Die Geschichte von Wales im Hochmittelalter wird beherrscht von dem mehr als 200-jährigen Prozess der Eroberung des Landes durch die seit 1066 in England ansässigen Normannen. Da dieser Eroberungsprozess bis zum Ende des 13. Jahrhunderts unvollständig blieb, er wurde erst 1283 durch den englischen König Edward I. (1272-1307) vollendet, entwickelte sich Wales seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert zu einem geteilten Land. Dem uneroberten freien Wales (Pura Wallia), grob dem Norden, stand das normannisch beherrschte südliche Wales gegenüber, welches bald als Walisische Mark (Marchia Wallie) bekannt war und eine vom nördlichen Wales unterschiedene Entwicklung nahm. Diese Mark von Wales, nicht Wales als Ganzes, ist die eigentliche Heimat des vermutlich bedeutensten aus Wales kommenden Schriftstellers des Mittelalters, die des Giraldus Cambrensis. Er entstammte der Ritterklasse der Mark und war mit seinen normannischen als auch walisischen Vorfahren und Verwandten ein echter Marcher, wie die Bewohner der Mark auch genannt wurden. Die vorliegende Arbeit will sich daher genauer mit der Walisischen Mark, der Person des Giraldus Cambrensis als Marcher und seinem Verhältnis zu seiner Heimat auseinandersetzen. Dies wird anhand dreier Leitfragen geschehen, denen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist:
1) Was ist die Walisische Mark überhaupt?
2) Wie hat die Herkunft des Giraldus Cambrensis aus der Mark seinen Werdegang und sein schriftstellerisches Werk beeinflusst?
3) Welchen Blick auf die normannische Herrschaft in Wales spiegelt sich in seinem Werk?
Inhalt
Verzeichnis der Abkürzungen.
1 Einleitung.
1.1 Thematik
1.2 Materialgrundlage
1.3 Quellenlage
2 Die Walisische Mark (1067-1200)
2.1 Wales um 1060
2.2 Die Entstehung der Walisischen Mark (1067-1100)
2.2.1 Die normannische Eroberung Englands 1066
2.2.2 Das erste Ausgreifen der Normannen nach Wales
2.2.3 Das Scheitern der vollständigen Eroberung
2.3 Die Mark im 12. Jahrhundert
2.3.1 Ereignisgeschichtlicher Überblick
2.3.2 Die innere Entwicklung des normannischen Wales
2.3.3 Zwischen alltäglicher Gewalt und Koexistenz: Eroberer und Eroberte
3 Giraldus Cambrensis.
3.1 Das Leben
3.2 Das schriftstellerische Werk
4 Die normannische Herrschaft in Wales im Spiegel des Itinerarium Kambriae.
4.1 Die Quelle: Mehr als eine Reisebeschreibung
4.2 Marchia Wallie ? Zur Behandlung der Mark im Itinerarium Kambriae
4.3 Giraldus Cambrensis und die normannische Herrschaft in Wales
4.3.1 Charakteristik der Normannen
4.3.2 Wales unter den Normannen
4.3.3 Habgierige Prioren und unfähige Bischöfe
4.3.4 Die Taten Geralds von Windsor und seiner Familie
5 Fazit
6 Verzeichnis der Quellen und Darstellungen.
6.1 Quellen
6.2 Darstellungen
Verzeichnis der Abkürzungen
AHR = The American Historical Review
Arch. Camb. = Archaeologia Cambrensis
BBCS = Bulletin of the Board of Celtic Studies
BJRUM = Bulletin of the John Rylands University Library of Manchester
EHR = English Historical Review
HZ = Historische Zeitschrift
JEH = The Journal of Ecclesiastical History
Latomus = Latomus revue d’études latines
NLWJ = The National Library of Wales Journal
PBA = Proceedings of the British Academy
TBGA.S = Transactions of the Bristol and Gloucestershire Archaeological Society
Trans. Cymm. Soc. = Transactions of the Honourable Society of Cymmrodorion
TRHist.S = Transactions of the Royal Historical Society
WHR = Welsh History Review
1 Einleitung
1.1 Thematik
Die Geschichte von Wales im Hochmittelalter wird beherrscht von dem mehr als 200-jährigen Prozess der Eroberung des Landes durch die seit 1066 in England ansässigen Normannen. Da dieser Eroberungsprozess bis zum Ende des 13. Jahrhunderts unvollständig blieb, er wurde erst 1283 durch den englischen König Edward I. (1272-1307) vollendet, entwickelte sich Wales seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert zu einem geteilten Land. Dem uneroberten freien Wales (Pura Wallia), grob dem Norden, stand das normannisch beherrschte südliche Wales gegenüber, welches bald als Walisische Mark (Marchia Wallie) bekannt war und eine vom nördlichen Wales unterschiedene Entwicklung nahm. Diese Mark von Wales, nicht Wales als Ganzes, ist die eigentliche Heimat des vermutlich bedeutensten aus Wales kommenden Schriftstellers des Mittelalters, die des Giraldus Cambrensis.[1] Er entstammte der Ritterklasse der Mark und war mit seinen normannischen als auch walisischen Vorfahren und Verwandten ein echter Marcher, wie die Bewohner der Mark auch genannt wurden. Die vorliegende Arbeit will sich daher genauer mit der Walisischen Mark, der Person des Giraldus Cambrensis als Marcher und seinem Verhältnis zu seiner Heimat auseinandersetzen. Dies wird anhand dreier Leitfragen geschehen, denen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist:
1) Was ist die Walisische Mark überhaupt?
2) Wie hat die Herkunft des Giraldus Cambrensis aus der Mark seinen Werdegang und sein schriftstellerisches Werk beeinflusst?
3) Welchen Blick auf die normannische Herrschaft in Wales spiegelt sich in seinem Werk?
Der erste Teil dieser Studie (Kapitel 2) befasst sich in der Folge mit der Entstehung und Entwicklung der Mark von ihren Anfängen im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts bis etwa 1200. Ziel ist es, durch die Darstellung ihrer historischen Entwicklung zu zeigen, aus was für einer komplexen Welt Giraldus Cambrensis stammte, um dadurch seine Haltung ihr gegenüber angemessen verstehen zu können. Da die normannische Penetration für die Geschichte dieses Landes einen epochalen Einschnitt bedeutete, diese aber außerhalb Großbritanniens eher unbekannt ist, wird diesem Teil der Arbeit ein entsprechender Platz eingeräumt. Eine kurze einleitende Landeskunde hat den Sinn, die wesentlichen Grundzüge des Landes und die inneren Verhältnisse, auf welche die Normannen stießen, zu vergegenwärtigen. Der zweite Abschnitt (Kapitel 3) führt in das Leben und das literarische Werk des Giraldus ein und befasst sich mit der Frage, inwieweit beides durch seine Herkunft aus der Mark beeinflusst wurde. Der letzte Abschnitt schließlich (Kapitel 4) fragt nach der Sicht des Giraldus Cambrensis auf die normannische Herrschaft in Wales. Die diesem Kapitel zugrunde liegende Quelle hat das Itinerarium Kambriae zu sein, da wir de facto allein aus diesem Werk entsprechende Aussagen des Giraldus über das Wirken der Normannen in seiner Heimat entnehmen können. Im abschließenden Fazit (Kapitel 5) sind die in den drei großen Abschnitten gewonnenen Ergebnisse resümierend zu betrachten. Das Literaturverzeichnis (Kapitel 6) enthält die genutzten und erwähnten Quellen sowie die herangezogene Fachliteratur. Darüber hinaus wird aber auch eine Reihe weiterer Quellen und Werke angegeben, um eine weitergehende Vertiefung des einen oder anderen Aspektes zu ermöglichen. Eine vollständige Bibliographie wurde dabei jedoch nicht angestrebt.
