Alltagsauswirkungen und Patientenedukation bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz


Bachelorarbeit, 2017

42 Seiten, Note: 2


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel

2 Methodik
2.1 Forschungsfrage
2.2 Literaturrecherche

3 Ergebnisse
3.1 Grundlagen der Herzinsuffizienz
3.1.1 Definition
3.1.2 Formen
3.1.3 Ätiologie chronischer Herzinsuffizienz
3.1.4 Klassifikation
3.1.5 Klinik
3.1.6 Diagnostisches Vorgehen
3.1.7 Therapie
3.1.8 Modifikation des Lebensstils
3.1.9 Medikamentöse Therapie
3.1.10 Apparative und operative Therapie
3.2 Krankheitsauswirkungen
3.2.1 Allgemeine Gesundheit
3.2.2 Psychisches Wohlbefinden
3.2.3 Auswirkungen auf die Familie
3.2.4 Sozialleben und Arbeitswelt
3.2.5 Auswirkungen auf die Lebensqualität
3.3 Aufgabe der kardialen Rehabilitation
3.4 Patientenedukation
3.4.1 Definition und Bedeutung
3.4.2 Grundlagen
3.4.3 Die Wittener Werkzeuge
3.4.4 Gesetzliche Regelung
3.5 Inhalte der Patientenedukation
3.5.1 Medizinische Grundlagen
3.5.2 Medikamentenadhärenz
3.5.3 Ernährungsberatung
3.5.4 Selbstkontrollen und Warnzeichen
3.5.5 Bewegung und Training
3.5.6 Psychologische Aspekte
3.5.7 Sexualleben
3.6 Selbstmanagement
3.6.1 Definition
3.6.2 Auswirkungen der Patientenschulung

4 Diskussion

5 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Flow-Chart der Literaturrecherche

Abbildung 2: Der Beratungsstern der Wittener Werkzeuge (Kocks, Segmüller, 2013)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Verwendete Suchbegriffe

Tabelle 2: NYHA-Klassifikation der chronischen Herzinsuffizienz (Gerlach et al., 2015, S.460)

Tabelle 3: Trefferliste der Literaturrecherche

Vorwort

Häufig wurde ich im Zuge meines Praktikums auf der kardiologischen Stationeines Akutkrankenhauses mit der Diagnose Herzinsuffizienz konfrontiert. Diebetroffenen Patientinnen und Patienten schilderten ihre krankheitsbedingtenEinschränkungen im Alltag durch die belastenden Symptome der Erkrankung.Aus diesem Grund stellte ich mir die Frage, ob Angehörige der Gesundheits- undKrankenpflege zur Verbesserung der Lebensqualität von Erkrankten beitragenkönnen und welche Inhalte der Patientenedukation dabei von großer Bedeutungfür die Alltagsbewältigung sind.

Es ist mir ein großes Anliegen, mich an dieser Stelle bei all jenen Menschen zu bedanken, die mich in den ersten zwei Jahren meiner Ausbildung sowie bei der Erstellung dieser Bachelorarbeit unterstützt haben.

In erster Linie gilt der Dank meiner Familie, die mir in jeder Lebenssituation zur Seite steht. Weiters möchte ich mich bei meiner Betreuerin Msc. Nadia Gasperi für die gute und problemlose Zusammenarbeit bedanken.

Kurzfassung

Das Krankheitsbild der chronischen Herzinsuffizienz schränkt den Alltag von betroffenen Patientinnen und Patienten stark ein. Eine ausführliche Patientenschulung ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung.

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Krankheitsauswirkungen der chronischenHerzinsuffizienz zu erfassen und den Einfluss einer umfangreichen professionellenPatientenedukation auf das Selbstmanagement der Betroffenen zu ermitteln.

Es wurde eine systematische Literaturrecherche in Onlinedatenbanken und Suchmaschinen durchgeführt. Die gewonnene Literatur wurde anschließend hinsichtlich ihrer Qualität überprüft und in die Arbeit miteinbezogen.

