Der Comic "Krazy Kat" von George Herriman. Ein Vergleich verschiedener Sonntagsseiten in der Zeitung


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

Beschreibung
Der käseartige Mond
Der Horizont
Der Ziegelstein am Seil

Ästhetik des Comics

Perspektive

Komposition

Coconino County

Sprache und Schrift

Kommentare

Pinselduktus

Schluss

Anhang

Literaturverzeichnis

Selbständigkeitserklärung

Abbildungen der Sonntagsseiten
Der käseartige Mond (19.08.1917)
Der Horizont (21.07.1918)
Der Ziegelstein am Seil (10.10.1920)

Einleitung

Ich habe den Comic „Krazy Kat“ von George Herriman[1] für meine Hausarbeit ausgewählt, da mich die kreative Variation der immer gleichen Personenkonstellationen begeistert hat. Der Ideenreichtum in „Krazy Kat“ ist auch der Grund für den Erfolg und die Vorbildfunktion für zahlreiche Comiczeichner wie Patrick McDonnell, Walt Kelly, Charles Schulz und Bill Waterson[2]. Zudem hatte Herriman auch viele berühmte Bewunderer, unter anderem Pablo Picasso, für ihn hob Gertrude Stein die neuen Folgen auf. Ein anderer Bewunderer, E. E. Cummings, schrieb eine Eloge auf „Krazy Kat“, die Herriman 1947 den definitiven Triumph bescherte. 1901 veröffentlichte er seine ersten Zeichnungen und begann 1910 mit dem Comic „The Dingbat Family“, das im „New York Evening Journal“ erschien. Die Dingbats sind eine dreiköpfige Familie und streiten sich ständig mit den Nachbarn in der Wohnung eine Etage über ihnen. Am 26.06.1910 war es wieder soweit. Die berüchtigte Familie im Stockwerk darüber goss die Blumen so sehr, dass das Wohnzimmer der Dingbats unter Wasser stand. Im weiteren Verlauf fiel dem Vater ein Blumenkübel auf den Kopf und der Sohn bekam beim Streit mit dem Jüngsten des Familienclans ein blaues Auge. Zeitgleich kriecht am unteren Bildrand eine Maus auf einen Stein zu. Ganz in der Nähe des Steins sitzt eine Katze.

Die Maus nimmt den Stein und wirft ihn der Katze an den Kopf. Dies passiert genau im selben Augenblick als der Vater vom Blumentopf getroffen wird.

Die Dingbats bekommen von diesem Ereignis jedoch nichts mit, denn es spielt sich parallel zur Handlung ab. Dass der Steinwurf der Maus auf die Katze die untergeordnete Handlung ist, zeigt sich in erster Linie an der sehr kleinen Darstellung der Tiere in Relation zu den Dingbats. Das war der erste Wurf in der später berühmt gewordenen Comicszene. Von nun an wiederholte sich dieses Ritual täglich in den unterschiedlichsten Aktionen. Am 18.Oktober 1913 wurde Krazy Kat zum eigenständigen und ersten reinen „funny animal“Tagesstrip in dem die Tiere menschliche Verhaltensweisen annehmen.

Krazy, eine androgyne Katze, ist in Ignatz verliebt. Jedoch ist diese Liebe aussichtslos, denn der perfide Ignatz hasst Krazy. Sein ungebrochener Wille ist es, ihr den Ziegelstein an den Kopf zu werfen als Zeichen seiner Abneigung.

Krazy wiederum missdeutet Ignatz sich ständig wiederholenden Ziegelsteinwurf als Liebesbeweis. Zu diesem Duo stößt noch der Polizist Offissa Pupp, der Gesetzeshüter in Coconino County. Offissa Pupp ist unsterblich in Krazy verliebt. Seine Liebe wird von Krazy jedoch nicht erwidert. Als Liebesbeweis und als pflichtbewusster Polizist geht Offissa Pupp unermüdlich gegen Ignatz Attacken vor und versucht diesen immer wieder ins Gefängnis zu sperren. Die Abneigung von Ignatz gegenüber dem Polizisten beruht auf Gegenseitigkeit.