1.2 Materialgrundlage
Die ersten beiden Teilabschnitte stützen sich auf die Ergebnisse der bisherigen Forschung und haben vor allem referierenden Charakter. Vor allem was die Eroberung von Wales angeht, hat die Forschung in den letzten 20 Jahren so erhebliche Fortschritte gemacht, dass im Rahmen einer kleinen Arbeit wie dieser eine eigene Betrachtung des weitläufigen Quellenmaterials zu keinen wesentlich neuen Erkenntnissen hätte führen können.[2]
Für die Geschichtsschreibung des mittelalterlichen Wales über größere Zeiträume hinweg von besonderer Bedeutung war J. E. Lloyds bereits 1911 erschienenes Werk A History of Wales,[3] bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein das Standartwerk zu dieser Thematik. Seit den 1960er Jahren sind aber eine Reihe neuerer Arbeiten zum mittelalterlichen Wales erschienen. Dabei findet sich die neueste und umfassendste Studie zur normannischen Eroberung von Wales in R. R. Davies The Age of Conquest. Des weiteren wurde vor allem zurückgegriffen auf L. H. Nelsons The Normanns in South Wales, D. Walkers Medieval Wales und eine Reihe einzelne Aspekte behandelnde Aufsätze verschiedener Autoren, welche vollständig in den Anmerkungen und im Literaturverzeichnis zu finden sind.
Im Gegensatz dazu ist über Giraldus Cambrensis in den letzten Jahren keine größere Arbeit mehr veröffentlich worden. Die Literatur bietet dennoch eine Fülle von wichtigen Informationen, so dass das Fehlen einer neueren Arbeit nicht besonders ins Gewicht fällt. Zu Leben und Werk des Giraldus Cambrensis sind vor allem zu beachten gewesen Gerald of Wales von R. Bartlett, obwohl bereits 1982 erschienen noch immer die aktuellste umfassende Darstellung hierzu. Älter, aber immer noch brauchbar sind Giraldus Cambrensis, The Growth of the Welsh Nation von M. Richter und der Beitrag von M. Manitius in der “Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters”. Die ausführlichste Besprechung und Analyse des Itinerarium Kambriae findet sich immer noch in T. Jones Gerald the Welshman’s ´Itinerary through Wales` and ´Description of Wales.` Auch hier finden sich weitere genutzte Werke und Aufsätze in den Anmerkungen und dem Literaturverzeichnis.
1.3 Quellenlage
Der letzte Abschnitt schließlich beinhaltet eine Interpretation ausgewählter Textstellen des Itinerarium Kambriae. Die heute immer noch maßgebliche Ausgabe des lateinischen Textes ist die 1868 von J. F. Dimock im Rahmen einer Gesamtedition des Werkes des Giraldus Cambrensis[4] herausgegebene Fassung der von Giraldus um 1214 angefertigten dritten Version. Nach der Fertigstellung der „Reise durch Wales“ 1191 hatte Giraldus sein Werk zweimal überarbeitet und es jedes Mal textlich erweitert. In der zweiten Ausgabe, vermutlich von 1197, finden sich 22 solcher Zusätze, in der dritten Ausgabe 19 weitere. Eine Auflistung dieser Ergänzungen findet sich in der Einleitung zu Dimocks Edition sowie auch in der englischen Übersetzung von L. Thorpe. Keiner dieser Zusätze berührt die Darstellung der Walisischen Mark. Da auch keine Auslassungen in dieser Hinsicht vorhanden sind, ist anzunehmen, dass das Bild der Mark in der dritten Ausgabe kein wesentlich anderes ist als jenes der ersten. Es ist daher möglich, den Text der dritten Version auch dieser Arbeit zugrunde zu legen, ohne eine zeitliche Entwicklung der Sicht des Giraldus auf seine Heimat berücksichtigen zu müssen. Für einen Überblick über die Überlieferungsgeschichte sei hier auf Dimock oder Thorpe verwiesen. Eine deutsche Übersetzung des Textes liegt bis heute leider nicht vor. Alle im Text zu findenden Übersetzungen von Auszügen der „Reise durch Wales“ stammen vom Verfasser dieser Arbeit. Um für den Benutzer einer englischen Übersetzung das Auffinden der zitierten Passagen zu erleichtern, werden in den Anmerkungen auch die Seitenzahlen der Übersetzung von Thorpe angegeben.
Auf die sonstigen im Text und vor allem im Quellenverzeichnis genannten Quellen, seien sie zur Geschichte der Mark oder weitere Werke des Giraldus, soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie für die Abfassung dieser Studie von nur untergeordneter Bedeutung waren. In der Regel enthalten die Editionen jeweils entsprechende Einleitungen zu den einzelnen Werken. Dem an der walisischen Geschichtsschreibung des Mittelalters interessierten Leser seien zudem die Aufsätze The Welsh Chronicles von J. E. Lloyd und The Cloud of Witnesses, The Welsh Historical Tradition von P. T. J. Morgan empfohlen.
2 Die Walisische Mark (1067-1200)
2.1 Wales um 1060
Geographisch gesehen ist Wales eine große im Westen des heutigen Großbritanniens gelegene Halbinsel, welche im Norden und Westen von der Irischen See, im Süden dagegen von der Keltischen See und dem Bristolkanal begrenzt wird. Dabei erreicht die größte Nord-Süd-Erstreckung keine 250 km, die größte Erstreckung in ost-westlicher Richtung keine 200 km. Die im Nordwesten gelegene Insel Anglesey (walisisch Môn) gehört ebenfalls zu Wales. Nach Osten, zu England hin, gibt es keine natürliche Grenze und ihr Verlauf war im Mittelalter alles andere als fest definiert. Offa’s Dyke [5], oft als mittelalterliche Grenze von England und Wales betrachtet, kann daher nur als eine Annäherung an den tatsächlichen Grenzverlauf betrachtet werden.[6] Geprägt wird das Inland von Wales von dem im Mittelalter nur schwer zugänglichen Cambrischen Gebirge, welches mit dem im Nordwesten des Landes gelegenen Snowdon (1085 m) seine höchste Erhebung erreicht. Hohe Gipfel und tiefe, enge Täler bestimmen hier das Landschaftsbild. Schon in Höhen von knapp 250 m (800 Fuß) über dem Meeresniveau war bereits im Mittelalter kein deckender Baumbewuchs mehr zu finden. Stattdessen bedeckten ausgedehnte Hoch- und Niedermoore sowie Heiden und atlantische Grasdecken das Gelände. Diese Hochlandzone war der bevorzugte Lebensraum der überwiegend noch als Halbnomaden lebenden und auf den landwirtschaftlich kaum nutzbaren Boden hauptsächlich Viehzucht betreibenden Waliser. Da sie kaum Ackerbau betrieben, beziehungsweise dies vor allem die Beschäftigung der unteren sozialen Schichten und der Unfreien war, wurden die Waliser in diesem Bereich lange Zeit für besonders rückständig gehalten und noch bei Nelson ist zu lesen, dass ihre Nahrung überwiegend aus Fleisch, Milch und Käse bestanden habe.[7] Dieses Bild muss heute aber wenigstens zum Teil revidiert werden. So wird nun der Anteil des Ackerbaus am wirtschaftlichen Leben der Waliser als bedeutender angenommen. Dabei stützt sich diese neuere Sicht auf Giraldus Cambrensis, welcher schon von täglich frischgebackenem Brot der Waliser berichtet.[8] Dies ändert aber nichts an der grundsätzlichen Tatsache, dass der Ackerbau bei den Walisern relativ unterentwickelt war und sie weder die fruchtbaren Täler der größeren Flüsse wie etwa des Wye, des Usk und des Towy im Süden sowie des Clywd und des Conway im Norden, noch die potentiell ertragreichen Böden des küstennahen Tieflandes kultivierten. Als die Normannen in dieses Gebiet eindrangen, war es noch überwiegend von dichten Wäldern bedeckt und von Sümpfen durchzogen. Der Gegensatz von besiedeltem Hochland und bestenfalls sporadisch genutztem Tiefland übte auf die Gestaltung der politischen Landkarte von Wales durch die Normannen noch einen bedeutenden Einfluss aus.[9]
