Effizientes Risiko-Controlling im Energiehandel


Studienarbeit, 2018

27 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

III. Abkürzungsverzeichnis

IV. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Veränderungen des Strom und Gasmarkts
2.1 Struktur und Aufbau des Markts
2.2 Anzahl der Anbieter von der Liberalisierung bis heute
2.3 Notwendigkeit des Ausgleichs der Margenausdünnung
2.4 Zukünftige Marktentwicklung

3. Risiko-Controlling im Energiehandel
3.1 Risikoarten im Energiehandel
3.2 Was ist Risiko-Controlling?
3.3 Aktuelle Situation des Controllings im Energiehandel
3.4 Bewertung offener Handelspositionen
3.5 Optimierungsmöglichkeiten des Energiehandels

4. Fazit

V. Literaturquellen

VI. Internetquellen

VII. Gesetz, Verordnungen

III. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

IV. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kumulierte Wechselquote

Abbildung 2: Anzahl der Strom und Gaslieferanten im Jahr 2017

Abbildung 3: Beispiel Entega im Stadtgebiet Mainz

Abbildung 4: Beispiel Entega im Stadtgebiet Mainz mit Bonus

Abbildung 5: Differenzmengen Bilanzkreis

Abbildung 6: Netzentgelte Niederspannung Mainz

Abbildung 7: Reifegrad Modell der Sicherheitskultur

Abbildung 8: BPMN Tranchenbeschaffung mit einem Handlungskatalog

1. Einleitung

Regionale Energieversorgungsunternehmen (EVU) sind mittlerweile einem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Nach der Liberalisierung der Stromversorgung im Jahr 1998 und der Gasversorgung im Jahr 20071 sind verschiedene neue Wettbewerber im Energiemarkt aufgetreten. Durch bundesweite Werbung mit günstigeren Preisen und mit sogenanntem Wechselbonus locken neue Energieanbieter die früheren Kunden der regionalen EVU an. Regionale EVU verlieren tendenziell Kunden an überregionale EVU. Die Wechselbereitschaft der Kunden steigt2. In der folgenden Abbildung wird die kumulierte Wechselquote der Kunden seit der Liberalisierung vom Strom- und Gasmarkt dargestellt.

Abbildung 1: Kumulierte Wechselquote

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BDEW: Wechselverhalten im Energiemarkt 2017 Stand 15. August 2017, S. 4

In der Abbildung sieht man, dass im Juli 2017 bereits 42,2 % der Stromverbraucher und 32,7 % der Gasverbraucher mindestens einmal ihren Lieferanten gewechselt haben.

Aus dieser Grafik kann man schließen, dass die regionalen EVU sich nicht mehr auf die Umsatzerlöse aus ihren Kerngeschäften, nämlich dem Strom- und Gasvertrieb, verlassen sollten.

Zusätzlich und stärker als die Verluste bei Kundenanzahl und Vertriebsvolumen wirken sich die gesunkenen Deckungsbeiträge auf das Ergebnis eines EVU aus. Dieser Sachverhalt wird in Kapitel 2 erläutert, indem die Preisgestaltung im Massenkundengeschäft mit SLP (SLP) dargestellt wird, welche bei EVU durchaus negative Deckungsbeiträge erwirtschaften. Viele Strom- und Gasanbieter machen bewusst unwirtschaftliche Angebote und hoffen, dass die Kunden nicht noch einmal den Anbieter wechseln und höhere Preise akzeptieren bzw. die die Kündigungsfristen verpassen.

Der brutale Preiskampf in den Vertriebsabteilungen der EVU erfordert einen erfolgreichen, wettbewerbsfähigen Energieeinkauf bzw. Beschaffungsstrategie. Die EVU müssen Ihre Wertschöpfungsketten und Geschäftsbereiche dahingehend analysieren, wo gegebenenfalls (ggf.) Kapital und Personal nicht effizient eingesetzt werden. Die gesamte Struktur, das gesamte System zwischen der Vertriebs- und Energiehandels Abteilung in EVU müssen überprüft werden. Aufgrund der Tatsache, dass Kundenanzahl und Vertriebsvolumen tendenziell bei den alten EVU sinken3, könnten jene durch erfolgreichen An- und Verkauf von Energiegroßhandelsprodukten zusätzliche Deckungsbeiträge erwirtschaften In dieser Hausarbeit wird das Thema Risiko-Controlling im Energiehandel bei EVU behandelt. Um die genannten Herausforderungen zu bewältigen, müssen EVU sich den Änderungen an den Handelsmärkten anpassen und ihre Methoden und Strategien im Energiehandel überdenken. Mittlerweile sind effizientere Prozesse zwischen der Beschaffung und dem Vertrieb notwendig, um die Margenausdünnung auszugleichen.

2. Veränderungen des Strom und Gasmarkts

2.1 Struktur und Aufbau des Markts

Das Strom- und Gasnetz ist ein natürliches Monopol4, welches durch die Bundesnetzagentur und den Landesregulierungsbehörden, kontrolliert wird5.

