Bourdieus kulturelles Kapital im Kontext von Globalisierung und Transnationalisierung sowie die Bedeutung transnationalen Humankapitals


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bourdieus Kapitalbegriff
2.1 Die Kapitalsorten
2.2 Kapitalumwandlungen

3. Kulturelles Kapital im transnationalen Kontext
3.1 Transnationalisierung und Globalisierung
3.2 Transnationales kulturelles Kapital am Beispiel des Kapitalerwerbs bis zum Abschluss des Studiums
3.3 Die Bedeutung transnationalen Humankapitals

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Wachstum des Welthandels

Abb. 2: Anzahl transnationaler Unternehmen

Abb. 3: Klassenspezifische Zugangsweisen zu schulischen Auslandsaufenthalten

1 Einleitung

Globali sierungs- und Transnationalisierungsprozesse haben nationalstaatliche Grenzen zunehmend verschwimmen lassen (vgl. Vobruba 2012), sind seit den 1970er Jahren sprunghaft gewachsen und haben dadurch neue Phänomene, wie zum Beispiel transnationale Netzwerke und Akteure hervorgebracht. Die kontinuierliche Bedeutungszunahme von transnationalen Kompetenzen wird daher konstatiert und zum Ausgangspunkt der vorliegenden Ausarbeitung gemacht. Im Hinblick auf diese anzunehmende Bedeutungs­Zunahme transnationaler Kompetenzen ist die Thematik von äußerster Relevanz, da durch unterschiedliche Ausprägungen der Kompetenzen bei Individuen wiederrum soziale Ungleichheiten verschärft werden können. Die Aufweichung der Grenzen hat unmittelbar Einfluss auf die Verteilung von sozialem, ökonomischem und besonders kulturellem Kapital. Hinsichtlich diesen Kapitalsorten soll die folgende Ausarbeitung seine Grundlage auf die Bourdieusche Kapital theorie legen und veranschaulichen, wie sich die unterschiedlichen Kapitalien im Kontext von Globalisierung und Transnationalisierung verän- dem. Da Bourdieu in seiner Kapitaltheorie Globalisierungs- und Transnationalisierungs­Prozesse unbeachtet lässt und sich seine Kapitalsorten innerhalb nationalstaatlicher Grenzen bewegen, scheint es interessant herauszufmden, ob seine Kapital theorie auch im Kontext heutiger Globalisierung Anwendung findet und Erklärungsarbeit leisten kann. Die Kernfrage der Ausarbeitung, die im weiteren Verlauf beantwortet werden soll, lautet demnach: Ist Bourdieus Kapital theorie auf eine sich zunehmend globalisierende Welt mit transnationalen Akteuren anwendbar?

Um die Kernfrage der Ausarbeitung beantworten zu können, wird im ersten Kapital zunächst ein Überblick über den Kapitalbegriff sowie die Bourdieuschen Kapitalsorten gegeben (Abschnitt 2.1), um im Weiteren die Kapitalsorten in den transnationalen Kontext zu übertragen. Innerhalb dieses Kapitels werden zusätzlich die Kapitalumwandlungen erklärt, um auch hier prüfen zu können, ob und inwieweit transnationale Kapitalien in andere Sorten umgewandelt werden können (Abschnitt 2.2). Da geprüft werden soll, ob die gesamte Kapital theorie von Bourdieu anwendbar ist, ist es relevant, ebenfalls die Um­Wandlungen zwischen den Kapitalsorten zu betrachten. Kapitel drei, als Hauptteil der Ausarbeitung, befasst sich mit der Beantwortung der Frage und beginnt mit einer übersicht in aktuelle Globalisierungs- und Transnationalisiemngsprozesse (Abschnitt 3.1), um die Aktualität dieser Thematik hervorzuheben. Anhand des Beispiels des Erwerbs von kulturellem Kapital im Laufe des Lebens eines Individuums bis zum Abschluss des Hochschulstudiums (Abschnitt 3.2) soll betrachtet werden, wie sich Transnationalität auf Soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital auswirkt und ob die Bourdieusche Kapitaltheorie zur Erklärung ausreicht oder erweitert werden muss. In einem nächsten Abschnitt soll die Ausarbeitung ferner die Frage beantworten, wie und in welchem Umfang transnationale Kompetenzen - bzw. transnationales kulturelles Kapital - heutzutage tatsächlich von Bedeutung sind (Abschnitt 3.3), um zu prüfen, ob heute und in Zukunft die Betrachtung auf transnationales Kapital relevant scheint. Das Fazit (Kapitel 4) soll abschließend ein Resümee bieten und einen möglichen Ausblick liefern.