Von Bedeutung für den Verlauf und den Erfolg oder Misserfolg der Eroberung erwies sich aber auch die Fragmentierung des politischen Lebens in Wales. Die Waliser erreichten nie eine eigene Staatlichkeit. Die Ursachen für den walisischen Partikularismus sind zum einen in der Topographie des Landes, zum anderen in den politischen Vorstellungen der Waliser zu suchen. Gebirge wirken trennend und so bedingt auch das Cambrische Gebirge, dass Wales kein natürliches Zentrum besitzt, sondern als eine Ansammlung von durch schwer zugänglichen Gebirgszügen getrennten Regionen betrachtet werden muss, welche zudem je nach geographischer Lage eine verschiedene kulturelle Ausrichtung besaßen. Während die östlichen Landesteile in einem kulturellen Austausch mit den angelsächsischen Königreichen und dann mit dem Königreich England standen, so die westlichen mit Irland. Die grundlegende Einheit des politischen Lebens in Wales waren daher keine großräumigen, sondern an die topographische Situation mehr oder weniger angepasste kleinere territoriale Einheiten, wobei es dabei durchaus mehre Ebenen gab. Grundlegend war der cantref (Plural cantrefi). Die anerkannte herrschaftliche Gewalt lag in der Hand des Besitzers eines oder mehrer cantrefi, des tywysog (Plural tywysogion). Im Allgemeinen wird dieser Begriff mit Prinz übersetzt. In jedem seiner cantrefi errichtete der tywysog einen Hof (llys), welcher zum Schutz vor plötzlichen Überfällen befestigt sein konnte. Insgesamt verfügte der tywysog über all jene Rechte, welche traditionell mit dem Königtum verbunden werden. Das Recht zur Errichtung von Befestigungen, die Einnahme von Abgaben und Steuern und die Rechtsprechung gehörten ebenso dazu wie das Recht auf uneingeschränkte Kriegsführung.[10] Größere territoriale Einheiten als der cantref waren zwar auch bekannt, so mit dem gwlad oder bro die Zusammenfassung mehrerer cantrefi, diese aber waren wie die vier traditionellen Königreiche Gwynedd im Nordwesten, Powys im Nordosten, Deheubarth im Südwesten und Gwent, manchmal wird stattdessen auch Brycheiniog genannt, im Südosten nicht fest definiert. Die Macht ihrer Herrscher war nicht rechtlich bestimmt, sondern allein eine Sache von Gewalt, Prestige oder Tradition.[11] Außerdem war die Existenz größerer Einheiten immer auch durch die Sitte der Erbberechtigung aller Söhne, auch der unehelichen, gefährdet. So teilten die Söhne nach dem Tode ihres Vaters dessen Besitz unter sich auf. Dabei kam es, obwohl das walisische Recht es untersagte, einen tywysog seines Landes zu berauben, in einem solchen Fall nicht selten zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen engen Verwandten.[12] Wales kannte daher keine andere politische Einheit als die zeitlich befristete, in der Regel gewaltsam hergestellte Hegemonie eines Prinzens über andere.[13] Dies war einer der wesentlichen Gründe für die politische und militärische Schwäche der Waliser, die ihre Kräfte ständig in untereinander geführten Kleinkriegen verzettelten.
Im kirchlich-religiösen Leben setzte sich der Hang der Waliser zur Dezentralisierung fort. War die walisische Kirche auch fester Bestandteil der lateinischen Christenheit, so besaß sie in Bezug auf ihre Organisation, ihrer Institutionen und Sitten noch einen starken regionalen Charakter, wie er bei anderen „Landeskirchen“ auf dem Kontinent in Folge der von Rom ausgehenden vereinheitlichenden Tendenzen längst verschwunden war. Vermutlich hat die relative Isolation des Landes, die engere Bindung an Irland als an den Kontinent, der Konservatismus der walisischen Kleriker und letztlich auch die Einbindung der kirchlichen Praktiken und Institutionen in die säkulare Gesellschaft zum langen Bestehen der walisischen Besonderheiten beigetragen.
Von einer einheitlichen walisischen Kirche kann aber nicht gesprochen werden. Wales bildete keine eigene Kirchenprovinz, es existierte kein walisisches Erzbistum. Dafür aber finden wir zum Teil erhebliche Unterschiede in der kirchlichen Struktur und Organisation zwischen den verschiedenen Landesteilen.[14] Das Zentrum der kirchlichen Aktivität in Wales war eine Art Kloster, clas (Plural clausau) genannt. Dort lebte in typischer Weise eine gemischte Gruppe von Klerikern und Laien unter der Leitung eines Abtes zusammen. Im Gegensatz zu den regulären Orden, wie etwa den Benediktinern, beachteten sie aber keine besondere Regel. Die vier walisischen Bistümer Bangor (Gwynedd), St. Asaph (Powys), St. David’s (Deheubarth) und Llandaff (Morgannwg) hatten ihren Ursprung ebenfalls in den clausau.[15] Abweichungen von den kontinentalen Vorstellungen fanden sich auch in der Lebensweise der walisischen Kleriker. Während etwa im kontinentalen Westeuropa seit Mitte des 11. Jahrhunderts die Tendenz in Richtung einer strengen Durchsetzung des Zölibats ging, heirateten Kleriker in Wales noch bis weit in das 12. Jahrhundert hinein auf jeder Stufe der kirchlichen Hierarchie. Nicht ungewöhnlich waren auch Ansprüche von Laien auf kirchliche Ämter und kirchlichen Besitz.[16] Für einen Außenstehenden erschien die Kirche in Wales noch über das 11. Jahrhundert hinaus als archaisch und bizarr.[17]
Dass Wales trotz aller zentrifugalen Tendenzen als eine Einheit aufgefasst wurde, ist dem starken Zusammengehörigkeitsgefühl der Waliser als ein Volk zuzurechnen. Dieses fand seinen Ausdruck in dem Stolz der Waliser auf eine Reihe geteilter Gemeinsamkeiten. So betrachteten sich alle Waliser als Nachkommen der alten Briten[18] (Brytaniaid). Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts bezeichneten sie sich selbst auch noch so und Wales nannten sie Britannien. Die Verherrlichung einer gemeinsamen Abkunft führte in ihrem Schlepptau mit sich die Verherrlichung einer gemeinsamen Geschichte, verbunden mit einer in ganz Wales verbreiteten Mythologie. Sie sprachen eine gemeinsame Sprache, sie hatten ein eigenes Rechtswesen und eine eigene literarische Tradition. Auch der Begriff Cymry, im Deutschen etwa mit „Landsmann“ zu übersetzten, ihre zweite Selbstbezeichnung, bezeigt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Waliser, was auch für Außenstehende deutlich zu erkennen war. Mit dem Willen zur politischen Einheit koinzidierte dies aber bekanntlich nicht.[19]
Das Verhältnis zu ihren englischen Nachbarn war immer geprägt durch die politische und wirtschaftliche Unterlegenheit der Waliser. Besonders wirtschaftlich konnte Wales mit dem zusammenwachsenden englischen Königreich nicht mithalten. Das Fehlen intensiven Ackerbaus auf walisischer Seite wurde bereits erwähnt. Darüber hinaus war auch der Handel in Wales kaum entwickelt, vor allem da die Waliser in ihrer eher selbstgenügsamen Lebensweise kaum der Einfuhr fremder Güter bedurften. Auch Städte oder allein größere Siedlungen waren in Wales de facto nicht vorhanden.[20] Im England der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts dagegen finden wir eine schon recht diversifizierte Wirtschaft auf der Basis eines intensiv geführten Ackerbaus und überall, mit Ausnahme des äußersten Südwestens und der Gebiete nördlich des Humber, ein schon beträchtliches Siedlungsnetz. Nach Domesday Book [21] war London bereits 1066 mit 12000 Einwohnern die größte Stadt Englands.[22] Praktisch drückte sich die politische und wirtschaftliche Überlegenheit Englands in einer Oberherrschaft zunächst vor allem der westsächsischen, dann, im Zuge der Einigung der angelsächsischen Königreiche, der Könige von England über die walisischen Prinzen aus. Diese war nie fest definiert worden und vor allem davon abhängig, inwieweit sie von englischer Seite durchgesetzt werden konnte. Sie führte aber dazu, dass die Waliser sich den Engländern gegenüber immer in der Defensive befanden.[23] Die Herrscher von England begnügten sich dabei in der Regel mit der reinen Anerkennung ihrer Ansprüche und eine Eroberung von Wales hatten sie im 11. Jahrhundert schon lange aufgegeben.[24] Erst die Eroberung Englands durch die Normannen führte zu einer weitreichenden Änderung des englisch-walisischen Verhältnisses.
