Die Zerstörung des herodianischen Tempels in Jerusalem ist sicherlich als ein Wendepunkt in der Geschichte Judäas zu betrachten, was sich auch darin niederschlägt, daß bis in die Zeit der Kreuzzüge dieses Datum den Startpunkt einer lokalen Zeitrechnung in Palästina markierte. In der Tat gab es als Folge des ersten jüdischen Aufstandes eine Reihe von Veränderungen sowohl innerhalb der jüdischen Gesellschaft, die zum Teil bis heute nachwirken, als auch in den Maßnahmen, die von römischer Seite ergriffen wurden, um die Ordnung in Judäa aufrechtzuerhalten und einem erneuten Aufbegehren vorzubeugen. Als kurzfristige Folgen sind hier vor allem die Zerstörung von Städten, Dörfern und Festungen, sowie der Verlust zahlreicher Menschenleben zu nennen.
Uns interessieren nun die langfristigen Folgen, die der erste Aufstand für die Juden hatte. Es können hier zunächst die Maßnahmen der Juden und die der Römer voneinander abgegrenzt werden. Erstere zielten auf einen Fortbestand der jüdischen Gesellschaft und Kultur nach dem römischen Sieg ab und liefen mit dem Entstehen des rabbinischen Judentums auf eine radikale Umgestaltung in der Organisation der Glaubenspraxis hinaus, die Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat. Letztere dienten in erster Linie der Festigung der römischen Herrschaft über die Juden. Die Betrachtung der langfristigen Folgen des ersten Aufstandes soll nun, auf die Maßnahmen von römischer Seite beschränkt, unter der Frage geschehen, welche organisatorischen Veränderungen sich im Zeitraum zwischen den beiden Aufständen in der Herrschaftsausübung über die Juden feststellen lassen und wie diese zu werten sind. Hierbei müssen auch die jüdischen Diasporagemeinden berücksichtigt werden, denn diese waren von einigen Maßnahmen ebenfalls betroffen und durchaus nicht unbeeinflußt von Ereignissen im jüdischen Kernland. Häufig gibt es über die dortigen Verhältnisse detailliertere Quellen als für Judäa selbst. In diesem Kontext ist der jüdische Aufstand wichtig, der von 115 bis 117 n. Chr. in großen Teilen der Diaspora wütete. Es sollen die Ursachen, der Verlauf und die Folgen kurz skizziert, sowie der Frage nachgegangen werden, ob es hier Impulse für Judäa gab, die auf den 15 Jahre später in Judäa ausbrechenden Bar Kochba Aufstand hindeuten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und Fragestellung
- II. Quellenlage (-kritik) und Forschungsgeschichte
- a) Quellenlage (-kritik)
- b) Forschungsgeschichte
- III. Organisatorische Veränderungen der römischen Herrschaftsausübung
- a) Regelung der Verhältnisse in Judäa
- b) Die Judensteuer
- IV. Unruhen in der Diaspora und der Aufstand von 115 bis 117 n. Chr.
- V. Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die langfristigen Folgen des ersten jüdischen Aufstands für die Juden und die römischen Maßnahmen zur Festigung der Herrschaft. Sie konzentriert sich auf die organisatorischen Veränderungen in der römischen Herrschaftsausübung über Judäa im Zeitraum zwischen den beiden Aufständen. Dabei werden auch die jüdischen Diasporagemeinden berücksichtigt, die von einigen Maßnahmen betroffen waren und von Ereignissen im jüdischen Kernland beeinflusst wurden.
- Die Auswirkungen des ersten jüdischen Aufstands auf die jüdische Gesellschaft und die römischen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Judäa.
- Die organisatorischen Veränderungen in der römischen Herrschaftsausübung über Judäa im Zeitraum zwischen den beiden Aufständen.
- Die Rolle der jüdischen Diasporagemeinden in der römischen Politik und die Auswirkungen des Aufstandes von 115 bis 117 n. Chr. in der Diaspora.
- Die Frage, ob es Impulse von den Diaspora-Aufständen für den Bar Kochba Aufstand in Judäa gab.
- Die Quellenlage und -kritik zu den Verhältnissen in Judäa zur Zeit zwischen den jüdischen Aufständen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des ersten jüdischen Aufstands als Wendepunkt in der Geschichte Judäas. Kapitel II. beleuchtet die Quellenlage für die Untersuchung des Zeitraums zwischen den jüdischen Aufständen, wobei insbesondere die Schwierigkeiten einer umfassenden Quellenlage für die Epoche herausgestellt werden. Kapitel III. befasst sich mit den organisatorischen Veränderungen in der römischen Herrschaftsausübung über Judäa nach dem ersten Aufstand, einschließlich der Regelung der Verhältnisse in Judäa und der Einführung der Judensteuer. Kapitel IV. untersucht die Unruhen in der Diaspora und den Aufstand von 115 bis 117 n. Chr., wobei die Ursachen, der Verlauf und die Folgen des Aufstands kurz skizziert werden. Die Arbeit endet mit einem Ergebniskapitel, welches jedoch nicht in dieser Vorschau zusammengefasst wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der römischen Herrschaft über Judäa im Zeitraum zwischen den beiden jüdischen Aufständen, den Veränderungen in der römischen Herrschaftsausübung, der Judensteuer, den Diaspora-Aufständen, der rabbinischen Literatur und den Quellen zur römischen Provinzialverwaltung.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Christian E. Schulz (Autor:in), 2004, Veränderungen in der römischen Herrschaft über Judäa nach dem ersten Jüdischen Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41431