für die Finanzpolitik Philipps
- Der Einfluss Sachsens und Preußens auf die Entwicklung des Steuerwesens in Hessen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung von Landgraf Philipp für die Herausbildung des frühmodernen Staates. Es stellt die Kernaussagen der Forschungsliteratur zur Finanzpolitik Philipps dar und skizziert den Forschungsstand.
Das zweite Kapitel behandelt den Systemwechsel vom Domänenstaat zum Steuerstaat. Es stellt das Drei-Phasen-Modell von Gerhard Oestreich vor und analysiert die Ursachen des Systemwechsels in Hessen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Quellenlage und Quellenkritik. Es stellt die Landtagsabschiede als wichtigste Quelle für die Finanzpolitik Philipps vor und erläutert deren Bedeutung für die Forschungsarbeit.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Steuern. Es untersucht verschiedene Steuerformen, wie die Matrikularsteuer, die Vermögenssteuern und die Tranksteuer, und analysiert das Verhältnis von Domäneneinkünften und Steuern.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Rolle der Landstände bei der Steuerbewilligung und ihre Position gegenüber dem Landesherren. Es zeigt auf, welche Interessen die Landstände an einer Steuerbewilligung hatten.
Das sechste Kapitel vergleicht die Entwicklung des Steuerwesens in Hessen mit der in Sachsen und Preußen. Es analysiert die Besonderheiten des Ausbaus des Steuerwesens in Hessen im Vergleich zu anderen Territorien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der frühmodernen Staatsbildung, darunter die Entwicklung des Steuerwesens, der Systemwechsel vom Domänenstaat zum Steuerstaat, die Rolle der Landstände und die Finanzpolitik von Landgraf Philipp dem Großmütigen. Weitere wichtige Begriffe sind: Drei-Phasen-Modell, Landtagsabschiede, Matrikularsteuer, Vermögenssteuer, Tranksteuer, Ernestinisches Sachsen, Herzogtum Preußen, Finanzstaat.
- Arbeit zitieren
- Lutz Benseler (Autor:in), 2004, Ausbau des Steuerwesens. Finanzpolitik unter Philipp dem Großmütigen., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40760