Anstatt eine kaum überschaubar große Menge von Rechtschreibphänomenen (Einzelwörtern) rein summarisch zu vermitteln und in Nachschriften, Diktaten oder im Wortlistentraining zu üben und auch anstelle einer Vielzahl von Rechtschreibregeln, werden den Schülern hier insgesamt vier Strategien zur Richtigschreibung von Wörtern vermittelt, die sie immer wieder beim Schreiben anwenden sollen: 1. Mitsprechstrategie, 2. Verlängern und Ableiten, 3. Tests zur Großschreibung, 4. Einpräg-Strategie.
An Beispielen wird erläutert, wie das Strategielernen in der Praxis umzusetzen ist und welche Vorteile es insbesondere für rechtschreibschwächere Schülerinnen und Schüler hat.
Sabine Utheß
Erfolgreich die deutsche Rechtschreibung vermitteln – Rechtschreibstrategien lehren
(zum Rechtschreibunterricht in der Sekundarstufe I und in der beruflichen Bildung)
Anstatt eine kaum überschaubar große Menge von Rechtschreibphänomenen (Einzelwörtern) rein summarisch zu vermitteln und in Nachschriften, Diktaten oder im Wortlistentraining zu üben und auch anstelle einer Vielzahl von Rechtschreibregeln, werden den Schülern insgesamt vier Strategien zur Richtigschreibung von Wörtern vermittelt, die sie immer wieder beim Schreiben anwenden sollen:
1. Mitsprechstrategie
Den Schülern wird vorgeschlagen, parallel zum Schreiben mental oder laut mitzusprechen und dabei jede Silbe zu betonen. Das silbisch gliedernde Mitsprechen hört sich an wie die Sprache eines Roboters und wird deshalb auch als Robotersprache bezeichnet.
Analysen zeigen, dass die Schüler dieser Klassenstufen gegenwärtig etwa 50 Prozent aller Wörter, die sie beim Schreiben verwenden, richtig schreiben, wenn sie den Schreibvorgang durch das silbenbetonende Sprechen begleiten.
(Die Mitsprechstrategie beruht auf zwei Prinzipien der Verschriftung der deutschen Sprache: - - Grundlegend für die Verschriftung des Deutschen ist das Lautprinzip (phonografische Prinzip), das nicht die Umgangslautung (mit den Reduzierungen der unbetonten Silben) verschriftlicht, sondern auf die tieferliegende (phonologische) Schicht zurückgreift, die über explizit lautendes Sprechen zugänglich gemacht werden kann.
- Das zweite Prinzip der Verschriftung des Deutschen, auf dem die Mitsprechstrategie beruht, ist das silbische Prinzip, das die Gliederung der Wörter in Sprechsilben in die Schriftsprache überträgt.)
Das silbisch gliedernde Mitsprechen, das das Schreiben begleitet, führt zur Vermeidung von Fehlern, die dadurch entstehen, dass sich Schriftbild und Umgangslautung unterscheiden)
Mit ihr lassen sich auch Schreibungen im Silbengelenk erklären, also
- Doppelkonsonanten: kom-men, fal-len, las-sen ...
- silbeninitiales h: ge-hen, Re-he, Schu-he …
(Letztere beiden Phänomene als Konsonantenverdopplung nach kurzem Vokal oder Dehnungs-h zu interpretieren, entspricht nicht den Strukturmerkmalen der deutschen Orthografie!)
Das Mitsprechen soll eine Art Gewohnheitshaltung beim Schreiben werden. Aber im Deutschunterricht finden sich auch verschiedene Übungen, in denen das Mitsprechen als Rechtschreibhilfe genutzt werden soll. Dafür einige Beispiele:
Wörter mit schwierigen Buchstabenfolgen
1. Ordne folgende Wörter mit kk den richtigen Bedeutungen zu.
Stu kk ateur – a kk urat – A kk usativ – a kk limatisieren – A kk umulator – A kk ordeon – Mo kk a - Maro kk o – A kk ordarbeit – Ma kk aroni –– Sa kk o – A kk ord – a kk reditieren (Bedeutungen werden nachfolgend gegeben)
2. Ordne die Wörter mit ckk und mit tzz nach dem Alphabet und schreibe sie auf.
2.1. Dru ckk nopf – Rü ckk auf – Sack k arre – Sche ckk arte – Schmu ckk assette – Dru ckk arte – Baro ckk irche – Gepä ckk ontrolle – Rü ckk ehr – Ba ckk unst – Schmu ckk erze – Bic kk ontakt
