Mein Interesse an der fernsehmedialen Gestaltung des gegenwärtigen Glücksbegriffes, dessen Diskursivität zugleich Ausgangslage meiner Arbeit ist, beinhaltet zwei Überlegungen, die auf einem generellen Interesse an visuell dominierten Kommunikationsprozessen beruhen.
Einerseits ist die gegenwärtige Lage der westlichen Welt zur berücksichtigen – Gesellschaft und Kultur, die sich durch Modernität, Technizität, hohe Komplexität, Rationalität und Transparenz sowie Pluralismus und Schnelligkeit auszeichnen. Während sich Werte und Wertvorstellungen des modernen Fortschritts auf der einen Seite ständig wandeln, steht auf der anderen Seite das Bedürfnis des Einzelnen nach Stabilität und Sicherheit, nach Beständigem und Vertrautem. Die Befriedigung von sekundären Bedürfnissen tritt in den Vordergrund – das Streben nach „Höherem“ wird immer öfter und stärker thematisiert. In diesem Zusammenhang gewinnt die Entwicklung eines individuellen Glücksbegriffes an Bedeutung. Es stellt sich nun die Frage nach Einflussfaktoren und Wirkungen der Massenmedien. Speziell der Fernsehdiskurs – die gesellschaftlich relevante Wechselwirkung von Fernsehen als einer Instanz der Bedürfnisbefriedigung mit der Realitätswahrnehmung und ihrem Produktionsprozess durch den Rezipienten – soll untersucht werden.
Andererseits erhält das Fernsehen immer mehr Warencharakter, nicht zuletzt durch die Zunahme der Werbeeinschaltungen. Kommunikation ist zu einem großen Geschäft geworden; die klaren Grenzen zwischen Werbung und Fernsehprogramm verschwimmen. Eine Tendenz zur Vereinheitlichung der Programme auf Basis der Gewinn- und Absatzorientierung macht sich bemerkbar – es finden inhaltliche und formale Annäherungen statt
Massenmedien sind als präsenter und auch deshalb wichtiger Teil der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit zu verstehen. Das Fernsehen nimmt innerhalb der Massenmedien einen besonderen Platz in der gesellschaftlichen (Massen-)Kommunikation ein. Es handelt sich dabei um einen symbolischen Prozess des Bedeutungsaustausches auf einer gemeinsamen kulturellen Basis. Das Fernsehen als Massenkommunikationsmittel und als kulturelles Phänomen hat sich zu einem der „Hauptlieferanten“ von Botschaften für die Gesellschaft entwickelt. Bedeutungen können nur diskursiv hergestellt werden. Medienkultur und Alltagskultur greifen ineinander.
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- 1 AUSGANGSLAGE - ENTWICKLUNG DES THEMAS
- ERKENNTNISINTERESSE - PRÄZISIERUNG DES THEMAS
- METHODISCHE UND THEORETISCHE ORIENTIERUNG
- 2 VORGEHENSWEISE
- B Theoretischer Referenzrahmen
- 1 DISKURS UND GESELLSCHAFT
- 1.1 DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK
- 1.2 ,,MACHT“ IN DER GESELLSCHAFT
- 1.3 CULTURAL STUDIES
- 2 FERNSEHEN
- 2.1 KOMMERZIALISIERUNG DES FERNSEHENS
- 2.1.2 Finanzielle und kulturelle Ökonomie
- 2.2 MASSENMEDIALER KOMMUNIKATIONSPROZESS IM FERNSEHEN
- 2.2.1 Ausgangslage
- 2.2.2 Kommunikation im Sinne des Symbolische Interaktionismus
- 2.2.3 Encoding/ Decoding – Kommunikationsmodell
- 2.2.4 Macht und Ideologie
- 2.3 KONSTRUKTIONEN DER WIRKLICHKEIT
- 2.4 DOMINANZ DER BILDKOMMUNIKATION
- 2.4.1 Visuelle Kultur
- 2.4.2 Bilder und ihre Wirkung
- 2.4.3 Exkurs: Farben
- 3 WERBUNG
- 3.1 WERBUNG UND WIRTSCHAFT
- 3.2 WERBEKOMMUNIKATION IM LICHTE DER GESELLSCHAFT
- 3.3 ERZEUGEN VON AUFMERKSAMKEIT
- 4 BEDÜRFNISBEFRIEDIGUNG IN DER MODERNEN ERLEBNISGESELLSCHAFT
- 4.1 WERTE
- Exkurs: Werteanalyse in Österreich
- 4.2 BEDÜRFNISSTRUKTUR
- 4.3 BEDÜRFNISSE UND MEDIENNUTZUNG
- Exkurs: Begehren
- 5 GESELLSCHAFT UND MYTHOS
- 5.1 MYTHEN IN DER GEGENWARTSKULTUR
- 5.2 MYTHEN UND FERNSEHEN
- 6 GLÜCKSDISKURS
- 6.1 BEGRIFFSABGRENZUNG
- 6.2 GLÜCKSKULISSEN
- 6.3 (ER-)LEBENSGLÜCK?