In Studien wurden überwiegend emotionale Auswirkungen durch soziale undberufliche Einschränkungen ersichtlich. Der positive Einfluss von professionellenSchulungsprogrammen auf das Selbstmanagement der Erkrankten wurdebestätigt, vor allem in den Bereichen Wissen, Selbstmonitoring und Bewegung.Die Patientenedukation ist ein wesentlicher Teil der Rehabilitation bei chronischerHerzinsuffizienz, in denen Pflegepersonen eine sehr wichtige Rolle spielen.

Um eine umfangreiche Patientenedukation im Stationsalltag zu ermöglichen, erfordert es zeitliche und organisatorische Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems, sowie speziell ausgebildetes Pflegepersonal.

Schlüsselwörter: chronische Herzinsuffizienz, Alltag, Patientenedukation, Selbstmanagement

Abstract

The disease pattern of chronic heart failure severely restricts the everyday life ofaffected patients. Extensive patient education is vitally important in this context.

The aim of this thesis is to assess the effects of chronic heart failure and to determine the influence of a detailed professional patient education on the selfmanagement of diseased people.

A systematic literature research was conducted in online databases and search engines. The obtained literature was subsequently checked in regard to its quality and included in the thesis.

Studies showed predominant emotional effects of social and occupationalrestraint. The positive influence of professional education programs on the self-management of the patients was confirmed, especially in sectors of knowledge,self-monitoring and physical activity. Patient education is an essential proportion ofthe rehabilitation for chronic heart failure in which nurses act a very important part.

In order to enable comprehensive patient education in daily life on the ward, it requires both the temporal and organizational frame conditions of the health system, as well as specially trained nursing employees.

Keywords: chronic heart failure, daily life, patient education, self-management

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die chronische Herzinsuffizienz zählt zu den häufigsten und kostenintensivsten Erkrankungen (Glatz et al., 2014). Mit 26.408 Aufenthalten in Akutkrankenhäusern im Jahre 2015 ist die Herzinsuffizienz eine der meisten Ursachen für die Hospitalisierung in Österreich. Das Risiko dieser Herz-Kreislauferkrankung steigt zunehmend mit dem Alter. Frauen über 65 Jahren sind der Großteil der Betroffenen, wobei im Alter zwischen 45 und 64 Jahren die Prävalenz der Männer dreimal so hoch ist, wie die der Frauen (Statistik Austria, 2016).

Aufgrund sowohl steigender Lebenserwartung und Überlebensrate nach einemHerzinfarkt, als auch der Zunahme von Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oderarterielle Hypertonie, wird die Prävalenz und Inzidenz der Herzinsuffizienzfortlaufend ansteigen (Mörtl, 2016). Im Jahr 2015 belegte die Herzinsuffizienz, mit5,1% aller Verstorbenen, den dritten Rang der häufigsten Todesursache inDeutschland (Statistisches Bundesamt Deutschland, 2017). Eine Herausforderungstellt nicht nur die hohe Mortalität dieser chronischen Erkrankung dar, auch dieAuswirkungen auf den Alltag erweisen sich als problematisch für Betroffene. Mehrals 90% der Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz leiden unterkörperlichen Symptomen (Heo et al., 2014; Zambroski et al., 2005), die mit einerschlechten gesundheitsbezogenen Lebensqualität und rezidivierendenKrankenhausaufenthalten assoziiert sind (Heo et al., 2014; Heo et al., 2008).

Die Ursache der hohen Rehospitalisierungsrate stellt das mangelhafte Case-Management zwischen Klinikaufenthalt und ambulanter Versorgung dar. Alsgrößter Problempunkt erweist sich jedoch die Non-Compliance der Patientinnenund Patienten (Zeyfang et al., 2013, S.260). In diesem Zusammenhang ist eineausführliche Patientenschulung besonders wichtig. Angestrebt wird dieVerbesserung des krankheitsbezogenen Wissens und des Selbstmanagementsder Erkrankten. Auch die Motivation zu körperlichem Training und zurDurchführung von Selbstkontrollen bezogen auf auftretende Symptome, das Körpergewicht und Vitalparameter sollte dadurch gesteigert werden (Glatz et al.,2014).

