Analyse - Josquin Desprez:
Motette Virgo Salutiferi
Die vorliegende Motette Virgo salutiferi des frankoflämischen Komponisten Josquin Desprez wurde 1518 veröffentlicht und ist neben einer Messe (Missa Hercules Dux Ferrarie) und der Motette Miserere Mei Deus dem Herzog von Ferrara gewidmet . Sie zeigt die für Josquin charakteristische Technik der melodischen Imitation, die eine Behandlung des Textes aufweist, die die im Humanismus entwickelte Aufmerksamkeit auf den individuellen Ausdruck wiederspiegelt. Dieses Vorgehen steht im Gegensatz zu der abstrakteren Einstellung zu Komposition, wie sie in der vorausgegangenen Epoche durch streng rationale Strukturierung üblich war. Die Musik der Renaissance trug das Ideal der "varitas", der ständigen Veränderung der musikalischen Elemente einer Komposition, und zwar der rhythmischen Bewegung ebenso wie der Melodieführung. Die durchimitierte Motette trägt neben der melodischen Ausarbeitung auch eine wichtige rhetorische Funktion. Der Text beinhaltet ein Ave Maria, das höchst anspruchsvoll melodisch verziert wird und dem ab dem 14. Jahrhundert aufgekommenen Marienkult entspricht.
Josquins Zyklus Motets à la Vierge enthält neben dem dreiteiligen Virgo salutiferi noch die jeweils zweiteiligen Motetten Recordare Virgo Mater, Regina caeli und Ave maris stella. Nach eigener Übersetzung lautet der Inhalt der Takte 1-55 folgendermaßen: "Jungfrau, Jungfrau, jungfräuliche Mutter des heilbringenden Donnerers (starken Gottes) und einziger Stern des wellenreichen Meeres, freundlicher Stern des wellenreichen Meeres, den der Vater der (aller) Dinge ...". Aus der Betrachtung des gesamten Inhaltes wird ersichtlich, dass der Meerstern Maria vor der Sturmgefahr auf See bewahren soll.
Um dem Text die beabsichtigt betonte Bedeutung zu verleihen, nutzt Josquin eigene satztechnische Verfahren: Einem Textteil entspricht eine melodische Phrase, das Soggetto. Die Soggetti werden mit wechselnden Einsatzfolgen imitatorisch durch die Stimmen geführt, wobei die rhythmische Identität entscheidender ist als die melodische, und die Nachahmung des melodischen Kopfes wichtiger ist als das ganze Soggetto. Das Reihungsprinzip wird geschmeidig verdeckt.
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Inhaltsverzeichnis
- Die Motette Virgo salutiferi
- Einführung
- Text und Melodie
- Der Satzbeginn
- Der zweite Abschnitt
- Die Takte 13-15
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Analyse befasst sich mit der Motette Virgo salutiferi des frankoflämischen Komponisten Josquin Desprez. Sie untersucht die charakteristische Technik der melodischen Imitation in diesem Werk und analysiert die Beziehung zwischen Text und Musik.
- Melodie und Text in der Motette Virgo salutiferi
- Die Rolle der melodischen Imitation
- Die Bedeutung des Marienkults in der Renaissance
- Die Satztechnik Josquin Desprez
- Die Stimmführung und ihre Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Motette Virgo salutiferi
Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Motette Virgo salutiferi und stellt den Kontext ihrer Entstehung und Bedeutung dar.
Text und Melodie
Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Text und Melodie in der Motette. Es wird die Rolle der melodischen Imitation und die Verwendung von Verzierungen untersucht.
Der Satzbeginn
Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Satzbeginn der Motette, analysiert den Kanon zwischen den Stimmen und die besondere Rolle des Tenors.
Der zweite Abschnitt
Dieses Kapitel untersucht den zweiten Abschnitt der Motette, wobei der Schwerpunkt auf der Stimmführung und der Rhythmusgestaltung liegt.
Die Takte 13-15
Dieses Kapitel analysiert den Abschnitt zwischen Takt 13 und 15 im Detail, wobei die Melismen, die Harmonie und die Stimmführung im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Josquin Desprez, Motette, Virgo salutiferi, melodische Imitation, Marienkult, Renaissance, Satztechnik, Stimmführung, kontrapunktische Musik, Kanon, Melismen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2002, Analyse - Josquin Desprez: Motette Virgo Salutiferi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4181