Im Gegensatz zum Netz sind der vorgelagerte Bereich des Energiegroßhandels und der nachgelagerte Bereich Vertrieb von Strom und Gas Produkten liberalisiert.6 Viele neue Anbieter sind seit der Liberalisierung im Großhandelsmarkt als auch im Strom und Gas Vertrieb entstanden. Alteingesessene EVU geraten daher unter Margendruck.

2.2 Anzahl der Anbieter von der Liberalisierung bis heute

In diesem Abschnitt wird die Veränderung der Anzahl der Strom und Gasanbieter erläutert, um den Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern zu verstehen. Laut dem Bundesverband der Verbraucherzentrale waren in Deutschland im Jahr 2007 1014 Stromanbieter vorhanden.7 Zu diesem Zeitpunkt war der Strommarkt bereits 9 Jahre liberalisiert und es sind seither viele neue Anbieter entstanden. Der Gasmarkt wurde erst im Jahr 2007 liberalisiert. Den Gasvertrieb und -versorgung haben vorher die regionalen Anbieter, das heißt (d. h.) die regionalen EVU gewährleistet.

Die folgende Abbildung stellt die Anzahl der Strom und Gaslieferanten im Jahr 2017 dar. Für die Analyse der Entwicklung der Anzahl der Lieferanten sind nur die Anzahl der Strom- und Gaslieferanten in der Abbildung wichtig.

Abbildung 2: Anzahl der Strom und Gaslieferanten im Jahr 2017

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/173884/umfrage/zahl-der-unternehmen-in-den-einzelnen- marktbereichen-des-energiemarktes/

In der Abbildung geht hervor, dass im Jahr 2017 die Anzahl der Stromlieferanten bei 1260 lag. Im Gegensatz zum Jahr 2007 steigerte sich die Anzahl der Anbieter zwischen denen die Endkunden auswählen konnten um circa 20 %.

Des Weiteren geht hervor, dass im Jahr 2017 die Anzahl der Gaslieferanten bei 960 lag. Da zwischen dem Vertrieb von Strom und Gas Synergien vorhanden sind, bieten die vielen seit 1998 neu entstandenen Stromanbieter auch gleichzeitig das Produkt Gas seit dessen Liberalisierung 2007 an, sodass mittlerweile die Anbieterzahl auch erheblich gestiegen ist.8 Es werden tendenziell immer mehr Anbieter von Strom- und Gasprodukten gegründet, die vor allem online und durch aggressives Marketing um Kunden werben. Sie bieten günstige Tarife und zusätzlich weitere Produkte an, zum Beispiel (z. B.) Handys, Tablets oder Laptops. Es führt zu einer Preissenkungsspirale und setzt den alten EVU mit ihren alten Strukturen und Prozessen zu. Ein klassischer EVU deckt über seine Vertriebspreise z. B. auch seine Kosten für sein Kundenzentrum ab, bei den Onlineanbietern fallen diese Kosten ganz weg.

2.3 Notwendigkeit des Ausgleichs der Margenausdünnung

Nach der Liberalisierung wie in Abschnitt 2.1 beschrieben, sind die Erzeugung und der Vertrieb komplett getrennte Märkte. Die Stromhandelsunternehmen brauchen weder eigene Erzeugungsanlagen noch Netze um am Strommarkt teilnehmen zu können. Der Strom- wie auch der Gasmarkt erfüllt das volkswirtschaftliche Konstrukt eines vollkommenen Marktes weitgehend. Strom und Gas sind homogene Güter, welche, egal von welchem Anbieter bezogen, keinerlei Qualitätsunterschiede aufweisen. Durch den Wechsel, welcher online durchgeführt werden kann, gibt es auch keine räumlichen Präferenzen, es besteht freier Marktzugang und durch Informationsplattformen, gesetzliche Regelungen und einen nachvollziehbaren Börsenhandel eine vollständige Markttransparenz9. In einem vollkommenen Markt ergibt sich, dass der Preis im Marktgleichgewicht gleich den Grenzkosten und den Durchschnittskosten ist. In diesem Zustand erzielt nach der volkswirtschaftlichen Theorie kein Anbieter einen Gewinn. Die Anbieter versuchen dieser Konkurrenz, durch die Differenzierung der Angebote zu entgehen. Durch die Kombination verschiedener Kategorien wie z.B. ein Vertrag für Strom und Handy, unterschiedliche Laufzeit, Flexibilität, Branding z. B als Grünstrom oder Bioerdgas entsteht ein monopolistischer Markt, in welchem die Grundprodukte identisch sind, sich aber der individuelle Leistungsumfang von Anbieter zu Anbieter bzw. von Produkt zu Produkt unterscheidet.

