Der Landwirt als Energiewirt

Photovoltaik Contracting als wirtschaftliche Alternative zur Eigenstromproduktion am landwirtschaftlichen Betrieb


Bachelorarbeit, 2018

67 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1 PROBLEMAUFRISS UND ZIELSTELLUNG
1.1 Relevanz des Themas
1.2 Forschungsfragen
1.3 Methodische Vorgangsweise

2 Einleitung
2.1 Potential der Sonnenenergie
2.2 Geschichtliche Entwicklung der Photovoltaik
2.3 Einblick in die Funktionsweise einer Photovoltaikzelle
2.4 Der Photovoltaik-Markt in Österreich
2.5 Wirtschaftlichkeit PV-Anlagen
2.6 Beispiel zur Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage im Einfamilienhaus

3 Contracting
3.1 Contracting Varianten
3.1.1 Energieliefer-Contracting
3.1.2 Einspar-Contracting
3.1.3 Technisches Anlagenmanagement
3.1.4 Finanzierungs-Contracting
3.2 Wirtschaftlichkeit von Contracting-Modellen
3.3 Photovoltaik-Contracting

4 Landwirtschaftliche Beratung
4.1 Besonderheiten von Beratungsgesprächen
4.2 Organisation der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich

5 Empirischer Teil
5.1 Forschungsdesign - Datenerfassung
5.2 Vor dem Interview
5.3 Interviewleitfaden
5.4 Übersicht der entwickelten Kategorien
5.5 Ergebnisse und Diskussion nach Kategorien
5.5.1 Kategorie 1: Beruflicher Zugang
5.5.2 Kategorie 2 Photovoltaik: Öffentliche Investitionsbereitschaft & Motive
5.5.3 Kategorie 3: Bewerbung von Photovoltaik
5.5.4 Kategorie 4: Photovoltaik am landwirtschaftlichen Betrieb
5.5.5 Kategorie 5: PV-Contracting
5.5.6 Kategorie 6: Stromspeicher
5.5.7 Kategorie 7: Zukunftsprognosen
5.5.8 Kategorie 8: Allgemeine Kritik
5.5.9 Kategorie 9: Sonstiges zur Thematik EE

6 Beantwortung der Forschungsfragen

7 Zusammenfassung

8 Literaturverzeichnis
8.1 Internetquellen

9 Anhang
9.1 Interview-Leitfragen
9.2 Auswertung der qualitativen Experteninterviews mittels MAXQDA

Kurzzusammenfassung

In den kommenden Jahren wird die Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf eine immer größer werdende Rolle in Österreich spielen. Im landwirtschaftlichen Bereich ist Energieverbrauchsund Energieerzeugungsoptimierung erwünscht, diesbezüglich stehen auch geeignete technologische Möglichkeiten zur Verfügung. Die allgemeine Akzeptanz solcher Technologien (wie zB. Photovoltaik) ist vorhanden, die anfängliche Skepsis großteils verblasst. Bei der Erstellung dieser Arbeit hat sich herausgestellt, dass noch ein hoher Verbesserungsbedarf am Photovoltaikmarkt besteht, will man die gesetzten Ziele zur Erreichung der Energiewende bewältigen. Der Contracting-Markt wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte wachsen und sich, je nach Bedürfnissen der Energiekonsumenten und - konsumentinnen sowie der politischen Rahmenbedingungen, an in der Zukunft auftretende Hürden adaptieren müssen.

Abstract

In the following years, the production of electricity for private consumption will play an increasingly important role in Austria. In the agricultural sector, the optimization of energy consumption and energy production is desirable, and appropriate technological measures are available. The general acceptance of such technologies (e.g. Photovoltaic) is attained, the scepticism is largely faded. As a result of the measures taken for the preparation of this scientific work, it has become apparent that there is still a great need for improvement in the photovoltaic market in order to meet the goals set to accomplishment the energy transition. The contracting market will grow over the next decades and adapt to future hurdles, according to the needs of the energy consumers and the political framework conditions.