1.2 Ziel

Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, die Krankheitsauswirkungen vonPatientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz aufzuzeigen und denEinfluss einer professionellen Patientenedukation auf das Selbstmanagement vonErkrankten zu ermitteln. Ein langfristiges Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit istes, anhand von pflegerischen Interventionen die Lebensqualität zu verbessern unddie hohe Rehospitalisierungsrate stabil zu halten oder bestenfalls zu reduzieren.

2 Methodik

Im folgenden Absatz wird sowohl die ausführliche Forschungsfrage genannt, als auch die Vorgehensweise zum Erlangen der notwendigen Literatur, um die Forschungsfrage zu beantworten.

2.1 Forschungsfrage

Wie erleben Patientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz die Auswirkungen auf ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden und welchen Einfluss hat Patientenedukation in der rehabilitativen Pflege auf das Selbstmanagement der Erkrankten?

2.2 Literaturrecherche

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde im Rahmen der Bachelorarbeit 1eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Da für diese Arbeit einEMED-Format gewählt wurde, gliedert sie sich in die Abschnitte Einleitung,Methode, Ergebnisse und Diskussion. Im Februar und März 2017 erfolgte dieLiteraturrecherche. Um die gestellte Forschungsfrage zu beantworten, wurden dieOnlinedatenbanken biomedcentral, pubmed, CINAHL, sowie die SuchmaschinenSpringer Link und Thieme herangezogen. Die Studien wurden inhaltlich überprüft,anschließend die Qualität bewertet und die Relevanz in Bezug auf dieForschungsfrage festgestellt.

Um die Literatur zu erlangen, wurden verschiedene Suchbegriffe in deutscher und englischer Sprache gewählt. Die verwendeten Begriffe werden in Tabelle 1 dargestellt. Es wurden die Operatoren „UND“ und „AND“ für präzisere Ergebnisse verwendet. Um die Literaturrecherche nachvollziehbar darzustellen, befindet sich im Anhang dieser Bachelorarbeit ein Suchprotokoll mit der Trefferliste.

Tabelle 1: Verwendete Suchbegriffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es wurden bestimmte Kriterien festgelegt, um das Thema der Bachelorarbeit 1einzugrenzen. Einbezogen wurde Literatur, die im Zeitraum von 2008 bis 2017veröffentlicht wurde. Sowohl deutsche als auch englischsprachige Literatur wurdeverwendet. Inhaltlich wurden Patientinnen und Patienten mit diagnostizierterchronischer Herzinsuffizienz und einem Alter über 18 Jahren eingeschlossen.Menschen mit kognitiven Einschränkungen wurden in dieser wissenschaftlichenArbeit ausgeschlossen.

Als Übersicht über den Selektionsprozess wurde ein Flow-Chart erstellt. DieErgebnisliste wird in Abbildung 1 dargestellt. Von 144.319 Treffern wurden 63hinsichtlich des zusammengefassten Inhalts überprüft. In Bezug auf die Relevanzfür die Forschungsfrage wurden schließlich 27 ausgewählt. Nach der Beurteilungder Volltexte auf inhaltlicher Ebene, sowie auf das Einhalten von Qualitätskriterienblieben 8 Studien, die in die Bachelorarbeit 1 eingeschlossen wurden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Flow-Chart der Literaturrecherche

3 Ergebnisse

Im folgenden Ergebnisteil dieser wissenschaftlichen Arbeit werden die gewonnenen Erkenntnisse aus relevanter Literatur in Themenbereiche gegliedert und zusammengefasst.

3.1 Grundlagen der Herzinsuffizienz

In diesem Kapitel wird die Erkrankung Herzinsuffizienz in ihre einzelnen Bauteile zerlegt und ein Überblick über medizinisches Hintergrundwissen geschaffen.

