Bedeutung einer Digitalen Agenda für den Standort Deutschland


Hausarbeit, 2018

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung

2 Der Computer als Basisinnovation im 21. Jahrhundert
2.1 New Economy
2.2 Digitalwirtschaft in der Bundesrepublik heute

3 Der wirtschaftliche Handlungsspielraum des Staates in der Bundesrepublik
3.1 Politische Agenda
3.2 Position der Bundesregierung in der 18. Legislaturperiode

4 Sozioökonomische Auswirkungen zunehmender Digitalisierung
4.1 Arbeitsplatzabbau durch Automatisierung

5 Handlungsempfehlungen

6 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Sonstige Quellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lange Wellen der Konjunktur nach Kondratieff und Schumpeter

Abbildung 2: Potentielle Auswirkungen der Automatisierung auf den Arbeitsmarkt

1 Einführung

Wenn man im Jahr 2017 in Berlin die Straße betritt und sich umschaut, stellt man fest, dass der digitale Wandel endgültig den Einzug in das private und berufliche Leben der Bundesbürger gefunden hat. Denn überall sieht man Menschen, die mit gesenktem Haupt auf ihr Mobiltelefon starren und gerade Kurznachrichten versenden oder die sozialen Netzwerke nach Neuigkeiten durchforsten. Man sieht Paketboten, die online gekaufte Konsumgüter zustellen. Man sieht Mietwagen, -roller und -fahrräder parken und fahren, die über das Internet vermietet werden. Man beobachtet Heerscharen von Essenslieferanten, die auf Fahrrädern sich durch Verkehr schlängeln um über das Internet bestellte Essen ihren Kunden zu liefern. Man sieht Außenwerbung für neueste Internetseiten wie internetbasierte Geldtransfersysteme, Partnerbörsen, Marktplätze für Ferienreisen oder Gebrauchtgegenstände.

Mit dieser empirischen Beobachtung weist der Verfasser vor allem auf den Zeitgeist und die Aktualität des Themas dieser Arbeit hin - Braucht Deutschland eine Digitale Agenda?

Im Zuge dieser Arbeit wird definiert, was der digitale Wandel genau bedeutet und welche Gebiete er umfasst und in welchem volkswirtschaftlichen und historischen Kontext er sich befindet. Es wird ein historischer und zukünftiger Ausblick auf die Digitalisierung geworfen. Es wird festgestellt welche sozioökonomischen Folgen die zunehmende Digitalisierung in der Realwirtschaft der Bundesrepublik hat und inwiefern und ob überhaupt das Eingreifen des Staates in Form einer Digitalen Agenda notwendig ist. Des Weiteren wird die bisherige Position der Bundesregierung zu diesem Thema erfasst. Zum Schluss äußert der Verfasser dieses Textes, Valeriy Leibert seine Position zur Notwendigkeit einer wirtschaftspolitischen Entscheidung für oder gegen eine Digitale Agenda der Bundesrepublik Deutschland.

2 Der Computer als Basisinnovation im 21. Jahrhundert

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: lange Wellen der Konjunktur nach Kondratieff und Schumpeter;

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung / www.bpb.de

Der sowjetische Volkswirt Nikolai Kondratieff postulierte erstmals 1926 eine Theorie, die bis heute bei führenden Wirtschaftswissenschaftlern Anklang findet. Dies ist das Modell der langen Wellen im Konjunkturzyklus. Während es kurzzeitige konjunkturelle Schwankungen von wenigen Jahren gibt, existieren in der Makroperspektive große zyklische Konjunkturwellen von mehreren Jahrzehnten, 50 bis 60 Jahren. (vgl.http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55281/konjunkturzyklus-v5.html) Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter vertrat ebenfalls dieses Modell und entwickelte es kurze Zeit später weiter in dem er als Grundlage für jede lange, große Welle eine Etablierung einer neuen, innovativen technologischen Entwicklung in der Wirtschaft voraussetzte. Dies ist eine sogenannte Basisinnovation. Basisinnovationen erschließen neue technische Produktionsmöglichkeiten in der Volkswirtschaft. Parallel führen sie einen volkswirtschaftlichen Strukturwandel durch, da die Wirtschaft sich an den neuen technologischen Fortschritt anpassen muss. Diese Umgestaltung zieht große sozioökonomische und wirtschaftspolitische Folgen nach sich. Der gesamte Prozess ist jedoch nicht als eine Stagnation, sondern als ein Fortschritt, eine wirtschaftliche Evolution zu betrachten. (vgl. Andersen, 2011, S.182 )

Die Informationstechnologie und der Computer als deren Grundlage, die ab den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts vermehrt in der Wirtschaft etabliert und weiterentwickelt wurden, gelten unter den Wissenschaftlern als die aktuelle fünfte Kondratieff-Welle. Diese Basisinnovation hat große sozioökonomische Folgen, die Gegenstand dieser Arbeit sind.