- 6.4 ERLEBNISWELTEN
- 6.5 FERNSEHGLÜCK – WERBEGLÜCK
- 6.6 EMPIRISCHE GLÜCKSFORSCHUNG
- Exkurs: State-Trait – Konzept des Glücks nach Mayring
- 7 FERNSEHWERBUNG
- 7.1 ÖKONOMISCHE UND KOMMUNIKATIVE WERBEZIELE
- Exkurs: Wahrnehmungsprozess
- 7.2 WERBESTRATEGIEN
- 7.2.1 Ausblendregel
- 7.2.2 Psychologischer Zusatznutzen
- 7.2.3 Das „Glück“ des Umworbenen
- 7.3 WERBETECHNIKEN
- 7.3.1 Erregungspsychologische und soziologische Aktivierungstechniken
- 7.3.2 Emotionale Beeinflussung
- 7.4 WERBEBOTSCHAFTEN IM FERNSEHEN
- 7.5 KOMMUNIKATIONSEBENEN DER FERNSEHWERBUNG
- 7.5.1 Visuelle Diskurselemente
- 7.5.2 Auditive Diskurselemente
- 8 FERNSEHSERIEN
- 8.1 UNTERHALTUNGSFUNKTION
- 8.2 DER SERIENBEGRIFF
- 8.2.1 Charakterisierungen
- 8.2.2 Endlosserie - Wiederholung des Alltäglichen
- 8.2.3 Seriengenre
- 8.3 SOZIALSERIEN
- 8.3.1 Idealisierte Fernsehfamilie
- 8.3.2 Arztserien
- 8.3.3 Inszenierung von sozialer Harmonie
- 8.4 ERZÄHLSTRUKTUR VON SERIEN
- 8.5 KOMMUNIKATIONSEBENEN DER FERNSEHSERIE
- 8.5.1 Visuelle Diskurselemente
- 8.5.2 Auditive Diskurselemente
- C Empirischer Teil
- 1 UNTERSUCHUNGSDESIGN
- 1.1 FORSCHUNGSLEITENDE FRAGESTELLUNGEN
- 1.2 GEGENSTAND DER UNTERSUCHUNG
- 1.3 METHODE
- 1.3.1 Zur Auswahl der Methode: Qualitative Diskursanalyse
- 1.3.2 Vorüberlegungen zum Analyseverfahren
- 1.3.3 Analysemodell von Siegfried Jäger
- 2 DURCHFÜHRUNG DER ANALYSE
- ANALYSE DES GLÜCKSDISKURSSTRANGES
- A Positionierung - Diskursabgrenzung
- B1 - Grobanalyse – Strukturanalyse des Diskursstranges „Glücksdiskurs in Fernsehserien“
- C1 - Feinanalyse von Diskursfragmenten - Fernsehserie
- D1 Gesamtanalyse des Diskursstranges – „Glück“ in der Fernsehserie
- B2 - Grobanalyse – Strukturanalyse des Diskursstranges „Glücksdiskurs in Werbesendungen“
- C2 - Feinanalyse von Diskursfragmenten – Werbung
- D2 - Gesamtanalyse des Diskursstranges – „Glück“ in der Fernsehwerbung
- 3 UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
- E - Forschungsfragen und synoptische Analyse
- Der Einfluss von Werbung und Fernsehserien auf die Konstruktion des Glücks in der modernen Gesellschaft
- Die Rolle von Macht und Ideologie in der Gestaltung von Glücksvorstellungen
- Die Auswirkungen von Medienkonsum auf die Wahrnehmung von Glück und Lebenszufriedenheit
- Die Analyse von Werbestrategien und Erzählstrukturen, die zur Förderung von Konsum und Lebensentwürfen im Kontext von Glück eingesetzt werden
- Die kritische Betrachtung des Konzepts des „Fernsehlücks“ und des „Werbeglücks“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert den Glücksdiskurs in Werbung und Fernsehserien, um zu verstehen, wie das Glück in diesen Medien konstruiert und dargestellt wird. Sie untersucht die gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren, die diesen Diskurs prägen, sowie die Rolle von Macht und Ideologie in der Gestaltung von Glücksvorstellungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Forschungsfrage der Diplomarbeit. Kapitel 1 befasst sich mit dem theoretischen Referenzrahmen, der die Analyse des Glücksdiskurses ermöglicht. Dabei werden zentrale Konzepte wie Diskurs, Macht und Ideologie, sowie das Feld der Cultural Studies diskutiert. Kapitel 2 analysiert das Medium Fernsehen, beleuchtet seine Kommerzialisierung und den Massenmedialen Kommunikationsprozess. Kapitel 3 widmet sich der Werbung und ihrer Rolle in der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die Bedeutung von Werbestrategien und -techniken für die Generierung von Aufmerksamkeit und die Befriedigung von Bedürfnissen wird analysiert. Kapitel 4 untersucht die Bedürfnisse und Werte in der modernen Erlebnisgesellschaft und erläutert die Bedeutung des „Begehrens“ im Kontext von Medienkonsum. Kapitel 5 betrachtet den Einfluss von Mythen auf die Gegenwartskultur und die Rolle des Fernsehens in der Mythenproduktion. Kapitel 6 analysiert den Glücksdiskurs in der Medienlandschaft, beleuchtet unterschiedliche Facetten des Glücksempfindens und diskutiert die empirische Glücksforschung. Kapitel 7 widmet sich der Fernsehwerbung und analysiert ökonomische und kommunikative Werbezielsetzungen, sowie Werbestrategien und -techniken. Kapitel 8 beleuchtet das Medium Fernsehserie, analysiert seine Unterhaltungsfunktion und die Charakteristika von Sozialserien und Arztserien. Es werden auch die Erzählstruktur von Serien und die Kommunikationslevel von Fernsehserien analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Glücksdiskurs in Werbung und Fernsehserien, und fokussiert sich auf Konzepte wie: Diskursanalyse, Cultural Studies, Macht und Ideologie, Kommerzialisierung, Medienkonsum, Bedürfnisse, Werte, Mythen, Werbestrategien, Erzählstruktur, Fernsehluck, Werbeglück, Empirische Glücksforschung, sowie die Analyse visueller und auditiver Diskurselemente.
- Arbeit zitieren
- Doris Ruckenstuhl (Autor:in), 2004, Modelle des Glücks: Eine vergleichende Analyse bestimmender Diskurse in Werbung und Fernsehserien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40881