Es ist unbestreitbar, dass die Zeit des Nationalsozialismus eine Zäsur der modernen Entwicklung aller Künste in Deutschland darstellte. Die deutsche Kunst im Nationalsozialismus wendete sich der konservativen Vergangenheit zu und negierte die Moderne, welche schlichtweg als "fremdländisch" verteufelt wurde. Dies galt für alle Ausdrucksformen der Kunst, von der modernen Malerei, die als "entartete" Kunst gebrandmarkt wurde, über den zeitgenössischen Film, bis hin zur Fotografie, deren moderne Ansätze der Neuen Sachlichkeit ebenfalls als unerwünschter "internationaler Stil" verschrien waren. Dennoch ist die Suche nach der Moderne in den Werken der Künstler, die während des Dritten Reichs gearbeitet haben, lohnenswert, da bei einigen wenigen von ihnen eine gewisse Kontinuität, ja vielleicht sogar eine Weiterentwicklung moderner Tendenzen festzustellen ist.
Die Arbeit "Erna Lendvai-Dircksen - Modernes Sehen in Deutschland nach 1933?" beschäftigt sich mit der Fotografin Erna Lendvai-Dircksen und geht anhand ihrer theoretischen Texte und fotografischen Portraitreihen der Frage nach, ob es ein modernes Sehen in Deutschland nach 1933 gab. Obwohl sich Lendvai-Dircksen in ihren theoretischen Texten vehement gegen die neuen Formen der modernen Fotografie aussprach, bediente sie sich in ihren eigenen Fotografien nichtsdestotrotz dieser Ausdrucksformen. Erna Lendvai-Dircksens fotografisches Auge war somit wesentlich moderner als ihr nationalkonservatives Gedankengut je sein konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- „Zur Psychologie des Sehens“ und gegen die Neue Sachlichkeit in der Fotografie
- ,,Das deutsche Volksgesicht“
- Konklusion
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Fotografien und theoretischen Schriften von Erna Lendvai-Dircksen und untersucht, ob es im Deutschland nach 1933 ein modernes Sehen in der Fotografie gab. Die Autorin betrachtet die Fotografin im Kontext des Nationalsozialismus und untersucht, wie Lendvai-Dircksens Werke die Moderne einerseits negierten, aber andererseits auch Elemente moderner Fotografie aufgriffen.
- Erna Lendvai-Dircksens Fotografie im Kontext des Nationalsozialismus
- Moderne Tendenzen in der Fotografie
- Kritik an der Neuen Sachlichkeit
- Lendvai-Dircksens „deutsches Volksgesicht“
- Die Ambivalenz von Inhalt und Form in künstlerischen Werken des Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einführung stellt die Frage nach der Moderne in der deutschen Kunst des Nationalsozialismus und fokussiert dabei auf die Fotografie. Die Autorin stellt Erna Lendvai-Dircksen als Beispiel einer Künstlerin vor, deren Werke diese Frage aufwerfen.
„Zur Psychologie des Sehens“ und gegen die Neue Sachlichkeit in der Fotografie
Dieses Kapitel analysiert Lendvai-Dircksens Aufsatz „Zur Psychologie des Sehens“ von 1931. Der Text zeigt Lendvai-Dircksens Ablehnung der Neuen Sachlichkeit und ihrer internationalen Ausrichtung. Die Autorin argumentiert, dass Lendvai-Dircksen in ihrem Aufsatz eine anti-moderne und anti-internationale Haltung vertrat.
,,Das deutsche Volksgesicht“
Dieses Kapitel befasst sich mit Lendvai-Dircksens Bildbänden, die das „deutsche Volksgesicht“ zeigen. Die Autorin analysiert die Portraitreihen und den Zusammenhang mit den Nationalsozialismus. Sie stellt fest, dass Lendvai-Dircksen trotz ihrer nationalkonservativen Haltung moderne fotografische Mittel einsetzte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieses Textes sind Erna Lendvai-Dircksen, Fotografie, Neue Sachlichkeit, Nationalsozialismus, „deutsches Volksgesicht“, Moderne, Bildbände, Portraitreihen, „Zur Psychologie des Sehens“.
- Arbeit zitieren
- Sonja Longolius (Autor:in), 2004, Erna Lendvai-Dircksen - Modernes Sehen in Deutschland nach 1933?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41729