2.2 Die Entstehung der Walisischen Mark (1067-1100)
2.2.1 Die normannische Eroberung Englands 1066
Die Eroberung von Wales durch die Normannen ist als Teil eines größeren Expansionsprozesses zu sehen, welcher zwischen 950 und 1350 vom politischen, sozioökonomischen und religiösen Zentrum Europas, einem Raum, welcher ungefähr das heutige Frankreich, die Benelux-Staaten, Westdeutschland und Oberitalien umfasst, ausging. Dabei wurden die Lebensweisen und die Vorstellungswelten des Zentrums gewaltsam in die Peripherie exportiert, wodurch es europaweit zu einer Homogenisierung der zuvor weit aus differenzierteren Lebensbedingungen kam. R. Bartlett, welcher sich in seinem Werk „Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt“ ausführlich mit diesem Phänomen beschäftigt, sieht darin die eigentliche Entstehung des modernen Europas.
Ein diese unterschiedlichen Eroberungszüge, die Reconquista auf der Iberischen Halbinsel, die Kreuzzüge, die Staatsbildung des Deutschen Ritterordens im Baltikum und andere verbindendes Merkmal war ihre Abhängigkeit von einer sie tragenden kriegerischen Aristokratie.[25] Dabei tat sich der Adel der Normandie besonders hervor. Bereits in der Mitte des 11. Jahrhunderts begannen Normannen damit, Sarazenen als auch Byzantiner aus Süditalien zu vertreiben, von wo aus sie bald auch das Byzantinische Reich selbst bedrohten. Auch die beiden ersten Kreuzfahrerstaaten, welche sich im Verlauf des ersten Kreuzzuges (1096-1099) bildeten, Edessa und Antiochia, waren normannische Gründungen. Dies wirft die Frage nach den Schubkräften dieser „normannischen Expansion“ innerhalb der europäischen auf. Die Gründe, welche die einzelnen normannischen Adeligen in die unterschiedlichsten Ecken Europas führten, waren natürlich im Einzelfall verschiedener Natur. Dennoch teilten sie alle gemeinsame Merkmale, welche als Erklärung für ihre Bereitschaft, ihr Glück jenseits der Normandie zu suchen, angeführt werden können. Dazu gehört zum einen die Situation in der Normandie selbst. Da nach Erbrecht der väterliche Besitz in aller Regel auf den ältesten Sohn überging, waren die Besitzmöglichkeiten der jüngeren Söhne stark eingeschränkt. Der Eintritt in den Kirchendienst stellte nicht für alle eine Alternative dar, und so begannen Teile von ihnen sich in der Fremde nach Land umzusehen. Ein gutes Beispiel hierfür bilden jene Normannen, welche sich 1066 um Wilhelm den Eroberer scharten. Die Bereitschaft, die eigene Heimat zu verlassen wurde zudem durch ihre kriegerische Sozialisation verstärkt. Die Normannen waren geschulte Kämpfer und Kampf für sie nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck, sondern eine Art way of life. So war auch der höhere, mit Besitz gut ausgestattete Teil der normannischen Aristokratie immer auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern, sei es auch nur, um seinen enormen Ehrgeiz zu befriedigen.[26] So erscheinen die Normannen in vielen zeitgenössischen Quellen, wie etwa der Historia ecclesiastica („Kirchengeschichte“) des Orderic Vitalis (1075-1142) als erbarmungslose, brutale, habgierige, aber auch an Härte gewohnte, tapfere Krieger. Unter anderem heißt es in der Historia ecclesiastica: „Die Normannen sind ein ungezähmtes Volk, und solange sie nicht von einem starken Herrscher in Schach gehalten werden, sind sie nur zu bereit, Unrecht zu begehen. In allen Gemeinschaften, wo immer sie auch sein mögen, streben sie danach zu herrschen und oft werden sie durch den Eifer ihres Ehrgeizes zu Feinden der Wahrheit und der Loyalität.“[27] Dies waren die „Tugenden“, mit deren Hilfe die Normannen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts über eine Vielzahl von Gebieten herrschten, die von Irland im Westen bis ins heilige Land im Osten reichten. Folgenreich für die walisische Geschichte war die Eroberung Englands im Jahre 1066, als die Herrschaft über das größte und dominierende Reich der Britischen Inseln in die Hand jener expansionslüsternen Aristokratie fiel. Das Jahr 1066 ist daher nicht nur für England, sondern auch für Wales als epochales Datum anzusehen.
