Modena, die zweitgrößte Stadt der Emilia Romagna und seit 1182 Universitätsstadt, wird in diesem Referats-Handout hinsichtlich ihrer Stadtgeschichte und -entwicklung vorgestellt. Hierbei erfolgt ein Längsschnitt, beginnend in der etruskischen Zeit, über die Römerzeit, Mittelalter und Industrialisierung bis hin zur heutigen Situation. Auf die besonderen Bauwerke und Prestigeobjekte wird detailliert eingegangen.
- Modena - Stadtgeschichte und Entwicklung -
Allqemeines:
- Lage: Emilia-Romagna, zwischen dem sudlichen Rande der Po-Ebene und dem FuR>e des Apennin
- ca. 185.000 Einwohner (zweitgroftte Stadt der Emilia-Romagna)
- Universitatsstadt seit 1182
- Dorn mit Glockenturm ist seit 1997 UNESCO Weltkulturerbe
- Wirtschaft: Autoindustrie (Ferrari, Pagani, Maserati, Lamborghini), Balsamico-Essig, Parmesankase, Keramik, Lambrusco, Textil
→ Wirtschaftsstandorte nie in Modena selbst, sondern in umliegenden Klein-stadten!
Geschichte und Entwicklung:
- Antike:
- Etruskische Zeit (Siedlung „Muoina“),
- Etruskische Kultur von 800-100 v. Chr. in Italien nachweisbar
- von Kelten im 4. Jh. v. Chr. erobert
- Romer Zeit (222 v. Chr. - ~4./6. Jh. „Mutina“)
- In Zeiten der romischen Expansion in Italien 222 v. Chr. wahrend der Keltenkriege in Besitz der Romer gefallen ->„Mutina“ Kolonie mit romischen Burgerrecht
- „Via Aemilia" (grofte Handelsstrafte) 187 v. Chr. in unmittelbarer Nahe Modenas angelegt (verlauft durch den historischen Stadtkern) → parallel zu dem Apenninengebirgszug von Piacenza und Rimini (heutige Stadtenamen); Schauplatz fur viele Konflikte zwischen Romern und Kelten
- Ende unklar (v.a. zwei Aspekte nennenswert):
- A) 4. Jh. n. Chr.: Plunderung Attilas (Hunnenkonig) und standige Konflikte mit Langobarden iieR Modena verfallen analog zum Sturz des Westromischen Reichs
- B) haufige Uberschwemmungen in dieserZeit
→ deshalb besitzt Modena nicht das typisch romische Straftenmuster wie viele andere Stadte der Emilia Romagna
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1:
Modena heute
1: Dom zu Modena
2: Torre Ghirlandina
3: Palazzo Arcivescovado
4: Palazzo Comunale
5: Palazzo Ducale
6: Staatsarchiv
7: San Domenico
8: Palazzo die Musei
9: Sant'Agostiono
10: San Francesco
11: San Pietro
12: Universitat
13: Santa Maria Pomposa
Quelle: Goez, W.: Emilia-Romagna, S. 123.
- in der Zeit zwischen 6. und 9. Jh. kaum etwas bekannt keine Uberreste von Regentschaft der Langobarden oder der Byzantiner von Ravenna
1. Phase der Stadtentwicklung: 9 - 17. Jh.
- eigentlicher Start der heutigen Stadtentwicklung seit Wiederaufbau im 10. Jh.
- Bischofe ausschlaggebend fur den Wiederaufbau der verodeten Stadt (Tebaldus war Heer uber weites Gebiet um Modena)
- Markgrafin Mathilde erbte Staat von Vater und trat ihre Privatbesitze nach ihrem Tod an den Papstab (Modena eingeschlossen) 1099
- im 1. Abschnitt dieser Phase war die Burgerschaft Modenas sehr stark → kein grower Herrschereinfluss → dennoch Parteibezug (Krieg zwischen Friedrich II. und Gregor IX. Kaiser gg. Papst) zu Friedrich
- mittelalterlicher Stadtkern Piazza Grande → zentraler Platz Modenas, an zwei Seiten eingerahmt von:
- romanischer Dom zu Modena (1) „San Geminiano"
- 1099 Beginn des Baus (1184 Weihe),
- Grab des Schutzpatrons Sankt Geminianus
- Die wichtigste Sehenswurdigkeit von Modena + Denkmal fur ehemalige kommunale Grofte → Burger spielten
- Torre Ghirlandina (2):
- Glockenturm des Doms (88m hoch)
- War fur die Burger das Wahrzeichen der Stadt ° In Turmhalle hangt „Loscheimer“ als Siegbeute gegen Bologna
- Palazzo Comunale (4) (Stadthaus 12. Jh., aber im 16. Jh. runderneuert)
- Universitat (12): 1182 gegrundet
- Kirche Sant' Agostino (9): 1245 errichtet (1662 erneuert → majestatischer Bau)
- Ab dem 13./14. Jh.: endgultig in der Hand von der d'Este Familie
- 1288 Ubernahme durch Obizzo d'Este → nicht gefestigt
- 1336 endgultig in der Hand der d'Este → Nebenresidenz (Hauptresidenz: Ferrara)
- Palazzo Arcivescovado (3): erzbischoflicher Palast aus dem 15. Jh. (17. Jh. erneuert)
- im Stadtviertel zwischen Dom (1) und Palazzo Arcivescovado (3) sind viele Hauser und Palaste aus dem 15. und 16. Jh. erhalten
- Borso d'Este 1450/1452 Erhebung der Regierungsform von Signoria zum Herzogtum (sprich: er wurde zum Herzog ernannt) fur Herzogtum Modena entscheidend (ab 1597 Hzm. Modena)
