Das Einfache Futur im Portugiesischen, Spanischen und Französischen und Italienischen


Ausarbeitung, 2018

49 Seiten


Leseprobe


Das einfache Futur des Portugiesischen, Spanischen, Französischen und Italienischen

Karin Weise1

Einführende Bemerkungen zum Futur [Aktz nach Sprz, ± Mod, ± Adv]

Harald Weinrich äußert sich in seiner Textgrammatik der deutschen Sprache sehr ausführlich zur deutschen Futur -Form und ihrer grammatisch-semantischen Funktion:

Das Futur ist seiner Form nach (…) eine zweiteilige Verbform, die sich als Grammatik-klammer realisiert. Das Vorverb der Futurklammer besteht aus einer präsentischen Form des Hilfsverbs werden, ihr Nachverb aus dem Infinitiv des betreffenden Verbs. Die Bedeutung des Futurs resultiert aus zwei Einstellungs-Merkmalen, nämlich dem Register-Merkmal (BEREITSCHAFT) und dem Perspektiven-Merkmal (VORAUSSCHAU). Daraus ergibt sich, dass man sich mit diesem Tempus auf Zukünftiges (noch nicht Realisiertes) beziehen kann, wenn man es besprechend vorwegnehmen will. Mit diesen Einstellungs-Merkmalen ist das Futur aber auch ein Tempus der Erwartung. Denn das Zukünftige steht ja noch aus, weshalb jede Prädikation über die Zukunft auf bloßer Wahrscheinlichkeit beruht. Trotzdem liegt es oft nahe, in einer gegenwärtigen Situation zu versuchen, die Zukunft wünschend, planend oder befürchtend vorwegzunehmen. Dabei macht es nun in der deutschen Sprache einen großen Unterschied aus, ob es sich bei dem Zukünftigen um den nächsten Schritt in der Handlungsfolge, den nächsten Zug in der Argumentation, das nächste Ziel der Bestrebungen handelt oder um etwas, das noch in ferner Zukunft liegt. Bei leichter oder scheinbar leichter Erreichbarkeit im unmittelbaren Handlungsraum der Gesprächsteilnehmer setzt man in der deutschen Sprache nicht das Futur, sondern das Präsens in seiner Funktion als Leittempus der besprochenen Welt. Man sagt also, insbesondere in den mündlichen Gesprächen des Alltags:

- Gehst du gleich mit mir ins Kino?
- Ja, gerne, ich laufe nur noch schnell einmal zum Briefkasten und komme dann bei dir vorbei.
- Ob wir wohl für die Abendvorstellung noch Karten bekommen ?
- Ach, wir versuchen es einfach mal; wenn nicht, gehen wir in die Disco.

In allen diesen Fällen wird das Präsens und nicht das Futur gebraucht, weil die Gesprächspartner nur den nächsten Zug ihres Handlungsspiels besprechen. Hier wird daher keine vorausschauende Perspektive eingenommen, sondern schlicht die Handlungskette aus der gegenwärtigen Situation weiterentwickelt. Dass diese Handlungskette in die (meistens unmittelbar bevorstehende) Zukunft hineinläuft, ergibt sich oft schon aus der Situation, wird aber bisweilen durch begleitende Adverbien (wie etwa gleich) zusätzlich gekennzeichnet.

Anders verhält es sich in der deutschen Sprache, wenn das zukünftige Geschehen außerhalb des verlässlich überschaubaren Handlungsraums liegt. Dann nimmt der Sprecher oft ausdrücklich die vorausschauende Perspektive ein und setzt das Futur. Das geschieht zumal dann, wenn bei der Ausführung einer Absicht Hindernisse oder Schwierigkeiten zu befürchten sind. Dann verlangt der Vorgriff auf die Zukunft eine größere Anstrengung, und man sagt beispielsweise:

- Ich glaube, ich werde nächstes Jahr anfangen, Chinesisch zu lernen (…).

Je größer die Anstrengung ist, die mit der Vorausschau in die Zukunft verbunden ist, umso regelmäßiger tritt das Futur auf. So ist das Futur auch das Tempus der Prognose (außer der Wettervorhersage) und der Prophezeiung (…):

- Konflikte zwischen Nord und Süd werden so schnell nicht der Vergangenheit angehören (…).

Jedenfalls ist das Futur fest etabliert als Tempus der Zukunftsplanung, und zwar umso fester, je förmlicher geredet oder geschrieben wird. (Weinrich 1993: 230–232)

Hans Glinz schreibt in seiner Monographie Grammatiken im Vergleich zu den grammatischen Zeiten und ihrem Gebrauch:

Das Lateinische hat sechs grammatische Zeiten wie das Deutsche, aber teilweise mit anderen Bedeutungsschattierungen (…). Der Gebrauch des lateinischen Präsens entspricht grundsätzlich demjenigen des deutschen Präsens: für jetzt Gültiges - für immer Gültiges, Zeitloses – auch für Vergangenes (historisches Präsens (…). Für etwas erst Kommendes verwendet man aber (viel konsequenter als im Deutschen) nicht das Präsens, sondern das Futur („Cras hic eris – Morgen bist du da, wirst du da sein “). (…) Das Futur (zur Unterscheidung oft auch „Futur I” genannt) wird im Lateinischen häufiger gebraucht als im Deutschen (…). Wenn man etwas in der Zukunft Hinreichendes darstellt oder ein überhaupt erst kommendes Handeln ankündigt, kann man im Deutschen ebenso gut Präsens wie Futur verwenden, im Lateinischen aber nur das Futur. (Glinz 1994: 174, 194)

Im Lateinischen wird also mit dem Futur I Zukünftiges beschrieben. Es ist in diesem Punkt exakter als das Deutsche, das für Ereignisse der näheren Zukunft oft nur noch das Präsens Präsens verwendet. Patriam novam inveniemus. – Wir werden eine neue Heimat finden (…). Cras patrem videbo. – Morgen werde ich meinen Vater sehen. (Morgen sehe ich meinen Vater). (Vgl. Söllner 2010: 208 sowie FELIX – Das Begleitbuch 2011: 72)

Im Folgenden wollen wir in den Nachfolgesprachen des Lateinischen nacheinander detailliert die Verwendungsweisen des Einfachen Futurs darstellen.

Das einfache Futurum des Portugiesischen

Maria Teresa Hundertmark-Santos Martins geht in der Portugiesischen Grammatik auf die lateinischen Wurzeln des Einfachen Futurs im Portugiesischen ein und erklärt den Gebrauch dieses Verbaltempus:

(…) Das Futur I (Futuro Imperfeito)

Das portugiesische Futur I stammt von der vulgärlateinischen Konstruktion Infinitiv + Indikativ Präsens des Verbs habere (→portugiesisch haver) ab, die das synthetische Futur ersetzte. Es wird heute aus dem Infinitiv des Hauptverbs und den abgekürzten Formen des Präsens von haver gebildet: (…) Comprar- ei, comprar- ás, comprar- á, comprar- emos, *comprar- eis [2], comprar- ão). Es gibt nur drei Verben, die von dieser Regel geringfügig abweichen. Von dizer (sagen), fazer (machen), trazer (bringen) bildet man das Futur mit der verkürzten Form des Infinitivs: (…) dir-ei, dir-ás, dir-á, dir-emos, dir-eis*, dir-ão (…).

Zum Gebrauch des Futurs I

Das Futur I bezeichnet eine Handlung, die in der Zukunft liegt. Es wird jedoch in der Umgangssprache, wenn eine reine temporale Bedeutung vorliegt, selten gebraucht. Man zieht dann das Präsens oder eine periphrastische Form vor (…). Wird das Futur I gebraucht, so deutet das meist nicht allein auf eine temporale Funktion, sondern auf eine mehr oder weniger starke modale Färbung der Aussage (Vermutung) hin.

Das Futur I drückt einen Willen, ein Versprechen, eine Voraussage aus: Beispiele:

“Nunca um neto de D. Afonso do Salado beijará a mão da que el-rei quer chamar rainha. Nunca D. Dinis de Portugal beijará a mão da mulher de João Lourenço da Cunha.”

Ni e wird ein Enkel des D. Afonso von Salado die Hand derjenigen küssen, die der König Königin nennen will. Nie wird D. Dinis von Portugal die Hand der Frau von João Lourenço da Cunha küssen.

“Conta a história, maldito: as reflexões nós as faremos.”

E r z ähl die Geschichte, du verdammter Kerl: die Überlegungen werden wir schon selbst machen.

(…) “O pai fará como entender”.

V ater, du wirst handeln, wie du es für richtig hältst. “Leonor, tu podes ficar nesta casa, nada te faltará.”

Leonore, du kannst in diesem Haus bleiben, es wird dir an nichts fehlen. “Estou à espera. Um dia virás ter comigo, tomar-me-ás nos braços… Nem saberás propriamente o que hás-de-dizer. Será o teu olhar (…)”.

I ch warte. Eines Tages wirst du zu mir kommen und mich in die Arme nehmen. Du wirst nicht einmal genau wissen, was du sagen sollst. Es wird dein Blick sein () .

Das Futur vertritt den Imperativ und drückt dann einen Ratschlag, eine Bitte oder einen Befehl aus:

“Se a taverna de Folco Taca vos ouviu fazer preito infame aos peões de Lisboa quebrá-lo-eis diante do vosso rei; quebrá-lo-eis, que vo-lo digo eu.”

S ollte aber die Kneipe des Foco Taca gehört haben, dass ihr den Bürgern Lissabons einen infamen Treueid geleistet habt, dann werden wir ihn vor eurem König brechen, ihr werdet ihn brechen, das sage ich euch.”

“Nāo furtarás.”

D u sollst nicht stehlen. (…)

Das Futur I kann auch eine Unsicherheit bzw. einen Zweifel an einem Zustand oder an einer Handlung der Gegenwart ausdrücken (vgl. dt. wohl): Parece-lhe que terá cura a doença?”

Glauben Sie, dass die Krankenheit heilbar ist?

“Não é ela a mãe, visto isso …pensou Henrique … S erá irmã?”

A l so ist sie nicht die Mutter… dachte Henrique. Ist sie wohl die Schwester?Choverá ? – perguntou Brízida. – Julgo que não – respondeu Madalena.” Regnet es/Wird es regnen? – fragte Brízida. Ich glaube nicht. – antwortete Madalena.

“Se todos os homens serão assim?”

Ob alle Männer wohl so sind?

