Die Autoren Max Frisch und Martin Sperr haben in ihren Werken das bewegende Thema des Vorurteils aufgegriffen. Andorra und Jagdszenen aus Niederbayern schildern eindrucksvoll, wie die menschliche Neigung in Vorurteilen zu denken und entsprechend zu handeln, zu Hass, Gewalt und Verfolgung führen können.
In Max Frischs „>Andorra<-Stück hat sich die bohrende Feder im Wurzelraum menschlicher Inhumanität eingenistet, in der Brutstätte eines schleichenden Gifts, das kein Erbarmen kennt, wenn es einmal in Umlauf gekommen ist. Namen hat es viele: Verleumdung, Denunziation, üble Nachrede, Vorurteile“ . So beschreibt Gerhard Hellwig treffend die mörderische Automation des Vorurteils. Das „schleichende Gift“ schädigt den Menschen in seiner Existenz, denn es steht der Forderung nach „Selbstverwirklichung durch Selbsterkenntnis!“ entschieden im Weg.
Die Vorurteilsthematik ist nicht zuletzt deshalb so bedeutungsvoll, weil sie eng verbunden ist mit der Frage der Identität, der Selbstwahl und der Selbstwerdung, die den Menschen existentiell bewegt.
Die Frage die sich uns auch im Hinblick auf Andorra und Jagdszenen aus Niederbayern stellt, ist
„Wie weit kann unser eigenes Ich standhalten einer Welt, die doch wir selbst geformt haben, die aber immer mehr dazu überzugehen scheint, uns zu überformen, ein Abziehbild unseres Selbst herzustellen, das wir, stolz mit unserer Freiheit, unserer inneren Unabhängigkeit prahlend (...) noch als Original bezeichnen? Es ist die Frage nach der Identität des Menschen in einer entfremdeten Welt (...).“
In meiner Arbeit möchte ich zunächst auf das Wesen des Vorurteils eingehen. Es soll geklärt werden, wie Vorurteile zustande kommen, welche Funktion sie haben, aber vor allem welchen Einfluss sie auf die Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen nehmen können. Durch eine detaillierte Betrachtung der Werke Andorra und Jagdszenen aus Niederbayern sollen die Phänomene des Vorurteils näher beleuchtet werden, um am Ende dem Ziel näher zu kommen, einen möglichen Ausweg aus der Problematik aufzeigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Wesen des Vorurteils
- Über die Wirkung von Vorurteilen
- Bildnis und Wirklichkeit in Andorra
- Das Vorurteil in Jagdszenen aus Niederbayern
- Die Gesellschaftsstruktur
- Die andorranische Gesellschaft
- Die Gesellschaftsstruktur in Reinöd
- Ausweg? Liebe!
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Thematik der Vorurteilsbildung und ihrer verheerenden Auswirkungen in den Dramen „Andorra“ von Max Frisch und „Jagdszenen aus Niederbayern“ von Martin Sperr. Die Arbeit beleuchtet die Mechanismen der Vorurteilsbildung, die Funktion von Vorurteilen in den Gesellschaften der Stücke und die Auswirkungen auf die Charaktere. Darüber hinaus wird der Frage nach einem möglichen Ausweg aus der Problematik der Vorurteile nachgegangen.
- Die Entstehung und Funktion von Vorurteilen
- Die Darstellung von Vorurteilen in „Andorra“ und „Jagdszenen aus Niederbayern“
- Die Auswirkungen von Vorurteilen auf die Charaktere und die Gesellschaften in den Stücken
- Die Rolle von Identität und Selbstfindung im Kontext von Vorurteilen
- Mögliche Lösungsansätze und Auswege aus der Problematik der Vorurteile
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die beiden Dramen „Andorra“ von Max Frisch und „Jagdszenen aus Niederbayern“ von Martin Sperr vor und skizziert die Bedeutung des Themas Vorurteile in beiden Werken. Es wird auf die Problematik der Vorurteilsbildung und die Auswirkungen auf die menschliche Existenz eingegangen.
Das Wesen des Vorurteils
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Entstehung von Vorurteilen. Es wird der Zusammenhang zwischen Vorurteilen und der Frage nach Identität und Selbstfindung beleuchtet, sowie die Funktion von Vorurteilen in der Gesellschaft und die Auswirkungen auf die menschliche Persönlichkeit untersucht.
Über die Wirkung von Vorurteilen
Bildnis und Wirklichkeit in Andorra
Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Vorurteilen in „Andorra“. Es wird gezeigt, wie Vorurteile zum Hass und zur Verfolgung führen können und wie sie die Identität des Protagonisten beeinflussen.
Das Vorurteil in Jagdszenen aus Niederbayern
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Vorurteilsbildung in „Jagdszenen aus Niederbayern“. Es wird untersucht, wie Vorurteile in der ländlichen Gesellschaft wirken, welche Auswirkungen sie auf die Beziehungen der Charaktere haben und wie sie zu Gewalt und Missverständnissen führen.
Die Gesellschaftsstruktur
Die andorranische Gesellschaft
Dieses Kapitel analysiert die Gesellschaftsstruktur in „Andorra“ und beleuchtet, wie Vorurteile in dieser Gesellschaft fest verankert sind und welche Auswirkungen sie auf die soziale Ordnung haben.
Die Gesellschaftsstruktur in Reinöd
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Gesellschaftsstruktur in „Jagdszenen aus Niederbayern“. Es wird untersucht, wie Vorurteile in der ländlichen Gesellschaft Reinöd wirken, welche Rolle sie im sozialen Gefüge spielen und wie sie zu Konflikten und Missverständnissen führen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Vorurteile, Stereotype, Identität, Selbstfindung, Sozialpsychologie, Dramenanalyse, Max Frisch, Martin Sperr, „Andorra“, „Jagdszenen aus Niederbayern“, gesellschaftliche Strukturen, Hass, Gewalt, Verfolgung, Menschlichkeit.
- Quote paper
- Carolin Damm (Author), 2005, Das Vorurteil in Andorra und Jagdszenen aus Niederbayern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41493