Chancen und Risiken von Schulbegleitung

Am Beispiel des Asperger-Autismus


Hausarbeit, 2017

25 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Glossar

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historische Betrachtung der Schulbegleitung

3. Asperger-Autismus
3.1 Individualität
3.2 Erscheinungsformen
3.3 Mögliche Therapie

4. Probleme bei der Integration

5. Chancen

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang

GLOSSAR

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. EINLEITUNG

Schulbegleitung - ein Begriff, der noch nicht ausreichend geklärt zu sein scheint, aber dennochbereits in einigen Bereichen Gehör findet. Die Idee von Inklusion und Integration in Schulenist es, allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zuermöglichen. Die Förder- und Sonderschulen wurden geschlossen und jedes stigmatisierteKind darf auf eine Regelschule gehen. Dies eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten, sondernbirgt auch einige Gefahren, so stößt auch der große inklusive Gedanke an seine Grenzen. Eingroßer Kernpunkt der Inklusion ist die individuelle Schulförderung jedes Einzelnen. Doch kanndiese auch körperlichen und geistig behinderten Schülern gerecht werden? An welchen Stellenstoßen - sowohl Lehrkräfte als auch Schüler - an ihre Grenzen? Inwiefern ist individuelleFörderung durch eine Schulbegleitung tatsächlich hilfreich? Welche Chancen und Problemeergeben sich aus ihnen? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel des Asperger-Autismus in der vorliegenden Arbeit diskutiert.

Grundlage hierfür ist meine Arbeit in einer integrierten Gemeinschaftsschule alsSchulbegleitung mit einem Schüler mit Asperger- Autisten, den ich in der Arbeit an Beispielenerwähne. Daran schließt sich ein persönlicher Standpunkt für die vorliegende Arbeit an, sowieder Entwurf der inklusiven Pädagogik, die vor allem mit inklusiver Schule in Beziehunggebracht wird. Als Überblick folgt ein Ausschnitt der historischen Entwicklung derSchulbegleitung.

In Hinblick auf den Asperger- Autismus, wird dieser zunächst erklärt und anschließend dieIndividualität, Erscheinungsformen, sowie kurz das Thema Therapie aufgegriffen und erläutert.Anhand dieser Grundlagen werden Chancen und Probleme der Arbeit einer Schulbegleitungdiskutiert.

Das Fazit fasst Ergebnisse zusammen und bietet Raum für mögliche neue Überlegungen zur weiteren Entwicklung von Schulbegleitungen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit ausschließlich die männliche Form verwendet.

2. HISTORISCHE BETRACHTUNG DER SCHULBEGLEITUNG

Die Finanzierung erfolgt für Kinder durch das Jugendamt, weil Autismus als eine seelischeBehinderung verstanden wird und somit dem § 35a des Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes(KJHG) unterliegt (vgl. Krämer:2016:9). Auch Kinder mit Autismus sind schulpflichtig undhaben das Recht auf eine entsprechende Schulbildung, welche durch eine Einzelbetreuungeiner Schulbegleitung in ambulanter Form erfolgt (vgl. Krämer,2016:9). Sie wird als Einzelfallhilfe bewilligt (vgl. Geist, 2017:56). Diese ist künftig nur für das eine Kind zuständig (vgl. Thiel,2017:29).

Die rechtlichen Grundlagen liegen hier bei SGB VIII §35a und SGB XII §53,54, welchebesagen, dass die Schulbegleitung eine Leistung für behinderte oder von Behinderungbedrohte Kinder und Jugendliche ist. Zweck dieser Leistung ist die Ermöglichung einesSchulbesuchs und der damit verbundenen Schulbildung. Nach beiden Gesetzesbüchern istSchulbegleitung eine Eingliederungshilfeleistung, welche sozialrechtlich nur in den Maßenbejaht wird, insofern sie der Anteilnahme des Kindes behilflich ist (vgl. Thiel,2017:29). DiesesMaß wird durch die individuellen, persönlichen und gesundheitlichen Bedürfnisse des Kindesgemessen (vgl. Ebd.). Die Hilfeleistung beinhaltet die besondere Förderung von Schulinhaltund Lernzielen (vgl. Ebd.).