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1 Einstrahlungswerte für Österreich

Abbildung 2 Funktionsprinzip einer Solarzelle

Abbildung 3 Entwicklung der Photovoltaik in Österreich

Abbildung 4 Prozentualer Anteil eingesetzter Energieträger im Bereich der erneuerbaren Energien im Contracting-Markt Stand

Abbildung 5 Kostenüberblick Einspar-Contracting

Abbildung 6 Parameter zur Charakterisierung des Beratungsgespräches

Abbildung 7 Organisation der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1 Wirkungsgrade verschiedener Solaranlagen

Tabelle 2 Wirtschaftlichkeit PV im Einfamilienhaus

Tabelle 3 Elemente der Wertschöpfungskette der unterschiedlichen Contractingvarianten

Tabelle 4 Beispiele für Preisbestandteile Contracting, Eigene Darstellung

Tabelle 5 Übersicht der entwickelten Befragungskategorien

Tabelle 6 Auswertung der qualitativen Experteninterviews mittels MAXQDA

1 PROBLEMAUFRISS UND ZIELSTELLUNG

1.1 Relevanz des Themas

„Unter der Annahme, dass es zu einer massiven Elektrifizierung des Energiesystems und Umstellung des Mobilitätssystems als auch aller wesentlichen Industrieprozesse auf Strombasis kommt, kann die Photovoltaik in Österreich bis 2030 etwa 15% und bis 2050 etwa 27% des Strombedarfes decken (Fechner et. al., 2016, S. 8).“

Obwohl man davon ausgeht, dass in Zukunft der Gesamtenergiebedarf in Österreich sinken wird, zeigen Zukunftsszenarien, dass der Stromverbrauch in Österreich voraussichtlich weiter steigt, die Bedeutung des Energieträgers Strom wird daher weiter zunehmen. Man geht davon aus, dass, je nach Szenario, 2050 insgesamt um 15-20 % mehr Strom verbraucht werden wird als 2010 (vgl. Fechner et. al., 2016, S. 15).

Um das Ziel, bis 2030 die Stromversorgung zu 100% aus erneuerbaren Quellen sicher zu stellen, benötigt es effiziente Maßnahmen von Seiten der Politik, aber auch Impulse von innovativen Unternehmen und Einzelpersonen. Strom aus Photovoltaik-Anlagen ist in den letzten Jahren wesentlich günstiger geworden. Die so genannte Netzparität wurde erreicht - „die Kosten für selbst hergestellten Strom sind gleich hoch wie der entsprechende Bezug aus dem Netz (VSE, 2016, S 1).“ Damit entwickelte sich Photovoltaik von einer Randtechnologie zu einem Hauptakteur der privaten Stromerzeugung. Sie spielt eine wesentliche Rolle für die Energiewende und somit auch für unsere Zukunft. Großes Potential besteht in der Weiterentwicklung von Technologien, vor allem rund um die notwendig werdenden Speichermöglichkeiten. Zu erwarten ist, dass sich auch andere Sektoren, wie zum Beispiel die Elektromobilität, oder die Erzeugung von Wärme die immer effizienteren Möglichkeiten der Gewinnung von Strom nützen werden. (vgl. Fechner et. al., 2016, S. 8).

Die dezentrale Erzeugung von Strom ist ein wichtiger und zukunftsträchtiger Aspekt bei erneuerbaren Energieträgern, daher entstehen neue, an die Bedürfnisse der Bevölkerung angepasste Geschäftsmodelle, die diesen Strom, der überall produziert werden kann, an die KonsumentInnen bringen.

Das Contracting ist so eine Möglichkeit. Vor allem bei Photovoltaikanalgen eignet sich Contracting die oft auftretende Hürde der hohen Investitionskosten zu überwinden, und potenziellen AnwenderInnen einen vereinfachten Einstieg auf den Pfad der erneuerbaren Energien zu bieten(vgl. Herbes & Friege, 2015, S. 270).

1.2 Forschungsfragen

Durch die Ausarbeitung eines auf Literaturrecherchen basierenden Theorieteils sowie besonders durch die Auswertung von qualitativen Interviews soll untersucht werden,

- ob es aktuell die Bereitschaft gibt, in Photovoltaikanlagen zu investieren.
- ob LandwirtInnen optimale PartnerInnen für Contracting-Modelle im Photovoltaikbereich sind.
- ob sich der Photovoltaik-Contracting-Markt in Zukunft in Qualität und Quantität durch prognostizierte Marktund Technologieentwicklungen verändern wird.

1.3 Methodische Vorgangsweise

Der theoretische Teil basiert auf einer Literaturrecherche in Fachbüchern und online verfügbaren Quellen. Der empirische Teil wird durch fünf qualitative Experteninterviews und dessen Auswertungen erstellt. Es wurden auch Expertinnen kontaktiert, doch zu den Interviews fanden sich nur männliche Experten ein. Resultierend aus diesen beiden Abschnitten werden die Forschungsfragen beantwortet und ein abschließendes Conclusio zur Thematik formuliert.

