Eine zentrale Herausforderung der finanzökonomischen Forschung stellt die Erklärung der Aktienkursentwicklung dar. Bestehendes Paradigma in der Finanzmarktforschung ist die klassische Kapitalmarkttheorie. Neben der Annahme der Markteffizienz postuliert die Theorie, dass am Markt rationale Investoren existieren und die Aktienkursentwicklung rein zufällig ist. Im Marktgleichgewicht wird die Preisbildung risikoreicher Wertpapiere mit Hilfe von kapitalmarkttheoretischen Modellen erklärt. Eines der bedeutendsten Modelle hierfür ist das Capital Asset Pricing Model (CAPM). Laut dem CAPM lassen sich die erwarteten Aktienrenditen anhand nur eines Risikofaktors, dem sogenannten Beta-Faktor bestimmen. Während der letzten Jahrzehnte wurden immer mehr Aktienpreisentwicklungen beobachtet, die sich nicht anhand der klassischen Modelle erklären und erfassen lassen. In der Literatur werden solche Abweichungen als Finanzmarktanomalien bezeichnet. Definiert wird eine Finanzmarktanomalie somit als abweichende Marktentwicklung von einem bestehenden Paradigma. Unvereinbar mit der bestehenden Theorie wurde beispielsweise ein gewisses Trending in der Aktienkursentwicklung oder auch systematisch wiederkehrende Überrenditen im Januar beobachtet.
Die vermehrte Aufdeckung solcher Finanzmarktanomalien führte zur Entwicklung einer neuen Forschungsrichtung. Die Behavioral Finance Theorie versucht diese Anomalien anhand der zusätzlichen Betrachtung sozialer und psychologischer Aspekte zu erklären. Vertreter der Behavioral Finance Theorie widersprechen den Vertretern der klassischen Kapitalmarkttheorie unter anderem hinsichtlich der Annahme, dass alle Marktteilnehmer rational handeln. Limitierte Arbitragemöglichkeiten und Anomalien im menschlichen Verhalten führen zur Verzerrung innerhalb des Entscheidungsfindungsprozesses von Marktteilnehmern, was wiederrum zur Abweichung der Marktpreise von ihren fundamentalen Werten führt.
Ziel dieser Thesis ist es, einen Überblick über die wesentlichen Finanzmarktanomalien zu geben. Beispielhaft sollen hierbei sowohl bestehende empirische Arbeiten als auch unterschiedliche Erklärungsansätze der Anomalien aufgegriffen und analysiert werden. Dazu werden im ersten Teil der Thesis die wesentlichen Grundlagen der klassischen Kaptalmarkttheorie und der Behavioral Finance Theorie erläutert. Anschließend wird im dritten Kapitel ein Überblick über die Anomalien im menschlichen Verhalten gegeben, da diese sogenannten Verhaltensanomalien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 2.1 Klassische Kapitalmarkttheorie
- 2.2 Behavioral Finance Theorie
- 3. Verhaltensanomalien
- 3.1 Kognitive Aspekte
- 3.2 Emotionale Aspekte
- 3.3 Gesellschaftliche Aspekte
- 4. Kalenderanomalien
- 4.1 Januar Effekt
- 4.2 Wochenendeffekt
- 4.3 Monatswechseleffekt
- 5. Kennzahlenanomalien
- 5.1 Value Effekt
- 5.2 Größen-Effekt
- 6. Effizienzmarktanomalien
- 6.1 Closed-End-Fund Puzzle
- 6.2 Momentum Effekt
- 6.3 Mittelwertrückkehreffekt
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem Phänomen von Finanzmarktanomalien, die empirisch beobachtet wurden und die gängigen Theorien der klassischen Kapitalmarkttheorie in Frage stellen. Ziel ist es, die wichtigsten Anomalien sowie die zugrundeliegenden Erklärungsansätze aus der Verhaltensökonomie und anderen Disziplinen aufzuzeigen.
- Kognitive und emotionale Verzerrungen bei Anlegern
- Kalenderanomalien, wie der Januar-Effekt und der Wochenendeffekt
- Kennzahlenanomalien, wie der Value-Effekt und der Größen-Effekt
- Effizienzmarktanomalien, wie das Closed-End-Fund-Puzzle und der Momentum-Effekt
- Alternative Erklärungsansätze für die beobachteten Anomalien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Finanzmarktanomalien ein und stellt die Relevanz der Thematik dar. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen der klassischen Kapitalmarkttheorie und der Behavioral Finance Theorie erörtert, um den theoretischen Rahmen für die Analyse der Anomalien zu schaffen. Das dritte Kapitel behandelt verschiedene Verhaltensanomalien, die auf kognitive, emotionale und gesellschaftliche Faktoren zurückzuführen sind. In den Kapiteln vier und fünf werden Kalenderanomalien und Kennzahlenanomalien im Detail behandelt, während Kapitel sechs sich mit Effizienzmarktanomalien beschäftigt. Abschließend bietet Kapitel sieben eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Finanzmarktanomalien, Behavioral Finance, Kapitalmarkttheorie, Verhaltensökonomie, Kognitive Verzerrungen, Emotionale Aspekte, Kalenderanomalien, Kennzahlenanomalien, Effizienzmarktanomalien, Value-Effekt, Größen-Effekt, Momentum-Effekt, Mittelwertrückkehreffekt, Closed-End-Fund-Puzzle.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Finanzmarktanomalien. Empirie und Erklärungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414150