Windenergie in Deutschland. Gestern, heute, morgen

Wie ausbaufähig wird die Windenergie in Deutschland zukünftig noch sein?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Erneuerbare Energien in Deutschland

2. Windenergie in Deutschland

3. Wie ausbaufahig ist die Windenergie-Branche in Deutschland?
3.1 „Repowering“
3.2 Kraftwerksverbande
3.3 Offshore
3.4 Neue Standorte

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Erneuerbare Energien in Deutschland

Die fortschreitende Modernisierung und Industrialisierung ermoglichen und erfordern das Bestehen neuer Industrien. Durch den Austausch und die Weitergabe des Wissens, technologischen Wandel und Innovationen und den Strukturwandel innerhalb eines Landes entstehen neue, moderne Industriezweige, die wiederum den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel innerhalb eines Landes beschleunigen. Die in den neuen Industriebranchen hoheren Lohne und die damit verbundenen hoheren Lebensstandards fuhren den Wandel in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen fort (vgl. LEHNER, 2005). Experten sind sich uber die Zuordnung bestimmter Branchen zu den „neuen" oder den „alten" Industrien nicht immer einig. So ordnet beispielsweise Franz Lehner (vgl. LEHNER, 2005, S.12) den Kraftfahrzeugbau den alten Industrien zu. Der standige Bedarf neuer Kraftfahrzeuge und die Vielzahl der technologischen Innovationen, die diese Branche beinhaltet und sie vor einem negativen Lock-In bewahrt, legt aber auch eine Zuordnung zu den neuen Industrien nahe.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Einsatz von Energieträgern zur Stromerzeugung (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, 2011)

Auch die Branche der Erneuerbaren Energien kann zweifelsohne den neuen Industrien zugeordnet werden. Erneuerbare Energien heben sich von fossilen oder atomaren Energiequellen ab. Sie Einsatz von Energietragern zur Stromerzeugung[1] in Deutschland Verpflichtungen, Strom aus regenerativen Quellen in das Stromnetz einzuspeisen und zu verguten.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das dieses 2000 ersetzte, sollte verstarkt zum Aufschwung der erneuerbaren Energien fuhren. Nachdem der Ausstieg aus der Kernenergie im ersten Anlauf scheiterte, sorgte das Reaktorungluck in Fukushima, Japan, dafur, dass im Rahmen der Energiewende nicht nur verstarkt auf Erneuerbare Energien gesetzt, sondern auch ein kompletter Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 in Angriff genommen wird. Aktuell wird bereits mehr als ein Viertel des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen, davon wiederum ein Drittel aus Windenergie (on- und offshore), rund 30% aus Biomasse, 22,5% aus Photovoltaik-Anlagen und 13% aus Wasserkraft (vgl. Agentur fur Erneuerbare Energien, 2015).

Durch die angestrebte Energiewende, die zweifelsohne Teil der Umsetzung des Kyoto-Protokolls ist, soll der globale CO2-AusstoB im Zeitraum von 1990 bis 2020 um 40% gesenkt werden. Wahrend Deutschland die Vorgaben, die nationalen Emissionen bis 2008 um 21% zu senken erfullt hat, bewegt sich der globale Trend in eine ganz andere Richtung: Der weltweite AusstoB von Kohlenstoffdioxid stieg um etwa 29%. Zuruckzufuhren ist dies zum einen auf Industriestaaten wie die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada, auf der anderen Seite auf aufstrebende Schwellenlander wie China und Indien, die einen Konflikt zwischen Industriewachstum und Klimaschutz sehen (vgl. Bundesministerium fur Umwelt und Naturschutz, 2015).

Auch in Deutschland fuhrt das Wachstum von Wirtschaft und Gesellschaft zu einem immer hoheren Energiebedarf. Dieser steht dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem zum Teil geplanten Ruckgang der Energiebeschaffung aus Kohlekraftwerken in Deutschland gegenuber. Die Bedeutung regenerativer Energien ist grower als je zuvor.

Insbesondere die Windenergie, die bereits jetzt den groBten Teil der Energie aus erneuerbaren Ressourcen in Deutschland deckt, soll in diesem Paper beleuchtet werden. Dabei werden zunachst die Standortkriterien vorgestellt und anschlieBend die Grenzen aufgezeigt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Mittlere Windgeschwindigkeiten in Deutschland (Fraunhofer IWES, o.J.)

„Bis zum Jahr 2020 soil der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energietragern fauf mindestens 35% gesteigert werden" (Umweltbundesamt, 2013, S.6). Um Energie aus Windkraft zu gewinnen, wird Wind benotigt. Bebauung, Bepflanzung, Relief und andere klimageographische Faktoren sind dafur verantwortlich, dass die mittleren Windgeschwindigkeiten und somit die Lukrativitat der Energiegewinnung in Deutschland ungleichmaBig verteilt sind. Die im Norden auftretenden hoheren Windgeschwindigkeiten spiegeln sich auch in der Anzahl der dort aufgestellten Windenergieanlagen wieder. Wahrend Bayern nur rund 800 Anlagen zahlt, konnte das Land Niedersachsen im Jahr 2009 5.600 Anlagen aufweisen (vgl. Fraunhofer IWES, 2014).

Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2009 zeigt auBerdem, dass Kraftwerke wie Windenergie- Anlagen oder Photovoltaik-Anlagen eine viel hohere Toleranz aufweisen konnen, als beispielsweise ein Atomkraftwerk. So waren nur 4% der Befragten bereit, ein Kernkraftwerk in direkter Wohnortnahe zu akzeptieren, wohingegen 55% kein Problem damit hatten, in unmittelbarer Nahe eines Windkraftwerks zu wohnen (vgl. BOSCH und PEYKE, 2009, S.53).

