Das Geflecht aus Diskursen, welche die Beschaffenheit von Männlichkeit und Weiblichkeit beschreiben, umgibt uns und unsere Gesellschaft permanent. Ein Hauptlieferant aktueller Bilder sind unter anderem Musikvideos. An ihnen kann verdeutlicht werden, wie die kulturelle Reproduktion von Geschlecht und damit der Erwerb von Geschlechtsidentität im Einzelfall- funktioniert: Als eine dauernde, aktive Auseinandersetzung mit einzelnen Skizzen und Klängen, Geschichten und Songtexten. Es soll hierbei nicht das Aufzeigen von patriarchalischen Medienkulturen im Fokus stehen, sondern eher die Strategien, mit welchen Geschlechterdifferenzen und Geschlechtsidentitäten in Musikvideos immer wieder neu hergestellt, hinterfragt und / oder dekonstruiert werden. In Musikvideos werden geschlechtsspezifische Identifikationsstrategien durch Text und Bild gesteuert, so wird die symbolische Ordnung der Geschlechter immer wieder neu hergestellt Indem die Rezipienten auf bestimmte Bilder Bezug nehmen, sich mit ihnen identifizieren oder sie ablehnen, arbeiten sie aktiv an deren Entstehungsprozessen mit.
Ute Bechdolf (1999), die das Verhalten Jugendlicher im Umfeld der Rezeption von Musikvideos untersucht hat, geht davon aus, dass die Interpretationen der Musikvideos dabei dem eigenen Vergnügen dienen. Sie eröffnen einen persönlichen Zugang oder können im Sinne von Widerstand genutzt werden. In Kapitel 3 und 4 dieser Arbeit soll sowohl spezifischer auf die Rezeptionsweise von Musikvideos durch Jugendliche eingegangen werden, als auch auf deren wechselseitige Beeinflussung. Dies äußere sich darin, dass sie bestimmte Musikvideos bevorzugen während sie andere ablehnen und infolgedessen ihren eigenen Geschmack, in Bezug auf Stilrichtungen und visuelle Formen ausbilden.
Ein weiterer Aspekt betrifft den Umgang mit der Interpretation, Entzifferung, Decodierung und der Bestimmung von Bedeutung und die darauf folgende Einordnung im Bedeutungsgefüge und Diskurssystem (vgl. Bechdolf).
Zu beachten sind hier die von der Musikindustrie angebotenen Videos, die in der Geschlechterdarstellung und dem Umgang mit Geschlechterdifferenzen über die verschiedenen Musikgenres hinweg stark differieren. Eine schlaglichtartige Darstellung von Musikvideos aus verschiedenen Genres und deren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, soll dazu dienen eine Idee der vorhandenen Mannigfaltigkeit der Darstellung, Konstruktion und Dekonstruktion zu erzeugen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung des Themas mit Einstieg in den Diskurs des >Doing Gender< ....
- 2. Einführung in Musikvideos.
- 2.1. Darstellung der Genre und Musikvideobeispiele….......
- 2.1.1. Hip-Hop: Die Objektivierung von Weiblichkeit / Die Frau als Accessoire..
- 2.1.2. Metal: Imitation von Männlichkeit/ Die Frau als Mann
- 2.1.3. Pop: Das weibliche Sexualobjekt wird zum sexuellen Subjekt.
- 2.1.4. Pop: Parodie von gängigen performativem Rollenverhalten
- 2.1.5. Pop: Direkte Konfrontation/ Auf in den Kampf..
- 2.1.6. Elektronische Musik: Das Spiel mit der automatisierten Rollenzuweisung ......
- 2.2. Musikvideos generell...
- 3. Identitätsbildung und Sozialisation jugendlicher Rezipienten von Musikvideos.....
- 4. Bedeutungsgewinn im Kontext der Rezeption........
- 5. Zusammenfassung der Ergebnisse und weiterführender Ausblick.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie das Konzept des "Doing Gender" in Musikvideos zum Ausdruck kommt und welche möglichen Auswirkungen dies auf die Sozialisation und Identitätsbildung jugendlicher Rezipienten hat.
- Analyse der Darstellung von Geschlechterrollen und -stereotypen in Musikvideos
- Untersuchung der performativen Aspekte von Geschlecht und deren Einfluss auf die Identitätsbildung
- Bedeutung der Musikvideos als Medium der kulturellen Reproduktion von Geschlechterverhältnissen
- Rezeption und Interpretation von Musikvideos durch Jugendliche und deren Einfluss auf die Konstruktion von Geschlechtsidentitäten
- Potentielle Auswirkungen von Musikvideos auf die Sozialisation und Identitätsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung des Themas mit Einstieg in den Diskurs des >Doing Gender<
Dieses Kapitel führt in die Thematik der Geschlechterforschung und das Konzept des "Doing Gender" ein. Es beleuchtet die historische Entwicklung des Diskurses und erläutert die Bedeutung der Differenz zwischen biologischem Geschlecht ("sex") und sozialem Geschlecht ("gender").
- Kapitel 2: Einführung in Musikvideos
In diesem Kapitel werden verschiedene Musikvideogenre und ihre spezifischen Darstellungsformen von Geschlecht vorgestellt. Es werden Beispiele aus verschiedenen Musikstilen analysiert, um die unterschiedlichen Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit in Musikvideos zu verdeutlichen.
- Kapitel 3: Identitätsbildung und Sozialisation jugendlicher Rezipienten von Musikvideos
Dieser Abschnitt untersucht die Rezeption von Musikvideos durch Jugendliche und deren Auswirkungen auf die Identitätsbildung und Sozialisation. Es wird beleuchtet, wie Jugendliche mit den in Musikvideos dargestellten Geschlechterrollen und -stereotypen umgehen und welche Bedeutung dies für ihre eigene Identitätsentwicklung hat.
- Kapitel 4: Bedeutungsgewinn im Kontext der Rezeption
Dieses Kapitel analysiert die Rezeptionsprozesse von Musikvideos und deren Einfluss auf die Interpretation und Bedeutungskonstitution von Geschlechterrollen und -stereotypen. Es wird beleuchtet, wie Jugendliche Musikvideos als Ressource für die Konstruktion ihrer eigenen Identität und für den Umgang mit gesellschaftlichen Geschlechternormen nutzen können.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Genderforschung, der Medienpädagogik und der Jugendentwicklung. Wichtige Schlüsselwörter sind "Doing Gender", Musikvideos, Geschlechterrollen, Identitätsbildung, Sozialisation, Rezeption, Interpretation, kulturelle Reproduktion, jugendliche Rezipienten und Medienwirkung.
- Arbeit zitieren
- Diplom Pädagogin Lisa Hartmann (geb. Heinrich) (Autor:in), 2011, Doing Gender in Musikvideos. Mögliche Auswirkungen auf die Sozialisation und Identitätsbildung der jugendlichen Rezipienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412885