Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung in die Thematik
2. Grundlegende Entwicklungen
2.1 Altersstruktur in Deutschland
2.2 Geburtenzahlen in Deutschland
3. Erklarungsansatze
3.1 Jahrgang und Kinderanzahl
3.2 Kinderlosigkeit und Bildungsniveau
4. Ulrich Becks Individualisierungsthese
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung in die Thematik
Die folgende Ausarbeitung soil den Sachverhalt des Geburtenruckgangs und der Altersstruktur der Bundesrepublik Deutschland (und der ehemaligen DDR) in seinen Ursachen und Wirkungen darstellen. Zunachst sollen die Problematiken anhand amtlicher Statistiken, Tabellen, etc. aufgezeigt und erlautert werden, um im Verlauf der Ausarbeitung die Relation zwischen den aufgezeigten Daten und der in den 1980er Jahren, von Ulrich Beck begrundeten Individualisierungsthese transparent werden zu lassen. Des weiteren soll die Frage, ob sich die Individualisierungsthese aus den 1980er Jahren heute bestatigen lasst, im Fazit der Ausarbeitung beantwortet werden. Diese Fragestellung stellt die Leitfrage der Ausarbeitung dar. Da sich die Ausarbeitung auch auf einen Zeitraum vor der deutschen Wiedervereinigung bezieht (1964 - 1900), werden ebenso Daten der ehemaligen DDR verwendet, um bei einem spateren Vergleich zwischen der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland (ohne der DDR) und dem wiedervereinigten Deutschland an keine Probleme in der Relation von Geburtenziffern zu stoBen.
Der Begriff des Geburtenruckgangs ist ein maBgeblicher Faktor fur den „demografischen Wandel“, welcher mitunter eine Veranderung der Altersstruktur innerhalb einer Gesellschaft beschreibt. Somit hangen die Begriffe „Altersstruktur“ und „Geburtenruckgang“ unmittelbar zusammen. Allerdings gibt es, neben dem Geburtenruckgang, noch viele weitere Grunde fur eine Veranderung der Altersstruktur in einer Gesellschaft. Faktoren wie die langere Lebenserwartung beim Menschen und die immer besser werdende, medizinische Versorgung und Migration spielen unter anderem eine groBe Rolle fur den demografischen Wandel. Im Allgemeinen stellt ein fortdauernder Geburtenruckgang die Gesellschaft, in der er passiert, vor zahlreiche politische und wirtschaftliche Probleme. Ist die Mortalitat (Sterblichkeitsrate) hoher als die Fertilitat (Geburtenentwicklung) einer Nation, muss sich diese an die kommenden Auswirkungen dessen anpassen. Zum Beispiel steht bei einem gleichbleibenden Renteneintrittsalter die wachsende Zahl der Rentenempfangern gegenuber der schrumpfenden Zahl von Beitragszahlenden der gesetzlichen Rentenversicherung, was zur Erhohung des Renteneintrittsalter sowie einer Kurzung der Beitrage fuhrt. Werden die Bildungsinvestitionen pro Schuler in Deutschland nicht erhoht, mussen Schulen, insbesondere Vor-, und Grundschulen geschlossen, oder zusammengeschlossen werden. Ebenso hat der demografische Wandel massive Auswirkungen auf infrastrukturelle Aspekte einer Gesellschaft. Die Uberalterung fordert eine Gewahrleistung der Mobilitat bei alten Menschen sowie ein groBeres Angebot von Pflegeheimen oder Losungen wie dem „betreuten Wohnen“.
Die Individualisierungsthese wurde in den 1980er Jahren durch Ulrich Beck in neueren, soziologischen Debatten uber gesellschaftliche Modernisierungsprozesse eingefuhrt. Sie umfasst mehrere Dimensionen, die im Verlauf der Hausarbeit noch detailliert beschrieben werden. Zusammenfassend sagt die Individualisierungsthese inhaltlich aus, dass sich das fruhere, burgerliche Gesellschafts-, und Lebensbild auflost und anhand anderer Prioritaten neu „formatiert“.