“Oh! Senhores! – pensava ele. – pois eu não me divertirei nesta deliciosa cidade?

E ntrará comigo o bolor da velhice?”

Oh! Mein Gott! – dachte er – ob ich mich in dieser zauberhaften Stadt langweilen werde? Ob ich wohl schon in die Jahre komme? (…)

(Hundertmark-Santos Martins 1998: 128–130)

Gärtner beschreibt in seiner Grammatik der portugiesischen Sprache das Futuro do Presente – wie er das einfache Futur des Portugiesischen bezeichnet wie folgt:

Das Futuro do presente kommt heute als Ausdruck der Zukunft fast nur noch in der Schriftsprache vor: os primeiros guindastes de pórtico entrarão em serviço no próximo mês de junho (...) „Die ersten Portalkrane werden den Betrieb im kommenden Juni aufnehmen.”

Neben dieser zeitlichen Bedeutung hat das Futuro do presente noch die modalen Funktionen der

1. Bezeichnung einer Vermutung über die Gegenwart: – Onde está o João agora? – Estará na oficina. ‘Wo ist João jetzt? – Er wird in der Werkstatt sein.’

2. Bezeichnung der Unsicherheit in der Frage: Terá razão? ’Ob er wohl recht hat?’ Será que tem razão? ’Sollte er (wirklich) recht haben?’

3. Bezeichnung einer moralisierenden Aufforderung: Não matarás ! ‘Du sollst nicht töten’ (…). (Gärtner 1998: 22)

Helmut Rostock erklärt das einfache Futur in dem Lehrbuch der portugiesischen Sprache folgendermaßen:

Futur I/Futuro Imperfeito, Futuro simples (…)

1. Das Futur dient zur Darstellung zukünftiger Handlungen oder Zustände. Die Konstruktion ir + Infinitiv (…) ist ein umgangssprachlicher Ersatz für das Futur I, das deshalb in der Umgangssprache seltener und wenn, dann meist in modaler Bedeutung gebraucht wird (…). In der Schriftsprache verhält es sich anders. Auch ein mit einer entsprechenden Zeitangabe versehenes Präsens drückt zukünftiges Geschehen aus.

O irmão dele terá que vir também./Sein Bruder wird auch kommen./

Sein Bruder muss auch kommen.

O Mário parte na terça-feira da semana que vem./Mário reist am kommenden Dienstag ab./Mário reist am Dienstag kommender Woche ab.

2. Das Futur dient zum Ausdruck der Vermutung, Annahme oder U nsicherheit. Dabei wird meist die persönliche Meinung des Sprechers oder Schreibers mit eingebracht (…).

Ele terá dez anos./Er wird wohl 10 sein./Er ist vermutlich 10. (Rostock 2007: 261f.)

Die Autorinnen Maria Prata und Alexandra Fonseca da Silva gehen in ihrem Lehrbuch Olá Portugal – Portugiesisch für Anfänger nur kurz auf das einfache Futur ein und zitieren drei Beispielsätze:

Das Futur – o futuro próximo e o futuro simples

Sehr häufig wird das Futur mit der Konstruktion ir im Indikativ Präsens + Infinitiv des Hauptverbs verwendet. Eu vou viajar na próxima semana (…). Das einfache Futur wird fast nur noch in der formellen Sprache verwendet. Es wird auch zum Ausdruck der Vermutung, Annahme oder Unsicherheit gebraucht (…). (Prata/Fonseca da Silva 2011: 206)

O futuro simples

(...) Diese Form wird in der gesprochenen Sprache immer weniger angewandt, ist jedoch schriftlich erhalten geblieben (…).

1. O aquecimento do planeta poderá reduzir o volume de água disponível nos oceanos. Os oceanos ficarão mais ácidos, o que também reduzirá as espécies de peixe.

2. Muito provavelmente construiremos casas equipadas e mobiladas com electrodomésticos que poderão comunicar uns com os outros por meio da rede sem fíos.

3. Cada vez mais as pessoas farão todas as suas compras pela internet. As lojas reais deixarão de existir.” (Prata/Fonseca da Silva 2011: 169)

Die Autorinnen Nair Nagamine Sommer und Odete Nagamine Weidmann schreiben im Lehrbuch Oi, Brasil – Der Kurs für brasilianisches Portugiesisch zum Gebrauch des einfachen Futurs:

Das einfache Futur wird hauptsächlich in der Schriftsprache verwendet:

A comemoração se realizará noTênis Clube de Uberaba. Di e Gedenkfeier wird im Uberaba Tennis Club stattfinden.

In der Umgangssprache wird es selten eingesetzt, wenn es um die rein temporale Bedeutung geht. Man verwendet, stattdessen das Präsens: Eu viajo amanhã. Ich verreise morgen (…) oder ir + Infinitiv. Eu vou viajar amanhã. Ich werde morgen (…).

Der feste Ausdruck será que als Einleitung zu einer Frage drückt eine Möglichkeit aus: Será que vai estar frio? Ob es wohl kalt sein wird? Será que a nossa equipa vai ganhar? Ob unsere Mannschaft wohl gewinnen wird?

(Nagamine Sommer/Nagamine Weidmann 2009: 184)

Sehr präzise und ausführlich wird der Gebrauch des einfachen Futurs von Cornelia Döll und Christine Hundt im Grammatikübungsbuch dargestellt:

Gebrauch

1. zukünftige Handlungen/Vorgänge/Zustände

a) in formaler Sprache:

Os governos tomarão as medidas oportunas./Die Regierungen werden die geeigneten Maßnahmen ergreifen.

O festival iniciar-se-á amanhã./Das Festival wird morgen beginnen.

b) in der Umgangssprache mit affektiv betonter Realisierungsabsicht oder -hoffnung des Sprechers:

V enceremos a crise./Wir werden die Krise überwinden.

Farei uma dieta rigorosa./Ich werde eine strenge Diät machen.

In der Zukunftsbedeutung wird das Futur I in der Umgangssprache häufig durch das periphrastische Futur ersetzt (…).

2. Vermutung über einen gegenwärtigen/zukünftigen Sachverhalt:

E l a terá uns 40 anos./Sie wird (wohl) etwa 40 jahre alt sein.

O sinal indicará o caminho./Das Schild wird wohl den Weg anzeigen.

Dirão a verdade?/Ob sie (doch/wohl) die Wahrheit sagen?

3. Unsicherheit bzgl. eines gegenwärtigen/zukünftigen Sachverhalts (Fragesatz):

S erá que ele não vem?/Ob er (vielleicht) nicht kommt?

4. Aufforderungsfunktion:

P rimeiro lavarás a loiça./Zuerst wirst du das Geschirr abwaschen.

Não furtarás! (Bibel)./ Du sollst nicht stehlen! (…) (Döll/Hundt 2012: 50)

Wir wenden uns im Folgenden der Verwendung des einfachen Futurs (Futuro simples) innerhalb der Textsorte Gebot / Verbot im Portugiesischen zu:

Die Zehn Gebote werden auf Portugiesisch im einfachen Futur ausgedrückt:

(1) Decálogo moral

(…) Não usarás o nome do Senhor, teu Deus, em vão, porque o Senhor não deixa impune aquele que usa o seu nome em vão.

(2) Recordate do dia de sábado, para o santificar. Trabalharás durante seis dias e farás todo o teu trabalho. Mas o sétimo dia é o sábado consagrado ao Senhor, teu Deus. Não farás trabalho algum, tu, o teu filho e a tua filha, o teu servo e a tua serva, os teus animais, o estrangeiro que está dentro das tuas portas. Porque em seis dias o Senhor fez os céus e a terra, o mar e tudo o que está neles, mas descansou no sétimo dia. Por isso, o Senhor abençoou o dia de sábado e santificouo.

(3) Honra o teu pai e a tua mãe, para que se prolonguem os teus dias sobre a terra que o Senhor, teu Deus, te dá.

(4) Não matarás.

(5) Não cometerás adultério. Não roubarás.

(6) Não responderás contra o teu próximo como testemunha mentirosa.

(7) Não desejarás a casa do teu próximo. Não desejarás a mulher do teu próximo, o seu servo, a sua serva, o seu boi, o seu burro, e tudo o que é do teu próximo.

(8) Perante o espectáculo dos trovões, dos relâmpagos, do som da trombeta e da montana fumegante, o povo tremia e mantinha-se à distância.

(9) Disseram a Moisés:

“Fala tu connosco, que nós escutaremos; mas que não fale Deus connosco, para que não morramos.”

Moisés disse ao povo:

“Não temais, pois foi para vós pôr à prova que Deus veio, e para que o seu temor esteja diante de vós, de modo que não pequeis.”

(10) O povo manteve-se à distância e Moisés aproximou-se da nuvem escura, onde estava Deus. (Bíblia Sagrada 2006: 133f.)

(1) (…) O Senhor pronunciou, então, estas palavras

(2) ”Eu sou o Senhor, teu Deus, que fez sair do Egipto, de uma casa de escravidão.

(3) Não terás outro deus além de Mim.

(4) Não farás para ti imagens esculpidas, nem qualquer imagem do que existe no alto dos céus, ou do que existe em baixo, na terra, ou do que existe nas águas, por debaixo da terra.

(5) Não te prostrarás diante delas e não lhes prestaras culto, porque Eu, o Senhor, teu Deus, sou um Deus cioso que pune a iniquidade dos pais nos filhos, até à terceira e à quarta geração daqueles que Me ofendem (...)

(6) e uso de misericórdia até à milésima geração para com os que Me amam e cumprem os Meus mandamentos.

(7) Não pronunciarás em vão o nome do Senhor, teu Deus, porrque o Senhor não deixará impune quem pronunciar o Seu nome em vão.

(8) Recorda-te do dia de sábado, para o santificar.

(9) Trabalharás durante seis dias e levarás a cabo todas as tuas tarefas.

(10) Mas o sétimo dia é de descanso, consagrado ao Senhor, teu Deus. Nesse dia não farás nenhum trabalho, nem tu, nem o teu filho, nem a tua filha, nem o teu servo, nem a tua serva, nem os teus animais, nem estrangeiro algum que estiver adentro das tuas portas.

(11) Porque em seis dias o Senhor fez o céu, a terra, o mar e tudo quanto contém, e descansou no sétimo; por isso o Senhor abençoou o dia de sábado e santificou-o.

(12) Honra o teu pai e a tua mãe, para que os teus dias, se prolonguem na terra que o Senhor, teu Deus, te dará.