Die Interviews fanden im Monat Oktober des Jahres 2017 statt.

2 Einleitung

Das folgende Kapitel will einen detaillierten Einblick in den Bereich der Photovoltaik bieten, beginnend mit der Entdeckung bis hin zum aktuellen Stand der technologischen Entwicklung. In den darauffolgenden Unterkapiteln wird auf die jetzige Marktsituation, auf Förderungen und allgemeine Zukunftsprognosen näher eingegangen. Dieses Kapitel dient als Informationsgrundlage, um Leser und Leserinnen wissenstechnisch auf die danach folgende Behandlung der Forschungsfrage vorzubereiten.

Auf eine genaue und detaillierte Beschreibung der Funktionsweise einer Photovoltaikanlage wird in dieser Arbeit bewusst verzichtet, da es zu diesem Thema sehr viele und sehr leicht verfügbare Informationsmaterialien gibt. Sie wird in einem kurzen Absatz, der Vollständigkeit halber, skizziert.

2.1 Potential der Sonnenenergie

„Sonnenenergie ist die Zukunft - im Kleinen wie im Großen“1

Ohne Sonne gäbe es kein Leben auf der Erde. Ihre Energie ist essentiell für höhere Lebensformen auf unserem Planeten. Aus menschlicher Sicht ist die Sonne eine unerschöpfliche und kostenlose Energiequelle.

Durch atomare Verschmelzungen im Sonnenkern fusionieren jede Sekunde 564 Millionen Tonnen Wasserstoffatome zu 560 Millionen Tonnen Heliumatomen und setzen enorme Mengen an Energie, in Form von sehr kurzwelliger elektromagnetischer Strahlung, frei. Davon erreicht etwa pro Jahr 5000 Mal so viel Energie unsere Erde, wie die gesamte Menschheit zum jetzigen Zeitpunkt benötigen würde(vgl. Klimaund Energiefonds, 2015, S. 9).

Je nach Region und Jahreszeit ist die eingestrahlte Energieintensität unterschiedlich hoch (vgl. Abbildung 1). Etwa 2.200 kWh pro Quadratmeter beträgt die durch die Sonne eingestrahlte Energiemenge am Äquator pro Jahr. In Mitteleuropa sind die Werte deutlich geringer, aber immer noch bei weitem ausreichend, um den wachsenden Energiebedarf nachhaltig zu decken (ebenda).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Einstrahlungswerte für Österreich2

Wieviel von der einstrahlenden Energie schlussendlich von einer Photovoltaikanlage in Strom umgewandelt werden kann, gibt der Wirkungsgrad an. Dieser kann sehr unterschiedlich sein, je nach Art der Solarzelle. Handelsübliche monokristalline Zellen liegen bei einem Wirkungsgrad von 20-22%, dies ist im Vergleich zu anderen, am Markt vertretenden Zellen, ein hoher Wert. Durch das Prinzip der „Tandem-Solarzelle“, bei denen unterschiedliche Materialien für die Umwandlung von verschiedenen Anteilen des Lichtspektrums übereinander gestapelt werden, sind theoretisch Wirkungsgrade über 80% möglich (vgl. Photovoltaik Beratung, 2017).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Wirkungsgrade verschiedener Solaranlagen, Eigene Darstellung (vgl. Quaschning, 2013, S. 126.)

2.2 Geschichtliche Entwicklung der Photovoltaik

„Photovoltaik“, ein um 1920 entstandene Kunstwort, setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort „Photos“ (=Licht) und dem Wort „Volta“ (=Einheit für die elektrische Spannung, anlehnend an den italienischen Physiker Alessandro Guiseppe Antonio Anastasio Graf von Volta, der durch die Erfindung der Batterie als einer der Begründer der Elektrizitätslehre gilt). Die Entdeckung des „Photoeffekts“ durch den französischen Physiker Alexandre-Edmond Becquerel im Jahr 1839 stellt den Beginn der Photovoltaik dar. 1905 lieferte Albert Einstein mit seiner Lichtquantenhypothese die erste Erklärung für dieses „Phänomen“, wofür er 1921 den Physik-Nobelpreis erhielt. Heute bezeichnet Photovoltaik (PV) die Umwandlung von solarer Strahlungsenergie in elektrische Energie mittels so genannter Solarzellen (vgl. Wesselak et al., 2013, S. 191ff).