2. Phase der Stadtentwicklung: 17. - 19. Jh.
- Wandel im 16. Jh. eingelautet → Modena wurde 1597 Hauptsitz der d'Este (Francesco I.)
- wichtige Funktion als Pufferstaat (zwischen dem Herzogtum Mailand, der Republik Venedig und dem Kirchenstaat) ab 1600
- Palazzo Ducale (5): 1634 Baubeginn des barocken Herzogspalast unter Francesco I. im Norden des mittelalterlichen Stadtkerns (wurde erst im 19. Jh. vollendet)
- einerdergroftten Palazzi Italiens, das groftte Gebaude in Modena
- Bauleitung: Bartolomeo Avanzini (aus Rom)
- Wahrend 2. WK stark beschadigt → Originalkonzept verandert
- heute: traditionsreichste Militarschule Italiens → Modenas groftter Tag im Jahr ist die offentliche Vereidigung
- vor dem Palazzo Ducale befindet sich der Piazza Roma
- ab 1796 Cisalpinishce Republik unter Napoleon
- zuvor Name Cispadanische Republik 1796, ab 97 dann Cisalpinische Rep
- 1803 fiel das Groftherzogtum nach Sturz Napoleons im Erbgang an die Habsburger
→ Herrschaft der osterreichischen d'Este bis zur Freiheitserlangung nach etlichen Revolten 1859
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: 1850
Quelle: Baumgat, F.: Oberitalien, S. 101.
Industrialisierung:
- Voraussetzung: Einigung Italiens (I860)
- erst sehr spat (1880-1900) → Norden Italiens fruher als Suden ° Allgemein: stadtische Bevolkerung nahm zu (vermehrte Arbeitsplatze in den Stadten)
- in Modena: spate Suburbanisierung; Produktionsindustrie in umliegenden Kleinstadten, nicht in Modena selbst
- lediglich der Handel (Marktfunktion) und die Universitat in der Innenstadt → fuhrt zur Segregation der Bevolkerungsschichten
- Funktion der Stadte anderte sich
- bauliche Struktur der Stadte anderte sich (Dichte, Vorstadte, Industriegebaude)
- Stadterweiterungen: geplantes Straftennetz als Grundlage des neuen Bauens
- Umbau der Innenstadte: Sanierungsprojekte (geringere Dichte, bessere Durchluftung, Kanalsysteme) → Steigerung der Lebensqualitat (z.B. durch bessere Hygiene)
- 1873 Bau einer Synagogein Modena
ZweiterWeltkrieg und Mussolini:
- 1921 grundete Mussolini die National-Faschistische Partei PNF, ab 1922 Mussolini Ministerprasident
- in Gesetzen von 1923-1926 wurden allmahlich alle Oppositionsparteien verboten → faschistische Diktatur
- Nahe Modena das Lager „Fossoli“ (unter dt. Verwaltung) fur 7.500 Juden
- Modena auch Widerstandshochburg („Resistenzia“) → „goldene Tapferkeitsmedaille" erhalten
- Italienische Stadte wurden wahrend des Krieges kaum zerstort ° 1.1.1948 Inkrafttreten der neuen republikanischen Verfassung Italiens
heute:
- ursprungliche Funktionen der alten Gebaude gelten zum Groftteil auch heute noch
- Innenstadt: alte verkommene Bausubstanz → niedrige Mieten → Segregation: Wohnsitz armlicher Bevolkerung (z.B. Migranten und Studenten) → Entwicklung einer alternativen Szene
- Modena ist Universitatsstadt → kreatives Studentenmilieu ° Modena ist italienische/europaische Hochburg der „Beat-Bewegung“
- grofte ansassige Rock- und Metal-Szene
Quellen:
Goez, W. (1989): Emilia-Romagna: oberitalienische Kunststadte zwischen Po, Apennin und Adria. Koln.
Head Department "City Promotion and Tourism" (o. J.): Visitmodena. Internet: http://www.visitmodena.it/english/discover- modena/discover-modena#null (Aufruf am 23.01.2016).
Ludwig, H. (1953): Reisefuhrer Italien. Genf.
Orange Smile Tours B.V. (o.J.): Modena Stadtplan: Detaillierte Karte von Modena. Internet: http://www.orangesmile.com/reiseinfos/modena/ausfuhrliche-karten.htm (Aufruf am 27.01.2016).
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- Quote paper
- Pascal Böß (Author), 2016, Modena. Stadtgeschichte und Entwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415678