(13) Não matarás.

(14) Não cometerás adultério.

(15) Não roubarás.

(16) Não dirás falso testemunho contra o teu próximo.

(17) Não cobiçarás a casa do teu próximo, não cobiçarás a mulher do teu próximo, nem o seu servo, nem a sua serva, nem o seu boi, nem o seu jumento nem coisa alguma que lhe pertença”. (...) (Bíblia Sagrada.Versão portuguesa a partir dos textos originais pelos Padres Capuchinhos. Verbo, 1982: 86)

Beim Vergleich mit dem deutschsprachigen Text wird deutlich, dass das Modalverb sollen in Verbindung mit dem Infinitiv des nachfolgenden Verbs ausdrückt, dass nicht das eigene Interesse gemeint ist, sondern das Interesse, das eine andere Instanz vom Subjekt der Handlung verlangt. Wir beschreiben daher die Bedeutung dieses Modalverbs mit den zwei semantischen Merkmalen (GEBOT) und (ZUWENDUNG) (…).

Die Zehn Gebote sind im Deutschen ebenfalls mit dem Modalverb sollen formuliert, wenigstens in der Mehrzahl der Gebote und Verbote:

du sollst Vater und Mutter ehren, …/ du sollst nicht töten

Hier nähert sich das Modalverb in seiner Bedeutung dem Imperativ, drückt dessen >Gebot< jedoch in vermittelter Form aus, da ja das (eigene) Interesse, obwohl es Zwängen ausgesetzt ist, am Zustandekommen der Geltung mitwirken soll. (Vgl. Weinrich 1993: 305 f.)

Das einfache Futur wird im Portugiesischen auch in den Regeln für den Hallenfußball verwendet. In der vorliegenden Form drücken die Formen des einfachen Futurs Gebote/Forderungen an die beteiligten Spieler (in Form von Regeln) aus:

O Campo de Jogo terá como mínimo seis (6) metros de distância de cada poste de meta sendo ao mesmo tempo a área penal. Somente nesta zona o goleiro (guarda-redes) poderá jogar futebol, tocando a bola com a mão.

Número de jogadores

1 goleiro (guarda-redes)

Será permitido um número indeterminado de substituições a qualquer tempo do jogo sem interrupção da partida, na zona da linha lateral.

Começo e continuação da partida

Os jogadores adversários de cada equipa deverão estar em seu próprio lado e nenhum jogador poderá aproximar-se a menos de três (3) metros da bola e nenhum jogador de ambas as equipas, poderá aproximar-se a menos de três (3) metros da bola e nenhum jogador de ambas as equipas, poderá invadir o meio campo do adversário enquanto a bola não estiver em jogo.

Bola em jogo e fora de jogo

A bola estará fora de jogo quando tocar o teto de salão. Neste caso permitirá a continuação do jogo na área penal com um tiro livre direto.

Como fazer um golo

Os jogadores poderão fazer um tiro de qualquer lado do campo. O goleiro é apenas quem somente tiver o direito de executar um tiro se estiver fora da área penal.

Interdição do jogo por causa de um compartamento antidesportivo. Quando uma equipa tiver mais jogadores em campo, a partida será

interrompida. Para dois minutos a equipa terá que jogar com menos um jogador menos do que for necessário.

A continuação da partida vai ser realizada com um pontapé livre do local onde estava a bola quando o jogo foi interrompido (…). (aus dem Englischen und Russischen für Die Hanse Sail 2013 in Rostock übersetzt)

Zusammenfassung

Das Futuro simples bezeichnet im Portugiesischen einen Sachverhalt in der Zukunft. Die Aktzeit der Handlungen, Prozesse und Vorgänge liegt nach der Sprechzeit. Diese Variante wird in der Schriftsprache bevorzugt und in der mündlichen Kommunikation durch das F uturo próximo (Ir + Infinitivo) und häufig auch durch das Präsens ersetzt. Es stimmt in seiner grammatischen Bedeutung und Funktion mit dem deutschen Futur I (werden + Infinitiv) überein (Aktz nach Sprz, ± Mod, ± Adv). Diese Variante kann einen Modalfaktor (der Vermutung) enthalten, muss es aber nicht. Im Deutschen wird dieser Modalfaktor durch das Setzen der Modalpartikel w o hl präzisiert. Das portugiesische Futuro simples und das deutsche Futur I können durch eine fakultativ gesetzte Temporalangabe in ihrer Tempusbedeutung verstärkt werden. Die spezielle Verwendung des portugiesischen einfachen Futurs (in Verbindung mit einer Verneinung) drückt im Decálogo Moral Gebote/Verbote aus, die im Deutschen mit der verneinten Form des Modalverbs sollen + Infinitiv realisiert werden. (Vgl. Bíblia Sagrada, 2006: 133–134; Die Bibel, 1956: 71–72)

Das Futuro des Spanischen

Gärtner und Domke beschreiben in ihrer Kurze[n] spanische[n] Sprachlehre das Futuro sehr präzise in seiner Einheit von grammatischer Form und Funktion:

Zum Ausdruck der Zukunft gibt es zwei Verbformen:

a. das sog. synthetische Futur, el futuro: trabajaré, comeré, escribiré;

b. das sog. periphrastische Futur, das durch die konjugierten Formen von ir + a + Infinitiv.gebildet wird: voy a trabajar, voy a comer, voy a escribir (…).

a. Das futuro bezeichnet zukünftige Handlungen. Im Deutschen steht dafür oft das Präsens (…):

Mañana iré al cine./Morgen gehe ich ins Kino.

De aquí a una semana celebraremos tu cumpleaños./Heute in einer Woche feiern wir deinen Geburtstag.

b. Das futuro bezeichnet eine Vermutung über die Gegenwart:

¿Dónde está Paco? – Estará en la oficina./Wo ist Paco? – Er wird (wohl) im Büro sein.

¿Cuántos años tiene ese señor? – Tendrá cuarenta años./Wie alt ist dieser Herr? – Er wird (etwa) vierzig Jahre alt sein.

¿Qué hará/estará haciendo Pedro? – Estará jugando al fútbol con sus amigos./Was mag Pedro (wohl) machen? – Er wird (wohl) mit seinen Freunden Fußball spielen.

Ir + a + Infinitiv

Das periphrastische Futur bezeichnet eigentlich eine gegenwartsnahe Zukunft. Es wird jedoch in der gesprochenen Sprache fast ausschließlich ohne Unterschied zum futuro verwendet, dient jedoch nicht zur Bezeichnung der Vermutung (…): Voy a ir al cine mañana. De aquí a una semana celebramos tu cumpleaños. (Gärtner/Domke 1977: 100 f.)

Margarita Görrissen stellt in ihrer Spanischen Grammatik zunächst die Bildung des Futur I vor und schreibt zum Gebrauch:

(…) Grundbedeutung:

“Was wird später passieren?” Im Futur I stehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Nebensätzen mit cuando (wenn), hasta que (bis) oder mientras (solange) wird nicht das Futur verwendet, selbst wenn zukünftige Handlungen zum Ausdruck gebracht werden, sondern der Subjuntivo im Präsens.

- Cuando llegue, te llamaré enseguida.

- Bueno. Me quedaré despierta hasta que llames (…)“. (Görrissen 2009: 92 f.)

Claudia Moriena und Karen Genschow gehen in ihrer Großen Lerngrammatik Spanisch sehr ausführlich auf den Gebrauch des einfachen Futuro ein:

In der ursprünglichen Bedeutung drückt das Futur eine Absicht, eine Pflicht bzw. eine Möglichkeit zur Realisierung einer Handlung aus. Im modernen umgangssprachlichen Spanisch wird dieser Gebrauch teilweise durch die Verbalperiphrase ir + a + infinitivo ersetzt:

(…) Iré a verte mañana = Mañana voy a verte. Ich werde dich morgen besuchen (…).

(…) Das Futur für Handlungen und Ereignisse in der Zukunft

Das Futur wird für Handlungen und Ereignisse verwendet, die in der Zukunft stattfinden.

El próximo mes empezaré un curso de inglés./El próximo mes voy a empezar un curso de inglés. Nächsten Monat werde ich einen Englischkurs anfangen.

Beachten Sie

- Das Futur kann durch das Präsens ersetzt werden, wenn aus dem Zusammenhang deutlich wird, dass es um Handlungen oder um Ereignisse geht, die sich in der Zukunft abspielen, z.B. durch Verwendung eines Zeitadverbs:

¿Qué haces mañana ? – Was machst du morgen?

- Das Futur wird wie im Deutschen in der Umgangssprache selten verwendet. Im Spanischen benutzt man stattdessen oft die Verbalperiphrase ir + a + Infinitiv. Diese wirkt unmittelbarer und lebendiger als das Futur. Im Englischen finden Sie einen einen ähnlichen Gebrauch mit going to.

¿Adónde/A dónde/irás de vacaciones el próximo año? – Wohin wirst du nächstes Jahr in den Urlaub fahren?

- Will man Handlungen oder Ereignisse beschreiben, die in unmittelbarer Zukunft stattfinden, so benutzt man die Verbalperiphrase estar por + Infinitiv.

(…) El tren está a punto de salir. ¡Date prisa! – Der Zug wird gleich abfahren.

Beeil dich!

Das Futur zum Ausdruck von Wahrscheinlichkeit (futuro de probabilidad)

Das Futur wird für Vermutungen, Zweifel, Verdacht oder Wahrscheinlichkeit verwendet:

S erá como tú dices. – Es wird wohl so sein, wie du sagst.

Norma tendrá unos treinta años. – Norma wird etwa 30 Jahre alt sein.

Das Futur zum Ausdruck von Überraschung (futuro de sorpresa)

Das Futur wird auch in Frage- und Ausrufesätzen gebraucht, in denen Überraschung zum Ausdruck kommt: ¡ Será posible que siempre llegue tarde! Ist es möglich, dass er/ sie immer zu spät kommt!

¡Si serás tonto! – So ein Dummkopf!

¿ T e atreverás a negarlo? – Du wagst es zu leugnen?

Das Futur zum Ausdruck von Befehlen (futuro de mandato)

Das Futur kann den Imperativ bei nachdrücklichen Aufforderungen und Geboten ersetzen:

¡No lo harás !/¡No serás capaz de hacerlo! – Das wirst du nicht tun!

Irás allí sin rechistar. – Du wirst ohne Widerrede hingehen.

¡No matarás ! – Du sollst nicht töten!