Die ersten Solarzellen, 1954 von den Bell Laboratories vorgestellt, hatten einen Wirkungsgrad von 4-6%. Doch durch intensive Forschung, vor allem im Bereich der Raumfahrt, nahm die Effizienz stark zu. Mitte der 70er Jahre wurden erstmals mehr Solarzellen für terrestrische Zwecke genutzt als für die Raumfahrt. Bis in die 90er Jahre konzentrierte sich die technische Entwicklung insbesondere auf die Steigerung des Wirkungsgrades kristalliner Zellen (vgl. Wesselak et al., 2013, S. 193f).

Da die Solarzelle in der Lage ist, ohne Hilfsenergie und ohne bewegliche Komponenten, Sonnenstrahlung direkt in elektrische Energie umzuwandeln, zählt sie laut Wesselak et al. (2013) zu den bemerkenswertesten Erfindungen des 20. Jahrhunderts.

2.3 Einblick in die Funktionsweise einer Photovoltaikzelle

Die am häufigsten verbauten Solarzellen sind monound polykristalline Zellen. Sie bestehen aus zwei Schichten des chemischen Elementes Silizium. Diese werden durch einen Verunreinigungsprozess - auch Dotierung genannt - mit Fremdatomen wie Bor oder Phosphor so konfiguriert, dass die eine Teilschicht negativ und die andere positiv leitend wird. In der Fachsprache bezeichnet man diese Schichten als pdotiert (positiv) und ndotiert (negativ). Zur Herstellung einer negativen Dotierung verwendet man Phosphor, für eine positive hingegen verwendet man Bor. Zwischen den Siliziumschichten befindet sich der sogenannte pn-Übergang (Grenzschicht; vgl. Abbildung 2), der Ort an dem das elektrische Feld entsteht. Durch das Auftreffen von Sonnenlicht auf den pn-Übergang und der Lichtabsorption, werden negative Elektronen und positive „Defekt-Elektronen“ (auch freie Ladungsträger genannt) aus Atomen herausgeschlagen. Fällt kein Licht (Photonen) auf die Oberfläche der Zelle, kommt dieser Effekt nicht zustande, die Photovoltaikanlage „schläft“. Die negativen Elektroden bewegen sich zur positiven Seite und erzeugen elektrische Spannung zwischen den metallischen Kontakten an beiden Seiten der Zelle, die beim Schließen des Stromkreises in Form von Gleichstrom abgeführt wird. Gleichstrom entsteht, weil der Elektronenfluss immer konstant vom Minuszum Pluspol verläuft. Dieser Art des Stroms muss in weiterer Folge mithilfe eines sogenannten Wechselrichters in Wechselstrom umgewandelt (transformiert) werden, damit der Strom kompatibel mit den auf Wechselstrom ausgerichteten Stromnetze ist (vgl. Schmitz & Volkmann, 2017, S. 12f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Funktionsprinzip einer Solarzelle3

2.4 Der Photovoltaik-Markt in Österreich

International verglichen, ist der österreichische Photovoltaik-Markt, trotz guter geografischer Voraussetzungen, recht klein und hat sein mögliches Potenzial noch nicht ausgeschöpft. In Österreich dominierend sind kleine bis mittelgroße PV-Anlagen. Große Freiflächenanlagen, wie es sie in anderen Ländern gibt, konnten sich aufgrund der rechtlichen Lage in Österreich bisher nicht etabliert. Der jährliche Zubau an PV-Anlagen hat sich nach dem Rekordjahr 2013 (260 MWp) in den darauffolgenden Jahren trotz sinkendem Ökostromtarif auf etwa 150 MWp stabilisiert (vgl. Abbildung 3). Die im Jahr 2015 in Österreich mit 85,7% (vgl. Teoh & Liebl, 2016, S 5) am weitesten verbreitete Art der PV- Installation ist nach wie vor die Aufdach-Montage, gefolgt von der freistehenden Montage mit 12%. Dachintegrierte und fassadenintegrierte PV-Anlagen liefern mit weniger als drei Prozent den geringsten Anteil an der gesamten Leistung von stromerzeugenden PV-Anlagen.

