Viele Menschen in Europa fragen sich, welchem Herrschaftsmodell Russland wohl angehöre. Obwohl die offizielle Herrschaftsform die Demokratie sei, sind sich doch viele Politikwissenschaftler sicher, dass es sich um eine Diktatur handele, die unter dem verdeckenden Mantel einer Scheindemokratie ablaufe. Viele besorgte europäische Bürger und Politiker fordern Russland, welches gewissermaßen Teil Europas ist, auf sich endlich der Demokratie zuzuwenden und dem Volke einen Teil der Macht zu übertragen wie es bei uns in Europa geschieht.
Allerdings scheint dies nicht so einfach zu sein wie viele denken. Russlandkenner betonen immer wieder, dass das russische Volk nicht bereit sei für eine Demokratie oder diese Form der Herrschaft sogar gänzlich ablehne. Für uns ist dies nicht nachvollziehbar und kann so auch nicht wahr sein - sieht man doch in den Nachrichten immer wieder Bilder von Demonstrationen für Demokratie und Menschenrechte.
Doch nicht nur Russlandkenner versuchen zu erklären, welchen Hindernisse Russland ausgesetzt ist, sondern auch Politikwissenschaftler und Historiker setzen sich damit auseinander. Dabei kommt man nicht umhin die Geschichte Russlands der letzten 1000 Jahre zu betrachten und zu bemerken, dass sich gewisse Muster wiederholen und zur Tradition geworden sind. Diese Muster sind für uns dahingehend wichtig, dass sie eine Erklärung bieten weshalb Russlands Verwaltung, Wirtschaft, Politik und politische Kultur (Bevölkerung) auf dem heutigen Stand sind und weshalb die Ausbildung einer Demokratie sich als so schwierig erweist.
Versteht man einmal dies, so können realistischere Prognosen und Veränderungsansätze gemacht werden.
Im Verlauf dieser Arbeit werde ich daher auf einige der Gründe eingehen, die mehr oder weniger maßgeblich die heutige Verfassung des Landes begründen und erklären, weshalb zwischen Osten und Westen solch eine Differenz besteht - mit dem Ziel herauszufinden ob und worin die Trägheit der Veränderung begründet ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Religion
- Dvoevr'e
- Byzanz
- Schisma der christlichen Kirche 1056
- Moskau als Drittes Rom
- Zarenherrschaft
- Staatsbildung
- Isoliertheit des geistigen Lebens
- Reformation
- Renaissance
- Aufklärung
- Das 19. Jahrhundert
- Das 20. Jahrhundert und die Sowjetunion
- Dualismus und Wiederholungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, warum Russland trotz seiner offiziellen Demokratie oft als Diktatur betrachtet wird und warum die Entwicklung einer Demokratie im Land so schwierig ist. Dazu werden die wichtigsten historischen Entwicklungen Russlands der letzten 1000 Jahre beleuchtet und die sich wiederholenden Muster aufgezeigt, die zur heutigen Verfassung des Landes beigetragen haben. Ziel ist es, die Gründe für die Unterschiede zwischen Ost und West zu verstehen und die Trägheit der Veränderung zu erklären.
- Die Bedeutung der Religion in der russischen Geschichte und Kultur
- Die Rolle der byzantinischen Tradition und das Schisma der christlichen Kirche
- Die Entstehung des Konzepts "Moskau als Drittes Rom" und seine Auswirkungen
- Die Auswirkungen der Zarenherrschaft auf die Entwicklung Russlands
- Die Bedeutung von Dualismus und wiederkehrenden Mustern in der russischen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangsproblematik dar und erläutert die Bedeutung der historischen Analyse für das Verständnis der heutigen Situation in Russland.
Das Kapitel über Religion befasst sich mit der tiefen Verwurzelung des Glaubens im russischen Alltag und beleuchtet die Christianisierung der Rus' durch Byzanz. Dabei wird die Entstehung des kyrillischen Alphabets, die Ausbreitung des orthodoxen Christentums und die Einflüsse des Byzantinischen Reiches auf die russische Kultur und Gesellschaft behandelt.
Das Kapitel über das Schisma der christlichen Kirche 1056 beschreibt die Teilung des Römischen Reiches in Ost und West und die damit einhergehende geistige Spaltung. Die Entwicklung der anti-lateinischen Haltung und die Rolle der Schrift in der Verbreitung von Ideen werden beleuchtet.
Das Kapitel über Moskau als Drittes Rom erklärt die Entstehung des Konzepts und seine Bedeutung für die russische Identität. Die Rolle des Byzantinischen Reiches und die Erhebung Moskaus zum Zentrum der orthodoxen Welt werden erörtert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind: Russland, Demokratie, Diktatur, Geschichte, Religion, Byzanz, Schisma, Moskau als Drittes Rom, Zarenherrschaft, Staatsbildung, Isoliertheit, Dualismus, Veränderung, Trägheit, Ost-West-Konflikt.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Ist Russland bereit für die Demokratie? Die Trägheit des politisch-administrativen Systems Russlands, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413398