Cuando vengas de la escuela, ordenarás tu habitación. Wenn du von der Schule kommmst, wirst du dein Zimmer aufräumen.

Das Futur in Bedingungssätzen In Bedingungssätzen steht das Futur im Hauptsatz.

Si vienes a las cuatro, te esperaré en casa. – Wenn du um vier Uhr kommst, werde ich zu Hause auf dich warten.

Beachten Sie Wenn ein Temporalsatz sich auf die Zukunft bezieht, wird im Spanischen statt des Futurs das presente de subjuntivo verwendet (…): Cuando llegue el tren, iremos a tu casa. Wenn/sobald der Zug ankommt, werden wir zu dir fahren.

(Moriena/Genschow 2011: 344–347)

Juan Kattán-Ibarrra stellt in seinem Lehrbuch Sprachkurs Plus Anfänger Spanisch das Futur in seiner grammatischen Bedeutung und Funktion sowie in kommunikativen Situationen vor:

Wie sagt man das?

R eisepläne bestätigen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

E ine Hotelbuchung stornieren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ü ber die Zukunft sprechen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

B edingungen formulieren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unter der Überschrift Grammatik wird der Gebrauch des Futurs beschrieben:

„Über die Zukunft sprechen“

Im Spanischen gibt es, wie im Deutschen, mehrere Möglichkeiten, über Bevorstehendes zu sprechen.

a Sie haben gelernt, über Pläne und Absichten zu sprechen und dazu Ausdrücke wie ir a + Infinitiv zu benutzen (z. B. Voy a viajar a Perú. Ich fahre bald nach Peru.).

b Wie im Deutschen wird auch oft das Präsens gebraucht, um unmittelbar Bevorstehendes auszudrücken, besonders mit Verben der Bewegung, wie z. B. salir abfahren; llegar ankommen; ir fahren/gehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

c Das Futur ist die dritte Möglichkeit:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Futur Gebrauch

In der gesprochenen Sprache wird das Futur nicht mehr sehr häufig gebraucht, um über Pläne und Bevorstehendes zu sprechen. Stattdessen

werden heutzutage ir a +Infinitiv oder das Präsens bevorzugt. Das Futur bleibt aber die übliche Ausdrucksform für:

a Annahmen und Vorhersagen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

b Versprechen und Entschlüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

c Vermutende Fragen mit w ohl

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der geschriebenen Sprache und in Pressetexten bleibt das Futur die Norm:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(wenn…)

Die „Wenn“-Sätze werden gebraucht, um Ideen auszudrücken wie z. B.: Wenn ich kann, gehe ich hin./ Wenn es regnet, bleiben wir zu Hause. Im Spanischen benutzt man die Konstruktion si + Präsens + Futur: Si puedo, iré./Si llueve, nos quedamos en casa. In der gesprochenen Sprache wird das Futur manchmal durch das Präsens ersetzt. Si puedo voy./Si llueve,nos quedamos en casa. (Kattán-Ibarra 2012: 169, 171)

Im Spanischen werden die “Diez Mandamientos” (Die zehn Gebote) durch das einfache Futur ausgedrückt:

“[…] No matarás.

No cometerás adulterio. No hurtarás/robarás.

No dirás falso testimonio contra tu prójimo.

No codiciarás la mujer de tu prójimo, ni desearás la casa de tu prójimo, ni su tierra, ni su siervo, ni su sierva, ni su buey, ni su asno, ni cosa alguna de

tu prójimo.” (www.es.wikipedia.org/wiki/DiezMandamientos)

Neben den “Zehn Geboten” werden auch Regeln für das Fußballspiel mit dem einfachen Futur ausgedrückt:

Reglas del juego

1. Todos los equipos tendrán que inscribir a diez jugadores como máximo y a ocho como mínimo para la disputa del encuentro, siendo uno de elllos inscrito como portero.
2. El jugador llevará su nombre en la parte superior trasera de su camiseta.
3. La medida del balón será la talla 4.
4. El reloj del estadio será orientativo. El tiempo no se detendrá en ningún momento.
5. El árbitro del partido descontará el tiempo que considere oportuno, advirtiendo visiblemente al segundo árbitro en el último minuto de cada tiempo.
6. Las sustituciones deberán hacerse por el lugar correspondiente, es decir, entre la mesa de anotadores y el banquillo, saliendo primero el jugador sustituído y entrando posteriormente el jugador que ingresará en el terreno de juego.
7. El saque de banda deberá realizarse frente al campo y con los pies situados perpendiculares al muro y al lado de este. El balón deberá impulsarse por debajo de la cintura y con una sola mano.
8. El saque de esquina se efectuará con el pie desde el punto del córner.
9. No se podrán demorar ni la falta, ni el córner ni el saque de meta más de cinco segundos. En caso de sobrepasar este tiempo, se señalará falta desde el mismo punto.
10. No tendrán validez los goles marcados con la mano por el portero, ya sea en el saque de puerta como en el desarollo normal del encuentro.
11. El balón podrá atravesar el medio del campo en el saque de meta realizado por el portero.
12. El portero no podrá demorar el juego más de cinco segundos reteniendo el balón en su propia área cuando tiene la posesión del mismo.
13. No estará permitido agarrarse al muro, de tal manera que ello suponga una ventaja frente al rival.
14. La barrera en las faltas y córners estará situada a 5 metros.
15. Todas las faltas se sacarán de manera directa. (www.es.wikipedia.org/wiki/Showbol)

Im Deutschen werden die Spielregeln für den Fußball nicht im Futur, sondern im Präsens geschrieben. In beiden Sprachen werden durch die Spielregeln Gebote/Anordnungen ausgedrückt.

Zusammenfassung

Im Spanischen und Deutschen können zukünftige Handlungen, Vorgänge und Zustände durch präsentische Verbalformen ausgedrückt werden. Das Präsens bezeichnet in dieser Bedeutungs- und Funktionsvariante zukünftige Sachverhalte. Die Aktzeit liegt nach der Sprechzeit. Diese Gebrauchsvariante des Präsens enthält selbst keinen Modalfaktor der Vermutung, kann aber eine zusätzliche Angabe der Vermutung und auch eine fakultative Temporalangabe (en breve = bald, mañana = morgen) bei sich haben (Aktz nach der Sprz, -Mod, ±Adv): Mañana viajamos a Hamburgo./Morgen fahren wir nach Hamburg. (Vgl. Helbig/Buscha 2001: 131 und Moriena/Genschow 2004: 288)

Im Unterschied zum Deutschen gibt es im Spanischen eine Verbalperiphrase (ir+a+Infinitiv) zum Ausdruck einer ”nahen Zukunft”, die sich von den einfachen präsentischen Formen zum Ausdruck zukünftiger Sachverhalte durch eine präzisere Bezeichnung der unmittelbar bevorstehenden Sachverhalte auszeichnet und im Deutschen durch lexikalische Ergänzungen substituiert wird oder direkt mit dem Futur (konjugierte Form des Hilfsverbs werden + Infinitiv) bezeichnet wird: Voy a verte mañana./Ich werde dich morgen besuchen. (Moriena/Genschow 2004: 342)

1. Das Futur I tritt im Spanischen (einfaches Futur mit den Endungen -é, -ás, - á, -emos, - éis, -án) und Deutschen (konjugierte Formen des Hilfsverbs werden + Infinitiv) in zwei Bedeutungs- und Funktionsvarianten auf:

Futur zur Bezeichnung eines vermuteten Geschehens in der Gegenwart (Aktz = Sprz, + Mod, ± Adv):

Será como tu dices./Es wird wohl so sein, wie du es sagst.

Norma tendrá unos treinta años./Norma wird etwa 30 Jahre alt sein. (Moriena/Genschow 2004: 345)

Diese Bedeutungs- und Funktionsvariante des Futur I bezeichnet ein Geschehen in der Gegenwart, obligatorisch verbunden mit einem Modalfaktor der Vermutung, der im Deutschen durch die Modalpartikel wohl präzisiert werden kann. Eine zusätzliche Temporalangabe (ahora = jetzt etc.) kann hinzutreten, ändert aber nichts an der Tempusbedeutung und am Modalfaktor, der implizit in der Form enthalten ist. Die Aktzeit und die Sprechzeit decken sich. (Helbig/Buscha 2001: 137)

2. Futur I zur Bezeichnung eines zukünftigen Geschehens

Die Formen des Futur I im Spanischen und im Deutschen besitzen eine Funktions- und Bedeutungsidentität. Diese Bedeutungs- und Funktionsvariante des Futur I bezeichnet einen Sachverhalt in der Zukunft. Die Aktzeit liegt nach der Sprechzeit. Diese Variante kann einen Modalfaktor (der Vermutung) enthalten, muss es aber nicht. Das Futur I kann in dieser Variante mit einer fakultativen Temporalbestimmung (mañana = morgen, en breve = bald etc.) verbunden werden (Aktz nach der Sprz, ± Mod, ± Adv): Dina llegará mañana./Dina wird morgen kommen. (Helbig/Buscha, 137–138 und Moriena/Genschow, 346) Sowohl im Spanischen als auch im Deutschen ist diese Variante mehr der Schriftsprache zuzuordnen.

Das einfache Futur des Französischen

Glinz schreibt in seinem Buch Grammatiken im Vergleich zum Gebrauch des Futurs im Lateinischen und Deutschen:

„Das Futur (zur Unterscheidung oft auch “Futur I” genannt) wird im Lateinischen häufiger gebraucht als im Deutschen (…)

Wenn man etwas in die Zukunft Hineinreichendes darstellt oder ein überhaupt erst kommendes Handeln ankündigt, kann man im Deutschen ebensogut Präsens wie Futur verwenden, im Lateinischen aber nur das Futur.

Ein Beispiel aus Terenz (Menedemus spricht über die Dauer seiner Selbst- Bestrafung wegen der zu harten Behandlung seines Sohnes, Vers 136–137):

usque dum ille vitam illam colet interea usque illi de me supplicium dabo = solange er dieses Leben (in der Fremde) führt, so lange werde ich ihm von mir aus Buße leisten.”

(Glinz 1995: 194)

Zum Ausdruck zukünftiger Handlungen im Französischen führt Glinz folgendes aus:

“Sehr häufig ist die Kombination ‘aller’ + Infinitiv für etwas erst Kommendes, Zukünftiges: ’Il va sortir /er wird ausgehen. – Elle va rester au lit./Sie wird im Bett bleiben’ usw. Der Fachausdruck dafür ist ‘futur proche’, das einwortige Futur (mit -r gebildet) nennt man zur Unterscheidung oft ‘futur simple’ (…)”.