3.1.1 Definition

Es liegt keine einheitliche Definition der Herzinsuffizienz vor, jedoch kannzwischen klinischer und pathophysiologischer Definition unterschieden werden.Pathophysiologisch kennzeichnet die Herzinsuffizienz eine Situation, in der dasHerz nicht mehr in der Lage ist, das Gewebe, trotz normalem Ventrikeldruck, mitbedarfsgerechter Blutmenge, insbesondere mit Sauerstoff, zu versorgen (Mörtl,2016). In den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wird dieklinische Definition verwendet. Demnach ist die Herzinsuffizienz ein klinischesSyndrom, gekennzeichnet durch typische Symptome, wie Knöchelödeme,Müdigkeit und Luftnot. Begleitet werden kann dieses von bestimmten Zeichen,z.B. gestaute Halsvenen, periphere Ödeme, erhöhter Jugularvenendruck oderRasselgeräusche der Lunge (Ponikowski et al., 2016). Die WHO beschreibt dieHerzinsuffizienz als eine verminderte physische Belastbarkeit aufgrund vonventrikulären Funktionsstörungen (Gerlach et al., 2015, S.458).

3.1.2 Formen

Die Herzschwäche kann aufgrund des zeitlichen Verlaufs in zwei Formen unterteiltwerden. Die akute Herzinsuffizienz entwickelt sich innerhalb von Stunden bisTagen und zeichnet sich durch den schlagartigen Abfall desHerzminutenvolumens aus. Die Entstehung der chronischen Herzinsuffizienzerfolgt hingegen über Monate bis Jahre (Gerlach et al., 2015, S.458). Es kann in Bezug auf die betroffene Herzkammer zwischen einer Links- und Rechtsherzinsuffizienz unterschieden werden. Sind beide Kammern betroffen, liegt eine Globalinsuffizienz vor (Gerlach et al., 2015, S.458).

Hinsichtlich der Funktionsstörung kann die Herzinsuffizienz mit erhaltenerlinksventrikulärer Auswurffraktion (HFpEF) auftreten, welche auch als diastolischeHerzinsuffizienz bezeichnet wird. Die systolische Herzinsuffizienz istgekennzeichnet durch die reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion (HFrEF).Die Prävalenz der beiden Formen ist ungefähr gleich hoch (Mörtl, 2016).

3.1.3 Ätiologie chronischer Herzinsuffizienz

Die häufigsten Ursachen der chronischen Herzinsuffizienz stellen Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt, Vitien, Kardiomyopathien und entzündliche Herzerkrankungen dar. Diabetes mellitus, Alkoholabusus oder Schilddrüsenerkrankungen können ebenfalls eine Herzinsuffizienz zur Folge haben (Mader, 2014, S.128).

Herzrhytmusstörungen, Hypovolämie, schwere Anämien und große arteriovenöse Fisteln können in seltenen Fällen zu einer chronischen Herzinsuffizienz führen (Gerlach et al., 2015, S.459).

Weitere Risikofaktoren für alle Herz-Kreislauferkrankungen sind Übergewicht, hohes Lebensalter, Nikotinabusus, Hyperlipidämie, körperliche Inaktivität, Thromboseneigung und Stress (Gerlach et al., 2015, S.431).

3.1.4 Klassifikation

Die Herzinsuffizienz wird anhand des vierstufigen Schemas der New York Heart Association (NYHA) in klinische Schweregrade eingeteilt:

Tabelle 2: NYHA-Klassifikation der chronischen Herzinsuffizienz (Gerlach et al., 2015, S.460)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.1.5 Klinik

Allgemeine Symptome der Herzinsuffizienz sind Leistungsminderung, Müdigkeit, Ödeme und Atembeschwerden. Frühe Anzeichen können Schlafstörungen durch Dyspnoe und Nykturie sein (Mader, 2014, S.128).

Besonders bei der Linksherzinsuffizienz wird durch die Lungenstauung Atemnothervorgerufen, welche sich im Laufe der Krankheit als Belastungsdyspnoe,Ruhedyspnoe oder sogar als Orthopnoe äußern kann. Häufig treten paroxysmalenächtliche Dyspnoeattacken auf, wodurch die Schlafqualität der Patientinnen undPatienten verschlechtert ist. Die Zyanose ist im Zusammenhang mit der verminderten Sauerstoffversorgung des Blutes ein wichtiges Beobachtungsmerkmal, insbesondere der Lippen. Das Lungenödem kann die schwerste lebensbedrohliche Folge sein, welche durch Rasselgeräusche bei Auskultation hörbar ist (Gerlach et al., 2015, S.461).