2.1 New Economy

Nach der Weiterentwicklung und der steigenden Zugänglichkeit des Computers für breite Bevölkerungsschichten in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in den 90er Jahren ein neuer Wirtschaftszweig, der zunehmend als “New Economy” in den Fachkreisen bezeichnet wurde. Dieser Wirtschaftszweig basierte hauptsächlich auf den neuen Technologien wie dem weltweiten Computernetzwerk, dem Internet und dem Computer an sich. (vgl. Lehmann-Waffenschmidt, 2006, S.34)

Der größte Unterschied zu den zu dem Zeitpunkt bestehenden Wirtschaftszweigen lag nicht nur in der Nutzung der neuen Technologien, sondern auch in einem schnelleren Wachstum dieser Unternehmen. Sie gelangen in bis dahin unerschlossene Märkte hinein und drangen sie schneller als gewöhnlich durch, was das schnelle Wachstum garantierte. Da zu dieser Zeit das allgemeine Zinsniveau niedrig gewesen ist, lockte es das Interesse zahlreicher großer Investoren, die auf eine neue wirtschaftliche Revolution spekulierten. Durch Börsengänge und immer höhere Erwartungen entstand eine Überbewertung dieser Unternehmen und des gesamten New Economy Zweiges, die in den Fachkreisen post ante als die “Dot.com-Blase” bezeichnet wurde. Als nach der Jahrtausendwende die immer höheren Renditeerwartungen der Investoren nicht mehr erfüllt werden konnten, platzte sinnbildlich die Blase. Es führte zu einer dramatischen Abwertung der neuen Unternehmen, die häufig zu deren Insolvenz führte.

Die Lage der Branche wird gegenwärtig in den Fachkreisen als erholt und aufstrebend wahrgenommen. Die Krise um die Jahrtausendwende gilt als überwunden. Aktuell, im Jahr 2017 ist Berlin einer der größten Zentren für Digitale Wirtschaft und New Economy weltweit.

2.2 Digitalwirtschaft in der Bundesrepublik heute

Die heutige Digitalwirtschaft ist in der Bundesrepublik schwierig zu quantifizieren und einzugrenzen, da vermehrt auch traditionelle Unternehmen digitale Sektoren besitzen und Teile ihres Umsatzes digital erwirtschaften. Auch herrscht eine Uneinigkeit in der genauen Definition der Digitalwirtschaft.

Das Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft, kurz BMWi definiert die Branche als Informations-,Kommunikations und Technologiebranche, kurz IKT-Branche und gibt an, dass im Jahre 2015 221 Mrd. Euro durch die Branche umgesetzt wurden, was die Elektrotechnik-Branche übertrifft. Außerdem beschäftigt sie über 1,05 Mio Beschäftigte und steht in Verbindung mit 421.000 Arbeitsplätzen, die in anderen Branchen indirekt dranhängen. Allein in Berlin arbeiteten 2015 58.700 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in der IKT-Branche. Mit durchschnittlich 87.773 Euro hatte jeder Beschäftigte der IKT-Branche die größte Wertschöpfung pro Kopf im Branchenvergleich. Mit 4,6% bzw. 93 Mrd. Euro trug die IKT-Branche zur Bruttowertschöpfung Deutschlands bei. (vgl. Kollmann, 2016, S. 98)

Daraus lässt sich ableiten, dass die Digitalwirtschaft heute einen bedeutenden Sektor in der Volkswirtschaft der Bundesrepublik ausmacht und dass dieser Sektor im Vergleich zu den Anfängen in den 80er und 90er Jahren des 20. Jhr. sich rasant und bedeutend entwickelt hatte. Ferner unterstützt es die These des zweiten Kapitels dieser Arbeit, dass der Computer und die damit verbundene Technologie als eine Basisinnovation für einen neuen wirtschaftlichen Zeitabschnitt gedeutet werden können.