Dank seines wahrscheinlich größten Fan, dem Verleger des Evening Journals und von „Krazy Kat“Randolph Wilhelm Hearst, konnte Herriman ab 1916 zusätzlich auch Sonntagsseiten zeichnen. Hearst bemühte sich stets um ein sehr gutes Gehalt für Herriman, auch in Zeiten geringer Beachtung des Comics. In den Sonntagsseiten konnte er die ausgefallensten und am meisten beeindruckenden Seitenarchitekturen entwickeln. Aus diesem Grund habe ich mich bei meinem Vergleich auch nur auf Sonntagsseiten beschränkt.

In der vorliegenden Arbeit werde ich die folgenden drei Sonntagsseiten miteinander vergleichen. Die beiden ersten Comic-Seiten entstanden zur Zeit des Ersten Weltkrieges, publiziert am 19.08.1917 kurz nach Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und am 21.07.1918 wenige Monate vor Kriegsende. Die dritte Sonntagsseite erschien am 10.10.1920.

Die Einführung in den Vergleich beginnt mit der Beschreibung der jeweiligen Comicseite. Anschließend wird der ästhetische Aufbau, die Perspektive und die Komposition erläutert. Auf die skurrile Landschaft des Comics, sowie das eigentümliche Sprachgemisch und die individuelle Schrift Herrimans wird ebenfalls eingegangen. Weiterhin werden noch Herrimans Kommentare und sein unverwechselbarer Pinselduktus erörtert.

Der käseartige Mond

Die am 19.08.1917 publizierte Sonntagsseite beginnt mit einem Krankhaus-Zimmer, in dem der kranke Ignatz im Bett liegt und den Arzt um ein Stück Käse bittet.

Der Arzt, ein Hund, verbietet ihm den Käse und die Krankenschwester verspricht dem Doktor, dass sie aufpassen wird, dass Ignatz kein Stückchen Käse bekommt. Krazy sitzt mit sorgenvollem Blick an der Tür zu Ignatz Zimmer und bemitleidet ihren heiß geliebten Mäuserich, dabei belauscht sie das Gespräch. Zusätzlich kommentiert Herriman: „Krazy, who is as nosey `as a sword-fish` nose about a bit, and so knows more now than he did before”. Im nächsten Bild sitzt Krazy in Gedanken versunken da und überlegt fieberhaft wie sie ihrem Schatz zu einem Stück Käse verhelfen könnte: „a cheese, a cheese, my kings-dim for a cheese !!“.

Es ist Tag und Nacht zugleich und Krazy sinniert bei einem Spaziergang vor der vertrauten Kulisse Coconino County’s. Im Vordergrund steht ein Baum mit Sonnenschirm ähnlichen Blätterdach und gepunktetem Stamm, im Hintergrund versinkt eine liegende Mondsichel[3] im Wasser. Als weiterer, ergänzender Kommentar wird angeführt: „`Krazy´, whose intellect is only a little bit `this´, and a little bit `that´, beholds the rising moon – and so enjoys the sensation of an `idea´ in process of development”. Im fünften Bild sprintet Krazy voller Konzentration einen Berg hoch, um am Gipfel ein Stück vom käseartigen Mond zu ergattern. Krazy hat die Fiktion, dass der Mond aus Käse besteht. Das erklärt warum `moon´ in Anführungszeichen steht. Dieser Irrtum beruht auf der gelblichen Farbe von Mond und Käse und zusätzlich auf der ähnlichen Struktur von Mondkrater bzw. Käselöchern. Dann folgt ein Szenenwechsel. Ein breiter schwarzer Rahmen prangt in der Mitte der Comicseite und zieht die Aufmerksamkeit dorthin. Mehrere Schmugglermäuse rollen am selben Berg, ein Stück oberhalb von Krazy, einen erbeuteten Käselaib hoch. Plötzlich entdeckt die anführende Chef-Maus die Katze am Berghang und befiehlt ihren Mäusen den vorher ergatterten Käse loszulassen und davon zu rennen. Der Käselaib rollt mit rasanter Geschwindigkeit den Berg hinab.

In der Zwischenzeit pausiert Krazy am Berghang von ihrem Liebesdienst und ärgert sich warum `Monde´ nicht am Boden wachsen anstelle im Himmel. Denn dann wäre es für sie so viel einfacher, ein Stück Käse für „ihre“ kleine kranke Maus zu bekommen. Mit einem „Bziz“ überrollt der Käselaib die ahnungslose Krazy.

