Der Titel dieser Arbeit zeugt von den Schwierigkeiten des Forschungsfeldes. Bei der Analyse des Populismus richtet sich der Blick auf zwei Kontinente, deren historischer, soziökonomischer, politischer und kultureller Kontext zum Teil weit auseinander klafft. Nicht nur deshalb unterliegt bereits die genaue Einordnung des Begriffs „Populismus“ einem ständigen Diskurs, der je nach zeitlicher Epoche divergente Erkenntnisse hervorbringt. Konstruiert sich der Begriff heuristisch lediglich aus der isolierten Betrachtung einer Region? Kann überhaupt eine globale Klärung des Populismus gefunden werden?
Eine sehr allgemeine Definition gibt Dieter Nohlen im Lexikon der Politikwissenschaft, indem er ihn als „mehrdeutig verwendeten Begriff extrem unterschiedlicher Bewertung“ charakterisiert. Doch bereits im Kontext dieses einfach gehaltenen Lexikonbeitrags muss der Autor auf die regionalspezifische Konnotation des Phänomens verweisen, die selbiges in völlig unterschiedlichem Licht erscheinen lässt. Paul Taggart deutet ihn deshalb treffend als „difficult, slippery concept.“ Blickt man weiter in die Literatur unter diesem Stichwort wird ersichtlich, dass der eine Populismus wohl keinesfalls kategorisierbar ist.
Es verwundert nicht, wenn Karin Priester von der „Annäherung an ein Chamäleon“ spricht oder Nikolaus Werz selbst darauf verweist, dass ein global geltender Typus nicht existiert, bzw. immer national gefärbt ist. Hans-Jürgen Puhle bemerkt die zeitlichen Umstände, die zur Analyse notwendig sind. So können „Populismen in unterschiedlichen Perioden inhaltlich sehr verschieden sein und unterschiedliche Schwerpunkte setzen.“ Derselbe Autor kommt jedoch zu einem weiteren Schluss, der für diese Arbeit essentiell ist: Trotz der diversen inhaltlichen Ausprägungen scheinen „populistische Techniken und Instrumente zu allen Zeiten durchaus ähnlich zu funktionieren.“ Genau auf dieser Basis muss die Frage gestellt werden, ob sich allgemeine Charakteristika in einer globalen Perspektive aufzeigen lassen und wenn ja, wie das Konzept des Populismus beschaffen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Populismus - Annäherung an eine Definition...
- Populismus als Ideologie
- Populismus als politische Strategie..
- Die Entwicklung des Populismus – ein Überblick..
- Die drei Wellen des Populismus in Lateinamerika
- Der historische Populismus
- Der Neo-Populismus
- Die Neue Linke.
- Der (Rechts-) Populismus in Europa.….……………………..
- Europas und Lateinamerikas Populismus im Vergleich
- Zwei Pole des Populismus........
- Wirtschaft versus Identität
- Inklusion versus Exklusion.
- Gemeinsamkeiten der Populismen .....
- Gemeinsamkeiten des populistischen Konzepts
- Populismus und Medien
- Schlussbetrachtung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich Populismus in Europa und Lateinamerika vergleichend analysieren lässt. Sie untersucht die unterschiedlichen regionalen Ausprägungen des Phänomens und sucht nach Gemeinsamkeiten, die eine globale Charakterisierung des Populismus ermöglichen. Ziel ist es, die These zu belegen, dass der Populismus trotz nationaler, kontinentaler und kulturell-sozioökonomischer Unterschiede gemeinsame Merkmale aufweist.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs „Populismus“
- Historische Entwicklung des Populismus in Europa und Lateinamerika
- Analyse der spezifischen Merkmale des Populismus in den beiden Regionen
- Komparative Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Populismen
- Relevanz des Populismus für die politische Kultur in Europa und Lateinamerika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Einordnung des Begriffs „Populismus“ im Kontext verschiedener historischer, sozioökonomischer, politischer und kultureller Kontexte. Kapitel 2 widmet sich der theoretischen Verortung des Populismus und untersucht verschiedene Ansätze zur Definition des Begriffs. Besonders die Analogie von politischer Strategie und dünner Ideologie werden beleuchtet. Kapitel 3 bietet eine deskriptiv-analytische Perspektive auf die regionalen Ausformungen des Populismus in Europa und Lateinamerika. Im vierten Kapitel werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Populismen in den beiden Regionen aufgezeigt. Es wird untersucht, inwieweit gemeinsame Charakteristika existieren, sowohl ideologisch als auch politisch-strategisch.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Populismus, wobei der Fokus auf den Vergleich zwischen Europa und Lateinamerika liegt. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Populismus, Ideologie, politische Strategie, historische Entwicklung, Neo-Populismus, Rechtspopulismus, Inklusion, Exklusion, Wirtschaft, Identität, Medien, Vergleichende Analyse, Gemeinsamkeiten, Unterschiede.
- Quote paper
- Stefan Rausch (Author), 2013, Ein Vergleich des Unvergleichbaren? Der Populismus in Europa und Lateinamerika in komparativer Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412178