Die Kette der Ereignisse, welche schließlich in jener berühmten Schlacht von Hastings und ihren Folgen endete, lässt sich bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts zurückverfolgen. Im Jahre 1002 heiratete König Aethelred von England Emma, die Schwester Herzog Richards II. von der Normandie. Die von Aethelred dadurch erhoffte normannische Unterstützung gegen die verstärkt in seinem Königreich einfallenden Dänen aber erwies sich als Illusion. Letztlich blieben ihm, seiner Frau und ihren beiden Söhnen Edward und Alfred wegen der anhaltenden dänischen Erfolge nur noch die Flucht in die Normandie.[28] Nach dem Tod ihres Mannes und dem Sieg des Dänenkönigs Knut, der nun auch die Krone Englands annahm (1018 bis 1035), heiratete Emma den neuen Herrscher, während ihre beiden Söhne, die eigentlichen Thronfolger des verstorbenen Königs, am Hofe ihres Onkels zurückblieben.[29] Erst 1042, sieben Jahre nach dem Tode Knuts des Großen, konnte Edward das Erbe seines Onkels antreten. Heute bekannt als Edward der Bekenner sollte er das angelsächsische Reich bis 1066 regieren. Bedingt durch seinen langen Aufenthalt in der Normandie und seiner teilweise normannischen Herkunft befand sich an seinem Hof eine Reihe normannischer Adeliger.[30] Und als sich dann auch noch abzuzeichnen begann, seine Ehe würde kinderlos bleiben, traf er eine folgenschwere Entscheidung. Vermutlich 1051 designierte er seinen Vetter Wilhelm den Bastard, den Herzog der Normandie, zu seinem Nachfolger.[31] Eine bald darauf am Hofe stattfindende antinormannische Reaktion angelsächsischer Großer ließ Wilhelm als Erben bereits nur wenig später aber nicht mehr als opportun erscheinen. Da andere geeignete Kandidaten nicht vorhanden waren, lief, als sich die Herrschaft Edwards dem Ende zuneigte, alles immer mehr auf die Nachfolge des mächtigen earl Harold Godwinson hinaus. Und als Edward der Bekenner zu Beginn des Jahres 1066 nach fast 24-jähriger Herrschaft starb, ernannte er tatsächlich noch auf dem Totenbett, so die Berichte von angelsächsischer Seite, Harold zu seinem Nachfolger, worauf dieser von den Großen des Reiches einstimmig gewählt und bereits am folgenden Tag gekrönt wurde.[32]
Herzog Wilhelm von der Normandie aber wollte sich mit den Ereignissen in England nicht abfinden und beharrte auf seinem Anspruch aus dem Versprechen Edwards. Er unternahm daher erhebliche diplomatische Bemühungen, um eine breite Anerkennung seiner Forderungen innerhalb Westeuropas zu erreichen und ließ keine Gelegenheit aus, Harold als eidesbrüchigen Usurpator darzustellen, welcher Wilhelm schon zur Jahreswende 1064/65 einen Treueid geleistet haben soll.[33] Vor einer militärischen Aktion schreckte Wilhelm aber zunächst zurück. Erst im September 1066, neun Monate nach der Krönung Harolds, überquerte er mit einer Flotte den Kanal und landete in der Nähe von Pevensey. Harold, welcher sich im Norden des Landes aufhielt, wo er am 25. September in der Schlacht von Stamford Bridge mit Harold Hardrada einen weiteren Rivalen um den Thron besiegt hatte, eilte darauf in einem Gewaltmarsch zurück nach Süden. Am 14. Oktober traf er dann mit seinem von der vorherigen Schlacht und dem Marsch geschwächten Heer auf Wilhelm und seine Normannen. Die Schlacht dauerte fast den gesamten Tag, bevor sie und letztlich der gesamte Feldzug durch den Tod Harolds entschieden wurde. Auf englischer Seite fand sich kein geeigneter und allseitig anerkannter Nachfolger, der einen weiteren Widerstand gegen die Invasoren hätte organisieren und führen können. Dadurch begünstigt konnte Wilhelm ohne auf größeren Widerstand zu treffen bis nach London marschieren, wo er bereits am Weihnachtstage des selben Jahres in Westminster die Krone annahm.[34] Damit war dem Herzog der Normandie, der Nachwelt als Wilhelm der Eroberer bekannt, das stark zentralisierte Königreich England schon fast völlig in die Hände gefallen, wenn es auch noch bis 1071 dauern sollte, bevor die Herrschaft der Normannen auf Kosten des angelsächsischen Adels gesichert und dabei das Land grundlegend umgestaltet war.[35] Doch ihr Hunger nach Land und Beute, ihre Lust auf Kampf und Gewalt und auch der Anspruch des neuen Königs von England auf die Oberherrschaft über die angrenzenden Reiche trug die Normannen schon bald über die Grenzen Englands hinaus.
2.2.2 Das erste Ausgreifen der Normannen nach Wales
Mit Annahme der englischen Königswürde übernahm Wilhelm der Eroberer auch die Ansprüche seiner Vorgänger auf Oberherrschaft über die walisischen Prinzen. Dies allein führte jedoch noch zu keinen expansiven Bestrebungen auf normannischer Seite, zumal die Normannen zu sehr mit der Sicherung und dem Ausbau ihrer anfangs trotz aller frühen Erfolge noch recht prekären Lage befasst waren, um mögliche Ansprüche den Walisern gegenüber auch militärischen Nachdruck zu verleihen. Dennoch sah sich der neue König dazu gezwungen, schon bald ein Auge auf die walisischen Verhältnisse zu werfen. Denn walisische Prinzen gaben angelsächsischen Rebellen, wie Edric dem Wilden, nicht nur Schutz, sondern unternahmen an deren Seite, oder auch alleine, Plünderungszüge in die grenznahen englischen Gebiete und überfielen sogar die Städte Hereford und Shrewsbury.[36] Dies zwang Wilhelm einen effektiven Grenzschutz zu organisieren. Dabei schuf er die drei neuen earldoms von Chester, Shrewsbury und Hereford, welche er in die Hände dreier loyaler, erfahrener und mächtiger Vasallen gab. An die neuen earls delegierte er weitreichende Befugnisse, welche besondere Privilegien und ein beträchtliche Maß an Handlungsfreiheit beinhalteten, um die schwierige und nicht ungefährliche Grenzwacht attraktiv zu machen. Inwieweit den neuen earls ein Ausgreifen über die Grenze nach Wales hinein damit ausdrücklich gestattet wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Dies war aber letztlich unausweichlich, sollte eine effektive Kontrolle über die Grenzregion erlangt werden.[37] Schließlich war dies auch ein Ventil für die Aggressivität und den Ehrgeiz der normannischen Barone, die einen Angriff noch immer als beste Art der Verteidigung betrachteten.[38]
Als erstes ernannte der Eroberer 1067 seinen Vertrauten William fitz Osbern zum earl von Hereford.[39] In recht kurzer Zeit schuf sich fitz Osbern eine eigene Armee und errichtete in seinem earldom entlang der Grenze zu Wales eine Reihe von Burgen. Ziel der bald folgenden normannischen Angriffe war Gwent, das südöstlichste der walisischen Königreiche. Von dort waren in der jüngsten Vergangenheit die gefährlichsten walisischen Überfälle ausgegangen und die Normannen waren bestrebt, dieses Gebiet alsbald unter ihre militärische Kontrolle zu bringen. Das genaue Ausmaß dieser ersten normannischen Penetration ist wegen fehlender Quellenaussagen nicht eindeutig erkennbar. Doch scheint William fitz Osbern nach einem beachtenswerten Sieg über den tywysog von Morgannwg Gwent weitgehend in die Hände gefallen zu sein. Zur Absicherung ihrer Eroberungen errichteten die Normannen Burgen, denen schon bald erste Siedlungen mit Kolonisten folgten.[40] Fitz Osbern wirkte zwar gerade mal drei Jahre an der walisischen Grenze, er fiel 1071 im Kampf in Flandern, hatte aber dennoch die Grundlagen für die normannische Eroberung von Wales gelegt.