2.2 Tro tzz ustand – Schu tzz one – Sa tzz eichen – Zusa tzz ahl – Wi tzz eichnung
3. Schreibe zu diesen Substantiven mit pfl und pfr die entsprechenden Verben.
Pf laster Pfl anze Pfl aume Pfl ege Pfl icht Pfl ücker Pfl ug Pfr opf …
4. Merke: Die Wörter eigentlich, hoffentlich und wesentlich werden mit -t- geschrieben.
5. Schreibe die Superlativform folgender Adjektive und Partizipien und verwende sie in einer Wortgruppe.
5.1. erfahren – schrecklich – trocken – empfindlich
5.2. korrekt, leicht, zart, perfekt, geübt, berühmt
5.3. gefürchtet, gefährdet, begnadet, gebildet
5.4. bedeutend, überzeugend, passend, wohlhabend, entsprechend.
Zusammenfassend gilt:
2. Die Verlängerungs- und Ableitstrategie
Bei dieser Strategie werden die Schüler aufgefordert, zu einem gegebenen Wort mit einer schwierigen Stelle (wo es für die Schüler Alternativen gibt) eine Wortform zu finden, die sie problemlos richtig schreiben können:
- Schreibung am Wort- oder Silbenende
1. b/p – g/k – d/t am Wort- oder Silbenende
Man hört einen stimmlosen Konsonanten, muss aber einen stimmhaften Konsonantenbuchstaben schreiben; durch Verlängern wird der stimmhafte Konsonant hörbar gemacht.
Übungsbeispiel:
Vervollständige die Wörter.
der Ty p – der Betrie__ – der Urlau__ – die Rau__katze
klu g _ – der Zwer__ – das Ber__wer__ – der Misserfol__
run__ – bun__ – das Kin__ – die Wel__ – das Sei__pfer__ – der Bun__
überzeugend – schwerwiegen__ – passen__ – blenden__ – treffen__
2. Doppelkonsonantenbuchstaben am Wort- oder Silbenende
Übungsbeispiel:
Vervollständige die Wörter.
Wir leben in einer Kongre ___ tadt (s). Du musst zuerst die
Kunststo___ olie (f) entfernen. Ich habe einen Stu___film (m) gesehen. Unser Kind geht jetzt zum Schwi___unterricht (m). Mich interessiert besonders der Eisschne__auf (l). Lass die Ro___aden (l) herunter
3. - ig oder -lich am Wortende
Übungsbeispiel:
Schreibe das richtige Suffix sowie eine Wortgruppe mit dem Adjektiv.
freund_____ Gäste, freud___ Nachrichten
geist___ münd___ verständ___ vorzeit___
- Schreibung vor -t oder -st
In den Verbformen hört man vor dem -t/-st weder den doppelten Konsonanten(buchstaben) und den stimmhaften Konsonanten noch das silbeninitiale h (weil nicht am Silbengelenk), z. B.
ihr kommt – er lässt – sie bleibt – angestellt – du stehst – ihr hofft - es klappte
- äu oder eu, ä oder e?
Übungsbeispiele:
1. Suche ein verwandtes Wort mit au oder a - so kannst du entscheiden: äu oder eu, ä oder e.
- die Verk___fer, die L___te, ___ßerlich, die Z___ne, h___te,
– gef__hrlich, unverg__sslich, t__glich, kr__ftig, die K__lte
Bunt sind schon die W__lder, g__lb die Stoppelf__lder, und der H__rbst beginnt; rote Bl__tter fallen, graue N__bel wallen, kühler w__ht der Wind.
2. Präge dir Wörter mit ä ein, zu denen es keine verwandten Wörter mit a gibt. z. B. allm ä hlich, Bär, D ä mmerung, g ä hnen, geb ä ren, K ä fer, K ä fig, K ä se, w ä hrend
Durch Verlängern und Ableiten schreiben die Schüler dieser Klassenstufen (über das Mitsprechen hinaus) etwa 20 bis 30 Prozent ihres schriftlich gebrauchten Wortschatzes richtig.
(Die Prozedur des Verlängerns und Ableitens beruht ebenfalls auf einem grundlegenden Prinzip der Verschriftung des Deutschen, nämlich dem Stammprinzip (morphematischen Prinzip), nach dem gleiche Wortbausteine immer gleich geschrieben werden.)
Zusammenfassend gilt:
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- Sabine Utheß (Author), 2018, Erfolgreich die deutsche Rechtschreibung vermitteln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413665
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