Dabei kann vorweggenommen werden, dass die Bourdieusche Kapital theorie durchaus für die Analyse von transnationalen Kompetenzen geeignet ist und es sich bei transnationalen Kapitalien um Unterarten der Bourdieuschen Kapitalsorten handelt und nicht um eine neue, eigene Kapitalsorte. Ferner kommt die Ausarbeitung zu dem Ergebnis, dass transnationale Kompetenzen nur unter bestimmten Bedingungen für ein Individuum sinnvoll werden und sich ökonomisch auszahlen, auch wenn ein Trend zur zunehmenden Nachfrage nach transnationale Kompetenzen zu verzeichnen ist.

2 Bourdieus Kapitalbegriff

Um einen Überblick über Bourdieus Kapital theorie zu erhalten, werden in diesem Kapitel vorerst der Begriff Kapital sowie die unterschiedlichen, von Bourdieu konstatierten, Kapitalsorten dargestellt, um im weiteren Verlauf darauf eingehen zu können, ob diese Theorie auf einen globalen Kontext anwendbar ist um somit in den weiteren Kapiteln eine grundlegende Frage der Ausarbeitung zu beantworten.

Bourdieus Kapitalbegriff ״umfasst alle Ressourcen, die gesellschaftlich wertvoll sind, nicht nur [...] einen Vorrat, der zur Produktion von in Geld messbarem Mehrwert eingesetzt wird“ (Fröhlich/ Rehbein 2009a: 134). Der Begriff des Kapitals ist bei Bourdieu neben vielen anderen grundlegenden Begrifflichkeiten wie der ״Habitus“ oder das ״Sozi- ale Feld“, die untereinander Zusammenhängen, in seiner Theorie zentral. Bourdieu kritisiert den wirtschaftswissenschaftlichen Kapitalbegriff und konstatiert einen ausgeweiteten Begriff mit Differenzierungen, da es nicht nur in ökonomischen Beziehungen um Profit, Kosten und Nutzen geht. Der Kapitalbegriff wird von Bourdieu also nicht in einem marxistischen Sinne verwendet, weil er ihn nicht ökonomisch definiert: Das ökonomische Kapital ist nur eine der möglichen Kapital sorten, wie sie im Folgenden vorgestellt werden sollen (vgl. Juri 2012: 23). Nach ihm muss sich eine allgemeine ökonomische Praxiswissenschaft darum bemühen, ״das Kapital und den Profit in allen ihren möglichen Erscheinungsformen zu erfassen“ (Bourdieu 1992: 52). Er erweitert demnach den Kapitalbegriff um ״alle Entitäten, die Handlungsmöglichkeiten eröffnen und eine Bewahrung oder Verbesserung der sozialen Position ermöglichen“ (Fröhlich/ Rehbein 2009a: 135).

Aufgrund des Umfangs dieser Arbeit wird das Hauptaugenmerk jedoch auf die Kapitaltheorie Bourdieus beschränkt, wobei erwähnt werden sollte, dass sich die Theorie im sozialen Raum bewegt, wo wiederrum unterschiedliche Klassen mit entsprechenden Kapitalausstattungen verortet sind. Die soziale Struktur wird also durch die Verteilungsstruktur des Kapitals bestimmt - dies ist an dieser Stelle elementar zu erwähnen, um im Verlauf der Ausarbeitung auf die soziale Ungleichheit durch unterschiedliche Verteilung von transnationalen Kompetenzen einzugehen (vgl. Bourdieu/ Schwibs 1985).

Kapital allgemein kann nach Bourdieu als akkumulierte Arbeit in Form von Materie oder als verinnerlichte (inkorporierte) Form verstanden werden, was Investition von Zeit benötigt (vgl. Bourdieu 1992: 49f). Weiterhin wird dem Kapital eine Überlebenstendenz zugeschrieben, da es wachsen, Profit produzieren und sich reproduzieren kann. Neben dem wirtschaftlichen Kapitalbegriff, der vom ökonomischen Eigennutz geleitet ist (Geld, Güter) gibt es jedoch auch Dinge, die unverkäuflich sind, sich also nicht in Geld umwan- dein können und eine andere Art des Kapitals darstellen. In Ausnahmefällen kann Kapital allerdings auch vererbt werden. Es lassen sich nach Bourdieu drei bzw. vier unterschiedliehe Formen des Kapitals unterscheiden, die wiederum ineinander umgewandelt werden können: Ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital (vgl. Bourdieu 1983: 185ff).

