Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen vom September 2004 sorgen wieder einmal für Diskussionsstoff in der Öffentlichkeit, insbesondere aufgrund der deutlichen Zunahme rechtsextremistischer Parteien. So schaffte die DVU den erneuten Einzug ins Brandenburger Parlament mit 6,1% der abgegebenen Stimmen, während die NPD in Sachsen sogar auf 9,2% der abgegebenen Stimmen kam 1Dabei ist es vorallem der Anteil an Jungwählern, der den rechtsextremen Parteien zu solchen Wahlergebnissen verhilft. So wurde die NPD in Sachsen von 17% aus der Alterskohorte der 18-29-Jährigen gewählt 2
Sind die Menschen in den neuen Bundesländern und insbesondere die dortigen Jugendlichen 14 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung immer noch nicht im demokratischen Rechtsstaat angekommen oder handelt es sich bei diesen alarmierenden Wahlergebnissen lediglich um Momentaufnahmen einer protestierenden Bevölkerung, welche sich aus den einst prophezeiten „blühenden Landschaften“ längst in einem vergessenen Biotop wiederzufinden scheinen? Inwiefern sind diese Wahlergebnisse also lediglich ein Ausdruck aktueller Befindlichkeiten oder spiegelt sich in ihnen ein länger andauernder Prozeß der Radikalisierung großer Bevölkerungsteile wider?
Läßt man das vergangene Jahrzehnt diesbezüglich Revue passieren, so verdichten sich die Anzeichen für den letzteren Gesichtspunkt. Im Jahre 1991 überfällt eine Gruppe von Skinheads ein Asylbewerberheim in Hoyerswerda. Es folgen Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte in Rostock (1992), Mölln (1992) und Solingen im Jahre 1993.3
Im brandenburgischen Guben jagen jugendliche Rechtsextremisten im Sommer 1999 einen nordafrikanischen Asylbewerber zu Tode, als Vollstrecker eines angeblichen Volkszorns.. Im Jahr 2000: 3 junge Männer 16, 17, 24 Jahre alt, treten in einem Park in Dessau mit ihren Springerstiefeln einen Mosambikaner tot, er kam von einem Grillfest und wohnte an der anderen Seite des Parks. In Eisenach hetzen 30 junge Neonazis zwei Asylbewerber durch die Stadt.
Aber nicht nur die Straße wird immer wieder von den dumpfen Gewaltattacken rechtsextremer Täter in Beschlag genommen, sondern auch die politischen Arenen der rechtsstaatlichen Demokratie werden vermehrt von rechtsextremen Parteien und Gruppierungen erobert.
Die Berichterstattung in den letzten Jahren läßt vermuten, das die Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund stark zugenommen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Jugendliche und Rechtsextremismus
- Der Begriff Rechtsextremismus
- Grundlegende Aspekte des Jugendalters
- Entwicklungspsychologische Faktoren
- Soziokulturelle Faktoren
- Die Faszination rechtsextremen Gedankenguts für Jugendliche
- Die spezifische Situation ostdeutscher Jugendlicher im Kontext von Rechtsextremismus
- Die historischen Erklärungsansätze
- Der gesellschaftliche Umbruch im Zuge der deutschen Wiedervereinigung
- Wirtschaftlicher Wandel
- Sozialer Wandel
- Wertewandel
- Präventions- und Interventionsmöglichkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Rechtsextremismus unter Jugendlichen, insbesondere in den neuen Bundesländern. Sie untersucht die Ursachen und Bedingungen für die Zunahme rechtsextremer Tendenzen bei jungen Menschen und beleuchtet den Einfluss des gesellschaftlichen Umbruchs nach der Wiedervereinigung auf diese Entwicklung. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern der massive Wandel in den neuen Bundesländern zu einer Verstärkung rechtsextremer Tendenzen bei Jugendlichen beigetragen hat.
- Die Ursachen und Bedingungen für Rechtsextremismus unter Jugendlichen
- Der Einfluss des gesellschaftlichen Umbruchs in den neuen Bundesländern
- Die Rolle von Entwicklungspsychologischen und soziokulturellen Faktoren
- Die Faszination rechtsextremer Ideologien für Jugendliche
- Präventions- und Interventionsmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar. Sie thematisiert die alarmierende Zunahme rechtsextremer Parteien in den neuen Bundesländern und beleuchtet die Rolle von Jugendlichen im Kontext dieser Entwicklung. Es wird die Frage gestellt, ob die alarmierenden Wahlergebnisse lediglich Ausdruck aktueller Befindlichkeiten sind oder einen tiefergreifenden Prozess der Radikalisierung widerspiegeln. Die Einleitung verweist auf verschiedene Beispiele für rechtsextreme Gewalttaten in den neuen Bundesländern und stellt fest, dass nicht nur die Straße, sondern auch die politische Arena zunehmend von rechtsextremen Akteuren dominiert wird.
Jugendliche und Rechtsextremismus
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff Rechtsextremismus und seinen zentralen Merkmalen. Es werden die grundlegenden Aspekte des Jugendalters erläutert, insbesondere die Entwicklungspsychologischen und soziokulturellen Faktoren, die die Wertebildung und die Identitätsfindung junger Menschen prägen. Das Kapitel beleuchtet die Faszination des rechtsextremen Gedankenguts für Jugendliche und diskutiert die Ursachen für diese Anziehungskraft.
Die spezifische Situation ostdeutscher Jugendlicher im Kontext von Rechtsextremismus
Dieses Kapitel untersucht die spezifische Situation ostdeutscher Jugendlicher im Kontext von Rechtsextremismus. Es analysiert die historischen Erklärungsansätze und geht auf den gesellschaftlichen Umbruch im Zuge der deutschen Wiedervereinigung ein, insbesondere auf den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wandel. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung der historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten für die Entwicklung rechtsextremer Tendenzen bei Jugendlichen in den neuen Bundesländern.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Jugendliche, Ostdeutschland, Wiedervereinigung, Gesellschaftlicher Umbruch, Entwicklungspsychologie, Soziokulturelle Faktoren, Wertewandel, Identitätsfindung, Präventions- und Interventionsmöglichkeiten.
- Arbeit zitieren
- Susann Fischer (Autor:in), 2004, Rechtsextreme in den neuen Bundesländer - Eine Ursachen und Bedingungsanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41026