Einleitung
Bei der Betrachtung der Vorgeschichte des Europäischen Währungssystems (EWS) soll an dieser Stelle zunächst auf das Bretton Woods-Abkommen (benannt nach dem Tagungsort im Juli 1994, die Bestimmungen traten am 27.12.1945 in Kraft) eingegangen werden, da dessen Zusammenbruch diejenige Lücke schaffte, die letztendlich durch das EWS ausgefüllt werden sollte.2) Dieses Abkommen beinhaltete neben der Schaffung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Weltbank, wobei der IWF für Liquidität und die Weltbank für Kapital sorgen sollte, eine Reihe anderer Abkommen. Es wurde ein System fester Wechselkurse in der Weise geschaffen, daß für jedes Mitgliedsland für deren Währung eine Parität in Gold oder gegenüber dem US-Dollar geschaffen wurde. Dem USDollar fiel hierbei die Rolle einer hegemonialen Leitwährung zu.3) Die Schwankungsbreite gegenüber dem Kurs des US-Dollar wurde auf +- 0,75% festgelegt, d. h. es bestand eine Bandbreite von 1,5%.4) Eine Änderung war nur möglich zur Behebung eines grundlegenden fundamentalen Ungleichgewichts. Zunächst sorgte das System von Bretton Woods für weitestgehend stabile Wechselkurse, erst gegen Ende der 60er Jahre zeigten sich die Mängel dieses Systems. In dieser Zeit sowie Anfang der 70er Jahre stieg das USHaushaltsdefizit mehr und mehr (nicht zuletzt aufgrund des Vietnam-Krieges, deren Finanzierung immer teurer wurde), so daß der Wert der kurzfristigen US-Verbindlichkeiten den Wert der Goldreserven überstieg. Auch als Folge hieraus glich sich der langfristige Zins von US-Dollar Anlagen erstmals dem Zins für langfristige DM-Anlagen an, ein Hinweis darauf, daß es für keine der beiden Währungen eine eindeutige Marktpräferenz gab. Es kam zu Spekulationen gegen den US-Dollar, die DM rückte verstärkt als Alternativwährung in den Blickpunkt, da die Bundesrepublik Deutschland über gute wirtschaftliche Grunddaten, einem soliden Leistungsbilanzüberschuß und keinerlei Kapitalverkehrsbeschränkungen verfügte. Der US-Dollar war zwar die Leitwährung, aber die DM wurde von den Privatmärkten favorisiert. Durch diese Kapitalimporte erhöhte sich die Geldmenge in Deutschland, was eine Inflationsgefahr mit sich brachte.5) Um diesen zu begegnen, gab es zwei Möglichkeiten, kurzfristig die Aufwertung der DM, langfristig die währungspolitische Integration innerhalb Europas.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziele des EWS
- Stabile Währungszone in Europa
- Geldwertstabilität in den Mitgliedsländern
- Förderung und Belebung der europäischen Integration
- Funktionsweise des EWS
- Das System der bilateralen Leitkurse
- Der Ecu
- Die Wechselkursmechanismen
- Der Abweichungsindikator
- Die marginale und intramarginale Intervention
- Der Kredit- und Beistandsmechanismus
- Die sehr kurzfristige Finanzierungsfazilität
- Der kurzfristige Währungsbeistand
- Der mittelfristige Finanzierungsbeistand
- Der Europ. Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit
- Realignments zur Korrektur von Ungleichgewichten
- Entwicklungen im EWS
- Erfahrungen mit dem EWS von 1979 - 1990
- Das EWS von 1990 bis zur großen Krise 1993
- Neuorientierung nach der EWS-Krise 1993
- Literaturverzeichnis
- Thesenpapier
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat analysiert das Europäische Währungssystem (EWS) im Kontext der europäischen Integration. Es beleuchtet die Ziele, die Funktionsweise und die Entwicklungen des EWS.
- Stabilität der Währungszone in Europa
- Geldwertstabilität in den Mitgliedsländern
- Förderung der europäischen Integration
- Funktionsweise des EWS und seiner Mechanismen
- Entwicklungen und Herausforderungen im EWS
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt das Bretton Woods-Abkommen als Vorläufer des EWS dar. Die Ziele des EWS werden im zweiten Kapitel behandelt, wobei die Aspekte einer stabilen Währungszone, der Geldwertstabilität und der Förderung der europäischen Integration im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel beschreibt die Funktionsweise des EWS, inklusive des Systems der bilateralen Leitkurse, des Ecu und der verschiedenen Wechselkursmechanismen. Schließlich beleuchtet das vierte Kapitel die Entwicklungen im EWS, beginnend mit den Erfahrungen von 1979 bis 1990, den Herausforderungen zwischen 1990 und 1993, sowie der Neuorientierung nach der EWS-Krise 1993.
Schlüsselwörter
Europäisches Währungssystem (EWS), Bretton Woods-Abkommen, Währungsintegration, Geldwertstabilität, Wechselkursmechanismen, Ecu, Realignments, Europäische Integration.
- Arbeit zitieren
- Henry Müller (Autor:in), Dirk Schmolke (Autor:in), 1996, Das Europäische Währungssytem (EWS), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4146