״Zu diesen drei Sorten kommt noch das symbolische Kapital hinzu, das die Form ist, die eine dieser Kapitalsorten annimmt, wenn sie über Wahmehmungskategorien wahrgenommen wird, die seine spezifische Logik anerkennen“ (Bourdieu/Wacquant 1996: 51).

2.1 Die Kapitalsorten

Das ökonomische Kapital entspricht dem wirtschaftswissenschaftlichen Kapitalbegriff, ist in Form des Eigentums institutionalisiert und umfasst Produktionsmittel und Tauschwerte. Diese Kapitalsorte ist direkt in Geld konvertierbar und beinhaltet alle verschiedenen Formen materiellen Reichtums (vgl. Bourdieu 1992: 50f).

Die zweite Kapitalsorte, das soziale Kapital, beinhaltet jegliche aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzwerkes von verschieden starken Beziehungen (beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer Gruppe) gegenseitigen (Aner- )kennens verbunden sind (vgl. Bourdieu 1992: 63ff). Das Gesamtkapital, welches jedes Mitglied besitzt dient als Sicherheit und ״Kreditwürdigkeit“. Die Aufrechterhaltung geschieht praktisch auf Grundlage von materiellen oder symbolischen Tauschbeziehungen. Durch Institutionalisierungsakte kann eine Gruppe ferner über einen gemeinsamen Namen verfügen (z.B. ein Familienname), welcher eine Gruppe definiert und die Mitglieder über entsprechende Sozialkapitalverhältnisse informiert. Der Umfang des Sozialkapitals hängt sowohl von der Ausdehnung des Netzes von Beziehungen als auch von dem Umfang des (ökonomischen oder kulturellen) Kapitals, das diejenigen besitzen, mit denen er in Beziehung steht, ab. Wichtig ist, Sozialkapital nicht als natürlich gegeben, sondern als ein Produkt fortlaufender Institutionalisierungsarbeit (durch Riten) anzusehen (vgl. Bourdieu 1983:191ft).

Das kulturelle Kapital, auf welchem der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung liegt, beschreibt das ״Humankapital“ eines Individuums, welches ferner im inkorporierten, objektivierten oder institutionalisierten Zustand existieren kann. Der Wert des kulturellen Kapitals bestimmt vor allem die Seltenheit des Gelernten, sowie die Masse an Kapital.

An dieser Stelle ist jedoch zu erwähnen, dass Bourdieu den Begriff des Humankapitals negativ konnotierte und diesem aus dem Weg ging. Kritisiert hatte er diesbezüglich, dass sich bei Autoren, welche den Begriff des Humankapitals nutzen, die Analyse allein auf der Makroebene und nicht auf der Mikroebene vollzieht:

״Da es darum geht, die Profite der schulischen Investition zu ermitteln, so versteht man, [dass] sie [gemeint sind Humankapitaltheoretiker] nur nach der Rentabilität der Erziehungsausgaben für die ״Gesellschaft“ als Ganze oder dem Beitrag der Erziehung zur ״nationalen Produktivität“ fragen können“ (Bourdieu 1983: 186).

Der Einfachheit halber wird, trotz dieser Kritik, in dieser Ausarbeitung der Begriff des Humankapitals mit dem kulturellen Kapital Bourdieus gleichgesetzt.

Inkorporiertes Kulturkapital meint die körpergebundenen Eigenschaften, die fester Bestandteil der eigenen Person sind (dauerhafte Dispositionen des Organismus, Z.B. ein bestimmter Bildungsstand) und nicht, wie ökonomisches Kapital, kurzfristig weitergegeben werden kann und mit einem vorherigen Verinnerlichungsprozess einhergeht, bei dem Zeit investiert werden muss (z.B. in Form von Lernzeit, nur vom Investor persönlich). Hier wird die Dauer des Bildungserwerbs als Maßstab genommen, wobei ebenfalls Faktoren wie die Primärerziehung (Vorsprung in Bildung) zugerechnet werden (vgl. Bourdieu 1983: 187ff).

Das objektivierte Kulturkapitel ist wiederrum materiell übertragbar, womit gemeint ist, dass das Kapital ״durch materielle Träger objektiviert“ wird, wobei beispielsweise die kulturellen Fähigkeiten des Trägers, ein Kunstwerk einzuschätzen und zu werten, andererseits nicht übertragbar sind. Mit anderen Worten; ein Kunstwerk zu besitzen braucht zwar ökonomisches Kapital, die kulturelle Zwecksetzung jedoch kann nur individuell angeeignet werden. Weitere Beispiele für diese Art des Kapitals wären auch Instrumente, Bücher, oder Maschinen (vgl. Bourdieu 1983: 189f).