Sinkende Einspeistarife haben dazu geführt, dass die Volleinspeisung des erzeugten Stroms in das öffentliche Stromnetz kaum noch wirtschaftlich ist (vgl. Transkript B4, Zeile 55-60). Um das, von der Photovoltaik-Branche selbst gesetzte Ziel der Marktfähigkeit bis 2020 realisieren zu können, ist eine Änderung des Geschäftsmodells notwendig. Teoh & Liebl (2016) sind der Meinung, dass der Weg von der Volleinspeisung weg führt und der Fokus immer stärker auf der Deckung des Eigenverbrauches liegt.

Weitere Details zur aktuellen PV-Marktsituation in Österreich (vgl. Fechner et. al., 2016, S. 21):

- 2016 sind gesamt etwa 1 GWp PV-Anlagen installiert (2% des österreichischen Strombedarfs) (vgl. Abbildung 3).
- Circa 3.500 Arbeitsplätze bestehen in Österreich im Photovoltaik-Bereich.  2015 wurde mit der heimischen Produktion von 115 MWp PV-Modulen ein Rekordwert erreicht.
- Die spezifischen Investitionskosten sind für PV-Anlagen im Zeitraum der letzten 7 Jahre um ungefähr ein Drittel gesunken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Entwicklung der Photovoltaik in Österreich4

2.5 Wirtschaftlichkeit PV-Anlagen

Teoh & Liebl (2016, S. 19) beschreiben folgende Einflussfaktoren als die wichtigsten für die Wirtschaftlichkeitsberechnung eines Photovoltaik-Eigenverbrauchsmodells:

- Eigenverbrauchsquote: Je höher der Anteil an selbst verbrauchtem Strom ist, desto höher sind die Einsparungen bei sinkendem Bezug von Strom aus öffentlichen Netz.

- Strompreis: Der Strompreis setzt sich aus drei Teilen zusammen. 38% des Preises beziehen sich auf die tatsächliche Stromlieferung, 38,2% auf die Steuern und Abgaben und 23,8% auf die Netzkosten. Der Strompreis für Privatkunden liegt zwischen 18 und 20 Cent/kWh, im gewerblichen Bereich ist er deutlich niedriger aufgrund des höheren Verbrauches.

- Anlagenpreis: Das Investitionsvolumen ist abhängig von der Anlagengröße und der Qualität der verbauten PV-Komponenten. Der Nettopreis liegt bei kleineren, im privaten Bereich verbauten Anlagen bei etwa 1.600 EUR/kWp, bei gewerblichen, größeren Anlagen liegt der Preis auf etwa 1.100 EUR/kWp.

Zudem gewährt der österreichische Staat Investitionszuschüsse, die bei Errichtung einer PV- Anlage beantragt werden können. Diese belaufen sich derzeit für Photovoltaikanlagen von 5

kWp bis 50 kWp auf 275 Euro/kWp für Aufdachanlagen, bei gebäudeintegrierten Anlagen auf 375 Euro/kWp. Dieser Investitionszuschuss ist mit maximal 40 % der anerkennbaren Investitionskosten gedeckelt. Das Errichten von Freiflächenanlagen ist von Unterstützungen ausgenommen (vgl. PV-Austria, 2017).

Einspeisetarife ab einer Anlagengröße von mindestens 5 kWp und maximal 200 kWp sind im Ökostromgesetz geregelt, welches erstmalig im Jahr 2002 bundeseinheitlich aufgesetzt wurde. Auf dessen Grundlage wird die Höhe der Einspeisetarife per Ökostromverordnung geregelt. Nach vertraglichem Abschluss gelten diese Tarife für eine Laufzeit von 13 Jahren. Für Antragsteller im Jahr 2017 beträgt die Vergütung 7,91 Cent/kWh (BGBl. II Nr. 397/2016). Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lagen die Einspeisetarife für PV-Anlagen zwischen 5 und 20 kWp bei 38 Cent/kWh (BGBl. II Nr. 42/2010).

„Geförderte Einspeisetarife spielten für die Verbreitung und Entwicklung der Photovoltaik eine tragende Rolle. Mit zunehmender Marktetablierung und dem Erreichen der Netzparität wenden sich immer mehr Länder vom System der gestützten Einspeisetarife ab und orientieren sich in Richtung Marktmechanismen. Diese Entwicklung begünstigt das Aufkommen neuer Geschäftsmodelle, welche insbesondere auf der Eigenverbrauchsoptimierung des selbst produzierten Stroms basieren (Teoh & Liebl, 2016, S 52).

