Die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus ergibt sich nicht nur für die Sozialwissenschaft als eine Aufgabe von herausragender Wichtigkeit, sondern es kommt ihr im Allgemeinen ein hohes Maß an Bedeutung zu, als das wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche System in welchem wir leben.
In dieser kurzen wissenschaftlichen Ausarbeitung soll das Werk "Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus" von Rosa Luxemburg betrachtet werden. Der Fokus liegt hierbei auf ihrer Analyse der ökonomischen Grundlagen des Imperialismus sowie ihrer Einordnung von diesem als eine dem kapitalistischen System immanente Komponente.
Der Ausgangspunkt des Werks von Luxemburg ist die differenziertere theoretische Durchdringung der kapitalistischen Produktionsweise sowie der bürgerlichen Gesellschaft. Mittels ihres wirtschafts-historischen Ansatzes erfolgt eine Betrachtung des sich fortwährend verändernden kapitalistischen Systems, welche in einer Verfeinerung der marxschen Theorie mündet. Die Analyse der Akkumulation setzt bei ihren ökonomischen Bedingungen sowie ihren historischen Begebenheiten bei deren Genese an und endet beim Imperialismus, welcher als vorerst letzte Phase der Kapitalakkumulation charakterisiert wird. Insbesondere werden neuere Aspekte des Kapitalismus, welche sich erst in seinem voranschreitenden geschichtlichen Prozess entwickelt haben und aufgrund dessen bei Marx selbst noch nicht umfassend behandelt worden sind, eingeordnet und analysiert: der Welthandel, die internationalen Anleihen, die internationalen Finanzmärkte und schlussendlich der Imperialismus.
I.
Ob, wie Marx lehrte, die kapitalistische Gesellschaft durch ihre eigene Dynamik zu ihrem Zusammenbruch getrieben wird, ist nicht nur eine vernünftige Frage, solange man nicht schon das Fragen manipuliert: Es ist eine der wichtigsten, mit denen der Sozialwissenschaft sich zu beschäftigen anstünde. (Adorno 1970, S. 53)
Die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus ergibt sich nicht nur für die Sozialwissenschaft als eine Aufgabe von herausragender Wichtigkeit, sondern es kommt ihr im Allgemeinen ein hohes Maß an Bedeutung zu, als das wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche System in welchem wir leben.
In dieser kurzen wissenschaftlichen Ausarbeitung soll das Werk: Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus von Rosa Luxemburg betrachtet werden. Der Fokus liegt hierbei auf ihrer Analyse der ökonomischen Grundlagen des Imperialismus sowie ihrer Einordnung von diesem als eine dem kapitalistischen System immanente Komponente.
Der Ausgangspunkt des Werks von Luxemburg ist die differenziertere theoretische Durchdringung der kapitalistischen Produktionsweise sowie der bürgerlichen Gesellschaft. Mittels ihres wirtschafts-historischen Ansatzes erfolgt eine Betrachtung des sich fortwährend verändernden kapitalistischen Systems, welche in einer Verfeinerung der marxschen Theorie mündet. Die Analyse der Akkumulation setzt bei ihren ökonomischen Bedingungen sowie ihren historischen Begebenheiten bei deren Genese an und endet beim Imperialismus, welcher als vorerst letzte Phase der Kapitalakkumulation charakterisiert wird. Insbesondere werden neuere Aspekte des Kapitalismus, welche sich erst in seinem voranschreitenden geschichtlichen Prozess entwickelt haben und aufgrund dessen bei Marx selbst noch nicht umfassend behandelt worden sind, eingeordnet und analysiert: der Welthandel, die internationalen Anleihen, die internationalen Finanzmärkte und schlussendlich der Imperialismus.
II.
So ist von beiden Standpunkten: der Realisierung des Mehrwerts, wie der Beschaffung der Elemente des konstanten Kapitals, von vornherein der Weltverkehr eine historische Existenzbedingung des Kapitalismus, Weltverkehr der in den gegebenen konkreten Verhältnissen wesentlich ein Austausch zwischen der kapitalistischen und den nichtkapitalistischen Produktionsformen ist. (Luxemburg 1913, S. 330f)
Die Analyse der Akkumulation beginnt bei der Anschauung ihrer grundsätzlichen Bedingungen, das marxsche Schema der erweiterten Reproduktion wird hierbei untersucht und eine Einordnung bezüglich deren Anwendbarkeit vorgenommen. In der Darstellung wird augenscheinlich, dass ein Widerspruch zwischen dem theoretischen Schema der Akkumulation und der historischen Entwicklung des Akkumulationsprozesses vorliegt. So ist die beschränkte Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft im Schema kein Hindernis für eine unumschränkte Ausdehnungsfähigkeit der Produktion. Ferner werden Krisen des kapitalistischen Systems lediglich auf den Mangel an gesellschaftlicher Kontrolle über den Produktionsprozess zurückgeführt. Der grundlegende Gegensatz zwischen Produktionsfähigkeit und Konsumtionsfähigkeit der kapitalistischen Gesellschaft findet hierbei keine Betrachtung, obgleich er sich aus der Kapitalakkumulation ergibt, in den periodischen Krisen des Systems in Erscheinung tritt und letztendlich das Kapital zur beständigen Markterweiterung antreibt.