Auf die Hilfen haben Eltern behinderter Kinder nach dem SBG VIII §35a Recht und sind daher antragsberechtigt. Dieser Antrag wird beim zuständigen Jugend- oder Sozialamt gestellt, welches mit ärztlicher Unterstützung den Grad der Beeinträchtigung festlegt, ob damit verbunden eine Teilhabebeeinträchtigung am Schultag besteht und welche Leistung am hilfreichsten wäre (vgl. Thiel, 2017:30). Schlussendlich wird mit allen Einbezogenen ein Hilfeplan erstellt, welcher Dauer, Ausmaß und Ziele beinhaltet (Ebd.). Im Anhang befindet sich ein Auswertungsbogen einer Schulbegleitung für einen Hilfeplan. Unabhängig von den Abmachungen im Hilfeplan entwickeln alle Beteiligten ihre eigenen Vorstellungen, welche die Schulbegleitung ausführen soll (vgl. Thiel, 2017:32).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 (Thiel,2017:31)

Da es sich hierbei um eine pädagogische Beihilfe handelt, sollte die Schulbegleitung eine Ausbildung in diese Richtung genossen haben, leider ist dies nicht immer der Fall (vgl. Krämer,2016:10). Somit ist eine Schulbegleitung nicht unbedingt eine qualifizierte Kraft, womit eine gelingende Kooperation nicht garantiert ist (vgl. Geist, 2017:56). Das wesentliche Problem ist, dass man eine Qualifikation der Schulbegleitung erwartet, sich auf der anderen Seite jedoch weder anerkennt, noch honoriert (vgl. Geist, 2017:53).

Eigenschaften, die bei einer Schulbegleitung wünschenswert sind, wären: Eigenständigkeit, Engagement, Motivation, Liebe zu Kindern und Einfühlungsvermögen; um nur einige zu nennen (vgl. Geist, 2017:58).

Abhängig von der Gesamtsituation in der Klasse kann die Schulbegleitung entsprechend assistierende und/oder unterstützende Positionen einnehmen (vgl. Blasse, 2017:107).

Als ,, unterst ü tzende Kraft ‘‘, ,,Scharnier ‘‘, oder ,, die Unauff ä llige auf Abruf ‘‘ .

Erscheint die Schulbegleitung als unterst ü tzende Kraft, so erhält sie ihre Anweisungen von der Lehrkraft. Generell verhält sie sich zurückhaltend und stellt ihre zugeteilten Aufgaben nicht in Frage. Sie ist zur Reduzierung von Störfaktoren und Ablenkungen zuständig. Hierbei entwickelt sich eine schnelle Abhängigkeit der Lehrkraft von der Schulbegleitung, da diese ihr Tätigkeiten abverlangt, welche nicht zu ihren Aufgaben zählen, wie beispielsweise das kurze vor-die-Tür-gehen mit einem störenden Schüler (vgl. Blasse, 2017:109-110).

Die Schulbegleitung kann eine Scharnier- Position einnehmen, wenn einem bestimmtenSchüler zugewiesen ist, zwischen jedem und den anderen Mitschülern, indem sie zwischenbeiden Parteien vermittelt. Additional melden Schüler Beschwerden über den betreffendenSchüler bei der SB und nicht bei der Lehrkraft. Auch kann die Schulbegleitung der Vermittlerzwischen Schüler und Lehrkraft sein. Dies kann zur Folge haben, dass Schüler sichausgegrenzt fühlen oder sich ihrer Verantwortung entziehen (vgl. Blasse, 2017:110-111).

Auch kommt es vor, dass die Schulbegleitung wie eine Art Maschine in der Klasse verweilt und sich nicht am Unterricht beteiligt, sondern lediglich beobachtet. Jedoch sind diese durchaus anwesend und werden entweder eigenständig aktiv oder auf Abruf, daher die Bezeichnung der ,,Unauff ä lligen auf Abruf ‘ (vgl. Blasse, 2017:111-112).

Auch werden professionelle Positionen von Schulbegleitungen eingenommen, wiebeispielsweise als ,, sonderp ä dagogische Expertin ‘‘, als ,, fachliche Lehrkraft ‘‘ oder auch als,, Sch ü ler/in ‘‘ .

Als ,, sonderp ä dagogische Expertin ‘‘ agiert die Schulbegleitung, wenn sie die Aufsichtübernimmt und aktiv am Erziehungsprozess der Schüler teilnimmt. Sie steht im engen Kontaktmit der Sonderpädagogischen Expertin (SP) und diskutiert mit der die Anweisungen.