Die (Panorama-)Ansicht im zehnten Panel gibt einen Überblick über die Szenerie. Der Käselaib rollt mit Karacho den Berg hinunter und genau ins Krankhaus, in dem Ignatz liegt. Mit einem vertrauten „Pow“ kracht der Käse in Ignatz Zimmer, direkt neben sein Krankenbett. Somit ist Ignatz Wunsch befriedigt und er kommentiert den glücklichen Zufall mit: „Oh, happy, happy day!!!“. Im letzten Panel ist Krazy endlich auf der Bergspitze angekommen und schaut voll Sehnsucht zur liegenden Käse-Mondsichel hoch, von der sie doch so gerne ein Stück Käse für Ignatz stibitzt hätte. Sie hat keine Ahnung von Ignatz glücklichem Zufall.

Der Horizont

Das erste Panel der Sonntagsseite vom 21.07.1918 zeigt eine Horizontlinie die über die ganze Breite der Seite reicht „Perhaps one of the finest portrayals of an horizon line ever published. -perhaps-“.Auf der sonst so kahlen Horizontlinie ist nur ein Baum zu sehen und drei immer größer werdende Gedankenblasen, ähnlich wie Wolken. Dann werden nacheinander die Protagonisten vorgestellt. Erst Ignatz Mouse über der Horizontline und dann Krazy Kat darunter. Danach folgen nur noch gemeinsame Darstellungen der Protagonisten. Im fünften und sechsten Panel kitzelt Krazy Ignatz an den Füßen und dieser lacht schallend. Erst als sich Ignatz auf den Ziegelstein stellt hat das Kitzeln keine Wirkung mehr. Daraufhin beugt Krazy sich über die Horizontlinie, die in diesem Fall wie eine Mauer wirkt, zu Ignatz und sagt so kindlich naiv wie sie ist: „Hello, `Ignatz´ i can commit fibbery, it was i who tickled thou“. Ignatz verärgert über Krazys Mitteilung macht einen Satz auf Krazy zu und tritt den Ziegelstein weg. Kurzerhand versucht Ignatz nun den Ziegelstein auf Krazy zu werfen, doch sie befindet sich schon wieder unterhalb der undurchlässigen Horizontlinie und somit trifft der Ziegelstein nicht sein Ziel. Ignatz ist nun ratlos und beginnt nachzudenken. Krazy nutzt den Moment und beginnt ihn wieder zu kitzeln. Schlussendlich hat Ignatz genug von der Situation und zerschlägt die trennende Horizontlinie mit einer Axt. Das entstandene Loch in der Horizontlinie ermöglicht den direkten, nahen Blickkontakt zwischen den Beiden. Ignatz sagt triumphierend: „I´ve got you, hey?“ Krazy erwidert überrascht: „By hewing to the line, “Ignatz”, you have”. Das letzte Panel zeigt die bäuchlings auf der Horizontlinie liegende Krazy eingewickelt in die Horizontlinie, am anderen Ende der Horizontlinie liegt Ignatz mit seinem Kopf auf dem Ziegelstein und hält ein Nickerchen. Krazy kommentiert ihre Situation selbst und bezeichnet sich als „Love’s keptine bound by a horizon lines“.

Bemerkenswert ist der Wechsel zwischen den verschiedenen Funktionen der Linie. In den ersten drei, dem achten und dem letzten Panel bildet die Linie passiv einen dreidimensionalen Raum, der Himmel wird von der Erde abgegrenzt und erzeugt somit eine Tiefenräumlichkeit. Sobald aber anstatt des Textes über oder unter dem Panel eine Figur ist, fungiert die Linie nur noch als Trennstrich und eine perspektivische Darstellung ist nicht mehr möglich. Es entsteht eine Zweidimensionalität. Die sonst passive Linie wird durch das Zerhacken und das Einwickeln aktiv mit in das Geschehen einbezogen und ist somit Teil der Handlung[4].