Der Ausgangspunkt der marxschen Analyse, einhergehend damit auch der des Schemas der erweiterten Reproduktion, war die Annahme des ausschließlichen Vorhandenseins der kapitalistischen Produktionsweise. Daraus folgend eine gesellschaftliche Aufteilung in zwei Klassen: Kapitalisten und Arbeiter. Alle „dritten Personen“ der Gesellschaft, wie Beamte, liberale Berufe und Geistliche werden als Konsumenten einer der beiden Klassen zugeordnet. Ein nichtkapitalistisches Milieu, in der eigenen Gesellschaft oder in anderen, wird hierbei nicht mit einbezogen. Anzumerken ist hierbei die Unterscheidung zwischen theoretischer Annahmen und historischer Begebenheiten: der Umfang kapitalistischer Produktionsweise war am Ende des 19. bzw. am Anfang des 20. Jahrhunderts noch verhältnismäßig begrenzt, maßgeblich in Europa sowie in Nordamerika vorzufinden.
Die luxemburgische Analyse ordnet die Möglichkeiten der Reproduktion, welche auf Arbeiter und Kapitalisten beschränkt ist, wie folgt ein: lediglich das variable Kapital, der verbrauchte Teil des konstanten Kapitals sowie der konsumierte Teil des Mehrwerts können von ihnen selbst realisiert werden. Dies stellt jedoch nur die Bedingungen für die Erneuerung der Produktion im früheren Umfang, jedoch keine Realisierung des Mehrwerts dar. Folglich kann der Mehrwert nicht von den Kapitalisten oder Arbeitern selbst realisiert werden, sondern muss von Gesellschaftsschichten, die nicht kapitalistisch produzieren, realisiert werden: nichtkapitalistisch produzierende Teile der eigenen Gesellschaft oder nichtkapitalistisch produzierende Länder.
Zur produktiven Verwendung des realisierten Mehrwerts ist erforderlich, daß das Kapital fortschreitend immer mehr den gesamten Erdball zur Verfügung hat, um in seinen Produktionsmitteln quantitativ und qualitativ unumschränkte Auswahl zu haben. (Luxemburg 1913, S. 329)
In seiner historischen Entwicklung war der Kapitalismus abhängig von vorkapitalistischen Gesellschaften, um die für das Wachstum erforderliche Basis der Rohstofferzeugung zu generieren. Die Abhängigkeit des kapitalistischen Systems an nichtkapitalistischen sozialen Schichten charakterisiert sich als die Notwendigkeit dieser als Absatzmarkt für den Mehrwert, als Bezugsquelle von Produktionsmitteln sowie als Reservoir für Arbeitskräfte des Kapitals. Die voranschreitende Akkumulation ist gekennzeichnet von einer stetigen Zunahme des variablen Kapitals. Bei diesem Wachstum handelt es sich um einen Anstieg der lebendigen Arbeitskraft. Die Reproduktion der Arbeiter in der eigenen kapitalistischen Gesellschaft ist nicht ausreichend, um den wachsenden Bedarf an lebendiger Arbeit zu decken, welcher insbesondere durch die periodischen Expansionsbedürfnisse des Kapitals für die Potentilität eines spontanen Zuwachses erforderlich ist. Da die Akkumulation die Möglichkeit des schrankenlosen Wachstums sowohl des konstanten, als auch des variablen Kapitals bedarf, ist eine unbegrenzte Verfügungsmöglichkeit über die Zufuhr von neuer Arbeitskraft von Nöten. Diese kann über den Zuzug von Arbeitskraft aus nichtkapitalistischen Schichten und Ländern realisiert werden.
III.
Der historische Prozess der Kapitalakkumulation wird von Luxemburg in drei aufeinander ab folgende Phasen gegliedert: der Kampf des Kapitals mit der Naturalwirtschaft, der Kampf des Kapitals mit der Warenwirtschaft und schlussendlich der Konkurrenzkampf des Kapitals auf der Weltbühne um die Reste der Akkumulationsbedingungen.