(Glinz 1995:48)

Weinrich geht in seiner Textgrammatik der französischen Sprache sehr ausführlich auf die grammatiche Bedeutung und Funktion des Futurs im Französischen ein:

“Die Bedeutung des Futurs konstituiert sich aus den Tempus-Merkmalen (BESPRECHEN) und (VORAUSSCHAU). (…) In den meisten Fällen richtet sich die Vorausschau auf Zukünftiges. Die Zukunft kannn zusätzlich (“redundant”) noch durch andere Signale kenntlich gemacht sein, beispielsweise durch bestimmmte Tempus-Adverbien (demain: ‚ morgen’ , l’année prochaine: ‚ nächstes Jahr‘) oder durch Daten (en 1990). Das entbindet in der Regel nicht von der Setzung des Futurs. Zu merken ist auch, dass nach espérer ‚hoffen’ regelmäßig das Futur und nicht eine Konjunktiv-Form steht:

/bon, on se verra la semaine prochaine à la kermesse/‘Gut, wir sehen uns nächste Woche auf der Kirmes’

/j’espère que tu viendras me chercher/‘Hoffentlich holst du mich ab’

/penses-tu que tu ne pourras pas y aller tout seul?/‘Meinst du, dass du da nicht allein hingehen kannst?’

/je suis sûr que je m’égarerai/‘Ich werde mich bestimmt verirren’

(…) Da der Imperativ eine zukünftige Veränderung der Situation intendiert und diese Veränderung in der Vorausschau vorwegnimmt (…), kann das Futur auch, ebenso wie der Imperativ, ein Gebot oder einen Befehl ausdrücken. Die Zehn Gebote der Bibel sind so abgefasst. Das ist eine archaische Sprache. Aber auch die Alltagssprache kennt gelegentlich dieses imperativische Futur zum Ausdruck eines strengen Gebots, auch bei Schulaufgaben und militärischen Befehlen.

/tu ne tueras point/‘du sollst nicht töten’

/Ton père et mère tu honoreras/‘Du sollst Vater und Mutter ehren’

/tu copieras cette page pour demain!/‘Du schreibst für morgen diese Seite ab!’

/ je te dis pour la dernière fois que tu ne toucheras plus au bien d’autrui!’/‘Ich sage dir zum letzten Mal. Du sollst nicht mehr anderer Leute Hab und Gut anrühren!’

In konditionalen Junktionen steht das futur gewöhnlich als Ausdruck einer Folge, die eintritt, wenn eine annehmbare Bedingung (si+Präsens) erfüllt ist (…):

/ si tu veux, nous nous reverrons/‘Wenn du willst, werden wir uns wiedersehen’

Eine gewisse Unsicherheit, die oft mit der vorausschauenden Perspektive verbunden ist, kann in den Dienst der Höflichkeit treten.

Daraus ergibt sich eine höfliche Nuance in den folgenden Beispielen:

/ oserai-je demander un service à ma fille?/‘Darf ich (es) wagen, meine Tochter um einen Gefallen bitten?’ (ironisch)

/ tout ce que tu voudras/‘Alles, was du willst’

Idiomatiche Ausdrücke und Redensarten

/ qui vivra, verra/ ‚Kommt Zeit, kommt Rat’

/ rira bien qui rira le dernier./‘Wer zuletzt lacht, lacht am besten’

/ on verra bien./‘Man wird ja sehen’

/ aide toi, le ciel t’ aidera!/‘Hilf dir selbst, so hilf dir Gott!’

(Vgl. Weinrich 1982:199f.)

Innerhalb seiner Darstellung über den Gebrauch des futur geht Weinrich auf eine spezifische Textsorte – einen Gesetzestext – ein und schreibt:

„Um den Gebrauch des Futurs in einem Text zu beobachten, wird hier ein Abschnitt aus dem französischen Strafgesetzbuch, dem Code pénal, ausgesucht. In französischen Gesetzestexten findet man nämlich eine besonders hohe Frequenz dieses Tempus. (…) Die Verfasser des Code pénal haben sich insbesondere klar gemacht, dass sie hier Gesetzesbestimmungen abfassen, die nur auf zukünftige Delikte anwendbar sind, das heißt auf solche Delikte, die nach der Verkündigung dieser Gesetze begangen werden. Sie haben daher grundsätzlich für die Beschreibung der im Gesetz festzulegenden polizeilichen und juristischen Maßnahmen die vorausschauende Perspektive gewählt und diese durch das Futur ausgedrückt.“ (Weinrich 1982: 201 f.)

Wir halten den Schwierigkeitsgrad dieses Fachtextes für den Anfangsunterricht zu hoch und gehen daher nicht näher auf die Details ein, zitieren folglich den Gesetzestext nicht.

Lübke erläutert in ihrer Französischen Grammatik den Gebrauch der periphrastischen Konstruktion zum Ausdruck der “unmittelbaren Zukunft” sowie das futur simple.

Sie gibt eine Übersicht mit dem Hinweis darauf, dass es im Deutschen keine Entsprechung für das futur composé (oder wie man auch sagt: futur proche) gibt.

Das futur composé verdeutlicht, dass ein Vorgang

>bald geschehen wird.

>mit Sicherheit geschehen wird.

Um auszudrücken, dass ein Vorgang bald geschehen wird, benutzt man im Deutschen das Präsens oder das Futur I und setzt “bald”, “gleich” oder “sofort” hinzu. – Um auszudrücken, dass ein Vorgang mit Sicherheit geschehen wird, verwendet man im Deutschen das Präsens oder das Futur I und setzt “bestimmt” oder “sicher” hinzu.

B eispiel: téléphoner

je vais téléphoner /nous allons téléphoner

tu vas téléphoner

/vous allez téléphoner

il/elle va téléphoner /ils/elles vont téléphoner (…)

Le futur simple

D as Futur I/die Zukunft I

Um die Zukunft auszudrücken gebrauchen wir im Deutschen entweder das Präsens oder das Futur I.

B eispiel: Morgen besuche ich Sandrine.- Präsens

Morgen werde ich Sandrine besuchen.- Futur I mit “werden” Im Französischen verwendet man das futur simple

B eispiel: Demain, j’irai voir Sandrine. (Morgen werde ich Sandrine besuchen.) Je lui dirai de venir à la fête.

(Ich werde ihr sagen, dass sie zum Fest kommen soll.)

(…) Deutschsprechende sollten beachten, dass im Französischen das futur simple eine “einfache” Zeit ist. Sie besteht aus Stamm und Endung. Im Deutschen ist dagegen das Futur I eine “zusammengesetzte” Zeit: Sie besteht aus dem Hilfsverb “werden“ und dem Infinitiv. Dieser Unterschied führt bei Übersetzungen vom Deutschen ins Französische häufig zu Fehlern.

B eispiel: Französisch (ein Wort): Deutsch (zwei Wörter): il viendra er wird kommen.

elle verra sie wird sehen. (Lübke 2007: 159–161)

Klein/Kleineidam stellen die beiden Formen futur composé und futur simple zum Ausdruck eines bevorstehenden Sachverhalts sehr präzise in ihrer Grammatik des heutigen Französisch dar:

1. Das Französische hat zwei Tempora, die zukünftiges Geschehen ausdrücken können:

Das Futur simple: Pierre partira (…)

Das Futur composé: Pierre va partir.

Futur simple und Futur composé sind beide Tempora des Discours. Sie kommen sowohl gesprochen als auch geschrieben vor. In der geschriebenen Sprache überwiegt eindeutig das Futur simple, in der gesprochenen Sprache werden beide Tempora etwa gleich häufig verwendet.

In Aussagen, die in die Zukunft weisen, stehen Futur simple und Futur composé bedeutend häufiger als im Deutschen, das sehr oft das Präsens verwendet.

Vergleiche:

J’espère qu’il ne pleuvra pas demain./Hoffentlich regnet es morgen nicht. Tu le feras quand tu voudras./Das kannst du tun, wenn du willst.

A u quatrième top, il sera exactement 10 heures, 15 minutes et 30 secondes./Beim vierten Ton des Zeitzeichens ist es genau 10 Uhr, 15 Minuten und 30 Sekunden.

La concierge est dans l’escalier, mais elle va revenir tout de suite./ Die Hausmeisterin ist im Treppenhaus , kommt aber gleich zurück.

Futur simple und Futur composé sind in der Mehrzahl der Fälle austauschbar. Es sind dabei jedoch Gebrauchsunterschiede zu beachten, die in dem Verhältnis der beiden Tempora zum Sprechzeitpunkt begründet sind:

Das Futur simple stellt ein nahes oder fernes künftiges Geschehen als deutlich vom Sprechzeitpunkt abgehoben und außerhalb der Gegenwart liegend dar.

Das Futur composé steht, wenn das zukünftige Geschehen mit Bezug zur Gegenwart (zum Sprechzeitpunkt) gesehen wird. Es wird daher auch als Futur proche (“nahes Futur”) bezeichnet.

Aus dieser unterschiedlichen Sichtweise erklären sich Unterschiede wie neutrale, in die unmittelbare Zukunft weisende Aussage/festes Versprechen; Berechtigte Prognose/Satz mit prophetischem Charakter; Konkrete Übertragung einer Aufgabe/Horoskop; Entrüstung vor möglicher konkreter Tat.

Weitgehend nicht austauschbar sind Futur simple und Futur composé in folgenden Fällen:

Das Futur simple steht zum Ausdruck einer deutlich vom Sprechzeitpunkt abgehobenen Zukunft in Verbindung mit adverbialen Bestimmungen wie un jour, toujours und in Verneinungen, besonders mit ne…jamais, ne…plus; im Hauptsatz eines konditionalen Satzgefüges mit si.

Das Futur composé steht zum Ausdruck einer Zukunft mit Bezug zur Gegenwart zusammen mit den Adverbien tout de suite und maintenant; wenn die Unmittelbarkeit des Geschehens durch den Kontext gegeben ist.” (Klein/Kleineidam 1994: 269 f.)

Nicole Laudut beschreibt in der Großen Lerngrammatik Französisch die grammatische Bedeutung und Funktion des Futur simple und Futur composé sehr detalliert und zitiert viele Satzbeispiele:

Anders als im Deutschen gibt es im Französischen zwei Möglichkeiten ein zukünftiges Geschehen auszudrücken:

1. das futur simple (einfache Zukunft): Je viendrai. Ich werde kommen.
2. das futur proche (unmittelbare Zukunft): Je vais venir. Ich werde kommen.

