Die Kriegsschuldfrage des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags


Hausarbeit, 2015

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

I. Der Ebrovertrag und die Kriegsschuldfrage

II. Die Kriegsschuldfrage des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags
1.) Darstellung der Quellenlage und Überlieferung
1.1) Polybios
1.2) Livius
2.) Der Ebrovertrag – Ein Hüter des Friedens?
3.) Die Problematik des Ebrovertrags und die Unklarheiten der Kriegsschuldfrage

III. Die Auswertung der Kriegsschuldfrage

IV. Bibliographie
1.) Quellen
2.) Sekundärliteratur

I. Der Ebrovertrag und die Kriegsschuldfrage

Die Bedeutung und die Tragweite des zweiten punischen Krieges zwischen Rom und Karthago sind nicht von der Hand zu weisen. Das Ende des Krieges, Roms Sieg, bedeutete das Ende des Dualismus im Mittelmeerraum und den Aufstieg Roms zur Hegemonialmacht. Karthago, nach nun zwei teuren, aufreibenden und nicht zuletzt verlorenen Kriegen, stellte für Rom keine Konkurrenz mehr dar, wodurch Rom seine eigene Machtposition nicht nur festigen, sondern auch ausbauen konnte. Obwohl die Quellenlage sehr dürftig und alles andere, als unumstritten betrachtet werden muss, sind sich die Geschichtsschreiber in der Bedeutung des Konflikts doch einig. Polybios, der allgemein als verlässlichste Quelle gilt, da er leidlich kurz nach den Ereignissen lebte, bezeichnet die Auswirkungen des Krieges und den damit verbundenen Aufstieg Roms als von so großer Wichtigkeit, „wie sie kein früherer Zeitraum von gleicher Dauer in sich umfaßt (sic!)“[1]. Als weitere wichtige Quellen zählen Appianus und Livius. Letzterer erklärt, der zweite punische Krieg sei der „denkwürdigste aller Kriege […] die je geführt wurden“[2]. Die Problematik der Quellenlage wurde bereits angeführt und wird im weiteren Verlauf der Arbeit auch noch genauer bearbeitet, doch eines muss von Beginn an klar sein, nämlich die Tatsache, dass es keine karthagischen Aufzeichnungen über den Ebrovertrag und den Krieg an sich gibt. Somit muss nicht geklärt werden ob, sondern inwieweit die römische Geschichtsschreibung subjektiv geprägt ist. Sicher ist auch, dass dieser Krieg nicht nur für Karthago zerstörerisch verlief, sondern auch Rom selbst zermürbte, was nicht nur die Schlacht bei Cannae zeigt. Genau aus diesem Grund spielt die Kriegsschuldfrage eine wichtige Rolle, denn heute wie damals sind Kriege und ihre Folgen etwas schreckliches, wofür niemand gerne die Rolle als Aggressor innehaben möchte, allein schon aus Kriegslegitimationsgründen. Schließlich hat es sich für Regierungen stets bewährt, die passive Rolle einzunehmen und somit einen Krieg als Selbstschutzmaßnahme zu begründen und zu beginnen.[3]

Aufgrund dieser Tatsache beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage nach der Kriegsschuld des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags.

II. Die Kriegsschuldfrage des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags

1.) Darstellung der Quellenlage und Überlieferung

In diesem Abschnitt werden die beiden Geschichtsschreiber Polybios und Livius sowie deren Überlieferung des Ebrovertrags behandelt und beleuchtet. Wie bereits in der Einleitung erwähnt stellt Appianus einen weiteren Autor dar, der sich mit dem zweiten punischen Krieg befasst hat. Der Verfasser geht jedoch lediglich auf die beiden erstgenannten Geschichtsschreiber ein, da eine weitere Behandlung den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde. Im weiteren Verlauf dieses Gliederungspunktes gibt der Verfasser einen Einblick in die Biographie, Arbeitsweise sowie Ziele der Geschichtsschreiber und behandelt die für diese Arbeit relevanten Texte kritisch.

1.1) Polybios

Als Sohn des Strategen Lykartes wurde Polybios 200 v. Chr. in Megalopolis, dem heutigen Megalopoli, auf der Peloponnes geboren. Wie auch schon sein Vater bekleidete er führende politische und militärische Positionen des archaischen Bundes. Unter dem Vorwurf der Makkedonenfreundschaft, wurde er 166 v. Chr. mit 1000 weiteren Geiseln nach Rom deportiert, wo er sich mit dem damals 18 jährigen Scipio Aemilianus – oder Scipio der Jüngere – an, mit welchem er verschiedene Bildungsreisen unternahm und an dessen Kriegszügen er teilnahm. Durch diese Erfahrungen eignete sich Polybios gute geographische Kenntnisse an und erhielt einen tiefen Einblick in römische Tradition, Politik und das Militärwesen. Obwohl er 150 v. Chr. in seine Heimatstadt zurückkehrte, zog er 149 v. Chr. als Teil Scipios Stabs in den dritten punischen Krieg. 120 v. Chr. verstarb Polybios schließlich im Alter von 80 Jahren.