Diese Ausarbeitung soll und kann die Frage, warum der demografische Wandel auf diese Weise stattfindet nicht beantworten. Es soll lediglich aufgezeigt und erlautert werden, dass sich Aspekte, der in den 1980er Jahren begrundeten Individualisierungsthese heute mit dem Hintergrund des Geburtenruckgangs und der Altersstruktur bestatigen lassen.
2. Grundlegende Entwicklungen
Im folgenden Kapitel sollen die Entwicklungen von der Geburtenzahl und der Altersstruktur in Deutschland ab dem Jahr 1960 dargestellt werden. Die Entwicklungen werden zunachst einmal anhand amtlicher Statistiken aufgezeigt, was dem grundliegenden Verstandnis, der damit einhergehenden Problematiken dient. Die Daten der unten aufgefuhrten Tabellen wurden beide jeweils vom statistischen Bundesamt erhoben. Die Ausarbeitung baut auf diesen Statistiken auf, da diese die grundliegenden Tatsachen uber die Altersstruktur und die Geburtenzahlen in Deutschland transparent werden lassen. Ohne diese Transparenz ist es nicht moglich die vielseitigen Ursachen und Wirkungen der Problematiken aufzufuhren und zu erlautern.
2.1 Altersstruktur in Deutschland
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Die oben aufgefuhrte Statistik wird auf der Webseite der Bundeszentrale fur politische Bildung veroffentlicht, verantwortlich fur die Erhebung der Daten ist jedoch das statistische Bundesamt. Die Daten der Statistik uber die Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland werden von 1960 bis 2013 amtlich festgehalten (ab 2011 bis 2013 anhand des Mikrozensus) und bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Die Prognose fuhrt das statistische Bundesamt im Rahmen der 13. koordinierten Bevolkerungsvorausberechnung im Jahr 2015 durch, dabei werden acht Varianten fur die Bevolkerungsvorausberechnung vollzogen, welche sich hinsichtlich der Berechnung des Wanderungssaldos, der Fertilitat und der durchschnittlichen Lebenserwartung bei Mannern und Frauen unterscheiden (1 Statistisches Bundesamt 2015). Bei der Datenerhebung handelt es sich um eine wiederholte Querschnitterhebung (bis zu dem Jahr 2013), das bedeutet, dass das statistische Bundesamt wiederholt die Daten der amtlichen Register ausgewertet hat, in dem jeder in Deutschland lebende Mensch verzeichnet sein muss. Menschen die sich illegal in Deutschland aufhalten werden dabei nicht berucksichtigt. Finanziert wurde die Datenerhebung mit Bundesmitteln, da das statistische Bundesamt ein Teil des deutschen Innenministeriums ist.
