Textanalyse des Essays 'Fausts Rettung': von Reinhold Schneider in: 'Das Goldene Tor'


Seminararbeit, 2005

14 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Reinhold Schneider

3. Analyse von: „Fausts Rettung“
3.1 Sprachliche Mittel
3.2 Einflüsse der nationalsozialistischen Sprache bei Schneider
3.3 Sprachliche Einflüsse der Zeit der inneren Emigration bei Schneider

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg war in Deutschland geprägt von vielfachen Schwierigkeiten.

Neben den Anforderungen, die der Wiederaufbau des in Trümmern liegenden Landens seinen Bewohnern stellte, musste Deutschland auch auf geistig kultureller Ebenen einen Neuanfang machen.

Dies war nötig, da der totalitäre NS-Staat auch auf diesem Gebiet ein Trümmerfeld hinterlassen hatte. Ein Großteil der geistigen und damit auch der literarischen Elite hatte Deutschland den Rücken gekehrt, teilweise für immer. Ein anderer Teil war in den Deutschen Konzentrationslagern zu Tode gekommen. Eine weitere, weitaus kleinere Gruppe war in Deutschland geblieben und hatte teilweise dort auch weitergearbeitet. Diese Gruppe wird als die „innere Emigration“ bezeichnet, wobei dieser Begriff allerdings nicht genau definiert und daher mit Vorsicht zu verwenden ist.

Meine Arbeit befasst sich mit einer Veröffentlichung des Schriftstellers Robert Schneiders, der inneren Emigration zugeordnet wird.

Der Text „Fausts Rettung“, der bereits 1946 in der Monatszeitschrift „Das Goldene Tor“ veröffentlicht wurde, verdient es auf mehrere Gesichtspunkte hin untersucht zu werden:

Dadurch, dass der Autor während der gesamten NS-Zeit in Deutschland blieb, ist es möglich, dass in seinem Wortschatz und Sprachgebrauch Einflüsse der von den Nationalsozialisten verwendeten Art zu sprechen, zu finden sind. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass in dem Text sprachliche Elemente zu finden sind, die für Schriften der inneren Emigration typisch sind, da Schneider gelang, trotz Zensur durch geschickte Tarnung kritische Werke zu veröffentlichen. Des Weiteren behandelt „Fausts Rettung“ hintergründig die Frage, wie es zu der Katastrophe des Nationalsozialismus kommen konnte, was aus inhaltlicher Sicht interessant sein dürfte, da der Autor das Aufkommen und die Herrschaft der Nationalsozialisten aus nächster Nähe miterlebt hatte.

In meiner Arbeit werde ich zu Beginn auf den Hintergrund Reinhold Schneiders eingehen, um dann mit der Analyse des Textes fortzufahren. Dabei werde ich die benutzten sprachlichen Mittel beschreiben und diese dann, falls möglich, in den Kontext der Sprache der inneren Emigration oder des Nationalsozialismus einzuordnen. Abschließend werde ich den Text dann vor dem geschichtlichen Kontext sowie vor dem Hintergrund des Autors einordnen.

Um der Textanalyse einen angemessenen Raum innerhalb meiner Arbeit zugestehen zu können, werde ich weder auf die „Sprache des Nationalsozialismus“ noch auf diejenige der inneren Emigration im Allgemeinen eingehen, sondern nur die konkreten, im Text belegbaren Beispiele ansprechen.

Auch Schneiders Analyse des Faust, die das vordergründige Thema des Textes darstellt, werde ich nicht bewerten, sondern mich vielmehr auf die Analyse von Einleitung und Schluss des Textes von Schneider beschränken, da die hier zu findenden Andeutungen auf die damalige Realität eine größere inhaltliche Ergiebigkeit versprechen.

2. Reinhold Schneider

Reinhold Schneider gilt als einer der herausragenden Vertreter der inneren Emigration, da sein Werk während aber vor allem auch über die NS-Zeit hinaus eine breite Leserschaft erreichte. Während Schneider sich zu Beginn seines Wirkens noch als Atheist bezeichnete, ist sein Werk während und nach der NS-Zeit geprägt von einer konservativ christlichen Weltsicht, die auch seine Widerstandshaltung gegenüber dem Nationalsozialismus erklärt. Die Ziele und Werte des Nationalsozialismus sah er in einem klaren Widerspruch zu seinen eigenen (vgl. Steinle 1992 S.11). Schneider selbst schrieb 1953: „Meine monarchische Überzeugung entschied meine Stellung gegenüber dem Nationalsozialismus.“ (Schneider 1963 S.23f).