(…) Das Futur I (auch futur simple genannt) ist im Französischen eine einfache Zeit, entspricht aber im Deutschen einer zusammengesetzten Zeit: je parlerai /ich werde sprechen (…)

Das Futur wird sowohl temporal (Punkt 1 und 2 der unten stehenden Tabelle) als auch modal (Punkt 3 bis 6) verwendet.

In modaler Funktion drückt das Futur die Haltung des Sprechers gegenüber dem aus, was er sagt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Beachten Sie

- Das Futur I wird im Französischen häufiger als im Deutschen verwendet. Im folgenden Beispiel steht im Französischen das Futur, während im deutschen Satz das Präsens gebraucht wird:

Nous dînerons dès qu’il sera là./Wir essen, sobald er da ist.

- Das Futur I kann durch das Präsens ersetzt werden, wenn durch die Verwendung von Zeitadverbien aus dem Kontext deutlich hervorgeht, dass die Handlung in der Zukunft liegt: Je vais au cinéma demain./Morgen gehe ich ins Kino. Das Deutsche macht von dieser Möglichkeit jedoch öfter Gebrauch.

- Das französische Futur I kann leicht “offiziell/feierlich” klingen. So warden z.B. die Zehn Gebote im Futur I ausgedrückt: Tu ne tueras pas. Du sollst nicht töten.

- Das Futur steht niemals im si-Satz: S’il pleut, nous ne sortirons pas.

Wenn es regnet, gehen wir nicht hinaus (…).

Das futur proche (auch futur composé genannt) drückt ebenfalls zukünftige Handlung aus (…). Durch die Anwesenheit des Hilfsverbs aller wirkt das futur proche dynamischer als das futur simple und wird deshalb im gesprochenen Französisch immer öfter anstelle des futur simple verwendet. Die Medien jedoch verwenden häufig das Futur I, z.B. bei Programmankündigungen oder Wettermeldungen, weil es einen offizielleren Charakter hat:

Le soleil brillera toute la journée. Die Sonne wird den ganzen Tag scheinen (…).

Das Futur I und das futur proche sind in vielen Fällen, jedoch nicht immer, austauschbar. Im Folgenden werden Unterschiede im Gebrauch der beiden Futur- Formen aufgelistet:

Das Futur I wird verwendet,

1. wenn der Zeitpunkt der Handlung eher unbestimmt ist:

Je te rendrai ton livre. Ich werde dir das Buch (irgendwann) zurückgeben.

2. um ein festes Vorhaben auszudrücken (emphatisch): Un jour je partirai. Eines Tages werde ich weggehen.

1. bei einer formellen Vorhersage (z.B. Horoskop, Wetter):

Vous vous marierez et vous aurez beaucoup d’enfants. Sie werden heiraten und viele Kinder haben.

2. bei Befehlen und Verboten (anstelle eines Imperativs):

Tu resteras ici. Du wirst hier bleiben. Tu ne feras pas ça. Das sollst du nicht machen.

Das futur proche wird verwendet,

1. wenn der Zeitpunkt der Handlung unmittelbar bevorsteht. Je vais te faire un café. Ich mache dir gleich einen Kaffee.

2. um eine vage Absicht zu äußern

Je vais bientôt déménager. Ich werde bald umziehen.

1. um eine spontane Prognose oder Warnung auszudrücken.

J’ai l’impression qu’il va pleuvoir. Ich habe das Gefühl, dass es regnen wird.

Attention, tu vas te faire mal. Vorsicht, du wirst dir weh tun.

2. wenn eine gewisse Entrüstung geäußert wird (verneint).

Tu ne vas pas faire ça quand même! Du wirt das doch nicht machen!

Beachten Sie

- Das Futur I wird oft mit folgenden Zeitadverbien verwendet: un jour = eines Tages, toujours = immer, jamais = niemals, die eine eher unbestimmte Zukunft bezeichnen. Je t’aimerai toujours. Ich werde dich immer lieben.

- Das futur proche bevorzugt dagegen Zeitadverbien, die eine unmittelbare Zukunft bezeichnen wie tout à l’heure = gleich, maintenant = jetzt.

- Das futur proche kann sich ebenfalls auf eine fernere Zukunft beziehen. Je vais arrêter de travailler dans cinq ans. In fünf Jahren höre ich auf zu arbeiten.

Dadurch wird das Vorhaben wahrscheinlicher, seine Realisierung rückt sozusagen etwas näher heran. Aus diesem Grund wird es in der Umgangssprache bevorzugt. (Laudut 2012: 263–273)

Zur Darstellung einer formellen Vorhersage, die durch das Setzen eines Futur simple bezeichnet wird, zitieren wir im Folgenden einen Text, der aus der Übungsgrammatik Französisch Grammaire progressive du français-Niveau intermédiaire stammt:

En 2083, les gens habiteront tous à la campagne. Les villes seront presque vides. Tout le monde aura une maison individuelle, plusieurs télévisions et plusieurs ordinateurs. On ne voyagera plus: on verra ses amis sur des écrans, chez soi. Les étudiants communiqueront par câble avec les plus grands professeurs. Les gens seront grands, minces et en bonne santé. (Grégoire/Thiénevaz 1995: 215)

Der Textkommentar verzeichnet eine hohe Frequenz dieses Tempus (7 Futur-Simple -Formen), die gemeinsam mit der Temporal-Angabe (im Jahr 2083) eine Vorausschau, eine zukünftige Veränderung der Lebensumstände schildern, die höchstwahrscheinlich eintreten werden, wodurch die modale Komponente der Erwartung, der möglichen Realisierung bezeichnet wird (Aktz nach der Sprz, ±Mod, ±Adv). Diese Bedeutungs- und Funktionsvariante des Futur simple bezeichnet einen Sachverhalt in der Zukunft. Die Aktzeit liegt nach der Sprechzeit. Diese Variante kann einen Modalfaktor der Vermutung enthalten, muss es aber nicht. Das einfache Futur kann in dieser Variante mit einer Temporalbestimmung verbunden werden. Im französischen Ausgangstext entsteht eine modale Bedeutungsnuance allein durch das Setzen der Verbal-Formen im Futur Simple.

Im Deutschen werden die o. g. Futur -Formen des Französischen auch durch eine Temporal-Angabe (im Jahr 2083) ergänzt und durch das Präsens in seiner zweiten Bedeutungs- und Funktionsvariante (Aktz nach Sprz, -Mod, ± Adv) wiedergegeben. Im deutschsprachigen Text drücken also die Präsens -Formen zukünftige Sachverhalte aus. Die Aktzeit liegt nach der Sprechzeit. Die Präsens -Formen enthalten keinen Modalfaktor der Vermutung. Dieser müsste durch das Setzen der Modalpartikel wohl bewirkt werden, d.h. lexikalisch realisiert werden:

2083 wohnen alle Menschen auf dem Land. Die Städte sind fast alle menschenleer. Jeder hat ein Eigenhaus, mehrere Fernsehapparate und Computer. Es wird nicht verreist: man sieht seine Freunde auf dem Bildschirm, bei sich zu Hause. Studenten kommunizieren online mit den wichtigsten Professoren. Die Menschen sind groß, schlank und gesund. (Grégoire/Thiénevaz, ebd.)

Wie bereits erwähnt wurde, können die französischen Futur-Simple - Formen Gebote und Verbote (anstelle des Imperativs) bezeichnen. Sie können leicht „feierlich und offiziell“ klingen. So werden z. B. die Zehn Gebote im futur simple ausgedrückt:

Les dix commandements

1. Tu n'auras pas d'autre dieu que moi.
2. Tu ne te feras pas d'idole ni de représentation quelconque de ce qui se trouve en haut dans le ciel, ici-bas sur la terre, ou dans les eaux plus bas que la terre. Tu ne te prosterneras pas devant de telles idoles et tu ne leur rendras pas de culte, car moi, l'Éternel, ton Dieu, je suis un Dieu qui ne tolère aucun rival: je punis les fils pour la faute de leur père, jusqu'à la troisième, voire la quatrième génération de ceux qui me haïssent. Mais j'agis avec amour jusqu'à la millième génération envers ceux qui m'aiment et qui obéissent à mes commandements.
3. Tu n'utiliseras pas le nom de l'Éternel ton Dieu pour tromper (ou de manière abusive), car l'Éternel ne laisse pas impuni celui qui utilise son nom pour tromper.
4. Pense à observer le jour du repos (ou sabbat) et fais-en un jour consacré à l'Éternel. Tu travailleras six jours pour faire tout ce que tu as à faire. Mais le septième jour est le jour du repos consacré à l'Éternel, ton Dieu ; tu ne feras aucun travail ce jour-là, ni toi, ni ton fils, ni ta fille, ni ton serviteur, ni ta servante, ni ton bétail, ni l'étranger qui réside chez toi ; car en six jours, l'Éternel a fait le ciel, la terre, la mer, et tout ce qui s'y trouve, mais le septième jour, il s'est reposé. C'est pourquoi l'Éternel a béni le jour du sabbat et en a fait un jour qui lui est consacré.
5. Honore ton père et ta mère afin de jouir d'une longue vie dans le pays que l'Éternel ton Dieu te donne.
6. Tu ne commettras pas de meurtre.
7. Tu ne commettras pas d'adultère.
8. Tu ne commettras pas de vol.
9. Tu ne porteras pas de faux témoignage contre ton prochain.
10. Tu ne convoiteras pas la maison de ton prochain, tu ne convoiteras ni sa femme, ni son serviteur, ni sa servante, ni son bœuf, ni son âne, ni rien qui lui appartienne. (www.info-bible.org/textes/dix-commandements.htm)

Zusammenfassung

Im Französischen bezeichnen zwei Formen zukünftige Handlungen, Vorgänge und Prozesse. In der mündlichen Kommunikation überwiegt das futur proche (aller+Infinitiv), das eine größere Nähe zum Sprechzeitpunkt besitzt als das futur simple (einfache Form, die aus dem Infinitiv + Endungen -ai, -as, -a, -ons, -ez, -ont von avoir = haben gebildet wird), das auch in der mündlichen Kommunikation vorkommen kann, jedoch vorzugsweise in der Schriftsprache (häufig in den Zeitungen) verwendet

wird. Beide Futur -Formen drücken eine grammatische Bedeutung und Funktion aus, die Sachverhalte in der Zukunft charakterisiert, die nach der Sprechzeit liegen. Die einfachen Futur -Formen können einen Modalfaktor der Vermutung implizieren, müssen es aber nicht. Sie können jedoch fakultative Temporalangaben enthalten (Aktz nach der Sprechzeit,± Mod,± Adv). Die periphrastische Form des futur proche impliziert keinen Modalfaktor. Die deutsche Sprache kann zukünftige Sachverhalte sowohl durch Präsens -Formen mit Temporalangaben als auch durch das Futur I (werden + Infinitiv) ausdrücken. Die französische Konstruktion (aller+ Infinitiv) – also die «nahe Zukunft» – wird im Deutschen durch zusätzliche lexikalische Mittel (Temporalangaben wie gleich, bald, in Kürze) + Infinitiv wiedergegeben. Die modale Komponente der Vermutung im Futur simple wird im Deutschen beim Futur I durch die Verwendung der Modalpartikel wohl verstärkt. Im Französischen enthält das Futur simple häufig eine Komponente des Gebietens und Verbietens, des «feierlichen» Ausdrucks und kommt daher in den Zehn Geboten (z. B. Tu n’auras pas d’autre dieu que moi) vor, was im Deutschen durch das verneinte Modalverb sollen + Infinitiv (Du sollst keine anderen Götter haben neben mir) bezeichnet wird.