Der Ziegelstein am Seil

Die beständige Personenkonstellation zwischen Krazy Kat, Ignatz und Offissa Pupp wird auf den letzten drei Panels der Sonntagsseite vom 10.10.1920 besonders gut variiert[5].Das erste von acht vertikalen Panels zeigt Ignatz wie er auf dem Dach eines Hauses sitzt und am Boden ein Ziegelstein entdeckt. Im nächsten Panel zieht er an einem Seil den Ziegelstein hoch, mit der Absicht ihn Krazy an den Kopf zu werfen. Die Fenster in den darauf folgenden Panels tauchen nur auf, wenn in ihnen gesprochen wird und der Ziegelstein auf Fensterhöhe ist[6]. Ihren Kopf aus dem Fenster streckend kommentiert die Gans Gooseberry Sprig im dritten Bild den Ziegelstein als ein „sweet present to `Krazy` from `Ignatz`“[7].

Kelly Kollin, der Ziegeleibesitzer bezeichnet ihn als Gutschein der Achtung. Am unteren Bildrand tauchen im selben Panel Krazys Fuß und Geräusche in Form von Musiknoten auf. Bild fünf zeigt Offissa Pupp, der das Vorhaben von Ignatz bemerkt und im nächsten Panel kurzerhand das Seil durchschneidet. Währenddessen ist Krazy zufällig genau dort stehen geblieben, wo der Stein im nächsten Panel herunterfällt und ruft nichts ahnend nach ihrem geliebten Ignatz. Als keine Reaktion auf ihr Rufen erfolgt wird sie unsicher, bekommt Angstschweiß und ihre Augen sind weit aufgerissen. Dies wird deutlich durch die veränderte Körper- und Schwanzhaltung. Zuerst steht Krazy ganz selbstbewusst da und der zackige Schwanz betont ihre dynamische Haltung. Im folgenden Panel nimmt Krazys Schwanz eine runde und somit verletzliche Form an. Einzig allein Ignatz hat von seiner Position aus den Überblick. Er kann Officer Pupp am Fenster sehen und gleichzeitig Krazy vor der Häuserwand. Der Stein fällt mit dem gewohnten „Pow“ auf Krazys Kopf und so erfüllt sich „der Wunsch von Krazy Kat und das Ansinnen von Ignatz Mouse vor den Augen der Polizei, sogar mit deren Hilfe“[8].Offissa Pupp ist in dem Glauben durch seinen erhöhten Blick das Verbrechen verhindern zu können. Jedoch verhindert ihm genau diese Annahme den Blick dafür, dass ihm der erhöhte Standpunkt einen eingeschränkten Blickwinkel gewährt. Offissa Pupp merkt dies aber erst während seiner Handlung als er zu Ignatz sagt: „Nobody is gonna drop a brick on my friend `Krazy’s` head. –d’ya hear Mr. Mouse”. Somit entsteht ein Konflikt zwischen dem Polizist, dem Gesetz und der Verletzung des Gesetzes durch die Maus.

Am Ende wird die Fußgängerin Krazy zur „heppy, heppy ket“, indem sie zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ignatz zieht jubelnd davon und freut sich wieder einmal, dass seine Erzfeindin den Ziegelstein zu spüren bekommen hat.

Ästhetik des Comics

Durch das Fehlen der Rahmenlinien bei allen Panels der Comicseite vom 21.07.1918 wirkt der Strip sehr offen und dies ermöglicht eine schnellere Aufnahme der einzelnen Bildinhalte. Eine Begrenzung ist trotzdem vorhanden, denn der weiße ungestaltete Bereich um die Bilder rahmt diese ein und grenzt sie vom Nebenbild ab, nur zwischen dem achten und neunten Panel entsteht ein fließender Übergang, da die Sprechblase bis ins nächste Bild hineinreicht. Die einzige eindeutige Bildgrenze ist somit der Seitenrand. Die Leserichtung ist anhand des klar gegliederten Bildaufbaus ersichtlich, somit gestaltet sich das Durchnummerieren als überflüssig.