[41] Doch diese wurden von fitz Osberns Sohn Roger von Breteuil, seinem Nachfolger als earl von Hereford, wieder in Frage gestellt. Roger, der als jüngster Sohn die Besitzungen seines Vaters in England und in Wales geerbt hatte, beteiligte sich 1075 an einer gegen den König gerichteten Rebellion, was er mit lebenslanger Kerkerhaft und dem Verlust seiner Besitzungen büßen musste.[42] Dies führte in der Folge zu einem vorübergehenden Ende des normannischen Vormarsches im Süden von Wales, denn Wilhelm der Eroberer begann nun das von ihm geschaffene System des Grenzschutzes zu überdenken und verlieh das earldom von Hereford zunächst nicht an einen neuen Vasallen weiter. Dadurch wurde er aber mehr als bisher persönlich in die walisischen Angelegenheiten verwickelt. Im Jahre 1081 unternahm er schließlich eine Expedition bis nach St. David’s. Kein König von England vor ihm hatte sich soweit nach Wales hinein gewagt. Die Gründe dieser Aktion sind bis heute schleierhaft, zumal die Quellen nur spärliche Angaben machen.[43] Die „Chronik der Angelsachsen“ spricht von der Befreiung mehrerer hundert Gefangener, während das Brut Y Tywysogion geradezu euphemistisch von einer Pilgerfahrt spricht.[44] In jüngerer Zeit wurde auch die Anwesenheit skandinavischer Söldner in dieser Gegend als Grund genannt.[45] Ein Ergebnis dieses Unternehmens scheint aber offensichtlich die Unterwerfung des Königs von Deheubarth, Rhys ap Tewdwr unter die Lehnsherrschaft Wilhelms gewesen zu sein. Die Verständigung Wilhelms mit dem Herrscher von Südwestwales scheint auch Teil eines neuen Konzeptes gewesen zu sein, die südliche Grenze zu Wales vor walisischen Überfällen zu schützen. Anstatt auf die Waffengewalt seiner Barone, die ihm schnell selbst gefährlich werden konnte, setzte er nun auf eine Verständigung mit der walisischen Seite. Und tatsächlich hörten Überfälle und Grenzkriege im Süden bis zum Tod Wilhelms auf.[46]
Erst 1071 wurde Roger Montgomery zum earl von Shrewsbury ernannt. Wie William fitz Osbern wurde auch er bald in Wales aktiv. Mit der nach dem Stammsitz seiner Familie in der Normandie benannten, zwischen dem Severn und Offa’s Dyke gelegenen, Burg Montgomery schuf er sich einen ersten Stützpunkt auf walisischem Boden. Von dort aus war er schnell in der Lage eine, wenn auch recht lockere, Oberherrschaft über die angrenzenden walisischen Distrikte zu errichten. Seit etwa 1073 unternahm er dann Plünderungszüge über das Hochland des Cambrischen Gebirges hinweg bis nach Ceredigion, Dyfed und der Halbinsel Llyn. Dabei ließ er unter anderem eine erste Burg an der Stelle des heutigen Cardigan errichten.[47] Die Landgewinne Rogers reichten nicht weit in walisisches Territorium hinein, erstreckten sich aber von Iâl im Norden bis nach Arwystli im Süden über eine Strecke von etwa 100 km (60 Meilen).[48]
Ihre größten und eindruckvollsten Erfolge in der Frühphase ihres Eindringens in Wales erzielten die Normannen aber im Norden des Landes. Hier war um die Jahreswende 1069/70 Hugh d´Avranches zum earl von Chester ernannt worden. Er wurde vor allem von seinem Cousin Robert von Tilleul, heute besser als Robert von Rhuddlan bekannt, unterstützt. Robert kann als Prototyp des normannischen Kriegers gelten. Er war grenzenlos in seinem Ehrgeiz, seinem Stolz und seiner Habgier und kombinierte dabei größte Grausamkeit mit herkömmlicher Frömmigkeit. Problemlos überrannten die neuen Herren von Chester die unmittelbar im Westen der Stadt gelegenen Gebiete und integrierten sie vollkommen in der Verwaltung der Grafschaft von Cheshire. Entlang der Küste wurde der Vormarsch fortgesetzt und 1073 eine Burg bei Rhuddlan errichtet, wo sich bis 1086 auch eine kleine Siedlung mit Kirche etablierten. Es erschien nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Gebiete bald fest unter die Herrschaft der Normannen geraten sollten. Sein Ehrgeiz trieb Robert aber darüber hinaus zu weiteren Eroberungen. Er erzwang die Anerkennung seiner Herrschaft in den cantrefi Rhos und Rhufoniog westlich von Rhuddlan und erhob sogar Anspruch auf das Königreich Gwynedd, wofür er jährlich 40 Pfund an den König von England zahlte.[49] Allerdings dürfen die ersten normannischen Erfolge in Wales, wie sie teilweise im Domesday Book von Chester, Shrewsbury und Hereford erkennbar sind, nicht überschätzt werden. Von einer kompletten Eroberung des Landes kann zum Zeitpunkt des Todes von Wilhelm dem Eroberer (1087) noch keine Rede sein. Die Normannen durften aber hoffen, dies in nicht allzu langer Zeit zu bewerkstelligen.
2.2.3 Das Scheitern der vollständigen Eroberung
Dass die normannischen Barone im Süden der Mark, diese Bezeichnung kam nun auch, wie für andere Grenzgebiete, für jenes zwischen England und Wales auf, nach der Übereinkunft Wilhelms des Eroberers mit Rhys ap Tewdwr im Süden keine größeren Raub- und Eroberungszüge mehr unternahmen, ist nicht mit totaler Untätigkeit gleichzusetzen. Tatsächlich scheinen sie bestehende Positionen ausgebaut und ihre Stellung in den bereits eroberten Gebieten, wie etwa Gwent, gestärkt zu haben. Eine größere Dynamik entwickelte sich dann während der Herrschaft von Wilhelm Rufus (Wilhelm II. 1087-1100), der seinem Vater auf den Thron Englands nachfolgte, während das Herzogtum der Normandie an den älteren Bruder Robert Curthose (1054-1134) fiel. Da Rufus den Baronen der Mark die ihnen von seinem Vater verliehenen Freiheiten nicht wieder bestätigen wollte, begannen einige von ihnen den Herzog der Normandie offen zu unterstützen. Denn dieser strebte danach, den Thron seines Bruders für sich zu erlangen. Rufus reagierte und gestattete seinen Baronen, den durch die Einigung Wilhelms I. mit Rhys ap Tewdwr geschützten Cordon sanitaire von walisischen Kleinstaaten zwischen England und Deheubarth anzugreifen. Um aber eine gewisse Kontrolle über diesen Vorgang zu behalten, ermutigte er auch Männer seiner engeren Gefolgschaft, sich an der Landnahme in Wales zu beteiligen. Zwei von ihnen, Bernard von Neufmarché und Robert fitz Hamo, hoben sich dabei besonders hervor. Bereits um 1088 scheint Bernard von Neufmarché (gestorben 1125) mit der Eroberung des westlich von Herefordshire gelegenen Brycheiniogs begonnen zu haben. Aus diesem alten walisischen Königreich wurde das Marcher Lordship, so werden die normannischen Herrschaften in der Mark bezeichnet, von Brecon. Bis 1120 sollte sich daraus eine fest definierte, der militärischen Notwendigkeit entsprechend, von Burgen dominierte Herrschaft gebildet haben. Robert fitz Hamo (gestorben 1107), der earl von Gloucester, überquerte den Bristolkanal und setzte sich im küstennahen Tiefland von Morgannwg fest, welches er alsbald von einer beim heutigen Cardiff errichteten Burg zu kontrollieren begann. Aus einer Eroberung entstand das Marcher Lordship von Glamorgan.[50]