Das Stabdiagramm beschreibt die deutsche Bevolkerungsentwicklung hinsichtlich ihrer Altersstruktur in absoluten Zahlen in der Zeitspanne von 1960 bis 2050. Zu beobachten ist die enorme Verschiebung der Altersstruktur im Zeitverlauf. Bis zum Jahr 1970 spurt die deutsche Gesellschaft noch eine starke „Verjungung“ mit einem Anstieg auf insgesamt 30,0% der unter 20-jahrigen und 50,0% der zwischen 20 und 60-jahrigen. Dieser Schub ist dem sogenanntem „Babyboom“ zu verdanken, welcher sich bis Ende der 1960er Jahre ereignete (1 Bundeszentrale fur politische Bildung 2014). Von da an ereignet sich ein starkes Schrumpfen der unter 20-jahrigen, bis zum Jahr 2000 sinkt der jungste Anteil der Bevolkerung auf 21,1%. Im selben Zeitraum steigt der Bevolkerungsanteil der 60-jahrigen und Alteren von 20% auf 23,6%. 3,6% hort sich zunachst einmal nicht nach einem gewaltigen Wachstum an, daneben mussen Dinge wie die Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung beim Menschen in dem Zeitraum und die Fertilitat beachtet werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist im Jahr 2000 schon bei 75 Jahren von neugeborenen Jungs und bei 81 Jahren von neugeborenen Madchen angelangt. In den 1970er Jahren liegt dieser Durchschnitt noch bei neugeborenen Jungs bei 68 Jahren und bei neugeborenen Madchen bei 74 Jahren. Im selben Zeitraum (1970-2000) ist der Anteil der Bevolkerung zwischen 20 und 60 Jahren von 50,0% auf insgesamt 55,3% gestiegen. Dieser Anteil der Bevolkerung bleibt im nachsten Zeitverlauf bis 2010 gleich, wahrend der Bevolkerungsanteil der uber 60-jahrigen von 23,6% auf 26,3% steigt. Bis zum Jahr 2010 ist der jungste Bevolkerungsanteil schon auf 18,4% gesunken. Das zeigt, dass sich der jungste Teil der Bevolkerung in 40 Jahren um fast die Halfte verringert hat. Bis zum Jahr 2013 verringert sich der Anteil der unter 20-jahrigen nur noch um 0,3%. Allerdings wird ab diesem Jahr ein weiterhin stetiges Schrumpfen fur den jungsten Bevolkerungsanteil prognostiziert. Von 2010 bis 2013 ist der Bevolkerungsanteil der uber 60-j ahrigen von 26,3% auf 27,1% gestiegen, knapp 1% Wachstum in drei Jahren. Bis zum Jahr 2020 prognostiziert das statistische Bundesamt ein Wachstum auf 29,5% des altesten Bevolkerungsanteils. Bis 2050 sollen sogar schon 37,6% der Bevolkerung 60 Jahre alt oder alter sein. Das steht im groBen Kontrast zum vergleichsweise sehr kleinen prozentualen Bevolkerungsteil der unter 20-jahrigen, welcher im Jahr 2050 auf 16,2% geschrumpft sein soll.
2.2 Geburtenzahlen in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die oben angezeigte Grafik wird veroffentlicht in einer Broschure des statistischen Bundesamtes zu „Geburten in Deutschland“ Ausgabe 2012 auf der Webseite Destatis. Die verwendeten Daten werden von dem statistischen Bundesamt selbst erhoben bzw. ausgewertet indem jede auf dem Bundesgebiet Deutschlands passierte Geburt, den jeweilig zustandigen Amtern gemeldet werden muss. Diese geben die Daten dann an die Landesamter weiter, wo sie fur das statistische Bundesamt bereitgestellt werden. So kann das statistische Bundesamt dann beispielweise den Geburtendurchschnitt eines Jahres errechnen (2 Statistisches Bundesamt 2012). Finanziert wird das statistische Bundesamt mit Bundesmitteln, da es ein Teil des deutschen Innenministeriums ist. Bei der aufgefuhrten Grafik handelt es sich um eine wiederholte Querschnittserhebung, was bedeutet, dass das statistische Bundesamt wiederholt die vorhandenen Daten der Geburten auf deutschem Bundesgebiet ausgewertet und somit die Durchschnittszahl errechnet hat. Die Grafik zeigt die zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland (und der ehemaligen DDR/BRD) in dem Zeitraum von 1952 bis 2010. Der gelbe Graph beschreibt die zusammengefasste Geburtenziffer der BRD und der blaue Graph beschreibt diese der ehemaligen DDR. Ab dem Jahr 1990 ist ein orangefarbener Graph eingefuhrt, welcher die zusammengefasste Geburtenziffer des wiedervereinigten Deutschlands beschreibt. Deutlich zu erkennen ist ein leichter Anstieg des blauen und des gelben Graphen in den 1960er Jahren auf bis zu 2,5 Geburten pro Frau. Dieser Anstieg ist als der „Babyboom“ zu interpretieren, welcher sich bis zum Jahr 1970 ereignete.
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