In den 80ger Jahren blühte die Literatur der Wirtschaftswissenschaften, die sich mit Industriestrukturen auseinandersetzte, durch spieltheoretische Artikel über strategische Aspekte der Markteintrittsabschreckung und des Kampfes um Marktanteilen. Die Artikel kritisierten und verbesserten bestehende Theorien, welche einem solchen strategischen Verhalten bis dahin nur unvollständig oder inkonsistent Rechnung trugen. Als Folge dessen etablierten sich derartige spieltheoretische Modelle und Methoden zum Standardinstrumentarium dieses Problemkreises.
Motive der Studien bestanden u.a. in der Annahme, dass die Erreichung und Bewahrung einer monopolistischen Stellung für ein nicht reguliertes, marktbeherrschendes Unternehmen einen Weg darstellt, um Gewinne zu sichern und zu maximieren. Dabei ist neben der Bekämpfung von markteintretenden Unternehmen die Vertreibung, Übernahme und Einschüchterung bestehender Wettbewerber bzw. eine Kartellbildung mit diesen erforderlich.
Ein besonderer Aspekt motivierte viele spieltheoretische Betrachtungen: Unter welchen Umständen wird es einem Monopolisten ermöglicht, gewinnbringend Wettbewerber vor einem Markteintritt oder der weiteren Marktteilnahme mittels einer glaubwürdigen Strategie abzuschrecken? Dabei sollte diese Strategie Teil eines Gleichgewichtes darstellen, dessen Selektionskriterien unglaubwürdige Androhungen von schrecklichen Konsequenzen ausschließen. Neben Modellen, in denen frühzeitige strategische Investitionen dem „first mover“1 eine („natürliche“) Monopolstellung ermöglichen und sichern, und dem sog. „Signaling“, bei dem Wettbewerber die Unprofitabilität eines Markteintrittes bzw. einer weiteren Marktteilnahme aus beobachtbaren kostspieligen Handlungen des Monopolisten ableiten, stellt die kämpferische Auseinandersetzung eine dritte Kategorie dar, in die man Modelle zum Ausschluss oder zur Vertreibung von (potenziell) markteintretenden Unternehmen einteilen kann. Merkmal der letztgenannten Gruppe ist der Reputationsaufbau, d.h. die Bildung von Erwartungen über unbekannte Eigenschaften der Mitspieler. Hierbei profitiert ein Monopolist vom (kostspieligen) Bekämpfen eines gegenwärtig markteintretenden Unternehmens dadurch, dass er potenzielle zukünftige Marktteilnehmer durch das Zeigen seiner Kampfbereitschaft abschreckt.
Inhaltsverzeichnis
- Symbolverzeichnis
- Einleitung
- Vorbetrachtung: Das Handelskettenparadoxon
- Kreps-Wislon-Reputationsspiel
- Markteintrittsspiel und unvollständige Information
- Die gemischte Strategie des schwachen Monopolisten
- Vorüberlegungen und Analyse der letzten Spielstufe
- Bayes'sches Lernen und Implikationen für die vorletzte Stufe
- Verallgemeinerte Betrachtung der n-ten Spielstufe
- Die gemischte Strategie des n-ten Konkurrenten
- Der Spielverlauf
- Das sequenzielle Gleichgewicht
- Experimentelle Evaluierung
- Kritische Würdigung und Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit behandelt das Kreps-Wilson-Reputationsspiel, ein spieltheoretisches Modell, das die Entstehung von Reputation in einem wiederholten Markteintrittsspiel untersucht. Ziel ist es, zu analysieren, unter welchen Bedingungen ein etablierter Monopolist durch ein glaubwürdiges Kampfverhalten potenzielle Konkurrenten vom Markteintritt abhalten kann.
- Markteintrittsspiel mit unvollständiger Information
- Reputation und glaubwürdiges Kampfverhalten
- Sequentielles Gleichgewicht
- Bayes'sches Lernen
- Experimentelle Evaluierung des Modells
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den theoretischen Hintergrund und die Motivation für die Untersuchung des Kreps-Wilson-Reputationsspiels vor, das eine wichtige Rolle in der spieltheoretischen Analyse von Markteintrittsabschreckung spielt.
- Vorbetrachtung: Das Handelskettenparadoxon: Dieses Kapitel erläutert das grundlegende Markteintrittsspiel, das als Ausgangspunkt für die Analyse des Kreps-Wilson-Reputationsspiels dient. Es beschreibt die strategischen Entscheidungen des (potenziellen) Marktteilnehmers und des etablierten Monopolisten.
- Kreps-Wislon-Reputationsspiel: Hier werden die zentralen Elemente des Modells vorgestellt, einschließlich des Markteintrittsspiels mit unvollständiger Information, der gemischten Strategie des Monopolisten und des n-ten Konkurrenten sowie des Spielverlaufs und des sequentiellen Gleichgewichts.
- Experimentelle Evaluierung: Dieses Kapitel behandelt die empirische Überprüfung des Modells mithilfe von Experimenten.
Schlüsselwörter
Das Kreps-Wilson-Reputationsspiel, Markteintrittsspiel, unvollständige Information, Reputation, glaubwürdiges Kampfverhalten, sequentielles Gleichgewicht, Bayes'sches Lernen, experimentelle Evaluierung, Handelskettenparadoxon.
- Quote paper
- Thomas Schubarth (Author), 2004, Das Kreps-Wilson-Reputationsspiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40792