Die sinkende Margen und der harte Wettbewerb sind anhand der Abbildung 3 und 4 veranschaulicht. In Abbildung 3 ist ein Öko-Strom Tarif des Stadtwerks Entega und der sich daraus letztendliche Vertriebspreis dargestellt. Vom variablen Anteil des Strompreises und der Grundgebühr sind zunächst alle staatlichen und regulierten Abgaben und Steuern abzuziehen. Im dargestellten Beispiel bleiben für eine Verbrauchsmenge von 3500 Kilowattstunde (kWh), welche für einen 2 Personenhaushalt üblich ist, ein Umsatz von knapp 225 €. In den Abbildungen 3 und 4 zeigen sich die Auswirkungen der aggressiven Kundenwerbung auf den Ertrag. Entega bietet einen Neukundenbonus von 170 € und andere Anbieter noch deutlich mehr. Der nach Verivox billigste Anbieter bietet eine Kombination mit zwei Bonus Anreizen, welche zusammen den Reinertrag komplett aufzehren. Im Klartext heißt das, dass dieser Anbieter nicht nur auf einen Deckungsbeitrag verzichtet, sondern dass er den Strom im ersten Jahr verschenkt.

Abbildung 3: Beispiel Entega im Stadtgebiet Mainz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen:

Vgl. https://www.netztransparenz.de

Vgl. http://www.mainzer-netze.de/stromnetze/netzzugang/netzentgelte Vgl. https://www.entega.de/oekostrom/tarifdetails/#tariffDetails

Abbildung 4: Beispiel Entega im Stadtgebiet Mainz mit Bonus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen: Vgl. www.verivox.de, Vgl. www.entega.de

2.4 Zukünftige Marktentwicklung

Aufgrund der Digitalisierung und der regulatorischen Forcierung der Einführung intelligenter Messsysteme, ändert sich der Umfang der dem EVU vorliegenden Daten Grundlegend. Die Daten bieten zum einen die Basis für neuartige Energiedienstleistungen, zum anderen stellt sich aber für die reine Energielieferung die Frage, wie die Energielieferungen an Kunden in Zukunft bepreist werden. Haushaltskunden und Kleingewerbe haben zu heutigem Stand keine Lastgangmessung. Der Verbrauch wird nur einmal jährlich am Zähler Abgelesen. Die unterjährige Abrechnung bzw. die Abschlagszahlung erfolgt auf Schätzungen, die auf historischen Daten basieren. Dabei erfolgt die Abbildung des Verbrauchs im Bilanzkreis des EVU durch die Zuordnung eines typischen SLP zu jeder Abnahmestelle. In Zukunft wird für eine zunehmende Zahl von Kleinverbrauchern ein Lastgang vorliegen. Für einzelne Haushaltskunden ist eine individuelle Bepreisung eines Lastgangs kaum sinnvoll darstellbar. Es stellt sich jedoch die Frage, wie sich die lastganggemessenen Kleinverbraucher in Zukunft auf das Portfolio auswirken. Durch die Verwendung von SLP hat der Stromlieferant für sein Portfolio kundenseitig zurzeit nur das Abnahmerisiko gemittelt über das gesamte Jahr. In Zukunft können, bei einer Bilanzierung Lastganggemessener Kleinkunden, Abweichungen zwischen Abnahme und Prognose zu erhöhtem Managementaufwand und Kosten führen. Andererseits können damit in Zukunft die Nachteile, welche durch schlecht passende Lastprofile entstehen, vermieden werden.

[...]


1 Vgl. BDEW: Wechselverhalten im Energiemarkt 2017 Stand 15. August 2017, S. 2

2 Vgl. BDEW: Wechselverhalten im Energiemarkt 2017 Stand 15. August 2017, S. 4

3 Vgl. Doleski, Oliver D.: (Herausforderung Utility 4.0), S. 121 f

4 Vgl. Crastan, Valentin: (Elektrische Energieversorgung 2), S. 76

5 Vgl. www.bundesnetzagentur.de

6 Vgl. Kühne, Gunther: (Die Liberalisierung und Deregulierung der Strom- und Gasversorgung: Eine Reform vor der Entgleisung?), S. 43

7 Vgl. Bundesverband Verbraucherzentrale (Hintergrundinformationen zum Strommarkt), S. 1

8 Vgl. www.verivox.de

9 Vgl. http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21070/vollkommener-markt

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Effizientes Risiko-Controlling im Energiehandel
Hochschule
Hochschule Darmstadt
Veranstaltung
Fallstudien zur Energiebeschaffung Strom und Gas
Note
2,3
Autoren
Jahr
2018
Seiten
27
Katalognummer
V415430
ISBN (eBook)
9783668653498
Dateigröße
1198 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Energie, Energiehandel, Controlling, Risikocontrolling, Risiko-Controlling, Strom, Gas, Energiebeschaffung
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Ali Tunbek (Autor:in)Lars Meißner (Autor:in), 2018, Effizientes Risiko-Controlling im Energiehandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415430

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