Die Geschichte der kanadischen Provinz Quebec ist komplex, da sie zunächst durch die französische und anschließend die britische Herrschaft geprägt wurde. Die Auswirkungen des historischen Erbes zweier Kolonialmächte mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen ziehen sich durch die Geschichte Quebecs, und wirken sich bis heute aus.
Als französische Kronkolonie wird die Nouvelle-France von Beginn an durch das französische Mutterland hintangestellt und 1763 im Zuge der Pariser Friedensverhandlungen am Ende des Siebenjährigen Krieges schließlich den Briten überlassen. Geprägt von dem Gefühl, von Frankreich im Stich gelassen worden zu sein, entwickelt sich unter den Frankokanadiern, die sich nun im Widerstand gegen die Assimilationsversuche der Briten befinden, ein bis heute anhaltender quebecer Nationalismus, der zu zwei Unabhängigkeitsreferenden in den Jahren 1980 und 1995 führte.
Dieser Aufsatz ordnet die Entwicklung der nationalen Identität der Quebecer ein und stellt die daraus resultierende Motivation zur Loslösung aus der kanadischen Konföderation anhand der wichtigsten politischen Etappen zwischen den Referenden dar. Diese sind die Verfassungsreform von 1982, die bis heute nicht von der Quebecer Regierung anerkannt wurde, sowie der Meech Lake Accord und der Charlottetown Accord, beides Versuche der Bundesregierung, die fehlende Zustimmung der Quebecer zu bekommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung der nationalen Identität bis 1982
- Stille Revolution 1960
- Referendum 1980
- Verfassungsgesetz von 1982
- Verlauf
- Folgen
- Meech Lake Accord 1987-1990
- Verlauf
- Ausgang
- Folgen
- Charlottetown Accord 1992
- Verlauf
- Ausgang
- Folgen
- Referendum 1995
- Wahlkampf
- Ausgang
- Folgen
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung der nationalen Identität der Quebecer und der daraus resultierenden Motivation zur Loslösung aus der kanadischen Konföderation. Die Arbeit untersucht die wichtigsten politischen Etappen zwischen den Referenden von 1980 und 1995, insbesondere die Verfassungsreform von 1982, den Meech Lake Accord und den Charlottetown Accord.
- Entwicklung des quebecer Nationalismus
- Einfluss der historischen Kolonialherrschaft auf die Identität der Quebecer
- Politische und verfassungsrechtliche Entwicklungen in Kanada und Quebec
- Die Rolle der Referenden in der Frage der Unabhängigkeit Quebecs
- Die Rolle der Bundesregierung im Umgang mit dem quebecer Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die komplexe Geschichte der kanadischen Provinz Quebec ein, geprägt durch die französische und britische Herrschaft. Sie beleuchtet den Einfluss des historischen Erbes auf die heutige Situation und stellt den Zusammenhang zwischen dem quebecer Nationalismus und den Unabhängigkeitsreferenden 1980 und 1995 her.
Das Kapitel „Entwicklung der nationalen Identität bis 1982“ untersucht die Reaktionen der Frankokanadier auf die britische Herrschaft und die Versuche der Assimilation. Die Gründung des kanadischen Staates 1867 und die erste kanadische Verfassung werden analysiert, wobei die Anerkennung Quebecs als frankophone Provinz im Vordergrund steht. Das Kapitel stellt die „Stille Revolution“ der 1960er Jahre dar, die eine Modernisierung der Gesellschaft und eine Stärkung des wirtschaftlichen Einflusses der Frankokanadier in Quebec zum Ziel hatte.
Das Kapitel „Referendum 1980“ beleuchtet die Radikalisierung des quebecer Nationalismus und die Entstehung des Parti Québécois unter der Führung von René Lévesque. Das Referendum zur Aufnahme von Sezessionsverhandlungen mit dem kanadischen Bundesstaat wird analysiert, sowie die Reaktion des kanadischen Premierministers Pierre Elliott Trudeau.
Das Kapitel „Verfassungsgesetz von 1982“ befasst sich mit Trudeaus Bemühungen um eine Einigung der franko- und anglophonen Teile Kanadas und die Schaffung einer gemeinsamen kanadischen Identität. Die Bedeutung des Official Language Act von 1969 und der Proklamation des Multikulturalismus im Jahr 1971 werden hervorgehoben. Die Kritik der Quebecer an diesem Modell wird ebenfalls beleuchtet, die ihre Angst um den Sonderstatus als „Gründernation“ zum Ausdruck bringt.
Das Kapitel „Meech Lake Accord 1987-1990“ beschreibt den Versuch der Bundesregierung, die fehlende Zustimmung der Quebecer zur Verfassungsreform zu gewinnen. Der Verlauf, der Ausgang und die Folgen des Accords werden erläutert.
Das Kapitel „Charlottetown Accord 1992“ setzt sich mit einem weiteren Versuch der Bundesregierung auseinander, die Zustimmung der Quebecer zu einer Verfassungsreform zu erreichen. Auch hier werden der Verlauf, der Ausgang und die Folgen des Accords analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Quebec, kanadischer Nationalismus, quebecer Nationalismus, Unabhängigkeit, Referendum, Verfassungsreform, Meech Lake Accord, Charlottetown Accord, Stille Revolution, Provinzregierung, nation-building, Bi-Kulturalismus, Multikulturalismus, Frankokanadier, Anglokanadier.
- Arbeit zitieren
- Kira Börner (Autor:in), 2017, Wodurch wurde die Unabhängigkeitsbestrebung zum Referendum 1995 in Quebec motiviert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412340