„‚Inkulturation’ heißt das Marketingrezept, mit dem die römische Kurie die kulturellen Hürden zu überwinden trachtet. Das Christentum soll endlich mit ‚asiatischem Gesicht’ auftreten und auf lokale Sitten und Gebräuche Rücksicht nehmen.“
Das liest man in einem Beitrag des Spiegel zum Tode Papst Johannes Pauls II. in einem Abschnitt zur geplanten Vorgehensweise der Kirche in den letzten dem Christentum abgeschotteten Ländern der Welt. Bei diesen Sätzen des 21. Jahrhunderts erscheint die Beschreibung eines Ordensbruders Riccis vor dem Hintergrund des 16. Jahrhundert als Anachronismus:
„Mattheo Ricio, Italiener, so ähnlich in allem den Chinesen, dass er einer von ihnen zu sein scheint in der Schönheit des Gesichtes und im Zartgefühl, und in der Sanftmut und Milde, welche jene so schätzen.“
Wie kaum ein anderer im 16. Jahrhundert hat es der italienische Missionar Matteo Ricci, „unstreitig der größte China-Missionar und wohl überhaupt der bedeutendste geistige Vermittler zwischen China und dem Abendland“ wie ihn Franke benennt, verstanden, auf eine andere Kultur zuzugehen, ihr auf Augenhöhe zu begegnen und dabei die eigene Herkunft nicht zu vergessen. Immer das Ziel seiner Mission vor Augen, nämlich die vom wahren Glauben abgekommenen Chinesen zum Christentum zu bekehren, wählte er einen für die damalige Zeit einen alles andere als selbstverständlichen Weg – die Akkommodation. Ricci war mit dieser Methode seiner Zeit mit dem Blick auf die beiden obigen Zitate offensichtlich weit voraus – er hatte schon damals das „asiatische Gesicht“ das sich die Kirchenführung in Rom heute von den Missionaren in Fernost wünscht.
Zuerst wird es in dieser Arbeit um das Leben Riccis gehen, wobei es selbstverständlich nicht möglich ist, sein Leben bis in das letzte Detail nachzuzeichnen. Ähnlich verhält es sich auch mit den Werken Riccis, die hier nur kurz und exemplarisch behandelt werden können. Zuletzt wird natürlich auch die Akkommodationstheorie selbst angesprochen.
Als Quelle für den heutigen Wissenstand über die Missionierung in China stehen uns viele Schriftstücke zu Verfügung: Von den Schriften der Missionare selbst, über Berichte von Zeitgenossen in und außerhalb Chinas bis hin zu kircheninternen Dokumenten bietet sich eine Fülle von Materialien.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Vorgeschichte
- Matteo Ricci auf dem Weg nach China
- Kontakte zwischen China und Europa vor 1600.
- Alessandro Valignano und die Akkommodationstheorie...
- Ricci in China....
- Von Macao nach Zhaoqing.
- Zhaoqing: Die Literati..
- Von Zhaoqing nach Peking.
- Ricci und die Chinesen.
- Riccis Werke: Zwei Beispiele ...
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet das Leben und Wirken des italienischen Missionars Matteo Ricci im 16. Jahrhundert und untersucht seine innovative Herangehensweise an die Missionierung in China – die Akkommodation. Sie analysiert Riccis Begegnungen mit der chinesischen Kultur und seine Bemühungen, das Christentum in einem fremden Umfeld zu verbreiten.
- Riccis Lebensweg und seine Reise nach China
- Die Bedeutung der Akkommodation für Riccis Missionsstrategie
- Riccis Begegnungen mit der chinesischen Kultur und seinen Umgang mit fremden Traditionen
- Riccis Werke und seine Beiträge zur Vermittlung zwischen China und Europa
- Die Auswirkungen von Riccis Wirken auf die Geschichte der christlichen Mission in China
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet den historischen Kontext von Riccis Leben und Wirken. Das zweite Kapitel befasst sich mit Riccis Kindheit und seiner frühen Ausbildung, sowie seinen Motiven für die Missionstätigkeit. Das dritte Kapitel schildert Riccis Ankunft in China, seine ersten Kontakte mit der chinesischen Kultur und seine Bemühungen, sich in das Leben am Kaiserhof zu integrieren.
Schlüsselwörter
Matteo Ricci, China, Mission, Akkommodation, Kulturkontakt, Jesuit, Christentum, Philosophie, Mathematik, chinesische Kultur, Sinologie, Religionsgeschichte, Geschichte der Mission, Interkultureller Dialog.
- Quote paper
- Martin Meingast (Author), 2005, Matteo Ricci - Dem Fremden ein Vertrauter und dem Vertrauten ein Fremder werden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40856