Wie bereits dargelegt, wird das nichtkapitalistische Milieu als Absatzmarkt für den Mehrwert, als Bezugsquelle von Produktionsmitteln sowie für den Zuzug von Arbeitskräften benötigt. Gesellschaften, welche ein System der Naturalwirtschaft als das ihrige kennen, sind für den Kapitalismus nicht direkt zugänglich, da diese auf dem Prinzip der Subsistenz basieren sowie eine Stützung der wirtschaftlichen Organisation auf Grund und Boden vorherrscht. Daher ist das kapitalistische System bemüht, die Formen der Naturalwirtschaft zu überwinden, um diese dem Kapitalismus zugänglich zu machen. Diese Überwindung ist gekennzeichnet von einer sozialen, wie auch wirtschaftlichen Destruktion des vorhandenen Systems. Die Folgen sind das Aufbrechen der Schranken, die der Kapitalakkumulation in der naturalwirtschaftlichen Gesellschaft gestellt worden sind und führen letztendlich zur Etablierung der Warenwirtschaft. Luxemburg stellt diesen Prozess anhand des historischen Beispiels Indiens eindrucksvoll dar: Die verschiedenen Eroberungen des indischen Subkontinents waren gekennzeichnet von dem Versuch der Anknüpfung an bestehende Traditionen, dem infrastrukturellen und kulturellen Aufbau des Landes sowie der Tendenz die bestehende Subsistenzwirtschaft unberührt zu lassen. Das wirtschaftliche System wurde lediglich durch die verlangten Abgaben von Tributen berührt. Dies steht im Gegensatz zur britischen Eroberung, welche von sozialer Zerrüttung und dem Aufbrechen des gegebenen naturalwirtschaftlichen Systems geprägt war.
Die zweite Phase der Kapitalakkumulation, welche an die Zerrüttung der Naturalwirtschaft anknüpft, ist die Etablierung der Warenwirtschaft und folgend daraus der Einbezug in den Warenverkehr:
Alle nichtkapitalistischen Schichten und Gesellschaften müssen für das Kapital zu Warenabnehmern werden und müssen ihm ihre Produkte verkaufen. (Luxemburg 1913, S. 359f)
Anders als bei der Durchdringung der Naturalwirtschaft stellt die direkte Gewaltanwendung kein adäquates Mittel dar, um eine Gesellschaft oder Gesellschaftsschichten zu Abnehmern der eigenen Waren werden zu lassen. Ferner ist es auch nicht möglich diese zu zwingen den Mehrwert des Kapitals zu realisieren. Der Warenhandel muss einhergehend damit auf anderem Wege eingeführt werden. Die Nutzbarmachung nichtkapitalistischer Länder wird mittels der Etablierung von Freihäfen, der Inbesitznahme wichtiger Städte als Umschlagsplatz für den Warenverkehr sowie der infrastrukturellen Durchdringung des Landes in Form des Baus von Eisenbahnnetzwerken realisiert. Luxemburg analysiert diesen Prozess anhand der Opiumkriege in China und der daraus resultierenden Öffnung des Landes für das Kapital.
Neben dem bereits dargestellten Prozesse der Durchdringung von Naturalwirtschaften sowie den Einbezug nichtkapitalistisch produzierenden Ländern in den Warenverkehr, führt das Kapital ebenso den Kampf gegen die in der eigenen Gesellschaft vorhandenen nichtkapitalistischen Schichten. In den vom Kapitalismus durchdrungenen Gesellschaften blieb in ländlichen Gebieten das Handwerk weiterhin an die Landwirtschaft gebunden. Diese Bauernwirtschaft stellt somit einen Fortbestand der Subsistenzwirtschaft in der ansonsten kapitalistischen Gesellschaft dar. Die Trennung der Landwirtschaft vom Gewerbe ist als letzter Teil des Kampfes gegen die Naturalwirtschaft zu charakterisieren. Die schrittweise Ablösung der Gewerbe durch die kapitalistische Produktion konzentriert diese in diesem Prozess zur Massenproduktion. Die technische Überlegenheit dieser neuen Produktionsweise übersteigt die der Bauern und rückt die Landwirtschaft einhergehend damit in den Bereich der kapitalistischen Akkumulation.
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- Quote paper
- Kevin-Michael Neimeier (Author), 2016, Die Analyse der ökonomischen Grundlagen des Imperialismus in Rosa Luxemburgs "Die Akkumulation des Kapitals", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412766
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