Das Thema dieser Arbeit lautet "Vom Winde verweht", und soll sich mit den Kostümen der Hauptfigur Scarlett O´Hara beschäftigen. Dazu will ich zuerst kurz auf den geschichtlichen Hintergrund des Buches eingehen, nämlich den Amerikanischen Bürgerkrieg. Danach werde ich darstellen, wie die Modevorstellungen von Europa nach Amerika gelangen, denn es entwickelte sich keine eigene Mode, sondern sie wurde im Prinzip aus Europa übernommen.
Dann soll eben dieser kostümgeschichtliche Hintergrung der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben werden, bevor ich dann im letzten Teil auf Walter Plunkett eingehen werde, der für die Kostüme in der filmerischen Umsetzung von "Vom Winde verweht" im Jahr 1939 verantwortlich war.
In diesem Zusammenhang will ich dann einige ausgewählte Kostüme für Scarlett besprechen und ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Buchvorlage nach der Autorin Margret Mitchell und zum tatsächlichen historischen Hintergrund darlegen.
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Inhalt
Geschichtlicher Hintergrund:
Eingangswege der Mode nach Amerika: die Modezeitschriften
Kostümgeschichte 1850-1890:
Der Kostümdesigner Walter Plunkett:
Walter Plunketts Arbeit an „Gone with the wind“:
Die Kostüme der Scarlett O´Hara im Film:
a) „White Prayer Dress“
b) „Barbecue Dress“
c) „Wedding Gown“
d) „Atlanta Bazaar“
e) Calico Dress“
f) „Drapery Dress“
g) „Reconstruction Afternoon Dress“
h) „Blue Mill Outfit“
i) „Burgundy Party Gown“
Literaturverzeichnis
Das Thema dieser Arbeit lautet „Vom Winde verweht“, und soll sich mit den Kostümen der Hauptfigur Scarlett O´Hara beschäftigen. Dazu will ich zuerst kurz auf den geschichtlichen Hintergrund des Buches eingehen, nämlich den Amerikanischen Bürgerkrieg. Danach werde ich darstellen, wie die Modevorstellungen von Europa nach Amerika gelangen, denn es entwickelte sich keine eigene Mode, sondern sie wurde im Prinzip aus Europa übernommen.
Dann soll eben dieser kostümgeschichtliche Hintergrung der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben werden, bevor ich dann im letzten Teil auf Walter Plunkett eingehen werde, der für die Kostüme in der filmerischen Umsetzung von „Vom Winde verweht“ im Jahr 1939 verantwortlich war.
In diesem Zusammenhang will ich dann einige ausgewählte Kostüme für Scarlett besprechen und ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Buchvorlage nach der Autorin Margret Mitchell und zum tatsächlichen historischen Hintergrund darlegen.
Geschichtlicher Hintergrund:
Seit 1820 hatten sich die Spannungen zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten Amerikas verschärft.
Grund hierfür war die Frage der Sklavenhaltung.
Die Anhänger der Sklavenbefreiung, „die Abolinisten“, im Norden agierten gegen die Befürworter der Sklavenhaltung im Süden.
Knappe 40 Jahre zog sich der Streit auf innenpolitischer Basis hin, bis es dann am
16. Oktober 1859 zu einem ersten Übergriff kam. An diesem Tag überfiel der Abolinist John Brown mit Hilfe von 18 Männern ein Waffenlager in Virginia, weil er zusammen mit befreiten Sklaven eine eigene Republik gründen wollte.
Zwar verurteilten auch die führenden Politiker des Nordens diesen Vorfall scharf, doch trotzdem wurde er von den Südstaatlern als Angriff aus dem Norden auf ihr Land deklariert.
Trotz weiterer, zahlreicher Schlichtungsversuche seitens des im November 1860 gewählten Präsidenten Abraham Lincoln, eröffnete der Süden am 12. April 1861 das Feuer auf ein vom Norden kontrolliertes Fort und begann damit den Bürgerkrieg.