Zweifelhaft ist hier die Qualifizierung der Schulbegleitung bezogen auf die Professionalität (vgl. Blasse,2017:112-113). Wie schon erwähnt, sollte eine SB eine pädagogische Ausbildungabgeschlossen haben, muss sie jedoch nicht. Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Die SP unddie SB unterhalten sich. Die SP sagt, dass Tim und Anna die Klassenarbeit im Nachbarraumschreiben sollen. Die SB widerspricht und meint, dass Anna ruhig in der Klasse bleiben kann.Die SP nimmt Tim in den Nachbarraum und die SB erklärt Anna die Aufgaben derKlassenarbeit.

Wenn der Unterricht ohne die Lehrkraft bereits beginnt, hat die SB die Position der ,, fachlichen Lehrkraft ‘‘ eingenommen. Sie vermittelt Fachwissen an die ganze Klasse oder den einzelnen Schüler, fördert den Arbeits- und Lernprozess. Besonders häufig ist dies der Fall, wenn die SB einen Schüler zugewiesen bekommen hat und ihm bei der Bearbeitung des Arbeitsblattes durch Motivation und Aufforderung behilflich ist (vgl. Blasse, 2017:11-114). Dennoch liegt der Bildungsauftrag bei der Lehrkraft und nicht bei der Schulbegleitung.

Resümiert kann gesagt werden, dass die Position der SB nicht vorgeschrieben ist und somitfüllen sie meistens Lücken aus. Es bedarf jedoch einer Festschreibung, damit dieSchulbegleitung Rahmen an Zuständigkeit und Aufgaben erhält, in denen sie unbesorgt wirkenkann. Schulbegleitung ist heutzutage nicht mehr verzichtbar, sodass ein stärkerer Einbezug indie heterogene Lehrgruppe und die damit vorausgesetzte Professionalisierung unanfechtbarsind vgl. Blasse, 2017:115).

3. ASPERGER-AUTISMUS

Der Asperger-Autismus ist eine von insgesamt drei zentralen Störungsbildern des Autismus-Spektrums (ASS), welche durch die ,,ICD-10‘‘ der Weltgesundheitsorganisation (WHO)festgelegt wurde (vgl. Bahr, 2016: 19-20). Benannt wurde das Syndrom nach HansAsperger, welches in einer Zeitschrift im Jahre 1944 erschien und von Asperg mit ,,Die>autistischen Psychopathen< im Kindesalter betitelt wurde. 1926 berichtete bereits einerussische Professorin für Kinderpsychatrie von derartigen Kindern (Vgl. Bahr, 2016:13).

Diese ,,tiefgreifende Entwicklungsstörung‘‘(Bahr,2016:27) ist von Geburt an vorhanden, wird jedoch durch den Facettenreichtum meistens erst im Jugend- oder Erwachsenenalterfestgestellt (vgl. Bahr,2016:22-27,30). Sie ist unheilbar (vgl. Krämer,2016:12).

Nach SGB IX § 2 gelten Menschen mit einer körperlichen, seelischen, geistigen oder einerSinnesbeeinträchtigung, welche sie an einer gesellschaftlichen Teilhabe länger als sechsMonate abhält, als behindert. Dementsprechend gelten Asperger-Autisten als behindert.

Die zunächst gesund wirkenden Kinder fallen meist im Grundschulalter mit ihrer emotionalenDistanz und ihrer, sofort in den Blick fallenden, Motorikschwäche (vgl. Krämer,2016:20).

Es ist heutzutage noch nicht möglich eine Ursache für das Syndrom zu benennen. Zwar gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Schwangerschaftskomplikationen oder frühkindlichen Hirnschädigung und Asperger-Autismus zeigen, jedoch liegen keineausreichend umfangreichen Untersuchungen vor (vgl. Bahr, 2016:28-29).

Mit Checklisten wie beispielsweise ,,Australian Scale for Asperger’s-Syndrome‘‘(ASAS) undder ,,Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom‘‘ (MBAS) können Lehrern oderauch andere die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins überprüfen (vgl. Bahr, 2016: 83-84).

Asperger-Autisten sind, verglichen mit den anderen autistischen Störungen, noch gering betroffen (vgl. Krämer, 2016:22).

Zum Teil sind Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung auch von einer Aufmerksamkeitsstörung, ähnlich wie beim Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, betroffen (vgl. Wilczek, 2016:8).

3.1 INDIVIDUALITÄT

Jeder Mensch ist einzigartig. Somit dürfen auch alle Asperger-Autisten nicht über einen Kammgeschoren werden. Jedes Kind mit einer Autismus-Spektrum-Störung hat unterschiedlicheSchwierigkeiten in unterschiedlichen Ausprägungen des Syndroms (vgl. Krämer,2016:23).Jedes Kind ist unterschiedlich begabt, intelligent, sportlich oder talentiert. Nicht jeder Autist istwie ,,Rainman1 ‘‘. Einige wenige, sie werden ,,Savants‘‘ genannt, haben eine ,,Inselbegabung‘‘(vgl. Bahr,2016:19).