Die Österreichische Energieagentur hat in Kooperation mit der LINZ STROM GmbH ein Berechnungs-Tool entwickelt, um eine rasche Abschätzung der Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen zu ermöglichen. Dieses Tool ist in Form einer leicht zu bedienenden Excel-Tabelle online abrufbar und wird laufend aktualisiert. Durch die Eingabe von verschiedenen Faktoren (wie zum Beispiel: Ort, Ausrichtung, Größe, Moduldaten, gewünschte Vergütung, Vorgehensweise vor/nach Einspeisetarif, Investitionskosten usw.) berechnet das Programm den spezifischen Energieertrag, die Investitionskosten und die Amortisationsdauer, aber auch die gesamten CO2-Einsparungen für eine Laufzeit von 25 Jahren. Zusätzlich erstellt es aus den errechneten Daten Diagramme, die detaillierte Information zu Fördertarifen, Barwerten und Kapitalwerteverlauf darstellen (Photovoltaic Austria, 2017a).

2.6 Beispiel zur Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage im Einfamilienhaus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 Wirtschaftlichkeit PV im Einfamilienhaus Eigene Darstellung (vgl. Teoh & Liebl, 2016, S. 20)

3 Contracting

Geilhausen et al. (2015, S3f) vertreten die Meinung, dass Energiemanagement5 in der Praxis aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet wird - der technischen und der organisatorischen. Technisch gesehen liegt das Hauptaugenmerk bei den Anlagen, die Energie verbrauchen, wobei wichtig ist, dass die Möglichkeit der Anpassung und der Optimierung bei Neuerungen erhalten bleibt. Die organisatorische Betrachtungsweise berücksichtigt vorrangig alle Prozesse, Abläufe und Verfahren, die mit dem Energiesektor zu tun haben, wie zum Beispiel dem Einkauf von Energie oder der Instandhaltung sowie der Betriebsweise. Auch die Bewusstseinsentwicklung für Ressourcenschutz und Energieeffizienz sind Bestandteile des organisatorischen Ansatzes im Energiemanagement. Diese beiden Perspektiven können durch den Ansatz des Contractings in Verbindung gebracht werden. Definition

„Wir werden Ihnen kostenlos eine Dampfmaschine überlassen. Wir werden diese installieren und für fünf Jahre den Kundendienst übernehmen. Wir garantieren Ihnen, dass die Kohle für die Maschine weniger kostet, als Sie gegenwärtig an Futter für die Pferde aufwenden müssen. Und alles, was wir von Ihnen verlangen, ist, dass Sie uns ein Drittel des Geldes geben, das Sie sparen."6

„Contracting“ ist ein englischsprachiger Begriff, der ins Deutsche übersetzt „Kontrahieren“, also das Abschließen eines Vertrages, bedeutet. Bei dieser Form des Vertragsabschlusses werden Aufgaben rund um den Bereich der Energieversorgung auf einen Dienstleister (Contractor) übertragen, welcher sich dazu verpflichtet, für eine vertraglich festgelegte Laufzeit die Versorgung des Contracting-Nehmers, beziehungsweise dessen Liegenschaft, mit der benötigten Energie - wie zum Beispiel Wasser, Wärme, Kälte oder Strom - zu übernehmen. Je nach Art beträgt die übliche Laufzeit im Bereich des Energie-Contractings zwischen 5-15 Jahren. Am Markt haben sich verschiedene Varianten etabliert, welche sich vor allem durch den Dienstleistungsumfang des Contractors unterscheiden. Neben der Energiebereitstellung umfassen die verschiedenen Contracting-Modelle zum Teil auch die Bereitstellung der benötigten Anlagentechnik und deren Wartung während der gesamten Vertragslaufzeit, des Weiteren sind verschiedene Garantien in den Verträgen enthalten, die die Versorgungssicherheit für den Contracting-Nehmer gewährleisten (vgl. Klöpfer & Kliemczak, 2015, S. 261f).

Contracting-Modelle im Bereich erneuerbarer Energien werden zum Großteil bei der Wärmelieferung angewendet. Laut Klöpfer & Kliemczak (2015) sind die Einsatzpotenziale von erneuerbaren Energien sehr unterschiedlich, weswegen nicht jede Form gleichermaßen für Contracting-Konzepte geeignet ist (vgl. Abbildung 4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Prozentualer Anteil eingesetzter Energieträger im Bereich der erneuerbaren Energien im Contracting-Markt Stand 2014 (Klöpfer & Kliemczak, 2015, S. 265).