Zunächst scheint das Voranschreiten der Normannen entlang der Südküste von Wales noch recht zögerlich vorangekommen zu sein. Zu Beginn des Jahres 1093 trat jedoch eine entscheidende Änderung ein. Rhys ap Tewdwr fiel im Kampf gegen die Normannen von Brecon. Dies hatte erhebliche Konsequenzen. Seit 1081 hatte Rhys in Deheubarth geherrscht und eine Hegemonialstellung über die Prinzen von Südwales errichten können. Sein Tod hinterließ ein Machtvakuum, welches auszufüllen die Normannen nicht zögerten und sie begannen, das Reich des gefallenen Prinzen an sich zu reißen. Es überrascht daher nicht, dass auch die walisischen Quellen den Tod von Rhys als entscheidend für die weitere Entwicklung ansahen: One Thousand and ninety-one was the year of Christ, when Rhys ap Tewdwr, king of Deheubarth, was slain by the French, who were inhabiting Brycheiniog. (...) and they seized all the Land of the Britons. [51] Das Chaos nach dem Tod von Rhys ausnutzend eroberte Roger Montgomery Ceredigion und Dyfed, wo sein jüngster Sohn Arnulf die Burg von Pembroke errichtete. Die walisische Macht im Südwesten des Landes brach daraufhin fast vollständig zusammen. Weitere normannische Herrschaften entstanden daraufhin in Gower, Kidwelly und Cemais. Innerhalb eines Jahres nach dem Tod des Herrschers von Deheubarth war die Südküste von Wales in normannischer Hand. Überall wo sie sich festsetzten, errichteten die Normannen Burgen, von denen aus sie die benachbarten Gegenden kontrollierten und sie überfielen.[52] Im Norden war es Hugh, dem earl von Chester, bis 1093 außerdem gelungen, die bereits starke normannische Präsenz weiter zu festigen. Entlang der Küste war eine Reihe von Außenposten entstanden und normannische Truppen kontrollierten die Insel Anglesey.[53] Bereits 1094 schien die vollständige Unterwerfung von Wales erreicht. Es schien nur noch wenig zu leisten zu sein, um die walisische Unabhängigkeit endgültig zu beenden. Gute 28 Jahre nach der Schlacht von Hastings wären nach England auch die walisischen Reiche unterworfen. Tatsächlich aber hatten die Normannen den Zenit ihrer Herrschaft in Wales bereits erreicht. Vor allem dort, wo ihre Erfolge am größten waren, war ihre Macht geradezu auf Sand gebaut. Dies galt in besonderem Maße für den Norden des Landes, wo die von Chester bis Anglesey reichenden Kommunikations- und Versorgungslinien der Invasoren heillos überdehnt und überlastet waren.[54] Einen ersten Rückschlag mussten sie bereist im Jahr ihrer größten Erfolge hinnehmen. Robert von Rhuddlan, de facto der Herr von Nordwestwales, wurde 1093 bei einem walisischen Angriff getötet. Mit ihm verloren die Normannen eine wichtige Persönlichkeit im Kampf gegen die Waliser. Überhaupt waren die Jahre 1093/94 davon geprägt, dass entscheidende Personen der Mark entweder starben, neben Robert von Rhuddlan 1093 auch Roger Montgomery, oder ihr Engagement in der Mark deutlich abnahm. Während der earl von Chester zunehmend mit diversen Intrigen beschäftigt war, musste sich Wilhelm Rufus mit seinem Bruder Robert von der Normandie herumschlagen. Damit fehlte der Mark gerade im jenem kritischen Moment, in welchem es darauf ankam, das Eroberte zu sichern, an einer erfahrenen, anerkannten Führungspersönlichkeit. In dieser Situation nun zeigten die Waliser den Normannen die Schwäche ihrer Positionen erbarmungslos auf.
Der 1094 in Nord- als auch Südwales als Reaktion auf das normannische Wirken in Wales ausbrechende Aufstand traf die Invasoren völlig unvorbereitet.[55]
Dabei handelte es sich keineswegs um ein koordiniertes Vorgehen und auch von einer wirklichen nationalen Erhebung kann nicht gesprochen werden. Die Revolte ist aber an allen Orten als Reaktion auf die normannische Herrschaft anzusehen, deren Vertreibung das Ziel der Waliser war, was ihnen anfangs sogar zu gelingen schien. Den Überraschungseffekt auf ihrer Seite habend, erzielten sie eine Reihe von Siegen in verschiedenen Teilen des Landes.[56] Ab 1095 aber begannen die Normannen damit, sich auf ihre Burgen zurückzuziehen, welche einzunehmen sich die Waliser nicht in der Lage zeigten. So kam es in der Folge zu einem Abflauen der Aufstände, da die Normannen eine direkte Auseinandersetzung vermieden. Statt dessen errichteten sie verstärkt Burgen. Vermutlich dienten die ansonsten offensichtlich erfolglosen Expeditionen von Rufus nach Wales in den Jahren 1095 und 1097 dazu, diesen Burgenbau militärisch abzusichern. Gestützt auf ihre sicheren Befestigungsanlagen konnten die normannischen Barone dann daran gehen, Verlorenes zurückzugewinnen.[57] Erfolgreich waren sie dabei aber nur im Süden, wo mit der Ausnahme von Ceredigion die früheren Eroberungen wieder in ihre Hände fielen. Im Norden hatten 1098 Hugh von Chester und Hugh von Shrewsbury, der zweitälteste Sohn Roger Montgomerys, in einer Art seltenen gemeinsamen Aktion zwar wieder Anglesey besetzen können, verloren es aber bald wieder. Denn der earl von Shrewsbury kam bei einem Angriff des norwegischen Königs Magnus Barefoot auf die Insel ums Leben, was schließlich zum Rückzug der Normannen den Anlass gab.[58] Diese änderten nun ihre Taktik. Anstatt das unzugängliche Land direkt zu beherrschen suchten sie nach Wegen der indirekten Kontrolle, indem sie darauf abzielten, die dortigen Prinzen zu ihren Vasallen zu machen. Aber auch dies erwies sich auf Dauer als ebenso unwirksam. Der Norden war in Folge für die Normannen verloren, der Fortgang ihrer Ausdehnung und der feste Ausbau der von ihnen besetzten Gebiete blieb von etwa 1100 an auf den Süden des Landes und auf einen schmalen Streifen entlang der englisch-walisischen Grenze beschränkt.[59]
Mehrere Punkte müssen bei der Frage nach den Ursachen des Scheiterns der Normannen, denen nicht viele Jahre zuvor doch das größere und militärisch weitaus widerstandsfähigere England in die Hände gefallen war, genannt werden. Einer der Gründe darf in der politischen Fragmentierung von Wales gesehen werden. Während England als Königreich mit weit vorangeschrittener Zentralisierung ein Machtzentrum besaß, dessen Besetzung grundlegend für den schnellen normannischen Erfolg war, so das Königtum und mit London auch ein geographisches Machtzentrum, gab es kein solches Zentrum in Wales, weder geographisch noch funktionell. Dies zwang die Normannen zur Eroberung von Distrikt zu Distrikt und nur eine Eroberung quasi aller walisischen Reiche hätte zu einer Eroberung des ganzen Landes führen können. Für eine solche zeigten sich die Invasoren aber keineswegs gewappnet. Ihnen fehlte es an Mitteln, die zum Teil sehr schwer zugänglichen Gebiete im walisischen Hochland ihrer permanenten Kontrolle zu unterwerfen. Ihre größten Erfolge erzielten sie im Tiefland. Dadurch aber war eine Eroberung von ganz Wales unmöglich. Verdeutlicht wird dies im letzten zu nennenden Punkt, dem normannischen Strategiewechsel von der beweglichen Kriegsführung zum positional warfare. Die Errichtung von Burgen half zwar bereits gewonnene Gebiete im Tiefland zu sichern, war jedoch nicht dazu geeignet, den normannischen Einfluss dauerhaft auf das Hochland auszudehnen. So war bereits um 1100 das grundlegende Muster der Machtverteilung in Wales angelegt, welches im Großen die walisische Geschichte bis zur Eroberung Edwards I. bestimmte. Wales war zu einem geteilten Land geworden. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen, allen voran die bleibende Bedrohung durch die Waliser des Nordens, sollte die Entwicklung der Mark im kommenden Jahrhundert prägen.
[...]
[1] Giraldus Cambrensis kann sowohl mit Giraldus aus Wales (Gerald of Wales) als auch mit Giraldus der Waliser (Gerald the Welshman) übersetzt werden. Lange Zeit herrschte dabei vor allem bei walisischen Historikern eine weitgehende Meinungsverschiedenheit darüber, welche Variante die angemessenere sei. Heute ist es üblich, von Giraldus aus Wales zu sprechen.