Den Kindern wird früher oder später bewusst, dass sie nicht der Normalvorstellung derGesellschaft entsprechen, weil sie anders sind. Es entsteht ein Konflikt zwischen dem Ich unddem Ideal-Ich2, aufgrund ihres Perfektionsdranges. Diese Spannung kann beim Kontakt mitNormalen, aber auch mit der eigenen Auseinandersetzung schmerzlich sein (vgl. Engelhardt,2010: 130).

Einige Kinder überlappen sich mit ihren Problemen, während andere keine Schwierigkeitenhaben dem Schultag zu folgen, daher ist es sehr wichtig zu berücksichtigen, dass jedes Kindein eigenes Tempo hat, dem sich die Schulbegleitung fügen muss (vgl. Krämer.2016:18).

Unabhängig von der Ausprägung des Syndroms, muss sich der Autist, wie auch alle anderenSchüler, an schulinterne Regeln halten (vgl. Krämer, 2016:18). So müssen sie sich auch selberorganisieren und strukturieren, was je nach Beeinträchtigung einem Autisten leichter, dem anderen wiederum schwerer fällt, da es zu anspruchsvoll sein könnte (vgl. Krämer, 2016:24- 25).

Jede Zusammenarbeit zwischen der Schulbegleitung und ihrem Schützling ist somit individuell. Jeder hat abgestimmte Ziele und angepasste Methoden.

3.2 ERSCHEINUNGSFORMEN

Das Asperger-Syndrom weist eine große Auswahl an Syndromen auf. Wie schon erwähnt istjeder Asperger-Autist individuell, es gibt jedoch typische Eigenschaften, die wärenbeispielsweise Genauigkeit oder logisches, unbestechliches Denken (vgl. Krämer,2016:22).Sie denken anders, nicht ,,schlechter‘‘ (vgl. Wilczek, 2016:9). Im Vordergrund steht dasProblem der sozialen Interaktion, welche die Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt (vgl.Bahr, 2016:22-23). Die betroffenen Kinder haben einen durchschnittlichenIntelligenzquotienten, zeigen jedoch Störungen bei der Sprache und Sprachentwicklung (vgl.Bahr, 2016:23), dafür aber eine geistige Frühreife in Teilbereichen (vgl. Krämer,2016:20).Beispiele hierfür wären der schwerfallende Blickkontakt, das Drauflosreden, Missachtung vonGesprächsregeln oder das ständige ,,Wiederholen (…) immer wieder gleicher Themen, ohneRücksicht auf das Interesse des Gesprächspartners‘‘ (Bahr,2016: 24).

Bei Autisten liegen Störungen in unterschiedlichen Aufmerksamkeitsfunktionen vor, d.h. sie können auf Grund einer Wahrnehmungsverarbeitung schwer ihre Aufmerksamkeit beeinflussen, wodurch das Wesentliches vom Bedeutungslosen nicht gesondert werden kann (vgl. Wilczek, 2016:8).

,,Innere Anspannung äußert sich häufig durch motorische Unruhe‘‘ (Wilczek, 2016:6), diese können sein: Pfeifen, Klopfen, Summen, Singen, Schnalzen, Treten, aber auch Beißen, Schlagen, Spucken und Beleidigen und vieles andere sein.

In der Spielentwicklung schwächeln Asperger-Kinder ebenfalls. So fällt es ihnen schwerHandlungen anderer widerzuspiegeln oder sich in ein Rollenspiel zu versetzen. Man könntemeinen, ihnen fehlt es an der notwendigen Phantasie (vgl. Bahr, 2016:24). Auf Grund dessenkönnen diese kaum oder nur schwer Freundschaften zu Gleichaltrigen aufbauen (vgl. Krämer,2016:21).

Auffälligkeiten in der motorischen Entwicklung ist zum Beispiel, dass der ,,verspätete Beginndes Laufens (deutliche nach dem ersten Lebensjahr)‘‘ (Bahr,2016:25) einsetzt. Auch imJugendalter kämpfen Asperger-Autisten mit Ballspielen oder ihrer Schreibmotorik (vgl. Bahr,2016:25).

