Juden waren seit jeher Kopfmenschen, intellektuelle Gelehrte der Thora, der Heiligen Schrift. Sie wurden nicht selten als unsichtbare Menschen betrachtet, die nicht die Fähigkeit besaßen sich visuell, z.B.: in der Kunst auszudrücken. So machte das Christentum sich selbst zur Religion der Liebe, während es das Judentum als Religion des Gesetzes abstempelte. Die Debatte über Judentum und Kunst nahm im Laufe der Zeit zu. Juden wurde die Unfähigkeit der künstlerischen Expression in höchstem Maße nachgesagt, was dazu führte, dass Meinungen aufkamen, die Judentum und Kunst als zwei Antipole betrachteten. Aus Selbstschutz und Stolz wurde das Vorurteil von einigen Lagern akzeptiert und in eine positive Eigenschaft umgewandelt, so sah sich das Judentum als eine Religion, die sich mit wichtigeren Dingen beschäftigt, die höhere Wertvorstellungen und Prinzipien hat, die dem Spirituellen mehr Wert beimisst als dem Materiellen.
Im Christentum spielt die Sichtbarkeit, die Darstellung des Menschen eine herausragende Rolle. Während der Christ in allen Lebenssituationen dargestellt wird, während sogar religiöse Persönlichkeiten sichtbar gemacht werden, während sogar der Gott selbst am Kreuz hängend gesehen werden kann, hat diese Visualität im Judentum wenig Bedeutung. Durch Darstellungen werden Emotionen erzeugt. Ein leidender Christus erweckt Mitleid, Schuldgefühle und Dankbarkeit durch die Generationen von Christen zum Glauben bewegt wurden. Im Judentum hingegen ist das Wort, die Sprache zur religiösen Kommunikation und Überlieferung von größter Bedeutung. Dieser Unterschied wird schon in der unterschiedlichen Auslegung der Zehn Gebote offensichtlich, so besagt das erste und das zweite Gebot des Alten Testaments:
„Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“
„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten“
Inhaltsverzeichnis
- Der Wandel jüdischer Selbstdarstellung im Westen
- Judentum und Kunst
- Die Rolle des Wortes im Judentum
- Die Abwesenheit eines Abbildes des jüdischen Gottes
- Die Diaspora und die Visualität des Judentums
- Die neue Sichtbarkeit des Judentums
- Die Rolle von Kunst und Bildnissen
- Die Integration des Judentums in die europäische Gesellschaft
- Jüdische Selbstdarstellung in der Moderne
- Heldenverehrung und Idealisierung
- Positive Darstellung des Judentums für Nicht-Juden
- Die Bemühungen um Integration
- Die Ablehnung diskriminierender Darstellungen
- Darstellungen von Juden in Gemälden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text beleuchtet den Wandel der jüdischen Selbstdarstellung im Westen, insbesondere im Hinblick auf die Visualität des Judentums. Er untersucht die Gründe für die Abwesenheit von Bildnissen im traditionellen Judentum und die Entwicklung einer neuen Sichtbarkeit in der Diaspora.
- Die Bedeutung des Wortes und der Schrift im Judentum im Gegensatz zu anderen Religionen
- Der Einfluss der Diaspora und der Modernisierung auf die Visualisierung des Judentums
- Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Selbstdarstellung von Juden in Kunst und Medien
- Die Bemühungen um Integration und die Abwehr von diskriminierenden Darstellungen
- Die Rolle von Kunst und Bildnissen in der jüdischen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Beschreibung der traditionellen jüdischen Sicht auf Kunst und Visualität, die sich durch eine starke Betonung des Wortes und eine Abwesenheit von Bildnissen des Gottes auszeichnet. Im Gegensatz dazu spielt die Visualität im Christentum eine wichtige Rolle.
Im weiteren Verlauf des Textes wird die Entwicklung einer neuen Visualität des Judentums in der Diaspora untersucht. Die Integration in die moderne Gesellschaft und die Revolution der Printmedien führten zu einem neuen Bedürfnis, die jüdische Identität sichtbar zu machen. Die Nutzung von Bildnissen und Kunst wurde als Mittel der Selbstdarstellung und des Dialogs mit der Mehrheitsgesellschaft eingesetzt.
Der Text beleuchtet auch die unterschiedlichen Reaktionen auf diese neue Visualität, die von Integrationsbestrebungen bis hin zur Abwehr diskriminierender Darstellungen reichten.
Schlüsselwörter
Jüdische Selbstdarstellung, Visualität, Diaspora, Kunst, Identität, Integration, Antisemitismus, Diskrimierung, Heldenverehrung, Bildnis, Tradition, Wort, Schrift, Religion, Kabbalismus, Maimoniden, Cohen,
- Arbeit zitieren
- Anna Rosenberg (Autor:in), 2004, Der Wandel jüdischer Selbstdarstellung im Westen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41630