[2] Dabei ist dem Verfasser durchaus bewusst, dass sich gerade der Teilabschnitt über das Leben des Giraldus für eine ergiebige Quellenstudie geradezu anbietet, weil es ja das Werk des Cambrensis ist, welches die wesentliche Grundlage für die Rekonstruktion seines Lebens bildet. Da dies jedoch über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinaus ginge, wurde auf eine solche verzichtet.
[3] Für die genauen bibliographischen Angaben siehe die Anmerkungen sowie das Quellen- und Literaturverzeichnis.
[4] Giraldi Cambrensis Opera, Vol. 1-8.
[5] Ein unter König Offa von Mercia (757-796) errichteter Erdwall, welcher auf einer Strecke von ungefähr 240 km von Norden nach Süden durch den englisch-walisischen Grenzraum verlief und die heutige Grenze zwischen England und Wales mit beeinflusste. Da der Wall nicht mit Wachen besetzt war, wird heute angenommen, dass er politische und ökonomische Einflusssphären abgrenzte und keine besonderen militärischen Funktionen erfüllte. Siehe dazu auch Snyder, C. A.: The Britons, Oxford 2003, S. 178-179.
[6] Vgl. Davies, R. R.: The Age of Conquest, Wales 1063-144, Oxford 1991, S. 4.
[7] Vgl. Nelson, L. H. : The Normans in South Wales, 1070-1171, London 1966, S. 7-9.
[8] Giraldu Cambrensis: Descriptio Kambriae. In: Giraldi Cambrensis Opera. Vol. 6: Itinerarium Kambriae et Descriptio Kambriae, edited by J. F. Dimock (Rerum Britannicarum Medii Aevi Sciptores or Chronicles and Memorials of Great Britain and Irland during The Middle Ages), London 1866, S. 155-227. Hier S. 183-184: Pani quoque tenui et lato, quotidiano labore decocto, cuiusmodi in veteri instrumento Laguna dici solent, interdum pulmentaria supponunt. Siehe auch Gerald of Wales: The Journey through Wales and The Description of Wales, translated with an Introduction by L. Thorpe, London 1978, S. 237.
[9] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 7-9.
[10] Ebd. S. 10-13.
[11] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 12.
[12] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 11.
[13] Dabei sollte es nur einem tywysog, Gruffudd ap Llywelyn, der seit 1039 Gwynedd beherrschte, gelingen, eine Hegemonie über alle anderen walisischen Reiche zu errichten. Im Jahr 1063 wurde er, nachdem er einige Plünderungszüge nach England hinein unternommen hatte, im Kampf gegen Harold Godwinson, dem englischen earl und späteren König, von eigenen Anhängern ermordet und das Werk seiner Macht zerfiel wieder.
[14] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 172-173.
[15] Vgl. Nelson: Normanns in South Wales, S. 12.
[16] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 176-177.
[17] Ebd. S. 181-182.
[18] Gemeint sind die Bewohner Britanniens, welche vor der angelsächsischen Eroberung die gesamte Insel besiedelten. Letztlich sind die Waliser als die Nachfahren der westlichen britischen Stämme zu betrachten.
[19] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 15-19.
[20] Vgl. Nelson: Normanns in South Wales, S. 12.
[21] Ein 1086 entstandenes, große Teile Englands erfassendes Besitzverzeichnis. Näheres dazu in den im Literaturverzeichnis aufgeführten Werken von R. W. Finn, R. Fuchs und V. H. Galbraith.
[22] Vgl. Matthew, D. J. A.: The Norman Conquest, London 1966, S. 18-19.
[23] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 27. Eine Ausnahme von dieser Situation bildete die Herrschaft von Gruffudd ap Llywelyn 1039 bis 1063.
[24] Vgl. Lloyd, J. E. : A History of Wales. From the Earliest Times to the Edwardian Conquest, Vol. 2, London 31939, S. 373.
[25] Vgl. Bartlett, R.: Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt. Eroberung, Kolonisierung und kultureller Wandel von 950 bis 1350, München 1998, S. 51.
[26] Ebd. S. 115.
[27] The Ecclesiastical History of Orderic Vitalis, Vol. 5: Books 9 and 10, edited and translated by M. Chibnall (Oxford Medieval Texts), Oxford 1975, S. 25: Indomita gens Normannorum est. Et nisi rigido rectore coherceatur ad facinus promptissima est. In omnibus collegiis ubicumque fuerint domianri appetunt, et ueritatis fideique tenorem preuaricantes ambitionis estu multoties effecti sunt. (Eigene Übesetzung).
[28] Vgl. Sarnowsky, J.: England im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 45-46.
[29] Ebd. S. 48.
[30] Zu den Normannen in England vor 1066 siehe unter anderem Campell, M. W.: A Pre-Conquest Occupation of England. In: Speculum 46 (1971), S. 21-31.
[31] Vgl. Matthew, Norman Conquest, S. 38.
[32] Vgl. Sarnowsky: England, S. 57.
[33] Ebd. S. 56. Dieser mutmaßliche Eid ist auch auf dem Teppich von Bayeux dargestellt.
[34] Ebd. S. 79-82. Er regierte als Wilhelm I. von 1066 bis 1087.
[35] Zu der normannischen Eroberung Englands und die Folgen siehe vor allem die Werke von F. Barlow, R. Bartlett, M.Chibnall und K.-U. Jäschke.
[36] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 27.
[37] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 4.
[38] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 28. Wie groß dieser Ehrgeiz war, zeigt die Tatsache, dass seine rebellischen Barone Wilhelm dem Eroberer letztlich mehr Probleme bereiten als die unterworfenen Angelsachsen.
[39] Diese Stellung hatte während der Herrschaft Eduards des Bekenners schon einmal ein Normanne innegehabt, nämlich Ralph von Mantes. Strenggenommen ist William fitz Osbern daher bereits der zweite normannische earl von Hereford. Siehe dazu auch Sarnowsky: England, S. 55.
[40] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 28-29.
[41] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 29.
[42] Vgl. Walker, D.: Medieval Wales (Cambridge Medieval Textbooks), Cambridge 1990, S. 22.
[43] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 29-33.
[44] Vgl. The Anglo-Saxon Chronicle, translated and edited by G. N. Garmonsway, London 81990, S. 214 und Brut Y Tywysogyon or The Chronicle of the Princes (Red Book of Hergest Version), edited and translated by T. Jones (Board of Celtic Studies, University of Wales History and Law Series 16), Cardiff 1955, S. 31.
[45] Vgl. Snyder: Britons, S. 229.
[46] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 40.
[47] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 28-30.
[48] Vgl. Walker: Medieval Wales, S. 24-25.
[49] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 31.
[50] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 81-82 u. 88-94.
[51] Brut (Red Book of Hegest), S. 33-34: [D]eg mlyned a phetwar ugeint a mil oed Crist pan [las] rys uap Tewdwr, brehin Deheubarth, y gann y Ffreinc a oed ynn presswylaw Brecheinawc. (…) a holl tir y Brytannyeit a achubassant. (Übersetzung von T. Jones).
[52] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 34.
[53] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 112.
[54] Vgl. Walker: Medieval Wales, S. 33.
[55] Vgl. Nelson: Normans in South Wales, S. 112-113.
[56] Vgl. Snyder: Britons, S. 230.
[57] Vgl. Nelson : Normans in South Wales, S. 113-114.
[58] Ebd. S. 118.
[59] Vgl. Davies: Age of Conquest, S. 36.
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- Magister Artium Philipp Schneider (Author), 2006, Giraldus Cambrensis und die Normannische Herrschaft in Wales, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414515
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