Institutionalisiertes Kulturkapital meint Kapital, welches kollektiv durch Institutionen zertifiziert wurde (und das Individuum tatsächlich zu einem gegebenen Zeitpunkt besitzt), zum Beispiel durch rechtlich garantierte Zeugnisse, schulische und akademische Titel. Dieses Kapital/ diese Kompetenz des Individuums kann somit durch Zertifizierung offi- zieli anerkannt und garantiert werden und steht nicht (wie das inkorporierte Kapitel) ständig unter Beweiszwang: ״Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturelle Kompetenz, das seinem Inhaber einen dauerhaften und rechtlich garantierten konventionellen Wert überträgt“ (Bourdieu 1992: 63). Die Umwandlung in ökonomisches Kapital wird wiederum durch die Seltenheit des Titels und der Höhe der Investition zur Titelerlangung festgelegt, beispielsweise dadurch, dass mit sehr guten schulischen Zeugnissen der Zugang zu und mit akademischen Titeln die Besetzung bestimmter Führungspositionen erleichtert bzw. möglich wird.

2.2 Kapitalumwandlungen

Kapitalumwandlungen zwischen den Kapitalsorten untereinander sind unterschiedlich gut umsetzbar und können nur mit Transformationsarbeit durchgeführt werden. Das Ökonomische Kapital ist unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar und eignet sich besonders zur Institutionalisierung in der Form des Eigentumsrechts, das kulturelle Kapital ist nur unter bestimmten Umständen in Geld konvertierbar und eignet sich, wie bereits erläutert, zur Institutionalisierung in Form von schulischen oder akademischen Titeln. Bourdieu konstatiert, dass gerade die Akkumulation von inkorporiertem Kulturkapital viel Zeit beansprucht, die durch die Verfügung über ökonomisches Kapital ermöglicht wird. Er sieht Zeit quasi als Bindeglied zwischen diesen beiden Kapital sorten: Beispielsweise kann sich ein Kind nur dann kulturelles Kapital aneignen, wenn die Familie die nötige Zeit dazu bereitstellt und gänzlich frei von ökonomischen Zwängen ist, sprich: Solange die Familie ihrem Kind die Notwendigkeit erspart, erwerbstätig zu sein (vgl. Bourdieu 1992: 57ff). Das soziale Kapital ist unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls in ökonomisches Kapital konvertierbar (z.B. in Form von Adelstitel vergäbe). Das ökonomische Kapital liegt also einerseits allen Kapitalarten zugrunde, andererseits sind die transformierten Formen des ökonomischen Kapitals niemals ganz auf dieses zurückzuführen. Ferner sind Kapitalumwandungskosten (und eventuelle Umwandlungsverluste), wie die Zeit, die dazu in Anspruch genommen werden muss, zu bedenken (vgl. Bourdieu 1983: 196ff).

3. Kulturelles Kapital im transnationalen Kontext

Nach der Definition des Bourdieuschen Kapitals und seiner unterschiedlichen Kapitalarten wird deutlich, dass er den Begriff in ״fast jeden seiner Grundbegriffe in Relation zu einem Nationalstaat“ (Gerhard/ Rehbein 2009: 140) konzipiert. Wert sowie Anerkennung eines bestimmten Kapitals bewegen sich immer innerhalb der Grenzen eines National­Staates und demnach immer durch die Gesellschaft (die bei Bourdieu immer in den Container eines Nationalstaates gesperrt ist). Globalisierungsprozesse wie transnationale Netzwerke und andere Phänomene werden bei Bourdieu innerhalb der Kapital theorie nicht untersucht. Hinsichtlich dessen ist es an dieser Stelle interessant zu prüfen, inwieweit Bourdieus Theorie in einer globalen Welt Anwendung findet und Erklärungsarbeit leisten kann.

Dazu sollen in diesem Kapitel zunächst die Begrifflichkeiten Globalisierung und Transnaţionali si erung erklärt und ein Überblick zu aktuellen Globalisierungsprozessen gegeben werden, um die Aktualität dieser Ausarbeitung zu unterstreichen. Weiterhin soll dieses Kapitel dazu dienen, die Frage der Ausarbeitung, ob und inwieweit Bourdieus Kapitaltheorie auf einen globalen Kontext anwendbar ist, zu beantworten und ggf. Bourdieus kulturelles Kapital um die Phänomene bzw. Vorkommnisse der Transnationalisierung zu erweitern.