Anfangs erwartete man einen schnellen Erfolg der Südstaaten, denn die hatten die besseren Generäle, Waffen und begeisterte Anhänger. Im Norden hingegen war zwar die Bevölkerungszahl höher und die industrielle Produktionskraft stärker, doch die Gesellschaft war zu unorganisiert und auch zu wenig enthusiastisch, um einen Krieg zu führen.
Doch dann schaffte es der Norden überraschenderweise die Westhälfte seines Gegners in seine Kontrolle zu bringen und gleichzeitig den Druck auf die Ostküste vom Meer aus zu erhöhen. In einer entscheidenden Schlacht bei Gettysburg wurde das Vordrängen des Südens zurückgeschlagen und damit war die Wende zugunsten der Nordstaaten vollzogen.
Die Angriffskraft der Südstaaten war erschöpft; zwar dauerte der Bürgerkrieg noch zwei Jahre an, doch ohne Nachschub und Ersatz konnten die Südstaaten ihre Feldzüge nicht mehr fortsetzen.
So kapitulierte am 09. April 1865 die erste Armee des Südens unter General Lee und die restlichen Südstaatentruppen folgten am 26. April 1865. Der Bürgerkrieg war beendet.
Zwar galt damit auch die Sklavenhaltung offiziell für beendet, doch gerade in den Südstaaten wurden sogenannte „Black Codes“ eingeführt, die verhinderten, dass die ehemaligen Sklaven als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt wurden.
Eingangswege der Mode nach Amerika: die Modezeitschriften
Im Grunde war die Mode des 19. Jahrhunderts in Amerika die gleiche, wie die in Europa, denn sie wurde schlichtweg aus Frankreich und England importiert.
Dieser Import geschah über die Modezeitschriften, die zu dieser Zeit in Amerika ihre Anfänge fanden.
Die erste Zeitschrift, die 1826 in Philadelphia auf den Markt kam, trug den Titel „Graham´s American Monthly Magazine of Literature, Art and Fashion“. Sie enthielt Kopien aus englischen und französischen Modejournalen, die von amerikanischen Künstlern angefertigt wurden.
Kurz darauf folgten Magazine, wie „Peterson´s Magazine“, „The Chicago Magazine of Fashion“ und andere, wobei das wichtigste „Godey´s Lady´s Book“ war.
Es genoss so große Beliebtheit, dass es von 1830 bis 1898 publiziert wurde. Die ersten Jahre allerdings konnte man darin nur ein paar schlechte Abbilder aus französischen Magazinen finden, bis 1837 Sarah Hale den Verlag übernahm.
Sie war eine eifrige Feministin und forderte die Frauenwelt nun auf, die Kleider zusammen mit guten Manieren zu tragen, um dadurch einen moralischen Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben.
Immer noch aber kopierten amerikanische Künstler ausländische Modejournale, und so konnte man in einer Ausgabe des „Godey´s Lady´s Book“ eine Anhäufung von Kleidern verschiedener Länder und Daten finden. Ausserdem verschob sich die Erscheinung der jeweils neuen „Kollektion“ aus Frankreich oder England in Amerika immer um rund ein Jahr. Sarah Hale wollte auch dem Geschmack der amerikanischen Frauen entgegenkommen, und so wurden die europäischen Tages-und Abendkleider in etwas vereinfachter Version in plastischen schwarz-weiß Bildern gezeigt.
In Amerika wie in Europa waren die zwei bestimmenden Figuren der Mode Queen Victoria und Kaiserin Eugénie. Zum Zeitpunkt ihrer Krönung 1837 wurde Queen Victoria von den amerikanischen Frauen bewundert. „Godey´s Lady´s Book“ reagierte darauf mit einem Korrespondenten, der für das Magazin über die Tätigkeiten der Queen in London berichtete. Doch als der Modestil Victorias strenger wurde und sie ab den 1840ern auf Ornamente und Verzierungen verzichtete, nahm das Interesse der Frauen in Amerika an ihr ab, und sie wandten ihre Aufmerksamkeit dem französischen Hof mit Kaiserin Eugénie zu.