Das einfache Futur des Italienischen

Die Autoren der Grammatica italiana per tutti stellen die Formen des einfachen Futur (Futuro semplice) vor und verbinden diese mit der Erläuterung ihres Gebrauchs:

Das Futuro (Futuro semplice) bezeichnet zukünftige Vorgänge. Es wird häufig durch das Präsens ersetzt, wenn aus dem Zusamhang deutlich wird, dass es sich um zukünftige Vorgänge handelt.

- Che cosa farai ?
- Ti manderemo una cartolina.
- Ernesto verrà/ viene di certo.
- La prossima volta che andrò/ vado a Roma, ti porterò, porto con me.

Beachte:

Die Formen des Futurs werden auch gebraucht

a) bei nachdrücklichen Aufforderungen und Geboten : Ci andrai subito./Du wirst sofort hingehen (…).

b) bei vorsichtigen Aussagen, Vermutungen, unsicheren Fragen: Sarà come dice Lei./Sie mögen recht haben (…).

A piedi ci vorranno tre ore./Zu Fuß braucht man ungefähr drei Stunden (…).

(Kirsten/Mack 2009: 38)

Bei der Darstellung der Präsens -Formen wird darauf hingewiesen, dass dieses Verbaltempus anstelle des F uturs stehen kann, „sofern aus dem Zusammenhang deutlich wird, dass es sich um einen zukünftigen Vorgang handelt (…): Domani andiamo a Roma“. (Grammatica per tutti, 35) Umberto Gorini beschreibt in seiner Standardgrammatik Italienisch die Formen des einfachen Futurs (Futuro Semplice) sehr präzise und stellt die grammatische Bedeutung und Funktion dieses Verbaltempus dar:

Das Futur I drückt aus:

- zukünftige Vorgänge:

Sabato prossimo andremo a trovare i miei suoceri. Am nächsten Samstag

werden w i r meine Schwiegereltern besuchen.

- Feste Absichten oder Entschlüsse :

Dopo il liceo studierò architettura all’ università. N ach dem Gymnasium

werde i ch Architektur an der Universität studieren.

- Vermutungen:

Di nuovo il telefono: sarà quella scocciatrice di Monica. W i eder klingelt das Telefon. Es wird Monika sein, die Nervensäge.

- Ersatzformen des Imperativs :

Sono giorni che hai l’influenza. Domani andrai subito dal medico! S eit Tagen hast du die Grippe. Morgen wirst du sofort zum Arzt gehen !

- Das Futur I wird bei eindeutigen Zeitangaben oft durch das Präsens ersetzt:

Ci vediamo domani ! Wir sehen uns morgen ! (Gorini 2013: 145–147)

Die Autorinnen Da Forno und Manzino-Hinnrich charakterisieren in ihrer Großen Lerngrammatik Italienisch sowohl den Formenbestand als auch die Gebrauchsvarianten des einfachen Futurs (Futuro Semplice):

Das Futur I drückt Handlungen aus, die sich in der Zukunft abspielen. Der Gebrauch dieser Zeit ist ähnlich wie im Deutschen (…).

Das Futur I bezeichnet Vorgänge in der Zukunft.

Che cosa farai domani?/ Was wirst du morgen machen?

Dove andrai in vacanza il prossimo anno?/ Wohin wirst du nächstes Jahr in Urlaub fahren?

Aber:

Das Futur I kann durch Präsens ersetzt werden, wenn aus dem Zusammenhang deutlich wird, dass es sich um Vorgänge handelt, die sich in der Zukunft abspielen./Il mese prossimo comincio/comincerò un corso di inglese. Nächsten Monat fange ich einen Englischkurs an/werde ich einen Englischkurs anfangen.

Das Futur kann den Imperativ bei nachdrücklichen Aufforderungen und Geboten ersetzen./Non lo farai ! Das wirst du nicht tun! Domani andrete dal medico! Morgen werdet ihr zum Arzt gehen! (…)

Will man Vorgänge oder Handlungen beschreiben, die in unmittelbarer Zukunft stattfinden werden, so benutzt man stare per + Infinitiv:

Le vacanze stanno per finire. Die Ferien gehen zu Ende.

Il treno sta per partire. Der Zug wird jeden Augenblick abfahren. (…) Dopodomani vado da Franca. Übermorgen gehe ich zu Franca. (Da Forno/Manzini-Himmrich 2010: 171, 217)

Im Internet werden die Formen des einfachen Futur (Futuro semplice) beschrieben und deren Unterschied zum Lateinischen dargestellt sowie ein Vergleich der Formen in den romanischen Sprachen angestellt.

Dieser Vergleich zwischen den romanischen Sprachen ergibt, dass es im Italienischen, Spanischen, Französischen und Portugiesischen ein einfaches Futur sowie periphrastische Konstruktion zum Ausdruck von zuküntigen Sachverhalten gibt:

Il futuro semplice è una forma verbale del modo indicativo. Indica situazioni ed eventi presenti e futuri che risultano in qualche modo incerti; il futuro viene spesso preferito al presente per indicare eventi futuri quando l’evento è situato a notevole distanza di tempo nell’avvenire :

- D omani andrò a Parigi.

- … solo continuerò, e dormirò, mi sveglierò, camminerò, lavorerò, qualche cosa farò, io vivrò (senza te)

Il futuro italiano nella sua forma attuale non è un’eredità diretta del latino classico. Questa lingua utilizzava infatti una variante di futuro completamente diversa da quella che usiamo oggi. Per amare, si aveva:

- A mabo, amabis, amabit, amabimus, amabitis, amabunt.

Con il tempo, questa forma antica è caduta in disuso, anche perché con il tempo e con i vari mutamenti linguistici in corso, essa iniziava a rassomigliare troppo a quella delll’imperfetto del verbo, seguito dalle forme coniugate dell’ausilare avere; amare habeo ecc. (amare + ho).Con il tempo, le forme del verbo all’infinito si sono fuse in un’unica parola con quelle del verbo avere, che restano ancor oggi riconoscibili nelle desinenze del futuro dell’italiano (o di altre lingue romanze):

- Per l’italiano :io amer ò = amare + ho; tu amer a i =amare + hai; egli

amer à = amare + ha.

- Per il francese: j’aimer ai =aimer + ai; il aimer a = aimer + a.
- Per lo spagnolo: yo amar é = amar + he;tú amar ás = amar + hás;él amar á = amar + ha.
- Per il portoghese: eu amar ei = amar + hei,= amar + hei; tu amar ás; ele amar á = amar + há.

(www.it.wikipedia.org/wiki/Futuro_semplice)

Zur Darstellung des Futuro semplice wählen wir den folgenden Text:

Testo sul futuro semplice indicativo Il ministero della Pubblica Istruzione ha fatto sapere che fra pochi anni la Scuola sarà completamente tecnologica;SMS e pagelle sul web.

Le novitá che si introduranno nella nostra Scuola sono davvero interessanti e in alcuni casi rivoluzionarie. Sì certo alcuni alunni non ne saranno felici ed entusiasti. Prima di tutto, infatti, partirà un sistema di invio autumatico di SMS ai genitori.Gli insegnanti, fatto l’appello, segnaleranno le assenze e in tempo reale la scuola provvederà a informare i genitori che l’alunno/a non è in aula. Le operazioni burocratiche e di segreteria si sbrigheranno direttamente online. Sempre online si invieranno i certificati e si pagheranno le tasse scolastiche. Infine, per quanto riguarda il rendimento scolastico, la consultazione delle pagelle potranno avvenire direttamente online da un account personale dei genitore, sul sito del Ministero oppure dell’Istituto stesso. Oltre a questo, i ragazzi avranno a disposizione dei PC portatili speciali per la connessione in tempo reale sul web durante le lezioni. I colloqui tra genitori e insegnanti potranno avvenire via Internet con la webcam. Il Ministro della Pubblica Istruzione è soddisfatto di questo progetto che eleverà il livello della scuola e la collocherà alla pari delle altre in Europa.