Schon früh hatte Schneider das wahre Gesicht des Nationalsozialismus und Hitlers, gegen den er eine große Abneigung verspürte, erkannt (vgl. Reddemann 1978 S. 76-79). Trotzdem blieb er in Deutschland, was er in seinen autobiographischen Aufzeichnungen „Verhüllter Tag“ folgendermaßen begründete: „Ich kann nur leben mit meinem Volk; ich möchte und muss seinen Weg mitgehen Schritt für Schritt, so hoch ich diejenigen achte, die aus Gesinnung emigrierten, so habe ich doch nie daran gedacht, Deutschland zu verlassen…“ (Schneider 1954 S. 98f). Aus diesen Gründen blieb für Schneider nur der Weg des Widerstandes und einige seiner Werke werden als typische Beispiele für das Wirken der inneren Emigration bezeichnet. So zum Beispiel „Las Casas vor Karl V.“, in dem er - typisch für Werke der inneren Emigration - anhand eines geschichtlichen Themas Kritik an aktuellen Ereignissen übte. Weiterhin verfasste er eine Vielzahl von Sonetten, Essays und einige Bücher, die er zum Teil nicht oder nur halblegal veröffentlichen konnte. Meist enthielten diese Texte jedoch keine aktiven Aufrufe zum Widerstand, sondern sollten vielmehr dem Leser Trost spenden (vgl. Brekle 1990 S.157).

Unmittelbar nach 1945 galt Schneider als der wichtigste zeitgenössische Dichter Deutschlands. Doch stellte er sich durch seinen Widerstand gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands ins Abseits. Durch das Eintreten Theodor Heuß’ wurde er 1952 rehabilitiert und genoss dann bis zu seinem Tod 1958 großes Ansehen (vgl. Steinle 1992 S.14).

3. Analyse von: „Fausts Rettung“

3.1 Sprachliche Mittel

In diesem Essay versucht Schneider ähnlich, wie es auch Thomas Mann in seinem „Doktor Faustus“ tat, das Geschehene mit Hilfe von Goethes Faust zu analysieren und stückweit auch zu erklären. Schneider nutzt dazu vor allen Dingen die Passage über die Rettung des Faust.

Der Text ist in vier große Sinnabschnitte gegliedert, die deutlich voneinander getrennt sind. Im ersten Abschnitt wird die Fragestellung des Textes formuliert, eine Verbindung zwischen dem Faust und der in Deutschland herrschenden Realität hergestellt, die Person des Faust beschrieben und auf die Verbindung zwischen Goethe und seinem Werk hingewiesen. Der zweite und der dritte Abschnitt beinhalten hauptsächlich eine inhaltliche Analyse, welche allerdings gelegentlich durch vom Autor hergestellte Bezüge zur Gegenwart unterbrochen wird.

Der letzte Abschnitt enthält das Fazit des Autors mit dem abschließenden Verweis auf die christliche Lehre, die Aussicht auf Erlösung aus der Situation, in die sich das Deutschen Volk selbst durch die blinde Gefolgschaft des Faust gebracht hat, bietet.

Schon der erste Satz weist auf die Intention Schneiders hin: Er tituliert den „Faust“ als „in gewissem Grad das heilige Buch eines Jahrhunderts“ (Schneider 1946 S.211 Z.1f) - eine durchaus provokante Benutzung des sonst allein für die Bibel verwendeten Begriffes und zugleich eine tiefgründige Kritik an denjenigen, die ein Werk in diesem Maße überschätzen.

Dass er diese Überschätzung des Faust näher hinterfragen möchte, macht er dann durch die angehängte Frage „ist er es noch?“ (Schneider 1946 S.211 Z.2) deutlich.

Im Folgenden geht er näher auf diesen schlagwortartigen Satz ein. Dabei beschreibt er allerdings keine konkreten Sachverhalte. Er schildert die Ereignisse der letzten Jahre in bildhafter, pathetischer Sprache, die aber nicht mehr als eine Leerformel darstellen, wenn er von „dem Fall der Denkmale, dem Untergang der Heiligtümer“ (Schneider 1946 S.211 Z.8) mit denen „auch Werte und Werke des Geistes dahin[sinken]“ (Schneider 1946 S.211 Z.11f) spricht. So wird zwar deutlich, was gemeint ist, jedoch werden weder Inhalt der Denkmale und Heiligtümer noch der Werte und Werke des Geistes klar definiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Textanalyse des Essays 'Fausts Rettung': von Reinhold Schneider in: 'Das Goldene Tor'
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Proseminar II: Deutsche Zeitschriften nach 1945
Note
2.0
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V41055
ISBN (eBook)
9783638394062
Dateigröße
613 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Textanalyse, Essays, Fausts, Rettung, Reinhold, Schneider, Goldene, Proseminar, Deutsche, Zeitschriften
Arbeit zitieren
Tobias Dondelinger (Autor:in), 2005, Textanalyse des Essays 'Fausts Rettung': von Reinhold Schneider in: 'Das Goldene Tor', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41055

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