Sie belebte die Modewelt, als sie den Maler Charles Frederic Worth in ihre Gunst nahm, der sie und ihre Hofdamen mit Mengen von Seide, Spitze, Bändern, Federn und künstlichen Blumen versorgte.
Während sich viele Amerikanerinnen diese Kleider leisten konnten, lieferte „Godey´s Lady´s Book“ für alle anderen die billigere Version dieser Kleider.
Mit dem Bürgerkrieg 1861-65 änderte sich die amerikanische Gesellschaft entscheidend.
Der Wiederaufbau, das industrielle und technologische Wachstum und die verbesserte Infrastruktur der Nachkriegszeit sorgten für mehr Freizeit, auch für den Mittelstand, und schuf eine neue Geld-Aristokratie.
Ein neues Modebewusstsein wurde durch Besuche europäischer Königsfamilien in Amerika geweckt, ausserdem brachten jetzt reiche Amerikanerinnen von den Besuchen der Weltausstellung in Paris 1867 ihre Koffer gefüllt mit den neuesten französischen Modellen zurück. Den meisten Frauen erschienen die Abbildungen in „Godey´s Lady´s Book“ nun zu ländlich und kleinstädtisch und die Auflage sank.
In dieser Zeit kam am 02. November 1867 die Zeitschrift „Harper´s Bazaar“ auf den Markt. Sie erschien jeden Samstag und kostete 10 cents.
Vom Verlag wurden spezielle Abmachungen mit den führenden europäischen Journalen gemacht, so dass „Harper´s Bazaar“ die Neuheiten der Modewelt schon im Voraus bekam, um sie gleichzeitig mit Paris, Berlin und London veröffentlichen zu können.
„Harper´s Bazaar“ war innovativ und unterschied sich sowohl von europäischen, wie auch von anderen amerikanischen Magazinen: es bot zwar mehr als die inländischen Konkurrenten, die auf amerikanisch getrimmte Kopien zeigten, doch es hatte auch ein bodenständigeres Auftreten als die französischen Modezeitungen, in denen hochidealisierte Farbillustrationen gezeigt wurden. „Harper´s Bazaar“ hingegen veröffentlichte detaillierte Stiche in schwarz-weiß von Modellen, die ganz den europäischen Originalen nachempfunden waren, aber nach amerikanischem Geschmack ausgewählt wurden. Andere Modelle wurden –basierend auf den europäischen Vorlagen- dem amerikanischen Geschmack und Gebrauch angepasst und umgestilt.
„Harper´s Bazaar“ blieb die bedeutendste Quelle für Mode in Amerika, bis 1892 die „Vogue“ erschien.
Kostümgeschichte 1850-1890:
Der Zeitraum, der kostümgeschichtlich gesehen für die Kostüme für „Vom Winde verweht“ relevant wäre, wären die 1860er und frühen 1870er Jahre, denn diesen Zeitraum umfasst das Buch. Hier will ich nun allerdings den Zeitraum von 1850-1890 darstellen, um die modischen Entwicklung besser nachvollziehen zu können.
Ausgangspunkt für Mode in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Frauenmode, die in den 50er Jahren ihr sogenanntes „Zweites Rokoko“ erlebte.
Die Frauen des Adels -sowohl in Frankreich, wie auch in England- stellten die Mode wieder in den Mittelpunkt und ihre Vorreiterin war Kaiserin Eugénie am französischen Hof.
Den Namen „Zweites Rokoko“ hat die Mode der 50er und 60er dem Reifrock zu verdanken, der in diesen Jahren zu einer beachtlichen Größe anwuchs. Sein Name „Krinoline“ stammt vom Material, das bis dahin zum Versteifen der Röcke verwendet wurde, dem Crin -dem Roßhaar.
Doch als ab den 50er Jahren seine Weite so stark zunahm, reichte dieses Material nicht mehr aus, um den etlichen Unterröcken, Polstern und den Unmengen von Stoffmassen Halt zu geben, und so wurde 1856 die „künstliche Krinoline“ aus Stahlschienen erfunden, die sich am Vorbild aus dem 18. Jahrhundert aus Fischbein orientierte.