ÖGUT (2005) nennt einige technische und organisatorische Anwendungsbereiche für Contracting-Modelle:

- Erneuerung des Heizkessels und Optimierung der Heizungsregelung  Energieeffiziente Beleuchtung

- Optimierung der Lüftung und Kühlung, Wärmerückgewinnung

- Wärmedämmung von Fassaden, oberster und unterster Geschossdecke  Umstellung auf erneuerbare Energieträger

- Einsatz erneuerbarer Energien (z.B. Solarstrom oder Solarwärme)

Durch das Anwenden von Contracting-Modellen werden wertsteigende Investitionen getätigt, die das eigene Budget nicht belasten, weil die Maßnahmen vom Contractor vorfinanziert werden. Dadurch verbessert sich die Liquidität, da das nicht verwendete Kapital anderweitig verwendet werden kann, außerdem werden eine Obergrenze der Energiekosten, beziehungsweise eine Energieeinsparung vertraglich garantiert. Durch die Auslagerung der Verantwortlichkeiten, liegt das Risiko der technischen und wirtschaftlichen Zuverlässigkeit beim Contractor, der mit seinem umfassenden Spezialwissen alle Möglichkeiten bei der Planung und der Realisierung ausschöpfen kann und dem Contracting- Nehmer die Möglichkeit gibt, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren (vgl. ÖGUT, 2005).

Contracting birgt aber vor allem für den Contractor gewisse Risiken, die schon im Vorfeld so gut wie möglich durch geeignete Maßnahmen abgesichert werden müssen (ASUE, 2005, S.

9):

- „Bonitätsrisiken͙
- ͙im Hinblick auf die langfristige Zahlungsfähigkeit des Nutzers (bei Industrieund Gewerbekunden meist höher als im kommunalen Bereich).
- Betriebsrisiken͙
- ͙im Hinblick auf die langfristige Gewährleistung der geplanten nlagenauslastung und das Preisrisiko (vom Contractor nicht beeinflussbare Risiken, die in der Preiskalkulation und -gestaltung genau berücksichtigt werden müssen).
- Technische Risiken͙
- ͙beim Bau und Betrieb der nlage sind aufgrund seiner technischen Kompetenz in der Regel überschaubar.“

3.1 Contracting Varianten

Klöpfer & Kliemczak (2015) sowie Geilhausen et al. (2015) nennen vier grundlegende Varianten des Contractings, die sich in der Verantwortung und den Zuständigkeiten von Seiten des Contracting-Nehmers und des Contracting-Gebers unterscheiden (vgl. Abbildung 5). Auch die DIN 8930 Teil 5 (11/03) unterscheidet zwischen denselben, in den Folgekapiteln behandelten Varianten. (vgl. ASUE, 2005, S. 4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3 Elemente der Wertschöpfungskette der unterschiedlichen Contractingvarianten (Klöpfer & Kliemczak, 2015, S 263)

3.1.1 Energieliefer-Contracting

Betrachtet man den Contracting-Markt, ist diese Variante (auch Anlagen-Contracting genannt) im Jahr 2016 mit einem Anteil von circa 84% (vgl. Klöpfer & Kliemczak, 2015, S. 263) die weitaus am häufigsten verwendete. Der Contractor übernimmt hier die komplette Energieund Medienversorgung sowie alle organisatorischen Prozesse wie die Planung, die Finanzierung, die Optimierung, aber auch der Instandhaltung und Wartung der Anlagen. Somit liegen alle rechtlichen, wirtschaftlichen und technischen Risiken beim Contractor, dieser ist gleichzeitig Eigentümer der Anlagen. Des Weiteren übernimmt er auch den Einkauf der Einsatzenergie und verkauft die benötigte Nutzenergie an den Contracting-Nehmer. Die Abrechnung ergibt sich aus Grundund Arbeitspreisen, die vertraglich geregelt sind (ebenda) Durch Finanzierungsund Investitionseinsparungen, Betriebsführungsentlastungen sowie die Risikoverlagerung auf einen spezialisierten Dienstleister und die mit dem Energieliefer- Contracting verbundenen Einkaufsvorteile für die zu nutzende Technik soll eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit für die Bereitstellung der Nutzenergie erreicht werden. Geilhausen et al. (2015, S. 322) spricht von dem Ziel, den maximalen Kundenvorteil bei minimalem Preis für die Lieferung fertiger Medien (Wärme, Energie,͙) zu generieren.