Im Vergleich dazu entsteht durch die diagonalen Linien der Comicseite vom 19.08.1917 ein nicht klar strukturierter Bildaufbau, der der Nummerierung bedarf. Dies nimmt Herriman vor, indem er die Panels mit ausgeschriebenen Zahlen nummeriert. Der Wechsel von rahmenlosen und gerahmten Bildern bestimmt den Fortgang der Erzählung. Die erste Reihe besteht aus zwei Panels, die sich wieder durch eine weiße ungestaltete Fläche voneinander abgrenzen. Das dritte detailreiche Panel, das sich über die ganze zweite Reihe erstreckt, verzögert den Fortgang der Handlung, da der Leser länger braucht alle Details aufzunehmen. Damit wird das Nachdenken von Krazy betont, was eine etwas längere Zeit in Anspruch nimmt.

Das dritte Bild ist nur oben und an der linken und rechten Seite gerahmt, nach unten ist es offen. Somit erfolgt einerseits eine Abgrenzung zur oberen Reihe, andererseits wird der untere restliche Teil zusammengefasst und die Zusammengehörigkeit wird durch die Distanzierung zum oberen Teil betont[9].Der Szenenwechsel vom vierten zum fünften Panel wird durch den schwarzen dicken Rahmen des fünften Panels verdeutlicht und grenzt die Nebenbilder ab. Die Panels acht und neun sowie zehn und elf gehen fließend ineinander über, was sich auch in der Handlung zeigt.

Der schwarze Nachthimmel des letzten Panels schafft einen starken Kontrast zum vorherrschenden weißen Hintergrund der Seite und grenzt sich völlig von den restlichen Panels und der Geschichte ab.

Im Unterschied zum Strip vom 19.08.1917 erweckt die Sonntagsseite vom 10.10.1920 anfangs den Anschein einer übersichtlichen Darstellung. Jedoch beim genaueren Hinschauen wirkt die Aneinanderreihung der vertikalen Panels mit dem dünnen schwarzen Rahmen Sinn verwirrend. Um die Gesamtsituation überblicken zu können, muss der Blick zwischen den langgestreckten Panels hin und her wandern. Die anfangs kahle Wand entpuppt sich als Häuserwand. Die Leserichtung der Seite vom 10.10.1920 ist genauso ersichtlich wie die vom 21.07.1918. Jedoch nimmt Herriman hier trotzdem eine sehr auffällige Nummerierung mit großen fülligen Zahlen über den vertikalen Strips vor.

Perspektive

Der Betrachter der Sonntagsseite vom 19.08.1917 ist in die Szenerie impliziert, da er sich beispielsweise im ersten Panel im Krankhauszimmer von Ignatz befindet.

Der Leser blickt fast immer aus der Untersicht auf das Geschehen, außer im zehnten Panel erhält der Leser durch die Obersicht einen Überblick von der Szenerie.

Die Untersicht lässt Gegenstände und Figuren größer wirken wie beispielsweise den Käselaib, womit seine Bedeutung unterstrichen wird. Die zudem noch geneigte Ansicht verleiht der Narration eine Dynamik die besonders bei den diagonalen Linien zum Ausdruck kommt und die Bewegung des Käselaibs verstärkt.

Weiterhin besteht durch die halbtotale Ansicht eine emotionale Nähe zwischen dem beteiligten Betrachter und der jeweiligen Abbildung. Diese Ansicht und ihre damit verbundene Wirkungsweise finden sich auch in den anderen beiden Sonntagsseiten. Im Gegensatz zum Strip vom 19.08.1917. zeigt sich bei der Sonntagsseite vom 21.07.1918 die durchgängige Perspektive, die Sicht aus Augenhöhe genauso wie bei der Seite vom 10.10.1920. Ignatz und Krazy sind entweder von vorne oder von schräg-vorne zu sehen, somit auf den Betrachter ausgerichtet und ihm direkt gegenüber. Die beiden Protagonisten blicken den Betrachter im zehnten Panel direkt an und suggerieren dem unbeteiligten Betrachter eine Einbeziehung in das Geschehen. Die Sonntagsseite vom 10.10.1920 ist zentralperspektivisch ausgerichtet mit Fluchtpunkt außerhalb des Bildes.