Diese war nun auch viel leichter als die vorher verwendete Polsterung aus Roßhaar.
Die Taille der Kleider saß aufgrund der Rockweite an ihre natürliche Stelle und wurde nun auch nicht mehr so eng geschnürt, weil sie durch den bauschigen Rock sowieso schmaler wirkte.
Abends trug frau ein Kleid mit großem Dekolleté, gerahmt von einem großen Kragen aus Spitzen, Volants und Edelsteinen -der Berthe. Auch die Ärmel, die auf den Schultern meist zu einem schmalen Streifen geschrumpft waren, wurden durch die Berthe verdeckt.
Tagsüber wurden weiterhin hochgeschlossene Kleider getragen und die Ärmel reichten mindestens bis zu den Unterarmen, wo sie zu sogenannten Bischofs -oder Pagodenärmeln geweitet waren. Auch diese Ärmelform war eine Anleihe aus dem Rokoko.
Wollte die Frau ausser Haus gehen, musste sie zusätzlich ballonförmige Unterärmel tragen, denn das Zeigen von Haut in der Öffentlichkeit war den Damen nicht gestattet.
Wie die Röcke mussten auch diese Ärmel aufgrund ihrer enormen Weite durch Stahlkonstruktionen gestützt werden.
Nicht nur der Stil der Kleider, sondern auch die Vorliebe und die Vorschriften für die Stoffauswahl hatten sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geändert:
Für die Strassenkleider wurden schwere Seidenstoffe verwendet, desweiteren lagen farbig schillernde Stoffe wie Taft und Moiré antique im Trend.
Die Kleider, die die Frauen abends zu den Bällen und Festlichkeiten trugen, waren, trotz der großen und deshalb schon schweren Mengen an Stoff, zusätzlich am liebsten aus Brokat, der mit Gold oder Silber bestickt war, geschneidert.
Neben diesen eher schweren Stoffen, trugen die französischen Frauen gerne auch leichte und transparente, doch -ebenso wie Seide- teure Stoffe, wie Musselin, Tüll und Gaze. Der Nachteil dieser zarten Kleider war allerdings ihre geringe Lebensdauer.
Um sie etwas unempfindlicher zu machen, wurden sie mit Rüschen, Volants und Spitzenborten besetzt, so dass der Wert dieser Extras teilweise den eigentlichen Materialwert überstieg.
Ende der 50er Jahre wurden die Kleider, was ihre Ausmaße betrifft, immer extremer. Die Rockweite betrug nicht selten über 10 Meter und der Durchmesser des Reifrockes
2-2,5m; dabei stieg die Zahl der Volants auf bis zu 25 an. Ein weisses Abendkleid der Kaiserin Eugénie soll sogar mit 103 Tüllvolants bestückt gewesen sein.
Das konnte gefährlich werden: zwar waren die transparenten Stoffe sehr kleidsam und auch leicht, doch sie waren auch leicht brennbar. Die Tochter des Malers Wilhelm von Kügelgen soll Ende der 50er beim Ankleiden verbrannt sein und das gleiche Schicksal ereilte eine Gruppe von 2000 Frauen bei einem Brand in der Kathedrale von Santiago.
Trotzdem war das Ende der Krinoline nicht abzusehen; im Gegenteil: die Herstellung des Reifrockes erfolgte nahezu in Massenproduktion und das ehemalige Standessymbol des Adels konnte sich jetzt jede Bürgerliche leisten.
Weil eine Zunahme der Rockweite gar nicht mehr möglich war, suchte der weibliche Adel nun nach einem neuen Trend, um seine Kleiderordnung von der des „Volkes“ abzuheben.
Dieser war auch bald gefunden, denn der Reif der Krinoline rutschte einfach tiefer, so dass die Rockweite erst am Knie begann. Der Rock selbst nahm so eher Pyramidenform an und durch die 60er Jahre hindurch wurde er vorne immer flacher und hinten immer länger, so dass er schließlich -seitlich gesehen- eine Dreiecksform hatte.
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