Gegenstand der hier vorgestellten Arbeit ist die Untersuchung der Mechanismen und
Prozessdynamiken, die zur Persistenz von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten
führen. Gewaltökonomien sind nicht nur eine Reaktion auf verschärfte Bedingungen
der Finanzierung militärischer Gewalt, sondern setzen eine Eigendynamik frei,
die maßgeblich zur ihrer Selbst-Perpetuierung führt. Durch die Analyse der Funktionsweisen
und Auswirkungen von aktuellen Gewaltökonomien auf die Interessen und
Handlungen von Gewaltakteuren sowie auf sozioökonomische Rahmenbedingungen
wird in dieser Arbeit dargelegt, dass die Eigendynamik dieser gewaltgesteuerten Wirtschaftskreisläufe
erstens zur Überlagerung der langfristigen politischen Motive der Akteure
durch kurzfristige ökonomische Bereicherungsstrategien führen, was die involvierten
Akteure zur Fortführung des Konflikts und Aufrechterhaltung und Verstetigung
der Gewaltökonomie veranlasst und zweitens aufgrund des der Gewaltökonomie eigenen
sozioökonomischen Integrationspotentials es zur Schaffung von persistenten Strukturen
kommt, die konstitutiv für die Verstärkung der Eigendynamik von Gewaltökonomien
sind. This paper focuses on the analysis of mechanisms and internal dynamics that lead to the
persistence of markets of violence in internal conflicts. Markets of violence are economic
areas based upon violence, in which emerges a self-perpetuating economic system,
which can remain stable over several decades. Markets of violence tend to selfreinforcing
and autostabilization. From the perspective of the dominant actors in this
system, immediate economic agendas become predominant over political motives.
These economical agendas constitute vested interests in prolonging the conflict and stabilizing
markets of violence. The continuation of the violence represents not so much
the collapse of one system as the emergence of an alternative system. By large-scale
societal integration, markets of violence develop into self-organising social systems. In
such circumstances, the creation of persistent societal structures leads to the stabilization
of markets of violence.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- Abstract
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Wandel der Kriegsformen
- Erklärungsansätze der Forschung
- Fragestellung, zentrale Annahmen und Aufbau der Arbeit
- Stand der Kriegsforschung
- Staatszentriertheit der Kriegsforschung
- Ursachenfixiertheit der Kriegsforschung
- Entwicklung eines Analyserahmens
- Grundannahmen des Konstruktivismus
- Akteur-Struktur-Debatte
- Die State Failure - Debatte
- Die soziologische Staatstheorie nach Max Weber
- Die Erosion staatlicher Herrschaft
- Ursachen für Staatszerfall auf internationaler Ebene
- Globalisierung
- Dekolonisierung
- Das Ende des Ost-West-Konflikts
- Ursachen für Staatszerfall auf innerstaatlicher Ebene
- Das koloniale Erbe
- Akteurszentrierte Erklärungsmuster
- Konzepte von Staatszerfall
- Schwache Staaten
- Private Gewaltakteure
- Warlords
- Rebellen
- Organisierte Kriminalität
- Vernetzung nichtstaatlicher Gewaltakteure
- Motive privater Gewaltakteure
- Greed versus Grievance
- Greed & Grievance
- Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten
- Begriff und Charakteristika von Gewaltökonomien
- Mechanismen und Dynamiken in innerstaatlichen Konflikten
- Lokale Mechanismen
- Extraktion von strategischen Rohstoffen und Bodenschätzen
- Abschöpfung von Werten
- Abschöpfung von Humankapital
- Globale Mechanismen
- Abschöpfung bzw. Besteuerung internationaler humanitärer Hilfe
- Unterstützung aus der Diaspora
- Anbindung an die Schattenglobalisierung
- Gewaltökonomie und Konfliktdynamik
- Konfliktphasen und Gewaltintensität
- Ökonomische Strategien der Konfliktparteien
- Gewaltökonomie als soziale Institution
- Gewaltökonomie und Zerfall staatlicher Strukturen
- Versagende Staaten
- Gescheiterte Staaten
- Fragmentierung der Konfliktparteien
- Gewaltökonomie als alternatives Gesellschaftssystem
- Zwischenergebnis - Gewaltökonomie als eigendynamischer Prozess
- Abschließende Anmerkungen
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung der Mechanismen und Prozessdynamiken, die zur Persistenz von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten führen. Sie legt dar, dass Gewaltökonomien nicht nur eine Reaktion auf verschärfte Bedingungen der Finanzierung militärischer Gewalt sind, sondern eine Eigendynamik freisetzen, die maßgeblich zu ihrer Selbst-Perpetuierung führt.
- Analyse der Funktionsweisen von Gewaltökonomien
- Auswirkungen von Gewaltökonomien auf Akteure und sozioökonomische Rahmenbedingungen
- Die Rolle der Eigendynamik von Gewaltökonomien in der Konfliktfortführung
- Die Schaffung persistenter Strukturen durch Gewaltökonomien
- Der Einfluss von Gewaltökonomien auf die Entwicklung alternativer Gesellschaftssysteme
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung gibt einen Überblick über den Wandel der Kriegsformen und die Erklärungsansätze der Forschung. Sie stellt die Fragestellung der Arbeit sowie die zentralen Annahmen und den Aufbau der Arbeit dar.
- Stand der Kriegsforschung: Dieses Kapitel beleuchtet die Staatszentriertheit und die Ursachenfixiertheit der traditionellen Kriegsforschung. Es entwickelt einen Analyserahmen, der auf Grundannahmen des Konstruktivismus und der Akteur-Struktur-Debatte basiert.
- Die State Failure - Debatte: Dieses Kapitel behandelt die soziologische Staatstheorie nach Max Weber und die Erosion staatlicher Herrschaft. Es untersucht Ursachen für Staatszerfall auf internationaler und innerstaatlicher Ebene und stellt Konzepte von Staatszerfall vor.
- Private Gewaltakteure: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Arten von privaten Gewaltakteuren, wie Warlords, Rebellen und organisierte Kriminalität. Es betrachtet die Vernetzung dieser Akteure und ihre Motive, wobei die Begriffe Greed versus Grievance und Greed & Grievance im Vordergrund stehen.
- Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Gewaltökonomie und beschreibt deren Charakteristika. Es analysiert die Mechanismen und Dynamiken von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Das Kapitel untersucht die Auswirkungen von Gewaltökonomien auf die Konfliktdynamik und die ökonomischen Strategien der Konfliktparteien.
- Gewaltökonomie als soziale Institution: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen von Gewaltökonomien auf den Zerfall staatlicher Strukturen und die Fragmentierung der Konfliktparteien. Es zeigt, wie sich Gewaltökonomien als alternatives Gesellschaftssystem etablieren können.
- Zwischenergebnis - Gewaltökonomie als eigendynamischer Prozess: Dieses Kapitel fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und beleuchtet die Eigendynamik von Gewaltökonomien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen von Prozessdynamik, Staatszerfall, privaten Gewaltakteuren, Gewaltökonomie und Eigendynamik. Sie analysiert die Mechanismen und Dynamiken, die zur Persistenz von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten führen, und untersucht die Auswirkungen dieser Ökonomien auf die Akteure, die sozioökonomischen Rahmenbedingungen und die Entwicklung alternativer Gesellschaftssysteme.
- Arbeit zitieren
- Georgi Iliev (Autor:in), 2005, Die Persistenz von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten: Mechanismen und Ablaufdynamiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41234