Am Beispiel des Unternehmens Siemens Wind Power, das seinen Sitz in Hamburg hat, konnen die Kriterien der Standortwahl eines Unternehmens der Windenergie-Branche verdeutlicht werden. In Hamburg sind zudem andere Unternehmen der Branche wie adwen Wind GmbH, Avantis, DeWind, Nordex SE und Prokon, sowie Energieversorgungsunternehmen wie ewe, e.on, Vattenfall und RWE als Dienstleister ansassig. So profitiert das Unternehmen von Agglomerationsvorteilen wie dem Austausch von Wissen, einer gut ausgebauten Infrastruktur, dem groBes Angebot des Arbeitsmarktes und der Nahe zu Forschungseinrichtungen. Als Austragungsort der WindEnergy- Messe bietet Hamburg auBerdem Kontakt zu anderen Akteuren der Branche. Eine wichtige Rolle spielt auch die raumliche Nahe zu Zulieferern und das Absatzpotenzial. Auf diese Art und Weise konnen Transportkosten minimiert werden. Die Zulieferer und die Testfelder von Siemens Wind Power befinden sich in Danemark, die starken Windgeschwindigkeiten im Norden Deutschlands erhohen das Absatzpotenzial vor Ort.

Doch dem Absatzmarkt sind hierzulande Grenzen gesetzt, was am Raumbeispiel von Schleswig- Holstein besonders deutlich wird. Das Land zahlte 2014 rund 3.400 Windenergie-Anlagen, die 5.165MW produzieren, funf weitere Windparks waren in Planung. Mit 1293MW verzeichnete Schleswig-Holstein den groBten absoluten Leistungszuwachs (Fraunhofer IWES, 2014). Im Januar 2015 erklarte das Oberverwaltungsgericht zwei der funf Planungsgebiete fur unwirksam. Im Juni verabschiedete das Kabinett deswegen einen Erlass, der die Grundlage der neuen Regionalplanung bilden sollte. „Mit dem neuen Erlass ist der Windenergieausbau in Schleswig- Holstein gesichert, ohne dass eine unkontrollierte Verspargelung droht", sagte der Ministerprasident Thorsten Albig diesbezuglich. Abgewagt werden kunftige Entscheidungen anhand eines Kriterienkatalogs. Uberplante Innenbereiche, sprich Industriegebiete, eine Anbauverbotszone an StraBen, deren GroBe abhangig vom Typ der StraBe ist, Binnen- und BundeswasserstraBen und Schutzstreifen an Gewassern, militarische Schutzgebiete, Naturschutzgebiete und gesetzlich geschutzte Biotope gehoren zu den harten Kriterien des

Kriterienkatalogs und durfen nicht mit Windkraftanlagen bebaut werden. Ein Abstand zu Wohnhausern und Siedlungen, zu Gleisanlagen, Deichen und Kustenschutzanlagen, Funkanlagen, Waldern und Kustenstreifen schranken die verfugbare Flache weiter ein (vgl. Landesregierung Schleswig-Holstein, 2015).

Dieser Platzmangel ist das direkte Ergebnis der restriktiven Regionalpolitik Schleswig-Holsteins. Das Ausweichen auf Offshore-Standorte liegt daher nahe, nicht zuletzt, weil Offshore-Windenergie- Anlagen durchschnittlich 50% mehr Ertrag bringen (BOSCH und PEYKE, 2009, S.55). Die langsam abfallenden Meeresboden vor unseren Kusten begunstigen die Verwendung von Offshore-Anlagen, da diese in der Regel nur bis zu einer Wassertiefe von 40 Metern lukrativ betrieben werden konnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Offshore-Standorte vor der Nordwestküste Deutschlands (Bundesamt für Naturschutz, 2015)

Eingegrenzt wird die mögliche Fläche durch die Ausschließliche Wirtschaftszone (s. Abb. 3, rote Linie), das ist der Raum, der sich bis zu 200 Seemeilen vor die Küste des Staates erstreckt und in dem der Staat das alleinige Recht der wirtschaftlichen Nutzung genießt. Durch die Nachbarstaaten Dänemark und die Niederlande verlaufen die Grenzen entsprechend nah beieinander. Der Raum, der theoretisch zur Bebauung mit Offshore-Anlagen zur Verfügung steht, wird durch weitere Faktoren begrenzt. Der Nationalpark Wattenmeer, in dem bestehende Tier- und Pflanzenarten geschütztund ein natürlicher Ablauf gewährleistet werden muss, ist die Bebauung mit Windenergie-Anlagen verboten. In Küstennähe ist das Bauen von Windkraftanlagen ebenfalls nicht gestattet, hier sind Schifffahrt, Tourismus und Naturschutz vorrangig. Schifffahrt-Straßen und Vogel- und Naturschutzgebiete schränken den Platz auch in der Ausschließlichen Wirtschaftszone ein (vgl. Landesregierung Schleswig-Holstein, 2015).

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Details

Titel
Windenergie in Deutschland. Gestern, heute, morgen
Untertitel
Wie ausbaufähig wird die Windenergie in Deutschland zukünftig noch sein?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V417451
ISBN (eBook)
9783668670037
ISBN (Buch)
9783668670044
Dateigröße
1115 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
windenergie, deutschland, gestern
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Kevin Ruser (Autor:in), 2015, Windenergie in Deutschland. Gestern, heute, morgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417451

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