3.1 Transnationalisierung und Globalisierung

In der heutigen Globalisierungsdiskussion ist es schwer, den Begriff der Globalisierung auf einen Nenner zu bringen, da es offensichtlich ein ״Fehlen eines einheitlichen Verständnisses dessen [gibt], was Globalisierung eigentlich ist” (Beisheim/ Walter 1997: 155). Ulrich Beck beispielsweise unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Begriff- lichkeiten. Für ihn gab es ״Globalität“ schon immer - völlig abgeschlossene Räume und Gruppen in ihrer Reinheit waren so in der Realität nicht vorzufinden. Er macht die beobachtbaren Veränderungen daran fest, dass die Folgen und Ereignisse von Globalität nicht nur mehr örtlich begrenzt, sondern global werden. Ferner unterscheidet er den Begriff ״Globalismus“, den er als ökonomisch verkürzte, ideologische Annahme über die Verdrängung politischen Handels durch den Weltmarkt bezeichnet. Neu ist für Beck vor allem die Ortlosigkeit von Gemeinschaft, Kapital und Arbeit, die Wahrnehmung neuer nicht durch Nationalstaaten definierten Beziehungen sowie neue, transnational agierende Akteure, Institutionen und politische Strukturen. Globalisierung ist demnach für Beck ein Prozessbegriff, bei denen transnationale Akteure mit ihren Machtchancen, Orientierungen, Identitäten und Netzwerken, Nationalstaaten und deren Souveränität unterlaufen oder querverbinden. Globalisierung ist der Grund für die Schaffung transnationaler sozia- 1er Beziehungen und Räume, die neue Kulturen hervorbringen und lokale Kulturen aufwerten (vgl. Beck 2007: 6Iff). Das statistische Bundesamt definiert den Begriff ebenfalls als einen Prozess, erweitert ihn aber um die zunehmende internationale Verflechtung in allen Lebensbereichen. Auch hier wird konstatiert, dass es Globalisierung schon immer geben hat, Ausmaß und Tempo dessen jedoch in jüngster Zeit rasant zugenommen hat (vgl. Destatis 2017). Bereits hier wird darauf eingegangen, dass sich Geld, Waren (Ökonomisches Kapital) wie auch ״Know-How“ (kulturelles Kapital) in früher nicht gekannten Umfang durch internationalen Handel, Arbeitsteilung usw. transferiert (vgl. Destatis 2015: 5). Rasche definiert Globalisierung als Prozess ״sich global verdichtender Korn- munikation und dem wachsenden sozialen Austausch über nationalstaatliche Grenzen hinweg“ (Rasche 2014: 6). Becker et al. verbinden mit Globalisierung, wie Beck, ebenso die grenzüberschreitende Verflechtung ökonomischer Räume bzw. die Integration von Märkten. Hier fällt jedoch auf, dass das Hauptaugenmerk dieser Definition eher auf der ökonomischen Seite liegt. Da sich die ökonomische Globalisierung jedoch gut an Kenn­Ziffern messen lässt, zeigen Becker et al. in Abbildung 1 - durch den Anteil des Außenhandels und den Finanztransaktionen am Bruttosozialprodukt (BSP) - die zunehmende wirtschaftliche Globalisierung (vgl. Becker et al. 2007: 13).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Wachstum des Welthandels

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Becker et al. 2007: 13

Auch wenn diese Messungen der Analyse ökonomischer Globalisierung dienen, sind Rückschlüsse auf politische und soziale Globalisierung ebenso möglich, da es immer Individuen sind, die innerhalb (transnationaler) Unternehmen agieren und in Untemeh- mensprozesse eingebunden sind. An dieser Stelle der Ausarbeitung stellt sich bereits die.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Bourdieus kulturelles Kapital im Kontext von Globalisierung und Transnationalisierung sowie die Bedeutung transnationalen Humankapitals
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
26
Katalognummer
V417261
ISBN (eBook)
9783668669956
ISBN (Buch)
9783668669963
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bourdieus, kapital, kontext, globalisierung, transnationalisierung, bedeutung, humankapitals
Arbeit zitieren
B.A. Lisa Halfar (Autor:in), 2018, Bourdieus kulturelles Kapital im Kontext von Globalisierung und Transnationalisierung sowie die Bedeutung transnationalen Humankapitals, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417261

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