Ist die rechte Herzhälfte betroffen, resultiert eine Stauung des venösen Blutes in den Körperkreislauf. Symptome wie Halsvenenstauung, Beinödeme, Anasarka und häufiges nächtliches Wasserlassen treten auf. Druckgefühl im Oberbauch und gastrointestinale Beschwerden, wie Übelkeit und Erbrechen, werden durch eine Stauung im Magen-Darm-Trakt ausgelöst (Mader, 2014, S.128).

3.1.6 Diagnostisches Vorgehen

Neben der Anamnese ist die körperliche Untersuchung der nächste Schritt bei derDiagnosestellung einer Herzinsuffizienz. Diese beinhaltet Auskultation, Perkussion, beidseitige Blutdruckmessung, Puls, EKG, Inspektion aufStauungszeichen und Gewichtskontrolle (Mader, 2014, S.129). DieEchokardiographie ist das Verfahren der Wahl bei Verdachtsdiagnose oder zurVerlaufskontrolle einer Herzinsuffizienz. Das linksventrikuläre Volumen und dieEjektionsfraktion, sowie strukturelle kausale Herzerkrankungen, können hiermitermittelt werden (Steffel et al., 2014, S.169). Durch das Thoraxröntgen lassen sichStauungszeichen, Pleuraergüsse, Infiltrate, Zwerchfeldhochstand, sowie eineKardiomegalie erkennen. Mittels Spiro-Ergometrie wird die maximaleSauerstoffaufnahme bei körperlicher Belastung erfasst (Zeyfang et al., 2013,S.261).

Labordiagnostisch wird das B-Typ natriurietische Peptid (BNP) oder das N-terminale Spaltprodukt von pro-BNP (NT-pro-BNP) im Plasma bestimmt. Diese sind vor allem bei akuten Fällen für die Unterscheidung zwischen Herzinsuffizienz und Lungenkrankheiten wichtig (Gerlach et al., 2015, S.462).

3.1.7 Therapie

In Bezug auf die Fragestellung sind auch die Behandlungsmöglichkeiten vongroßer Bedeutung, da sie individuelle Schwierigkeiten und Herausforderungen imAlltag der betroffenen Patientinnen und Patienten mit sich bringen.Jede Herzschwäche mit einer Ejektionsfraktion unter 40% stellt eineTherapieindikation dar. Ziele der Behandlung sind eine verbesserte Prognose,Beschwerdebesserung, Hemmung oder Verlangsamung der Progression undVerminderung der Hospitalisationsrate. Es kommen entsprechend demSchweregrad verschiedene Therapiemöglichkeiten zum Einsatz. In erster Liniesollte jedoch die Ursache der Herzinsuffizienz ermittelt und behandelt werden(Steffel et al., 2014, S.170).

3.1.8 Modifikation des Lebensstils

Ein wichtiger Faktor der Herzinsuffizienzbehandlung ist laut Steffel et al. dieVeränderung des Lebensstils. Neben dem Anstreben des Normalgewichts wird eine reduzierte Kochsalzzufuhr von unter sechs Gramm am Tag empfohlen. Pro Tag sollten Personen mit Herzinsuffizienz nicht mehr als zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, jedoch sollte der Alkoholkonsum begrenzt sein. Sowohl regelmäßige und richtige Medikamenteneinnahme, als auch tägliche Gewichtskontrollen sind für einen guten Therapieerfolg erforderlich. Bei stabiler Herzschwäche wird regelmäßige körperliche Bewegung empfohlen, jedoch sollte diese zu keiner starken Anstrengung führen (Steffel et al., 2014, S.170).