Die offensichtlichste Störung liegt in der sozialen Interaktion. Autisten nehmen sich und andere anders wahr, wodurch sie notwendigen Normen, welche Voraussetzungen für den

Zusammenhalt von Gesellschaften und für die soziale Interaktion sind, nicht gänzlich erfassen (vgl. Engelhardt, 2010:137). Daher neigen Autisten zum Einzelgänger-Sein, welches durchResignation geschieht, denn sie sehnen sich nach Kontakt (vgl. Wilczek, 2016:12). Es fälltihnen schwer den Unterschied zwischen Spaß und Ernst zu erfassen und sie tun sich schwermit Redewendungen und Metaphern (vgl. Krämer,2016:18-19). Je anschaulicher dasVerhalten der Mitmenschen, desto einfacher nachvollziehbarer für den Autisten (vgl. Wilczek,2016:13). Am wichtigsten sind ihnen ihre eigenen Interessen, welche sie nicht scheuen zuäußern, was wiederum meistens zur Ablehnung durch andere führt (vgl. Bahr,2016:25). Kindermit ASS können unteranderem durch ihre monotone Stimme auffallen (vgl. Krämer,2016:17).Der Schüler hat ein schwarz-weiß-Denken. Er bewertet seine Wahrnehmung in denKategorien gut und schlecht. Hierbei kategorisiert er digital, denn wenn etwas gut sein soll,darf es keinen schlechten Aspekt beinhalten (vgl. Wilczek,2016:14). Beispiel: Eine 12-jährigeSchülerin mit Asperger-Syndrom bekommt ihren Test zurück und ist vor lauter Wut nicht mehransprechbar, weil sie einen Fehler im Leistungsnachweis hat. Ein Fehler ist nicht kein Fehlerund somit schlecht, weil es nicht perfekt ist (vgl. Ebd.). Der Perfektionismus der Autisten istauch mitunter Grund, weshalb sie sich schwer an ihr vergangenes Verhalten erinnern können,da die Selbstwahrnehmung durch eigene Perfektionsansprüche oder Druck von außen, gestörtist (vgl. Wilczek, 206:15).

Die Folgen des Asperger-Autismus haben großen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes und sorgen für die bereits genannte Kontaktstörung, welche mit der ,,Theory of Mind‘‘ untermauert wird (vgl. Bahr, 2016:30-31). Hierbei handelt es sich um das intuitive Wissen wie sich die Person mir gegenüber fühlt (vgl. Bahr, 2016:31), welches ein Asperger-Autist schlichtweg nicht nachvollziehen kann, da es ihm an Empathie mangelt (vgl. Wilczak,2016:12). Jedoch ist das Wahrnehmen Anderer in ihren Bedürfnissen und Wahrnehmungen für einen sozialen Aufbau von Beziehungen und für das Werte- und Normsystem der Gesellschaft unabdingbar (vgl. Krämer,2016:24). Die ,,Theory of Mind‘‘ setzt sich aus der Perspektivübernahme, dem Einfühlungsvermögen, der Sicht der Wirklichkeit, der Situationsabhängigkeit und der Vorhersagbarkeit zusammen (vgl. Bahr, 2016:31-32).

Menschen die ein Makel besitzen, die von der Norm abweichen, werden häufig geneckt (vgl.Engelhardt, 2010:130). Dadurch wird ihnen die Anerkennung einer ,,normalen Person‘‘entzogen (vgl. Engelhardt, 2010:129). Es gestaltet sich schwer einen richtigen Umgang mitstigmatisierten Menschen zu hegen. Einerseits kann der Gegenüber gesellschaftlichen Regelnfolgen und den Asperger-Autisten damit herabsetzen, andererseits kann er ihn aber auchdurchschnittlich besser behandeln, wodurch er sich jedoch auch herabgesetzt fühlen kann(vgl. Engelhardt, 2010:134).

[...]


1 Ein US-amerikanischer Film aus dem Jahre 1988, in dem die Hauptrolle (gespielt von DustinHoffmann) ein Autist ist ( https://www.moviepilot.de/movies/rain-man-2 )

2 Vertiefung Freud ( http://www.textlog.de/freud-psychoanalyse-ich-ueber-ich-ichideal.html)Seite 9 von 26

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Chancen und Risiken von Schulbegleitung
Untertitel
Am Beispiel des Asperger-Autismus
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
2,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
25
Katalognummer
V412345
ISBN (eBook)
9783668634879
ISBN (Buch)
9783668634886
Dateigröße
837 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schulbegleitung, inklusion, asperger, autismus, integration
Arbeit zitieren
Tansila Raja (Autor:in), 2017, Chancen und Risiken von Schulbegleitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412345

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