(www.schule.suedtirol.it/pi/faecher/italienisch/italienisch.htm)

Die Zehn Gebote werden im Italienischen (I DIECI COMANDAMENTI) vor allem durch verneinte Infinitiv-Formen ausgedrückt:

2. Non nominare il nome di Dio invano.

3. Ricordati di santificare le feste.

5. Non uccidere.

6. Non commetere atti impuri.

7. Non rubare.

8. Non dire falsa testimonianza.

9. Non desiderare la donna d’altri.

10. Non desiderare la roba d’altri.

Nur das Erste Gebot wird im Futuro Semplice geschrieben:

1. Non avrai altro Dio all’infuori di me.

Das Vierte Gebot wird mit dem Imperativ onora zum Ausdruck gebracht:

4. Onora il padre e la madre. (www.it.wikipedia.org/wiki/Dieci_comandamenti)

Zusammenfassung

Im Italienischen werden zukünftige Handlungen, Vorgänge und Prozesse durch das Presente + Temporalangaben (z.B. domani), die Verbalperiphrase stare + per + Infinitiv und das Futuro semplice bezeichnet. Das Futuro semplice tritt sowohl in der mündlichen als auch in der schriftlichen Kommunikation auf. Während die periphrastische Konstruktion einen unmittelbar bevorstehenden Sachverhalt ausdrückt und damit dem Sprechzeitpunkt nahe steht, sind die Presente -Form + Temporal-angabe und das Futuro semplice von diesem weiter entfernt. Sie stimmen mit der zweiten Gebrauchsvariante des Präsens (Aktz nach Sprz,- Mod, + Adv) und dem Futur I (Aktz nach Sprz, ±Mod, ±Adv) überein. Das Futuro semplice deckt sich in seiner grammatischen Bedeutung und Funktion mit der des F utur I im Deutschen. Diese Gebrauchsvariante kann einen Modalfaktor der Vermutung enthalten, muss es aber nicht. Sie kann mit einer fakultativen Temporalbestimmung verbunden werden. Es gibt also zwei Varianten mit einem unterschiedlichen Zeitbezug, nämlich 1. mit einem Gegenwartsbezug, der eine modale Komponente impliziert und 2. einen Zeitbezug zur Zukunft, der eine reine temporale Aussage besitzt. In beiden Sprachen (Italienisch/ Deutsch) können (durch das Futuro semplice und das Futur I) Verbote und Gebote bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang ist es wesentlich zu betonen, dass Die Zehn Gebote im Italienischen – im Gegensatz zu den anderen miteinander verglichenen romanischen Sprachen – nicht ausschließlich durch das F uturo semplice ausgedrückt werden (Non avrai altro Dio all’infuori di me), sondern vorzugsweise durch den Infinitiv (Non dire falsa testimonianza).

(www.it.wikipedia.org/wiki/Dieci_comandamenti)

Zu sammenfassung (Futur)

Bei der Vermittlung und Aneignung des einfachen Futurs in den romanischen Sprachen gehen wir in Anfangskursen für deutschsprachige Lernende von der grammatischen Bedeutung und Funktion des Futurs im Lateinischen als Ursprungssprache derselben aus. Das F utur I (laudabo – ich werde loben/videbo – ich werde sehen/ero – ich werde sein etc.) wird im Lateinischen häufiger gebraucht als im Deutschen. In den romanischen Tochtersprachen Portugiesisch (amarei), Spanisch (amaré), Französisch (j’amerai) und Italienisch (amerò), die das einfache Futur auch besitzen, verwendet man diese Formen vorzugsweise in der Schriftsprache und wählt in der mündlichen Kommunikation zum Ausdruck zukünftiger Handlungen, Ereignisse und Zustände oft Präsens -Formen in Verbindung mit Temporalbestimmungen (z. B. amanhã/mañana/ demain/domani etc.) oder periphrastische Konstruktionen (Ir + Infinitiv/Ir + a + Infinitiv/ Aller + Infinitiv zum Ausdruck einer nahen Zukunft). Nur das Italienische drückt zukünftige Handlungen, Vorgänge und Prozesse vor allem im Futuro Semplice (ioamerò) aus. Für deutschsprachige Lernende ist es wichtig zu erkennen, dass der zweiteiligen Verbalkonstruktion (Hilfsverb w erden + Infinitiv) eine einfache Form in den entsprechenden Fremdsprachen gegenübersteht. Gemeinsam ist allen diesen Formen zum Ausdruck des Futur I, dass sich deren grammatische Grundbedeutung und Funktion (Aktz nach Sprz, ±Mod, ±Adv) in der schriftlichen Kommunikation auf Zukünftiges bezieht, aber in der mündlichen Kommunikation zu einer modalen Verwendung tendiert (Aktz während der Sprz, +Mod, ±Adv). Daraus ergibt sich, dass man sich mit dem einfachen Futur in den romanischen Sprachen und dem Futur I im Deutschen auf Zukünftiges (noch nicht Realisiertes) beziehen kann, aber häufiger Wahrscheinliches/Vermutetes in der gegenwärtigen Situation (im Sprechmoment) bezeichnet. Es ist zu beachten, dass die einfachen Futur- Formen innerhalb der romanischen Sprachen nicht in analogen Textsorten verwendet werden.

Fazit

Bei der Aneignung und Vermittlung der romanischen Sprachen im Anfangsunterricht für deutschsprachige Lernende ist zu beachten, dass das Verbalsystem des Portugiesischen, Spanischen, Französischen und Italienischen (aufgrund des lateinischen Erbes) über einen größeren Reichtum an Formen verfügt als das deutsche Verbalsystem. Dieser Formenreichtum bereitet den durch ihre Muttersprache vorgeprägten deutschen Studenten große Lernschwierigkeiten. Wir haben für unsere Darstellung daher aus didaktischen Erwägungen heraus Schwerpunkte (Präsens, Vergangenheits- und Futur -Formen) dargestellt, um den Lehr- und Lernprozess zu erleichtern.

Die Präsens -Formen in den romanischen Sprachen drücken wie im Deutschen die folgenden Bedeutungs- und Funktionsvarianten aus: Aktuelles Präsens, Futurisches Präsens, Usuelles/Habituelles Präsens, Historisches Präsens und Atemporales Präsens. Im Unterschied zum Deutschen gibt es im Portugiesischen, Spanischen und Französischen präsentische Verbalperiphrasen, die zum Sprechmoment gerade vergangene Sachverhalte bezeichnen sowie solche, die eine „nahe Zukunft“ ausdrücken. Diese Verbalkonstruktionen haben im Deutschen keine Entsprechung und müssen daher durch Präsens -Formen in Verbindung mit lexikalischen Ergänzungen (Adverbien) wiedergegeben werden.

Bei den Vergangenheitstempora der romanischen Sprachen drückt das Imperfectum genauso wie im Lateinischen zeitlich nicht abgegrenzte, unabgeschlossene Handlungen in ihrem Verlauf aus. Bei der Vermittlung der romanischen Sprachen ist bei diesem Verbaltempus zu beachten, dass das Imperfectum den imperfektiven Aspekt bezeichnet und auf der Textebene den Hintergrund der Erzählung bildet. Das Perfectum wird in den romanischen Sprachen formal und bedeutungsmäßig sehr differenziert realisiert und muss didaktisch innerhalb der einzelnen Disziplinen gesondert betrachtet werden. Unabhängig davon drücken alle Perfekt -Formen in den oben genannten Sprachen abgegrenzte, abgeschlossene Handlungen, also den perfektiven Aspekt aus und bilden auf der Textebene den Vordergrund.

Das Futurum kann in allen romanischen Sprachen durch das Präsens im Zusammenwirken mit speziellen Temporalbestimmungen ausgedrückt werden. Im Portugiesischen, Spanischen und Französischen kann eine unmittelbare Zukunft durch eine Verbalperiphrase realisiert werden. Es wird vorzugsweise in der mündlichen Kommunikation verwendet. Im Italienischen existiert eine solche Verbalperiphrase zum Ausdruck einer „nahen Zukunft“ nicht. Es ist allen romanischen Sprachen gemeinsam, dass ein Futurum Simplex existiert, das innerhalb der einzelnen Sprachen in unterschiedlichen Textsorten der schriftlichen Kommunikation vorkommt, in der mündlichen Kommunikation jedoch nicht mehr produktiv ist. Es wird im Deutschen durch das Futur I (ohne Modalfaktor) in der schriftlichen Kommunikation sowie durch das Präsens – in Verbindung mit Temporalbestimmungen – in der mündlichen Kommunikation bezeichnet. Bei der Vermittlung und Aneignung der o. g. romanischen Sprachen gehen wir von der Einheit der grammatischen Form, Bedeutung und Funktion aus, beachten aber sehr deutlich die einzelsprachliche Ausprägung der Verbalformen in ihren grammatischen Bedeutungen und Funktionen. Nur durch diesen theoretischen Ausgangspunkt wird eine kommunikative Ausrichtung des Anfangsunterrichts erreicht, auf deren Grundlage sprachliche Kompetenzen ausgebaut und erweitert werden können. Wir sind uns durchaus der Tatsache bewusst, dass mit dieser Darstellung nur Positionen für den Anfangsunterricht herausgestellt worden sind, die erst in konkreten Kommunikationssituationen Früchte tragen werden.

Die kulturspezifische Darstellung des Unterrichtsstoffes muss zukünftigen Projekten vorbehalten bleiben.

Übung sfolge zum Ausdruck gegenwärtiger, vergangener und zukünftiger Sachverhalte

Da in den Grammatiken und Lehrbüchern der o. g. Sprachen viele Übungen enthalten sind, die sich ausschließlich auf den Formenbestand beziehen, sollten die Verbaltempora nach unserer Auffassung in bestimmten sprachlichen Situationen dargestellt werden. Wir schlagen eine komplexe Übungsfolge zu folgenden Themen vor:

Stellen Sie sich vor und schildern Sie Ihren Tagesablauf sowie Ihre Freizeitaktivitäten! (Präsens)

Berichten Sie, was Sie am vergangenen Wochenende gemacht haben!

Beschreiben Sie, wie Sie gestern den Tag verbracht haben!

Schildern Sie Ihren Lebenslauf (Curriculum vitae)! (Perfekt -Formen)

Wählen Sie ein deutsches Märchen aus und erzählen Sie es auf [Portugiesisch/

Spanisch/Französisch/Italienisch]! Beachten Sie dabei das Zusammenwirken von Perfekt und Imperfekt.

Schildern Sie Ihre Pläne für die Zukunft!

Stellen Sie ein Horoskop zu Ihren eigenen Sternzeichen zusammen!

(Einfaches Futu)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Literaturverzeichnis

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[...]


[1] Dieses Thema wurde im Projekt Studium Optimum des Instituts für Romanistik der Universität Rostock unter Leitung der Autorin 2015 erarbeitet.

[2] Anstelle der angegeben Form steht: Vocês +3. Person Plural!

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Das Einfache Futur im Portugiesischen, Spanischen und Französischen und Italienischen
Hochschule
Universität Rostock  (IfR)
Veranstaltung
Projekt Studium Optimum
Autor
Jahr
2018
Seiten
49
Katalognummer
V412737
ISBN (eBook)
9783668648166
ISBN (Buch)
9783668648173
Dateigröße
777 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Linguistik, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Futur, Grammatik
Arbeit zitieren
Dr. Karin Weise (Autor:in), 2018, Das Einfache Futur im Portugiesischen, Spanischen und Französischen und Italienischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412737

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