Christus medicus – ein gängiger Hoheitstitel, der die heilende Wirkung Jesu in den Vordergrund rückt. Die Bezeichnung ist lateinisch und bedeutet übersetzt so viel wie "Christus, der Arzt". Wie kommt Jesus zu diesem Titel? Im Neuen Testament werden viele Erzählungen überliefert, in denen Jesus Wunder vollbringt. Die Gattung der Wundergeschichten lässt sich, nach G. Theissen, in verschiedene Untergattungen kategorisieren. Eine dieser Untergattungen ist die der Heilungswunder, denen Jesus seinen medizinischen Zusatztitel zu verdanken hat.
Wie aber vollbringt Jesus seine Heilstaten? Warum strömen die Menschen mit ihren Problemen von weit her zu Jesus und begnügen sich nicht mit den ansässigen praktizierenden Ärzten? In dieser Arbeit soll anhand ausgewählter, repräsentativer Heilungserzählungen des Markusevangeliums in exegetischer Weise untersucht werden, welche "Therapiemaßnahmen" Jesus zur Heilung der Menschen anwendete und inwieweit diese die Charakterisierung und Titulierung Jesu als Arzt rechtfertigen. Im Zuge dieses Vorhabens soll zunächst der Hoheitstitel "Christus medicus" näher definiert werden.
Im nächsten Schritt sollen die markinischen Heilungserzählungen formal und gattungstechnisch betrachtet werden. Zur möglichst textnahen Analyse der Heilungsvorgänge wird aufgrund fehlender Griechischkenntnisse Lüdemann und Schleritts "Arbeitsübersetzung des Neuen Testaments" als Grundlage genutzt.
Zum Schluss soll die Krankheitsauffassung und das Medizinwesen in der Umwelt Jesu dargestellt werden, um Jesu Heilstätigkeiten vergleichen und kontextualisieren zu können. In einem Fazit soll anhand der Ergebnisse Jesu Bezeichnung als "Arzt" kritisch hinterfragt und beurteilt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Christus Medicus – Eine Definition
- Jesu Heilstaten im Markusevangelium
- Formaler Aufbau
- Analyse der Therapiemaßnahmen
- Die Heilung der Schwiegermutter des Simon (Mk 1, 29-31)
- Die Heilung eines Aussätzigen (Mk 1, 40-45)
- Die Heilung eines Gelähmten in Kapernaum (Mk 2, 1-12)
- Die Heilung einer abgestorbenen Hand am Sabbat (Mk 3, 1-6)
- Die Heilung einer an Blutungen leidenden Frau und die Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers (Mk 5, 21-43)
- Der Taubstumme (Mk 7, 31-37)
- Der Blinde (Mk 8, 22-26)
- Der blinde Bartimäus (Mk 10, 46-52)
- Art der Krankheiten
- Jesu Therapiemaßnahmen
- Heilungen in der Umwelt des Neuen Testaments
- Die frühchristliche Krankheitsauffassung
- Das Berufsbild des Arztes in der antiken Umwelt
- Wunderheilung und Magie
- Heilung und Religion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Heilungswunder Jesu im Markusevangelium und analysiert die von ihm angewandten Therapiemaßnahmen. Sie zielt darauf ab, zu ergründen, ob und inwiefern diese Handlungen Jesu als Arzt rechtfertigen und den Titel „Christus medicus“ begründen.
- Die Bedeutung des Titels „Christus medicus“ und seine historischen Wurzeln
- Formaler und gattungstechnischer Aufbau der markinischen Heilungserzählungen
- Analyse der Therapiemethoden Jesu in den ausgewählten Heilungswundern
- Die Krankheitsauffassung und das Medizinwesen in der Umwelt Jesu
- Die Rolle der Wunderheilung im Kontext der frühchristlichen Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Christus medicus“ ein und stellt die Forschungsfrage nach den Therapiemaßnahmen Jesu in den Heilungswundern des Markusevangeliums. Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Bedeutung des Titels „Christus medicus“ und seine Wurzeln im Alten Testament und im frühen Christentum. Das dritte Kapitel analysiert die Heilungswunder des Markusevangeliums formal und gattungstechnisch und untersucht die darin dargestellten Therapiemethoden Jesu. Das vierte Kapitel widmet sich der Krankheitsauffassung und dem Medizinwesen in der Umwelt Jesu, um die Heilungswunder Jesu in den historischen Kontext einzuordnen. Im Fazit werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengetragen und die Bezeichnung Jesu als „Arzt“ kritisch hinterfragt.
Schlüsselwörter
Christus medicus, Markusevangelium, Heilungswunder, Therapiemaßnahmen, Krankheitsauffassung, Medizinwesen, antike Umwelt, frühchristliche Religion.
- Quote paper
- Anke Herten (Author), 2017, Christus medicus? Jesu Therapiemaßnahmen in den Heilungswundern des Markusevangeliums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414479