Langfristige Energieliefer-Contracting-Verträge, die normalerweise über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren abgeschlossen werden, sichern dem Contractor die Refinanzierung der Investitionen (vgl. Tabelle 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4 Beispiele für Preisbestandteile Contracting, Eigene Darstellung (vgl. OÖ Energiesparverband, o.J., S 7)

3.1.2 Einspar-Contracting

Bei dieser Form des Contractings, die Klöpfer & Kliemczak (2015, S. 264) auch Energie- Einspar-Contracting nennen, garantiert der Contractor dem Contracting-Nehmer eine Mindesteinsparung der Energiekosten auf die Vertragslaufzeit. Er identifiziert Energieeinsparpotenziale und ist für die Planung, Finanzierung sowie die Realisierung aller Maßnahmen zuständig, die zur Erreichung der festgelegten Einsparung führen. Die Anlagen sind im Regelfall Eigentum des Contracting-Nehmers, der Anlagenbetrieb und die - optimierung werden hingegen vom Contractor übernommen. Mit einer Beteiligung an den Einsparungen der Energiekosten finanziert der Dienstleister seinen Aufwand, jedoch fällt es auch zu seinen Lasten, sollte die festgelegte Einsparung nicht erreicht werden. Der Marktanteil des Einspar-Contractings beträgt etwa 6% (vgl. Klöpfer & Kliemczak, 2015, S 264).

Um die höchstmöglichen Einsparungen und die damit verbundene Wertsteigerungen der Gebäude zu erreichen, ist es von Seiten des Contracting-Nehmers oft sinnvoll, eine einmalige Investition zu leisten. Dies betrifft zum Beispiel den Tausch der Fenster oder die Erweiterung der Fassadendämmung und ist dann notwendig, wenn Maßnahmen des Contractors nicht über die Einsparungen refinanziert werden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Kostenüberblick Einspar-Contracting (OÖ Energiesparverband, 2017, S 6)

3.1.3 Technisches Anlagenmanagement

Bei der Variante des technischen Anlagenmanagements, auch Betriebsführungs-Contracting genannt, fallen laut Klöpfer und Kliemczak (2015, S. 264) lediglich der Betrieb und die Optimierung der Energieversorgungsanlagen in die Aufgabenbereiche des Contractors. Er bedient, überwacht und repariert die Anlagen, beziehungsweise übernimmt die Instandhaltung. Der Contracting-Nehmer finanziert diese, ist somit der Eigentümer und rechtlich für die Anlagen verantwortlich. Die Refinanzierung erfolgt durch eine Betreiberpauschale (vgl. VfW, 2017).

Der Marktanteil liegt bei etwa 7% (vgl. Klöpfer & Kliemczak, 2015, S. 264).

[...]


1 Georges T. Ross, 2011, zitiert von http://www.dieklimaschutz-

baustelle.de/zitate_erneuerbare_energien.html [Aufgerufen am 22.10.2017]

2 http://www.pvschule.at/foerderprogramm/photovoltaik/ [Aufgerufen am 17.10.2017]

3 https://www.bp.com/content/dam/bpcountry/de_de/ratio%2016-

9/grafiken_piktogramme/Funktionsprinzipeiner-Solarzelle.jpg [Abgerufen am 16.10.2017]

4 [Abgerufen am 16.10.2017]

5 „Energiemanagement ist die Kombination aller Maßnahmen, die bei einer geforderten Leistung einen minimalen Energieeinsatz sicherstellen. Es bezieht sich auf Strukturen, Prozesse und Systeme sowie auf menschliche Verhaltensweisen und -änderungen (Gabler Wirtschaftslexikon, 2017).“

6 James Watt, 1736-1819, zitiert von http://www.esamenergie.de/2-0-Contracting.html [aufgerufen am

17.10.2017]

Ende der Leseprobe aus 67 Seiten

Details

Titel
Der Landwirt als Energiewirt
Untertitel
Photovoltaik Contracting als wirtschaftliche Alternative zur Eigenstromproduktion am landwirtschaftlichen Betrieb
Hochschule
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Note
3
Autor
Jahr
2018
Seiten
67
Katalognummer
V417426
ISBN (eBook)
9783668695894
ISBN (Buch)
9783668695900
Dateigröße
1121 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
landwirt, energiewirt, photovoltaik, contracting, alternative, eigenstromproduktion, betrieb
Arbeit zitieren
Benedict Fröhlich (Autor:in), 2018, Der Landwirt als Energiewirt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417426

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