Das 15. Jhd. war für den Deutschen Orden eine einzige Katastrophe: Die Vernichtung eines Heeres bei der Schlacht von Tannenberg, die Auseinandersetzungen mit den Ständen und der darauf folgende 13-jährige Krieg brachten den Deutschen Orden in eine prekäre Lage. Zum einen war das Gebiet des Deutschen Ordens vollständig von feindlich gesinnten Ländern umschlossen (Polen und Litauen), was nun kein Novum darstellte, aber zum anderen fehlte ihm der Rückhalt der Stände auf dem eigenen Territorium, eine Situation, die sich bis in einen Krieg zugespitzt hatte.1Darüber hinaus war der Deutsche Orden auch finanziell nicht mehr in der Lage, seine Position unter diesen Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten. Die ständigen und langwierigen Kriege, die mittlerweile zu einem großen Teil von Söldnertruppen geführt worden waren - die Zeiten der Ritterheere war vorüber - und die weiteren militärischen Verpflichtungen gegenüber Polen, infolge des II. Thorner Friedens (1466), zehrten den Haushalt auf.2Neben den Gebietsverlusten durch die verlorenen Kriege bedrohte vor allem eine Vereinbarung des II. Thorner Friedens die autonome Existenz des Ordenlandes:3Der Hochmeister des Deutschen Ordens sollte dem polnischen König einen Huldigungseid leisten und sich somit der polnischen Krone unterwerfen. Der Vorgänger von Friedrich von Sachsen, Hochmeister Johann von Tiefen, konnte zwar den Huldigungseid bisher umgehen, aber er sah sich nicht in der Lage, den dauernden Forderungen des polnischen Königs zur Heeresfolge, nicht Folge zu leisten. Von einem dieser Hilfszüge gegen die Osmanen 1497 kehrte er nicht zurück. In dieser für den Deutschen Orden äußerst schwierigen Situation wurde nun der junge Reichsfürst Friedrich von Sachsen zum neuen Hochmeister gewählt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedrichs Ernennung zum Hochmeister
- Der Hochmeister Friedrich von Sachsen (1498-1510)
- Außenpolitische Erfolge
- L'état c'est moi - Friedrichs Innenpolitik
- Was ist eine Hofordnung?
- Friedrichs Hofordnung - Ausdruck eines überlegenen fürstlichen Herrschaftsanspruches?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Ernennung von Friedrich von Sachsen zum Hochmeister des Deutschen Ordens im Jahr 1498 und seine Herrschaft bis 1510. Der Fokus liegt auf den Intentionen hinter Friedrichs Wahl, den Auswirkungen seiner Herrschaft auf den Orden und den Veränderungen, die er durch seine Hofordnung einleitete.
- Die politische Lage des Deutschen Ordens nach der Schlacht von Tannenberg (1410) und dem II. Thorner Frieden (1466)
- Die Wahl eines Reichsfürsten zum Hochmeister und die damit verbundenen Erwartungen
- Die außenpolitischen Erfolge Friedrichs von Sachsen
- Die Einführung einer Hofordnung und die Entwicklung eines Fürstenhofes unter Friedrich
- Die Bedeutung der Verwandtschaft Friedrichs mit dem polnischen Königshaus und anderen europäischen Herrscherhäusern
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die schwierige Lage des Deutschen Ordens im 15. Jahrhundert nach der Schlacht von Tannenberg und dem II. Thorner Frieden. Die Verluste an Gebiet, die finanziellen Schwierigkeiten und die zunehmende Abhängigkeit von Söldnertruppen stellen den Orden vor große Herausforderungen. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Huldigungseides, den der Hochmeister dem polnischen König leisten soll, und der schwierigen Position des Vorgängers Friedrichs, Johann von Tiefen.
Friedrichs Ernennung zum Hochmeister
Dieses Kapitel beschreibt die Wahl von Friedrich von Sachsen zum neuen Hochmeister des Deutschen Ordens. Friedrichs Herkunft aus dem Hause Wettin, seine Ausbildung, sowie seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum polnischen Königshaus und anderen europäischen Herrscherhäusern werden dargestellt. Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen zum polnischen König und die Durchsetzung der Interessen des Ordens gegenüber der Krone Polen waren die Hauptgründe für Friedrichs Wahl.
Schlüsselwörter
Deutscher Orden, Hochmeister, Friedrich von Sachsen, Tannenberg, Thorner Frieden, Polen, Hofordnung, Fürstenhof, Verwandtschaftsbeziehungen, Außenpolitik, Innenpolitik, Söldnertruppen, Ritterheer, Humanismus, Machtpolitik
- Arbeit zitieren
- Matthias Juergensen (Autor:in), 2005, Ein Reichsfürst als Hochmeister - Zwei Welten prallen aufeinander, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41505