Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Begriffsklärungen 3
2. Gruppenrechte vs. Individualrechte 5
2.1. Argumente für Gruppenrechte 5
2.2. Kritik an Gruppenrechten 7
2.3. Ayelet Shachars Kritik an Gruppenrechten 10
3. Fazit 12
Literaturverzeichnis 15
1. Einleitung und Begriffsklärungen
So gut wie jeder Staat auf der Welt ist heutzutage ein multikultureller Staat, in dem verschiedene ethnische Gruppen aufeinandertreffen und in dem sich kulturelle Minderheiten bilden. Neben der Bereicherung, die kulturelle Diversität einem Staat beschert, können auch Probleme auftauchen. Oftmals kommt es zu Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen. Man darf die Bedeutung der kulturellen Unterschiede bei diesen Konflikten zwar nicht überbewerten, aber besonders wenn es in der Vergangenheit zu Diskriminierungen aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe kam, schwelen die Spannungen wieder auf.
Die klassische liberale Theorie lenkt den Blick sehr stark auf das Individuum und dessen Rechte. Kritik an dieser Praxis kommt von Vertretern des Kommunitarismus, die die Ausbildung der individuellen Identität eng an die Zugehörigkeit zu sozialen und kulturellen Gruppen knüpfen und daher die Wichtigkeit von Gruppenrechten betonen. Die Diversität von Sprachen und kulturellen Identitäten werden als wertvolle Güter angesehen, die alle gleichermaßen wichtig sind. Um die Anerkennung dieser Unterschiede zu entsprechen werden spezielle Rechte für kulturelle, religiöse und andere Gruppen gefordert.
Die Konflikte zwischen Gruppenrechten und individuellen Rechten wurden also innerhalb der Debatte von Kommunitarismus gegen Liberalismus ausgetragen. Ayelet Shachar beispielsweise identifiziert ein besonderes Problem von Frauen, die oftmals durch Gruppenrechte, die der identity group, zu der sich die Frauen zugehörig fühlen, vom Staat zugestanden werden, schlechter gestellt werden als durch die im ganzen Staat geltenden Rechte für Individuen.
Bevor es zur eigentlichen Fragestellung der Arbeit geht, müssen einige Begriffe definiert werden. Zum einen der Begriff des Multikulturalismus, bzw. der dazugehörigen Theorien. Diese gehen von der Existenz von verschiedenen kulturellen Gruppen aus. Welche Eigenschaften genau eine abgegrenzte Kultur ausmachen, wäre eine eigene Diskussion wert, aber Merkmale, die immer wieder auftauchen, sind Religion, gemeinsame Vertreter und Vertreterinnen des Multikulturalismus sehen es als gegeben, dass kulturelle Gruppen existieren und nach Anerkennung streben. Dabei geht es Migranten oftmals um die Anerkennung ihrer Religion und Sprache wohingegen nationale Minderheiten nach eigenen Gesetzgebungsmöglichkeiten streben.
Beispiele dafür sind: Ausnahmen von allgemein gütigen Gesetzen, z.B. religiöse Ausnahmen, Unterstützung in Form von mehrsprachigen Wahlzetteln, Repräsentation in nationalen Parlamenten, zum Beispiel durch Quoten für Sitze im Parlament, Anerkennung von traditionellen Rechten der Gruppe, beispielsweise dem Familienrecht, vom allgemeinen Rechtssystem.
Zusammenfassend lässt sich demnach sagen, dass ein solches Gruppenrecht das Recht einer Minderheit ist in einer bestimmten Art und Weise handeln zu können wie es die religiösen und kulturellen Gepflogenheiten der Gruppe vorgeben.
Zuerst sollen nun verschiedene Argumente von Vertretern des Multikulturalismus vorgestellt werden, die Gruppenrechte auf Basis der hohen Bedeutung der Zugehörigkeit zu einer Gruppe für das Individuum einfordern. Danach werden einige Kritikpunkte an diesen kommunitaristischen Forderungen aufgeführt. Besonderer Augenmerk liegt dann auf Ayelet Shachars Kritik, die das Problem von Gruppenrechten darin sieht, dass Frauen durch sie diskriminiert werden könnten. Im abschließenden Fazit soll die Frage beantwortet werden inwieweit die Forderungen nach Gruppenrechten noch haltbar sind, wenn Probleme wie die, die Shachar identifiziert, auftreten.
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