3 Der wirtschaftliche Handlungsspielraum des Staates in der Bundesrepublik

Die soziale Marktwirtschaft ist in der Bundesrepublik Deutschland als Wirtschaftsordnung verfassungsrechtlich festgelegt. Diese Wirtschaftsordnung geht auf den theoretischen Entwurf des deutschen Volkswirtes Walter Eucken, den Ordoliberalismus zurück. Die Hauptthese besagt, dass der Staat sich nicht direkt in die wirtschaftlichen Prozesse einmischt, sondern stets hauptsächlich die Rahmenbedingungen für eine funktionierende und starke Wirtschaft schafft. Die Schaffung eines freien Wettbewerbs ist bspw. eine der Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Marktwirtschaft. Die Rolle des Staates ist dabei allen Marktteilnehmern gleichwertige Wettbewerbsbedingungen zu ermöglichen, jedoch nicht direkt in den Wettbewerb einzugreifen. Der Staat bekommt die Rolle des Schiedsrichters statt des Hauptprotagonisten konträt zu den totalitären politischen Systemen. ( vgl. http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20234/ordoliberalismus)

Der Staat greift in diesem System dann ein, wenn es zu einem Marktversagen kommt. Wenn die selbstregulierenden Marktmechanismen bei bestimmten Gütern nicht funktionieren, was häufig bei kollektiven, gemeinschaftlichen Gütern der Fall ist. Der Bau eines Dammes ist beispielsweise im gemeinsamen Interesse der Stadtbewohner, die häufig von Hochwassern heimgesucht werden. Jedoch werden die meisten Bewohner aus psychologischen Gründen sich nicht freiwillig finanziell individuell an so einem Projekt beteiligen wollen, der jeder persönlich davon ausgeht, dass es genug andere zahlende Bewohner gibt, so dass man selbst profitiert ohne zahlen zu müssen. Der Staat löst solche Marktversagen dann mit einer Finanzierung aus Steuern und Abgaben der Bürger. (vgl. Welfens, 2012, S. 133)

Aus dieser Prämisse kann die Konklusion gezogen werden, dass der Staat in der Bundesrepublik nicht aktiv die Digitalisierung der Privatwirtschaft forcieren kann. Der Staat kann jedoch die besseren Voraussetzungen durch Förderungen und ein besseres Umfeld schaffen. Des Weiteren kann der Staat dann aktiv eingreifen, wenn es zu einem Marktversagen kommt.

3.1 Politische Agenda

Der Begriff Agenda steht für viele verschiedene Bedeutungen. Allgemein gilt, dass das Wort “Agenda” für “das zu Tuende” im Lateinischen steht. In der Betriebswirtschaftslehre wird unter diesem Begriff vor allem ein “Agenda Setting” verstanden, was eine Thematisierung, in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, eines bestimmten Themengebiets bedeutet. Das ist eine Kommunikationsstrategie in der Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations um eine Berichterstattung über ein bestimmtes Thema zu sensibilisieren bzw. zu forcieren. Die Theorie gilt aber in der Wissenschaft als umstritten, da dieses theoretische Konzept als zu vereinfacht angesehen wird. (vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/agenda-setting.html )

In der Politik ist der Begriff “Agenda” mit Maßnahmen und Reformen als ein einheitliches Konzept gleichgesetzt. Exemplarisch dafür ist das Reformprogramm der Regierungskoalition der SPD und der Grünen, die unter der “Agenda 2010” im Jahre 2002 zusammen eine Reihe von Arbeitsmarktreformen durchgesetzt hatten. (vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/agenda-2010.html )

Eine politische Agenda ist konklusiv eine Strategie, eine langfristige Vision, die mit einer Reihe von Umsetzungsmaßnahmen, den Gesetzesentwürfen und -änderungen einhergeht . In der Politik spiegelt die Agenda des Weiteren die Überzeugungen und politische Einstellungen der initiierenden Partei wider.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Bedeutung einer Digitalen Agenda für den Standort Deutschland
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V416311
ISBN (eBook)
9783668670266
ISBN (Buch)
9783668670273
Dateigröße
770 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitalisierung, Disruption, Digitale Transformation, Digitale Agenda, Basisinnovation, Schumpeter, Kondratieff
Arbeit zitieren
Valeriy Leibert (Autor:in), 2018, Bedeutung einer Digitalen Agenda für den Standort Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416311

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