3.1.9 Medikamentöse Therapie

Laut den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Kardiologie werden zurmedikamentösen Behandlung von HFrEF Neuro-hormonale Antagonisten, wie Angiotensin-converting-enzyme-Hemmer (ACE-I), Betablocker und Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) empfohlen, da sie die Mortalität deutlich reduzieren. Dabei werden ACE- Hemmer und Betablocker in Kombination empfohlen. Falls trotz dieser Kombination noch fortlaufend Symptome auftreten, sollte ein Umstieg auf MRA erfolgen. Als Ersatz zu ACE-Inhibitoren dienen Angiotensin-Rezeptor/Neprilysin-Hemmer (ARNI), welche ebenfalls eine Senkung der Hospitalisierungsrate und der Sterblichkeit bewirken. Bei Patientinnen und Patienten mit Stauungszeichen sollte zusätzlich ein Diuretikum eingesetzt werden, dabei wird der jeweilige Patientinnen- oder Patientenzustand berücksichtigt (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, 2016, S.15, 18).

Während der kardiologischen Rehabilitation ist es vorteilhaft, die Medikationstufenweise an die Zieldosis anzupassen. Zielwerte sind ein Blutdruck von unter140/90 mmHg und ein Puls von unter 70 Schlägen pro Minute. Bei derdiastolischen Herzinsuffizienz (HFpEF) stehen die symptomatischeStandardtherapie und die Behandlung von kardiovaskulären Risikofaktoren imVordergrund. Eine spezifische medikamentöse Behandlung gibt es in diesem Fallnicht (Reibis et al., 2017).

3.1.10 Apparative und operative Therapie

Im NYHA-Stadium III-IV wird bei therapierefraktären Patientinnen und Patientenein spezieller Schrittmacher implantiert, welcher beide Herzkammernvorhofgesteuert stimuliert und zusätzlich eine Defibrillatorfunktion enthält. Die Überlebensrate, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten werden durch die kardiale Resychronisationstherapie (CRT) deutlich erhöht (Gerlach et al., 2015, S.468).Ventrikuläre Unterstützungssysteme werden eingesetzt, um das ganze Herz oderdie linksventrikuläre Funktion zu ersetzen, wenn ein CRT nicht mehr indiziert ist.Wird eine dieser apparativen Therapien gewählt, erhalten die Betroffenen einezusätzliche Schulung im Umgang mit den Geräten. Wenn keine medikamentöseoder apparative Therapie mehr anspricht, besteht bei terminaler Herzinsuffizienzdie Möglichkeit einer Herztransplantation (Steffel et al., 2014, S.175).

3.2 Krankheitsauswirkungen

Wie bei allen chronischen Erkrankungen treten auch bei chronischerHerzinsuffizienz enorme Veränderungen im Alltagsleben der Betroffenen auf. ImLernprozess, mit der eigenen Krankheit umzugehen und diese ins ursprünglicheLeben integrieren zu können, stoßen Personen mit Herzinsuffizienz oftmals aneigene Grenzen. Zu Beginn müssen die Betroffenen lernen, die Krankheitanzunehmen. Erst wenn die neue Situation realisiert wird, sind Änderungen desLebensstils möglich. Die Einschränkungen der Herzinsuffizienz wirken aufverschiedene Bereiche des Lebens der Betroffenen (Kolbe, 2009).

3.2.1 Allgemeine Gesundheit

Der allgemeine Gesundheitszustand wird insbesondere durch Erschöpfung undAtemlosigkeit beeinflusst (Kolbe, 2009). In einer qualitativen Studie aus Oxfordidentifizierten 72 % der 25 Befragten, die an täglicher Luftnot leiden,

[...]

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Alltagsauswirkungen und Patientenedukation bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz
Hochschule
FH Campus Wien  (BHS Ried i. I.)
Note
2
Autor
Jahr
2017
Seiten
42
Katalognummer
V413584
ISBN (eBook)
9783668650282
ISBN (Buch)
9783668650299
Dateigröße
821 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
alltagsauswirkungen, patientenedukation, menschen, herzinsuffizienz
Arbeit zitieren
Viktoria Kallinger (Autor:in), 2017, Alltagsauswirkungen und Patientenedukation bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413584

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