Über die ausschlaggebenden Gründe, die Polybios dazu veranlassten seine ‚Historiai‘ zu verfassen, kann nur gemutmaßt werden. Möglich ist, dass durch den Austausch mit bedeutenden Persönlichkeiten Roms der Wunsch entstand, eine Universalgeschichte zu verfassen, die den Weg zu Roms Vormachtstellung darlegte und somit auch die Vorzüge einer Kooperation, oder Allianz mit dieser Großmacht für alle – also auch nicht-römischen Staaten – deutlich zu machen. In seinen Augen bestand der Grund für Roms Überlegenheit und Erfolg nicht nur im militärischen Sektor, sondern auch in der Politik. Dabei bemaß er vor allem der römischen Staatsform einen großen Anteil am Erfolg, da diese seiner Meinung nach die Vorteile der monarchischen, der aristokratischen und der demokratischen Staatskonzepte innehatte.[4] Des Weiteren führte er die moralischen und religiösen Kräfte Roms als Erfolgsgarant an. Aufgrund der Tatsache, dass sich Polybios selbst in die Tradition Thukydides stellt, besteht sein Werk aus Ursachen und Anlässen, welche die Grundlage zur Erforschung der Wahrheit anhand der Untersuchung von Verknüpfungen verschiedener Ereignisse darstellen. Er selbst drückte diese Notwendigkeit wie folgt aus: „Denn was nützt ein Arzt den Patienten, wenn er die Ursachen für die krankhaften körperlichen Zustände nicht kennt? […] Deshalb muß (sic!) nichts so sehr beachtet und erforscht werden wie die Ursachen für ein jedes Ereignis, da aus Kleinigkeiten oft die größten Ereignisse entstehen.“[5] Nicht zuletzt deshalb ist er gerade im Rahmen der Kriegsschuldfrage anhand des Ebrovertrags eine unerlässliche Quelle[6].

[...]


[1] Polybios: Historien, Übersetzung, Anmerkung und Nachwort von von (sic!) Karl Friedrich Eisen, Stuttgart, 2006, III, 1,3. (im Folgenden Pol. III.)

[2] Livius: Ab urbe condita, Liber XXI,Übersetzt und herausgegeben von Ursula Blank-Sangmeister, Stuttgart, 1999, XXI, 1,1.(Im Folgenden Liv. XXI)

[3] Anmerkung: Beispiele hierfür sind nahezu unzählig, weshalb nur ein kleiner Auszug an ausgewählten Beispielen zur Festigung der getroffenen Aussage dienen sollen: Der Deutsche Überfall auf Polen, als Vergeltungsmaßnahme auf eine kriegerische Handlung Polens, Der Beschuss von Fort Sumter im amerikanischen Sezessionskrieg, usw.

[4] Pol., VI, III, 2, 6. (Anmerkung: Da das sechste Buch des Polybios nur noch fragmentalisch erhalten ist, ist die Bezifferung des Zitats wie folgt: Die beigefügte römische Ziffer stellt das Buch innerhalb des Werkes Polybios dar, die beiden arabischen Zahlen den Paragraphen und das Kapitel des Textes [vgl. Polybios: Historien, Übersetzung, Anmerkung und Nachwort von von (sic!) Karl Friedrich Eisen, Stuttgart, 2006, S. 5.)

[5] Pol., III, 7,5 – 7,7.

[6] Anmerkung: Von seinen 40 Büchern ist ungefähr ein Drittel erhalten. Natürlich ist auch Polybios nicht über jeden Zweifel erhaben, schließlich musste er seine Informationen über den zweiten punischen Krieg durch andere Quellen beziehen, weil er zu dieser Zeit nicht lebte. Welche Quellen dies sind, ist jedoch unbekannt. Händl-Sagawe geht davon aus, dass er von Fabius Pictor und Silenos von Kale beeinflusst wurde. (vgl. U., Händl-Sagawe: Der Beginn des 2. Punischen Krieges, Ein historisch-kritischer Kommentar zu Livius Buch 21, München, 1995, in: H., Hatto/H., Schmitt (Hrsg.): Münchner Universitätsschriften,Münchner Arbeiten zur Alten Geschichte, Bd.9, S. 91) Ebenfalls ist nicht von der Hand zu weisen, dass er durch seine starke Verbindung zu der Familie der Scipionen in seinem Urteil unter anderem von dieser Verbindung bestimmt war. (vgl. Polybios: Historien, Auswahl, Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von von (sic!) Karl Friedrich Eisen, Stuttgart, 2006, S. 120ff.)

[...]

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Details

Titel
Die Kriegsschuldfrage des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags
Hochschule
Universität Passau
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
13
Katalognummer
V414553
ISBN (eBook)
9783668657694
ISBN (Buch)
9783668657700
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kriegsschuldfrage, krieges, ebrovertrags
Arbeit zitieren
Maximilian Tresp (Autor:in), 2015, Die Kriegsschuldfrage des zweiten punischen Krieges anhand des Ebrovertrags, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414553

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