Komposition

Das vorherrschende kompositorische Element des Comics vom 21.07.1918 ist die waagrechte Horizontlinie. Sie vermittelt das Gefühl von Ruhe und Gelassenheit. Im Gegensatz dazu beherrscht die Senkrechte den Comic vom 10.10.1920, diese hat eine aufstrebende Wirkung. Der Kontrast zwischen der stets weiß gehaltenen Maus und der schwarzen Katze[10], wird noch einmal verstärkt durch die schwarz getuschte Fläche hinter der Maus und der strahlend weißen Häuserwand hinter der Katze. Die schrägen Linien wiederum verleihen der Handlung vom 19.08.1917 eine Dynamik und bringen Bewegung ins Bild. Die schwarzen Flächen im Strip wirken bedrohlich und trist, was zur getrübten Stimmung von Krazy in diesen Bildern passt. In den drei Einführungspanels der Sonntagseite vom 21.07.1918 wird durch die wechselnde Anordnung von Figur / Objekt und der Schrift zwischen dem gleichmäßigen Aufbau der Panels und der dadurch erzeugten Symmetrie und der Ballung der Objekte hin und her balanciert. Charakteristisch im drittletzten Panel ist die Erzeugung eines Richtungskontrastes durch die waagerechte Anordnung von Krazy und der senkrechten Haltung von Ignatz. Die Anordnung der Sprechblase verstärkt den Richtungskontrast, da sie auf einer senkrechten gedachten Linie über Ignatz platziert ist. Dieser erzeugte Richtungskontrast verstärkt die Wirkung der Handlungen der beiden Charaktere. Die ruhende und somit passive Haltung von Krazy steht im Kontrast zu der aktiven Haltung von Ignatz. Die aufnehmend offene Bewegungslinie, die den Schwung der Axt nachvollziehbar macht, stellt einen inhaltlichen Zusammenhang zu der Zerschlagung der Trennungslinie zwischen Krazy und Ignatz dar.

[...]


[1] George Herriman, geboren am 22.08.1880 in New Orleans, Lousiana variierte über dreißig Jahre lang die komplizierte Dreiecksbeziehung zwischen Hund, Katze und Maus in sehr facettenreicher Form. Mit seinem Tod am 25.04.1944 starb auch Krazy Kat, da kein anderer Künstler diese individuell geprägte Serie hätte fortsetzen können.

[2] Vgl. hierzu Platthaus, Andreas (2002): Im Comic vereint. Eine Geschichte der Bildgeschichte, Frankfurt: Insel, S. 37

[3] Die liegende Mondsichel ist nur in Äquatornähe zusehen.

[4] Vgl. hierzu Balzer, Jens (2002): Der Horizont bei Herriman. Zeit und Zeichen zwischen Zeitzeichen und Zeichenzeit. In: Ästhetik des Comic. Hrsg. v. Michael Hein, Michael Hüners und Torsten Michaelsen, Berlin: Erich Schmidt, S. 148.

[5] Vgl. hierzu: Frahm, Ole (2010): Die Sprache des Comics, Hamburg: Philo Fine Arts, S. 203

[6] Vgl. hierzu: Frahm 2010, S. 206

[7] Mc Donnell, Patrick; O‘Connell, Karen; De Havenon, Georgia Riley (1986): Krazy Kat. The Comic Art of George Herriman. New York: Harry N.Abrams, Inc., S. 161

Bei den Zitaten der wörtlichen Rede aus dem Buch „Krazy Kat. The Comic Art of George Herriman“ habe ich aus ästhetischen Gründen die ausschließliche Verwendung von Großbuchstaben nicht übernommen.

[8] Frahm 2010, S. 204

[9] Vgl. hierzu Dittmar, Jakob F. (2008): Comic-Analyse, Konstanz : UVK-Verlagsgesellschaft, S. 58

[10] Die Fellfarbe der Katze ändert sich nur, als sie in einen Beautysalon geht und sich ihr Fell weiß färben lässt.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Comic "Krazy Kat" von George Herriman. Ein Vergleich verschiedener Sonntagsseiten in der Zeitung
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltung
Proseminar: Die Ästhetik des Comics
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V411778
ISBN (eBook)
9783668630758
ISBN (Buch)
9783668630765
Dateigröße
694 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
comic, krazy, george, herriman, vergleich, sonntagsseiten, zeitung
Arbeit zitieren
Florine Jacobs (Autor:in), 2012, Der Comic "Krazy Kat" von George Herriman. Ein Vergleich verschiedener Sonntagsseiten in der Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/411778

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